Frühlingsmärchen. Christl Vogl
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„Was ist denn los mit euch?“, fragte das Tränende-Herz-Elfchen die Sonnenstrahlkinder. „Ihr seid heute so kühl!“
Da nickten die Kinder und sagten: „Das stimmt, wir haben uns abgekühlt bei dem Schneehaufen, der dort drüben im Schatten liegt.“
„Waaas? Liegt da noch Schnee?“, riefen nun alle Blumenelfen erstaunt. „Das gibt’s doch nicht!“
„Leider doch“, erwiderten die Sonnenstrahlkinder, „schaut selber mal, aber geht nicht zu nahe ran, sonst verkühlt ihr euch noch.“
Also flogen die Blumenelfen ganz leise und sehr vorsichtig hinüber zu dem Winkel, wo es immer schattig war.
Wie erschraken alle, als sie den Schneehaufen protzig und kalt im Schatten liegen sahen.
Das kleine Veilchen-Elfchen traute sich als erste, etwas zu sagen: „Wird es für dich nicht höchste Zeit zu schmelzen?“
„Pfff“, machte der Schneehaufen nur und zeigte dem Elfchen seine kalte Schulter.
Da versuchte es das Gänseblümchen, das Himmelschlüsselchen, ja sogar die Weidekätzchen kamen, aber der Schneehaufen blieb stur und kümmerte sich nicht mehr um die Bitten der Blumen-Elfen.
Traurig wollten sie wieder gehen, denn es wurde ihnen hier schon zu kalt, da der Schatten sich noch mehr ausgebreitet hatte. Da hatte das Tränende-Herz-Elfchen eine Idee.
„Wenn es so nicht geht, vielleicht schmilzt er, wenn er meine süßen Herzchen sieht“, sagte das Elfchen und schnell pflückte es von dem Herzerlstock einige der schönsten Herzblumen-Zweige. Dann flog es wieder zurück zu dem Schneehaufen und sagte: „Schau mal, was ich für dich habe, ich gebe dir ganz viele Blumenherzen, nur für dich.“
„Was, für mich?“, fragte erstaunt der Schneehaufen.
Da nickten alle Blumen-Elfen ganz herzlichst. „Ja, für dich.“
„Oh wie schön, oh vielen Dank“, rief der Schneehaufen ganz gerührt und vor lauter Glück und Freude schmolz er dahin. Er wurde kleiner und kleiner, bis nur eine kleine Pfütze von ihm übrigblieb.
Und der Schatten? Ach, der wurde auch immer kürzer, das kam dadurch, dass die Sonne immer höher und höher kletterte. Ach, wie schön …
Frühlingserwachen
„Na, ich weiß nicht, ob es nun Frühling wird oder nicht!“, seufzte der Weidenbusch bei dem Bächlein, das sich so gar nicht munter bewegen wollte.
„Murmel, murmel“, murmelte das Bächlein, „ich zweifle auch schon einige Zeit, denn mir ist noch so kalt und ich fühle mich so starr und eingeengt. Ich kann so gar nicht über die Steinchen hüpfen oder gar über meine eigenen Wellen springen. Brrr, viel zu kalt.“
Da wehte verdorrtes Laub zu dem Weidenbusch und blieb zwischen seinen Wurzeln liegen.
„Erzählt, erzählt schon, habt ihr da droben auf der Wiese den Frühling schon gesehen?“, fragte der Weidenbusch das Laub.
„Nein, eigentlich nicht“, raschelte das trockenen Laub, „nein, nur Schnee und der Nordwind blasen einem durch und durch. Lauter Löcher hat er in uns hineingeblasen.“
„Hm“, machte der Weidenbusch, „der Winter will einfach nicht weichen. Wir müssen den Frühling holen, aber wie?“
„Du musst den Anfang machen“, murmelte das Bächlein, „schlage einfach deine Kätzchen aus.“
„Nein, dazu ist es noch viel zu kalt“, rief der Weidenbusch, „ausgeschlossen.“
„Papperlapapp, deine Kätzchen haben ein dickes Samtjäckchen an, die erfrieren nicht so leicht. Wenn du nicht den Anfang machst, wer soll es dann tun?“, plätscherte nun aufmunternd das Bächlein.
„Nun ja, ich kann’s ja mit ein paar Kätzchen probieren“, meinte der Weidenbusch und da öffneten schon einige Zweige ihre Knospen, sodass einige kleine, glänzende, samtweiche Kätzchen vorwitzig herauslugten.
Und kaum hatten sich die Weidekätzchen geöffnet, da kam auch schon eine sehr hungrige Hummel herbeigeflogen.
„Summm, summm, summm“, summte sie freudig, „endlich süßer Nektar, ich hatte ja schon so einen großen Hunger. Das muss ich gleich den Blumenelfen erzählen, na die werden sich freuen. Die sitzen ganz traurig unter einem Schneehaufen und frieren.“
Und das tat Frau Hummel, die Blumenelfen sprangen sofort unter dem Schneehaufen hervor und flogen hinunter zu dem Weidenbusch, um die Kätzchen zu sehen.
„Tatsächlich“, rief das Schneeglöckchen-Elfchen, „wie schön, ich glaube, der Frühling hat nun wirklich angefangen. Lasst uns singen und tanzen, ihr Elfenschwestern, sodass der Frühling hierbleibt und den Winter verjagt.“
Und das taten die kleinen Blumenelfen, sie tanzten auf dem Schnee, sie sangen Frühlingslieder und riefen die Sonnenstrahlenkinder herbei.
Da schmolz der Schnee und grünes Gras und kleine Pflänzchen sprießten hervor, reckten und streckten sich im warmen Sonnenschein.
Es dauerte auch nicht lange, da flatterten die ersten Schmetterlinge herbei und die Marienkäferchen krochen unter dem Laub hervor.
„Der Frühling, der Frühling ist gekommen“, rief es nun aus allen Ecken und Enden: Sogleich schlugen die ersten Frühlingsblumen ihre Augen auf. Das Bächlein hüpfte und sprang übermutig über Stock und Stein und der Weidenbusch war nun über und über besäht mit seinen weichen, flauschigen Kätzchen, zur großen Freude der Hummeln und Schmetterlinge.
„Wie gut, dass du den Anfang gemacht hast“, murmelte abends das Bächlein im Vorüberziehen.
„Ach ja“, lächelte der Weidenbusch, „einer muss ja den Anfang machen!“
Überglücklich
Kaum war der Frühling im Land, da breitete die Wiese ihren schönsten bunten Blumenteppich aus. Zuerst kamen die Schneeglöckchen, dann die vielen, vielen Krokusse, etwas später die Schlüsselblumen und nun die Vergissmeinnicht, die Dotterblumen und auch der rote süße Klee.
„Wie schön!“, riefen die Schmetterlinge. „Wie herrlich!“, riefen die dicken Hummeln und Bienen und stürzten sich sogleich auf den roten Klee, in dem der süße Nektar reichlich vorhanden war.
Da saß auch gemütlich das rote Klee-Elfchen auf einem Kleeblatt und freute sich ihres Lebens und an den warmen Sonnenstrahlen.
Sie hörte das Summen der Hummeln und Bienen, lauschte interessiert dem Klatsch der Schmetterlinge zu und ließ sich umschmeicheln von dem lauen Frühlingswind.
Plötzlich