Frühlingsmärchen. Christl Vogl

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Frühlingsmärchen - Christl Vogl

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      Da lachte das Elfchen und sagte: „Aha, du bist also Benjamin. Na ja, ich muss schon sagen, du bist ein ganzer Mausekerl. Aber was trägst du da über deinem Rücken?“

      „Das ist meine warme Blattdecke, die habe ich im Herbst gefunden und die hält mich schön warm, den ganzen Winter über. Da hab ich mich reingekuschelt und ich will sie auch behalten, denn mich friert“, sagte Benjamin und zog das braune Blatt noch enger um seine Schultern.

      Da hielt das Elfchen der kleinen Maus eine schöne gelbe Winterlingsblüte entgegen und sagte: „Aber Benjamin, du brauchst das Blatt jetzt nicht mehr. Der Frühling hat angefangen und es wird nun jeden Tag ein bisschen wärmer. Die Sonne wird jeden Tag kräftiger, glaube mir. Gib nur das verdorrte Blatt her, es fällt ja auch schon beinahe auseinander.“

      Erschrocken schaute die Maus die Elfe an und wich einen Schritt zurück und rief: „Auf keinen Fall, da kann jeder sagen, der Frühling hat angefangen. Aber so dämlich bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alles so mir nichts dir nichts glaube. Und überhaupt, kannst du es beweisen?“

      „Aber Benjamin“, lachte die Elfe, „was soll ich dir denn beweisen? Dass meine Winterlinge blühen und strahlen wie kleine unzählige Sonnen? Dass ihr Duft sich über der ganzen Wiese verbreitet und dadurch die Hummeln und Bienchen erwachen? Dass der Schnee schon geschmolzen ist? Benjamin, schau mich an. Würde ich hier sein mit meinen Blümchen, wenn es noch Winter wäre? Ich glaube nicht, da würden ja meine Winterlinge alle erfrieren, und so etwas würde ich auch nicht überleben. Also sei gescheit und schüttle das braune verwelkte Blatt ab und nimm dafür meine kleinen sonnigen Frühlingsblümchen.“

      Doch Benjamin sagte nichts, stattdessen hob er sein Schnuppernäschen in die Luft, schnupperte ein paarmal tief, warf das braune Blatt von seinen Schultern und rief: „Lass nur, ich muss dringend weg. Ich bekomme gerade einen herrlichen Duft von einer Hasenfrau in mein Schnuppernäschen, sie ruft mich. Tschüss …“ Und weg war Benjamin.

      Leise lachte das Elfchen, dann sagte es zu den Hummeln: „Na, unser kleiner Benjamin hat endlich begriffen, dass der Frühling nun wirklich da ist.“

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      Endlich wieder Frühling

      Ganz leise und ganz zart kam der Frühling. Da sprossen die kleinen Schneeglöckchen aus der Erde. Da läuteten irgendwo die gelben Narzissen und die Palmkätzchen reckten und streckten sich auf dem Weidenbusch.

      Aber da wurde der Winter böse. Zwar wusste er ganz genau, dass er Platz machen musste für den Frühling. Aber so schnell gab er nicht auf, oh nein. Also brauste er mit seinem eiskalten Atem über das Land, ließ den Waldsee wieder zufrieren und bedeckte alles mit einer dicken Schneedecke. Da froren die ersten Hummeln, da erstarrte die Erde wieder und die kleinen Veilchen duckten sich tief in den Schnee hinein.

      Ganz traurig wurde der Frühling und faltete seine duftigen Schleier zusammen und setzte sich müde und traurig in den kalten Schnee.

      Vergebens versuchten die Schwalben und die Vöglein den Frühling aufzumuntern. „So komm schon, gib nicht auf, du musst gegen den Winter ankämpfen“, zwitscherten sie.

      Nein, der Frühling hörte sie nicht, er war ganz einfach eingeschlafen.

