24 Tage. Michael Tycher
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9. Tag: Wolfsburg
Wieder tolles Wetter. Nachts muss es aber geregnet haben. Der Bootssteg ist feucht. Steffen geht zum Duschen, das kostet einen Euro. Die Dusche ist sauber und warm. Die Stofftiere haben kein Duschbedürfnis und selbst Franzis Überredungskunst prallt an dem Widerwillen der Stofftier-Crew ab. Da geht sie halt alleine los. Smutje und Steffen machen Frühstück und Dumm-Mausi wirft den Salzstreuer um.
„Wer den umschmeißt, muss auch das Salz aufessen“, meint Hasi, aber das hat er nicht so gemeint.
Wieder gehen die beiden nach Wolfsburg rein. Sie wollen sich die größte begehbare Skulptur Deutschlands anschauen. In diesem riesigen Gebäude können die Besucher über 3?000 Experimente nachmachen. Das wäre was für Schlau-Mausi. Doch die Maus bleibt an Bord.
Nun erfahren Franzi und Steffen endlich warum Wolfsburg „Wolfsburg“ heißt. Nicht weil in der 120??000 Einwohner-Stadt viele Wölfe rumlaufen. Nein, da gibt es ein Schloss aus dem Jahre 1300. Und dort lebte eine Familie, die hieß von Bartensleben. Früher hatten reiche Familien ein Wappen, so auch die von Bartensleben. Und auf diesem Wappen ist ein springender Wolf abgebildet. Das Schloss besichtigen die beiden natürlich, es ist viel älter als die meisten Häuser in der Stadt. Was heißt hier Stadt, 1938 lebten dort gerade mal 1?144 Menschen. Da war es ein Dorf, erst nach dem dicken Krieg ist Wolfsburg gewachsen.
Franzi will in die Fußgängerzone. Dort macht sie ein paar „Schnäppchen“, so sagt sie jedenfalls. Gemeint sind Tüten, in denen mal wieder nichts für die Kuschelbande drin ist. Eine Kunstausstellung begeistert die beiden nicht und zur internationalen Tanzshow am Abend wollen sie auch nicht gehen. Dafür möchte Franzi zum Fußball.
„Heute hat der VfL Wolfsburg ein Heimspiel“, erklärt sie und alle verstehen jetzt, warum die Nelly hier zwei Tage bleibt. Steffen ist auch nicht so begeistert. Aber nachdem Franzi im Internet noch freie Tickets gefunden hat, marschieren die beiden nach einem Pott Kaffee wieder los. Weit laufen müssen sie nicht. Die Volkswagen-Arena liegt ganz nahe bei der Nelly am Mittellandkanal.
Wonny und seine Truppe üben die Schifffahrtssprache, zwischendurch sind Torschreie aus der Arena zu hören.
„Ob da gerade Franzi gebrüllt hat?“ möchte Dumm-Mausi wissen.
„Hast wohl zu viel Salz gegessen“ kommentiert Schlau-Mausi die Bemerkung. Immer was los, wenn kein Mensch da ist. Plötzlich wird es richtig laut. Da poltert jemand auf dem Steg. Neben der Nelly liegt auch ein Schiff, etwas größer als die Nelly. „Birgit“ soll es heißen, hat Steffen vorhin gesagt. Und wieder laute Schritte.
Alle sind mucksmäuschenstill so wie es die Mäuse vormachen, und lauschen.
„Das hat super geklappt, die Bullen sind alle mit dem blöden Fußballspiel beschäftigt und wir drehen ganz locker das Ding“, sagt eine Stimme.
Ein zweite Stimme, die viel tiefer klingt: „Man hat der Typ geglotzt als er die Knarre gesehen hat.“ Jetzt lachen beide und öffnen ihr Boot. Hasi kann durch einen Spalt etwas beobachten.
Er flüstert: „Die haben einen dicken Sack dabei! Wow!“
„Der Plan ist perfekt, keiner ahnt, dass wir bequem mit dem Boot türmen“, stellt der mit der tiefen Stimme fest.
„Ja ja“, sagt der andere. „Die haben bestimmt schon alle Zugangsstraßen gesperrt!“
„Da stimmt was nicht“ stellt Wonny fest und alle stimmen zu. Hasi schaut aus der Luke raus.
