Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie. Angelika Nickel

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Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie - Angelika Nickel

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dir keine Sorgen. Es ist..., ach, nur mein Kreislauf, der ein bisschen schlapp macht. Nichts, das nicht mit ein paar Stunden Schlaf wieder auskuriert werden könnte.«

      »Ganz sicher?« Zögernd stieg Pete aus und schloss die Beifahrertür.

      »Ganz sicher.« Sie wandte sich an Dump. »Jesse, du gehst bitte zu Bill und lässt ihn eine Phantomzeichnung von der Leiche anfertigen. Bis ihr Feierabend habt, werde ich soweit hergestellt sein, dass ich heute Abend noch ein paar Stunden Büroarbeit verrichten kann. Morgen in aller Frühe treffen wir uns dann wieder in alter Frische im Büro. Und sollte Miraldi nach mir fragen, sag ihm einfach, dass mir nicht wohl ist, und ich ein paar Stunden Auszeit nehme. Nach all meinen Überstunden kann er ohnehin nichts dagegen sagen.«

      »Aber wird der Alte nicht stinksauer werden, wenn er das hört?« Jesse sah Lotte irritiert an. Was hatte er nur gesagt, das sie dermaßen aus der Fassung geraten ließ? Seit er die Lombard kannte, hatte sie sich noch nie eine Auszeit genommen, gleich, wie viel Überstunden sie auch gemacht hatte. »Immerhin will er, dass wir die Leiche wiederfinden.«

      Lotte winkte ab. »Wo immer die Leiche auch sein mag, toter kann sie nicht werden. Und bisweilen haben wir unser Bestes getan, um sie wiederzufinden. Bevor wir weiter agieren können, müssen wir erst einmal wissen, um wen es sich bei der Leiche handelt. Deswegen, Jesse, geh zu Bill...« Das Fenster des Beetles fuhr surrend hoch. Gleich darauf fuhr sie davon.

      Jesse und Pete sahen ihr perplex hinterher.

      »Irgendetwas ist doch mit ihr.« Pete kramte in seiner Hose nach seinem Autoschlüssel.

      »Ja, aber was?«

      »Woher soll ich das wissen? Du warst doch bei ihr. Was hast du denn zu ihr gesagt, Jesse? Oder hat sie etwas am Tatort gefunden?«

      »Pete, ich hab nichts weiter zu ihr gesagt. Sie hat mich gefragt, ob mir sonst irgendetwas aufgefallen war, bevor« er schluckte, »mir die Leiche davon gerutscht ist.«

      »Ja und, ist dir irgendwas aufgefallen?«

      »Wie..., nee.« Jesse schüttelte den Kopf.

      »Hast du denn etwas gesehen oder gefunden?« Wo war nur der verdammte Autoschlüssel?

      »Nein, nichts. Ich hab nur `ne Spielkarte am Tatort gesehen. Aber die kann von jedem dort hingeworfen worden sein.«

      Pete hielt in der Suche inne. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten. »Eine Spielkarte, sagst du?«

      »Ja, eine Spielkarte.«

      »Was für eine?« Ganz weit in Petes Hinterkopf, glaubte er, Alarmglocken klingen zu hören. War da nicht etwas gewesen? Hatte es nicht schon einmal einen Fall gegeben, in welchem Spielkarten eine Rolle gespielt hatten? Pete wollte und wollte nicht einfallen, um was es damals gegangen war. Oh verdammt, das Alter! Dabei war er doch erst zweiundvierzig.

      »Jetzt kommst du auch noch mit so `ner Frage. Was sit denn so wichtig daran, was für eine Karte es war. Aber schön, wenn du´s genau wissen willst, es war das Kreuz As. Nun zufrieden?«

      »Wenn ich das wüsste, Jesse, wenn ich das wüsste.« Endlich hatte er den Schlüssel, zwischen zerknüllten Tempos, gefunden.

      Er öffnete den Wagen, setzte sich, beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete Jesse die Tür.

      »Ich fahr dich jetzt zu Bill. Versuch dich an alles zu erinnern, was du an der Leiche gesehen hast, Jesse. Je mehr du weißt, umso leichter wird es uns fallen, herauszufinden, um wen es sich handelt. Das erleichtert unsere Arbeit kolossal. Wenn wir wissen, wer es war, dann haben wir zumindest einen Anhaltspunkt, wo wir mit der Suche ansetzen können. Mit etwas Glück, gelingt es uns, den Weg des Opfers bis hin zum Tatort zu rekonstruieren.«

      »Dann muss er angerufen werden, dass er vorbeikommt und seinen freien Tag auf morgen verschieben.«

      8. Die Phantomzeichnung

      Odin stand schwanzwedelnd hinter der Tür. Als Lotte nicht schnell genug öffnete, sprang er bellend an der Eingangstür hoch.

