Zwischen Heinrich und Jeanniene. Wilhelm Kastberger

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Zwischen Heinrich und Jeanniene - Wilhelm Kastberger

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dem etwas schrullenhaften Astrophysiker Dr. Dr. Hieronymus Bachstein von Plast dürfte sich, hinsichtlich seiner etwas verschoben aussehenden Ehegattin, mittlerweile ein dickes Fell über seine Sinne gestülpt haben.

      Er und Dr. Rodeo Albrecht waren etliche Jahre lang, gemeinsam mit vier weiteren Physikern Mitglieder einer elitär ausgewählten Gruppe in CERN, an der Europäischen Organisation für Kernforschung, tätig. Die beiden Wissenschaftler arbeiteten gemeinsam an einer besonders detailliert ausformulierten, aber streng geheimen Forschungsaufgabe.

      Warum gerade die zwei hochrangigen Spezialisten der Physik dieses weltweit anerkannte Institut verlassen haben, freiwillig oder unfreiwillig, darüber wurde gegenseitiges Stillschweigen vereinbart.

      In den letzten zwei Monaten ist im Forschungszentrum CERN allerdings durchgesickert, dass Dr. Dr. Hieronymus Bachstein von Plast und Dr. Rodeo Albrecht auf ein Teilchen gestoßen sind, das alleine schon vom Aufbau her, zwar nicht absolut, aber doch eher unbekannt gewesen war. Das winzige Teilchen erregte zumindest den Verdacht, es könnte sich dabei um etwas ganz Neues, vielleicht sogar eine Ergänzung zum Periodensystem werden. Das würde ungeachtet des riesigen Erfolges, eine kaum mehr kontrollierbare Revolution innerhalb der Wissenschaften hervorrufen.

      Wie in jedem Großbetrieb gibt es Neider, so ist auch CERN nicht gerade damit verschont geblieben. Einige von diesen möchten mit höheren Weihen, nämlich als Nobelpreisträger, in die Geschichte eingehen.

      Nur die zwei Physiker Bachstein von Plast und Albrecht wollten an dem geistigen Gemetzel, das sich unvermeidbar zwischen den Wissenschaftlern zugetragen hätte, nicht teilhaben. Sie nahmen ihre Hüte samt dem entdeckten Teilchen und werden mit diesem ihre Forschungen an einem anderen noch unbestimmten Ort fortsetzen.

      Eine andere Version in der Gerüchtezentrale gab es auch noch: Bekanntgeworden ist nämlich, dass wenigstens einer beiden einen Stromunfall mit tödlichem Ausgang mitverschuldet haben musste. Die internationalen Medien berichteten damals überschwänglich über das seltene Ereignis. Aus immer noch ungeklärter Ursache gelang es einen völlig Außenstehenden in das innere Heiligtum, dieser streng bewachten Anlage zu gelangen. Es ging alles offenbar sehr schnell und die Überwachungskameras lieferten keine Videos. Letztlich genügte ein Biss in ein rotummanteltes Kabel, um einerseits den LHD still- und den Marder flachzulegen.

      Alles geht einmal zu Ende, auch die Feier löste sich gegen drei Uhr früh langsam auf. Die meisten Gäste blieben die restliche Nacht im hauseigenen Hotel. Nur jene, die am Dirigententisch versammelt gewesen waren, ließen sich mit getrennten Taxis in ihre Bleibe zurückbringen. Alice und Javier de Rossi fuhren zu ihrer Villa westlich von Salzburg. Das Ehepaar von Plast, Dr. Rodeo Albrecht und Antonietta wohnten zufälligerweise im selben Hotel in der Innenstadt.

      Mariella Nadja Todorova war, wie auch ihr Maxl, von den vielen Durcheinander an alkoholischen Gesöffen ordentlich beschwipst, um nicht den Ausdruck die Nähe zum Vollrausch verwenden zu müssen. Aber da war schon eine Prise Wahrheit mit dabei, sonst hätten die beiden am übernächsten Morgen nicht so intensiv nachzudenken brauchen. Sie wussten angeblich nicht mehr, wie sie ins Hotel gekommen sind, und hatten überdies keine Vorstellung darüber, in wessen Betten sie nun achtzehn Stunden lang oder mehr geschlafen hatten.

      Mariella Nadja Todorova wurde nicht nur im Zimmer, sondern nebenbei bemerkt im Doppelbett bei ihrem Maxl munter. Das wäre an sich auch noch kein Weltuntergang gewesen. Er schlief hörbar tief und fest und schien bereits Träume in die Wirklichkeit zu senden. Als Beweis dafür tappte er nämlich unbeholfen zuerst mit der linken Hand und dann mit seinen Fußspitzen an den vermeintlich schlafenden Körper seiner Geliebten.

      Vermutlich durch diese Geste der Höflichkeit dürfte Mariella Nadja Todorova aus einem halbbewusstlosen Zustand endlich erwacht sein. Allerdings musste sie erkennen, dass sie mehr oder weniger halbnackig im Bett neben ihm lag.