„Jetzt haben sie ihr Schiff verschlossen, wir warten auf Steffen und Franzi.“
Nach einer Weile geht der Motor von der „Birgit“ an und das Schiff legt ab. Es fährt in den Mittellandkanal und dann in die Richtung, wo morgen auch Franzi und Steffen weiter wollen. Endlich kommen Franzi und Steffen wieder. Die beiden haben richtig gute Laune, weil es ein spannendes Fußballspiel war. Kaum sitzen die beiden, rufen alle durcheinander. Keiner versteht sein eigenes Wort.
Franzi ruft laut: „Ruhe! Und jetzt mal langsam. Was ist passiert?“ Wonny berichtet von dem seltsamen Vorfall. Steffen, der gerade eine Flasche Wein entkorkt, nachdem er das Spaghettiwasser erhitzt hat, glaubt, dass Wonny und seine Freunde spinnen. Doch Franzi denkt schon, dass da was dran sein könnte. Steffen lenkt nun auch ein. Offenbar wirken die Tiere nicht so, als wenn sie Späße mit so etwas treiben würden.
„Okay“ sagt Steffen, „wir machen mal das Radio an und hören, ob hier in Wolfsburg etwas passiert ist.“ Alle nicken und schon dreht Franzi an den Reglern.
„Hier ist ein Sender aus der Region. BWR Radio auf der Frequenz 90,5 MHz. Im Stadion haben die diesen Flyer verteilt.“ Alle hören gespannt zu. Steffen rührt die Soße um, Kröti assistiert. Eine Frau erzählt etwas über ein Mega-Konzert dann dudelt Musik.
„Also Leute, wenn das mal keine Ente ist, was ihr da erzählt“, ruft Steffen.
„Erstens stimmt das, was Wonny berichtet und zweitens was hat eine Ente damit zu tun?“ plustert sich Dumm-Mausi auf. Irgendwie ist es nicht so gemütlich, Franzi schenkt sich etwas Wein ein.
„Wir unterbrechen unser Programm wegen einer Sondermeldung der Polizei Wolfsburg. Heute wurde in den Nachmittagsstunden das Juweliergeschäft Raabe in der Innenstadt von zwei maskierten Tätern überfallen. Dabei wurden wertvoller Schmuck und Uhren entwendet. Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe. Wer hat zwei männliche Personen gesehen. Die erste Person ist etwa 1,90 Meter groß und trägt eine schwarze Allwetterjacke. Die zweite Person ist untersetzt, höchstens 1,70 Meter groß, trägt eine helle Jeansjacke und ist wahrscheinlich Brillenträger. Zweckdienliche Hinweise richten Sie bitte an jede Polizeidienststelle.“
Als erster findet Steffen wieder Worte: „Wow und die beiden sollen neben uns im Boot gewohnt haben und jetzt sind sie auf der Flucht mit einem Kajütboot?“
„Ja, ja, wir haben es euch doch erzählt. Das sind die beiden von vorhin. Ihr könntet uns ruhig was glauben“ entrüstet sich Pauly, der Delphin.
„Okay, aber was machen wir jetzt?“ fragt Franzi.
„Na ist doch klar. Die Polizei anrufen und sagen, dass die mit dem Schiff ‚Birgit’ den Mittellandkanal in Richtung Westen unterwegs sind.“ Das war Schlau-Mausi, wer sonst? So einfach scheint die Sache aber nicht zu sein.
„Beim besten Willen, wir können doch nicht die Polizei anrufen und sagen unser Teddy, ein Hase, Kröti, Pauly und zwei Mäuse sind Zeugen einer Flucht. Vermutlich handelt es sich um die Räuber von heute. Die lachen uns aus“, stellt Franzi klar.
„Typisch, nur weil wir keine Menschen sind, glaubt uns keiner. Dann sagt ihr beide doch, dass ihr die Gauner beobachtet habt“, erklärt Hasi.
„Das geht doch nicht, die waren im Fußballstadion und können nicht lügen“, denkt Wonny recht laut.
Als alle in die Kojen gehen, ist die Stimmung gedrückt. Franzi und Steffen sind ratlos und der Rest ist beleidigt, weil Stofftieren kein Glauben geschenkt wird. Und nachts schlägt dann noch ein Seil mit einem Haken so laut gegen eine Takelage eines Segelboots, dass alle einen unruhigen Schlaf haben.