      »Gut, Odin, bin ja gleich bei dir.«

      Einen Augenblick später begrüßte sie der Schäferhund freudig.

      Lotte legte ihre Tasche auf den kleinen Tisch im Flur, wandte sich Odin zu und begrüßte ihn, indem sie sich über ihn beugte und ihm beidseitig den Bauch klopfte. »Du bist ein ganz Braver, Odin.« Sie langte nach ihrem Schlüssel und ging mit ihm nach draußen.

      In der Nähe war ein kleiner Wald; dorthin ging sie mit Odin, der freudig vor- und zurückrannte, immer laut bellend. Auf Lottes Zeichen hin, schwieg er auf der Stelle, blieb mit gespitzten Ohren vor ihr stehen und wartete den nächsten Befehl ab.

      Sie sah sich nach einem Stock um, bückte sich danach und warf ihn für Odin weit weg. Leise fiepend stand er vor ihr, wartete auf die Aufforderung, nach dem Stock zu rennen.

      »Hol ihn!«

      Sofort hechelte der Hund los. Nicht lange und er war mit dem Stock zurück und ließ ihn vor ihren Füßen ab. Dieses Zeremonial wiederholten die beiden noch einige Male, bis Odin außer Puste war. Danach lief Lotte mit dem Hund weiter, hin zu einem Bach, aus welchem sie Odin Wasser schlappern ließ.

      »Hätte das nicht Zeit bis morgen gehabt?« Bill Bäcker, der Zeichner, öffnete übelgelaunt die Tür zu seinem Büro.

      »Sorry, Bill, aber Lotte mein, dass es wichtig...«

      »Jesse, bei der Lombard ist immer alles wichtig. Wenn´s nach der ginge, dann müssten wir hier nicht nur Phantombilder zeichnen, nein, der wär´s am liebesten, wenn wir ihr die Täter gleich auf dem silbernen Tablett servieren würden.« Bill wusste, dass er damit Unrecht hatte, auch er kannte Kommissarin Lombard schon lange genug, um zu wissen, dass ihr der Ruf der Fairness, allerdings auch der von Gründlichkeit, vorauseilte. Dass sie nie über zu leistende Überstunden schimpfte, noch klagte; und immer für jeden ein freundliches Wort hatte. Ganz anders als bei ihm. Bill war des Öfteren übelgelaunt. Oftmals stand er bereits schon mit schlechter Laune auf. Bisher hatte er es immer auf sein ödes Singledasein zurückgeführt; aber hieß es nicht auch von der Lombard, dass sie immer noch Single sei? Und die war immerhin schon fast vierzig. Bill brummte irgendetwas Unverständliches, ließ die Rolllade herunter, damit ihn die Sonne nicht auf den Monitor blendete, und fuhr gleich danach seinen Rechner hoch.

      Nach nicht ganz einer Stunde, hatte sich Jesse so gut und genau als nur möglich an die Leiche zu erinnern versucht, so dass Bill seinen Rechner wieder runterfahren konnte. Die ausgedruckte Phantomzeichnung legte er der Lombard in einer Mappe auf den Schreibtisch. »Kommt bloß morgen nicht auf die Idee mich wieder anzufordern. Morgen bleibe ich nämlich mit meinem Arsch daheim, und ans Telefon gehe ich auch nicht, das kannst du dir gleich mal merken, Jess-Mann. Ich bin nämlich nicht so blöd und schenke denen meine Überstunden.« Mit diesen Worten ließ er Jesse, der sich nochmals überschwänglich bei Bill für sein Kommen bedankt hatte, auf dem Flur stehen, verließ das Gebäude und schwang sich auf seinen Drahtesel, den er an der Stange eines Straßenschildes festgebunden hatte.

      Als Lotte am Abend, Odin hatte sie mitgebracht, die Mappe auf ihrem Schreibtisch vorfand, die Zeichnung des Phantombilds, auf die Jesse ein Post-it mit dem Vermerk So in etwa, Lotte, hat die Leiche ausgesehen. Gruß Jesse geklebt hatte, sah, wurde sie ganz weiß um die Nase. »Oh mein Gott, das kann

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