      Ihre seelische Empörung war zunächst einmal für Bruchteile einer unmessbaren Zeit dementsprechend groß. Ihre innere Auflehnung darüber senkte sich jedoch so rapide, wie die Luft aus dem Fahrradschlauch, aus dem man soeben einen Teppichnagel herausgezogen hatte.

      Der Graf Maxl lag, im Gegensatz zu ihr, pudelnackig im Bett. Das war natürlich eindeutig. Was geschehen oder vermutlich gar nicht eingetreten ist, bleibt der Fantasie der Dame vorbehalten. Und sie hatte entschieden. Unvermeidbar war es nicht.

      Gegenseitige Schuldzuweisungen wären völlig fehl am Platz gewesen, obwohl in diesem Falle das Bett ein überaus geeigneter war.

      So nahm Mariella Nadja Todorova, nach dem sie ihre Gedanken und ihre strähnigen Haare geordnet hatte, die günstige Gelegenheit beim Schopf oder griff woanders zu und rüttelte damit ihren Maxl aus seinem vorgetäuschten Tiefschlaf.

      Er war im Gegensatz zu seiner Bettgenossin schon stundenlang wach und genoss ihr kräftiges Wachrütteln an Teilen seines Körpers. Im Anschluss daran genossen beide ein deftiges Frühstück, welches der Zimmerkellner ihnen vor die Türe gestellt hatte.

      „Guten Morgen, wie sehen ich muss, schlafe ich im Bett in deiniges. Ich schlafe gut neben dir und träumt, du musst kommen mit mir in meine Blütengartenmeer nach Bulgarien. Ich brauche dringend Mann starken, der im Betrieb Führender sein soll und auch bei mir. Du verstehste mich, oder?“

      Nach diesem nicht besonders schwer verständlichen, aber eindeutigen Monolog tauchten sie aufs Neue wieder ab ins Bett. Mariella Nadja Todorova hätte bestimmt noch eine Stunde weitergeplaudert, wenn nicht der Maxl ihr eine länger anhaltende Mund zu Mund Beatmung verpasst hätte.

      Für die geküsste Dame war das allem Anschein nach die bestformulierteste, tiefgründigste vertragliche Zustimmung, die sie sich in dieser Ausführung nicht einmal im Traum vorstellen hätte können. Maxl hingegen gab sich gelassen. Mit dieser Geste unterstrich er gleichsam ein imaginäres Protokoll mit Augenzwinkern, welches in etwa lautete: Er werde zwar seine geschäftliche Niederlassung in Bayern nicht zur Gänze aufgeben. Andererseits könne er sich aber gut vorstellen, dass er in naher Zukunft auf die Vermehrung der Blüten im Blütengartenmeer unbedingt Bedacht nehmen werde müssen. Und hier endete dann abrupt sein nervöses Augenzwinkern, atmete tief ein und nahm erneut das eben unterbrochene Berührungsritual mit seiner neuen Partnerin auf.

      Die darauffolgende Ausarbeitung des Gesellschaftsvertrages wurde dann, tiefenpsychologisch betrachtet, wesentlich in allen Einzelheiten noch durchdringender fortgesetzt. Mit der Beseitigung sämtlicher, zu Anfang noch bestehenden Klauseln, wurde zu guter Letzt das Scheinformular mit allen erdenklichen Unwahrscheinlichkeiten ausgefüllt. Die ursprünglich nicht unbedingt reibungslos verlaufenden Verhandlungen, die ja bekanntlich gemeinsam im Doppelbett, mit gegenseitigem strategischen Einfühlungsvermögen, geführt worden sind, dauerten schlussendlich bis in die späteren Mittagsstunden.

      Es dürfte kaum jemand von den beiden mitbekommen haben, dass am Kalenderblatt in der Portierloge inzwischen schon Montag, der 5. August 2013 vermerkt war.

      Am Nachmittag, so gegen sechzehn Uhr waren Mariella Nadja Todorova mit ihrem Maxl, zusammen mit Alice de Rossi in einem Caféhaus in der Salzburger Innenstadt verabredet. Bei Kaffee und einem köstlich sortierten Kuchentablett wurde die Kunst der Selbstdarstellung von Antonietta und Dr. Rodeo Albrecht, sozusagen als geeignetes, stets wiederholbares Regiegespräch, auf den runden marmornen Tisch, erneut ausgebreitet.

      Alice verteidigte in einem auswendiggelernten Plädoyer Antoniettas schillerndes Auftreten bei der Prämieren-Feier in diesem Nobelhotel-Restaurant. Alice betonte allen Ernstes und das gleich mehrfach, Antonietta sei halt eine Aktivistin aus Leidenschaft. Überdies unterstrich Alice bei ihrem Monolog, den sie ja zur Ehrenrettung der Dame, wie schon vorhin bemerkt, einstudiert haben musste, mit einer jämmerlich gespielten, aber trotzdem erkennbar gereizten Gestik,

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