      Da freute sich der Winter. „Vielleicht“, dachte er, „vielleicht kann ich auch den Sommer entmutigen. Was mir bei dem Frühling gelang, wird mir bei dem Sommer sicherlich auch gelingen.“ Ja, so dachte er, der kalte, eisige Winter.

      Aber so dachten die ersten Schwalben, die gerade aus den warmen Ländern zurückgekommen waren, gar nicht, nein, sie fürchteten sich vor dem Winter nicht, denn sie hatten einen starken, kräftigen Freund, und den wollten sie holen. Jawohl, nur er konnte dem Frühling beistehen, nur er konnte den Frühling wieder aufwecken.

      Also zogen die Schwalben los und bald hatten sie ihren großen, starken Freund gefunden.

      Er saß auf einem Regenbogen und erzählte den Regenkindern, die zahlreich auf dem Regenbogen saßen, gerade eine schöne Geschichte.

      Schon von weitem riefen die Schwalben ihm zu: „Südwind, wir brauchen dich, komm herunter auf die Erde, der Frühling ist eingeschlafen, beeile dich, es ist keine Zeit mehr zu verlieren.“

      „Was?“, rief der Südwind, „das ist ja schrecklich, ich komme, zeigt mir den Weg.“ Und schon wehte er von dem Regenbogen herunter, breitete seinen weiten Mantel aus und brauste über das Land.

      Bald hatte er den eingeschlafenen Frühling gefunden.

      Oh, wie schön und zart er doch war. Ganz zärtlich und sanft weckte der Südwind den Frühling auf.

      Aber der schlief fest und tief. Da hauchte er einen kleinen Kuss auf den Apfelblütenmund des Frühlings. Da schlug der Frühling seine Augen auf und schaute direkt in die himmelblauen Augen des Südwinds.

      „Wie schön, dass du da bist“, hauchte der Frühling, „ich fühle mich gleich viel wärmer und fröhlicher.“

      „Das freut mich“, erwiderte der Südwind und ein tiefes Lächeln huschte über sein edles Gesicht. „Komm, dann verjagen wir zusammen den Winter, es wird höchste Zeit, dass er verschwindet.“

      Da erhob sich der Frühling und jauchzend flog er zusammen mit dem Südwind der warmen Sonne entgegen.

      Sofort spürte der Winter, wie er müde wurde und alles tat ihm auf einmal weh. „Ich muss mich ausruhen“, dachte er, setzte sich auf die Flügel des Nordwindes und zusammen flogen sie, so schnell sie nur konnten, zurück zum Nordpol und legten sich zur Ruhe.

      Nun konnte sich der Frühling ungehindert über das ganze große Land ausbreiten, endlich.

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      Mairegen

      Der Apfelbaum war voller rosaroter Blüten. Ein richtiges Apfelblütenmärchen war das.

      Da summten die Hummeln, da zwitscherten die Vögel und bauten sich ein Nest mitten in den herrlichen zartrosa Blüten.

      Und das Apfelblüten-Elfchen hopste und sprang von Ast zu Ast auf und nieder. Ach, es freute sich ja so, dass es Mai war, der schöne Wonnemonat Mai.

      Plötzlich hörte das Elfchen ein schlürfendes, nagendes, schmatzendes Geräusch. Nichts Gutes ahnend bog es die Blätter auseinander und sah zu seinem großen Schreck viele schwarze, stachelige Raupen, die sich über die Apfelblüten hermachten.

      Oh, du meine Güte, das war ja schrecklich!

      „Macht, dass ihr wegkommt, ihr Raupenpack!“, schrie es aufgebracht und fuchtelte mit seinen Ärmchen wild hin und her.

      Aber davon waren die Raupen gar nicht beeindruckt und ohne sich um das aufgebrachte Elfchen zu kümmern, fraßen sie einfach weiter.

      „Wartet“, sagte es, „ich werd’s euch zeigen“, und schnell flog es zu den Vögeln, die fleißig dabei waren, ihre Nester zu bauen.

      Aber die Vögel wussten schon von den Raupen, nur fressen wollten sie das Raupenpack

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