Nur ein Wunder ist genug. Winfried Paarmann

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Nur ein Wunder ist genug - Winfried Paarmann

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      Nun war sie es, die sichtbar verstimmt reagierte.

      Der junge Mann lachte lässig und winkte ab. „Mach kein Drama draus.“

      „Hast mir gesagt, das wäre kein Thema mehr.“

      „Ein kleiner Joint - dein guter Freund.

      Ist doch nur Hasch!“

      Sie hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen.

      Der junge Mann fuhr los.

      Sie kurbelte das Fenster herunter. Die Haschischzigarette flog in hohem Bogen auf die Straße.

       Der gebändigte Puma

      Lukas ging an den großen Flurschrank. Er holte einen Anzug heraus. Denn noch einen zweiten. Verglich sie. Wählte.

      Wenig später stand er im gut sitzenden Anzug vor dem Spiegel.

      Er blickte auf die Uhr: Es war sechs.

      Er begann seine Haare zu kämmen.

      Er rasierte sich.

      Wieder trat er vor den Spiegel. Der verwahrloste Typ der letzten Wochen war eine elegante Erscheinung geworden. Er sah sich an. Seine Blicke sagten ihm, dass er sich selbst gefiel.

      Er wechselte nochmals die Anzugjacke.

      Auch mit diesem Outfit machte er gute Figur.

      Lukas drehte sich, besah sich von rechts, von links: Doch – er gefiel sich.

      Lukas hatte das Adlon erreicht.

      Am Eingang musste er telefonisch bestätigen lassen, dass er eine Einladung hatte, bei einem Gast des Hauses. Gerd wartete bereits seit zehn Minuten.

      Als Lukas die Bar betrat, schallten ihm Tangoklänge entgegen.

      Am anderen Ende des Raums saßen zwei Musiker: eine junge Frau, die auf einem Cello spielte; ein jüngerer Mann, der ein Keyboard bediente.

      Vor allem die dunkelhaarige attraktive Cellospielerin musizierte virtuos, mit hinreißendem Elan – feurige Tangorhythmen.

      Lukas weckte ein Ruf von einem der Seitentische. „Lukas!“

      Gerd. Fast noch immer das bekannte fröhlich grinsende Jungengesicht mit Igelfrisur. Er erhob sich, in hoch elegantem offenbar maßgeschneidertem dunklem Anzug, dem noch etwas dicker gewordenen Bauch angepasst.

      Er drückte Lukas die Hand, schüttelte sie mit demonstrativer Herzlichkeit.

      „Wie ist das Verhältnis von roten und weißen Blutkörperchen im Arteriensystem und wie in den Venen?“

      Lukas begriff nicht.

      „Unser Fragezettel beim Abi, Bio!“

      Er lachte.

      Beide nahmen Platz.

      Gerd machte eine kreisende Fingerbewegung um sein Gesicht. „Noch zu erkennen?“ Er zeigte auf seine Hüften, seinen Bauch. „Etwas gewichtiger bin ich geworden...“

      Er musterte Lukas. „Gertenschlank bist du – wie ich dich eben hereinkommen sah.“ In seiner Stimme nistete hörbar ein Stückchen Neid, er musste es wieder abwerten. „Ein bisschen wie nach einer Diät. Auch dein Gesicht. Als ob du zum Vergnügen ein paar Wochen gehungert hättest...“

      Er betrachtete diese Bemerkung als Witz, wieder lachte er los.

      „Sechzehn Jahre! Jedenfalls leben wir noch.“

      Er lachte aufs Neue.

      Die Blicke von Lukas schweiften zur Cellospielerin. Auch ihr Cello wippte mit den präzise und hinreißend musizierten Rhythmen. Jetzt merkte er, dass die junge Frau gleichfalls in seine Richtung blickte. Nicht nur einmal, sie blickte erneut. Dann wandte sie sich rasch wieder ihrem Notenblatt zu, ernst, konzentriert.

      Gerd reichte ihm die Speisekarte. „Bist eingeladen, wie schon gesagt.

      Was mich betrifft: Ich bin eigentlich abgefüllt. Zwei Geschäftstreffen. Zweimal ein kaltes Büffet.

      Trotzdem: Dir zuliebe greife ich noch einmal zu.“ Er klopfte sich auf den Bauch. „Schlank werde ich sowieso nicht mehr.“

      Lukas studierte die Speisekarte. Diese Preise hatten es in sich, jedes Speiseangebot mit einem Luxusaufschlag. Ihm hätte eine würzige Hühnerbrühe genügt, die suchte er hier freilich vergeblich.

      „Ich empfehle den Kaviarsalat,“ sagte Gerd. „Ein Freund und Kollege von mir hat ihn hier vor zwei Wochen gegessen.

      Also, was hast du die letzten Jahre gemacht, altes Haus?“

      Etwas irritierte ihn. Lukas schien nicht in der Laune zu reden.

      „Wenn du selbst nicht anfangen willst…“

      „Hast Karriere gemacht, wie es aussieht,“ sagte Lukas. Sein erster vollständiger Satz.

      „Mein Vater hat mir seine Großfiliale überlassen,“ sagte Gerd. „Hatte praktisch keine andere Wahl, als Karriere zu machen.“

      „Welche Sparte?“ fragte Lukas.

      „Sport- und Taucherartikel.“ Gerd winkte fast gleichzeitig ab. „Ich hätte ebenso gut Kücheneinrichtungen oder Kräne verkaufen können.

      Vom Tauchen verstehe ich nichts. Und Sport -“ Er zeigte wieder auf seinen Bauch. „Nun, etwas Sport könnte ich wahrscheinlich vertragen…

      Doch meine Leidenschaft wäre es nicht.“

      „Also auch keine Leidenschaft fürs Geschäft?“ fragte Lukas.

      „Für meine Sport- und Taucherware?“ Er lachte. „Meine Leidenschaft ist mein Bankkonto...“

      Noch immer ließ Lukas sich von seiner guten Laune nicht anstecken. Gerd kräuselte die Stirn. Machte er etwas verkehrt?

      „Erzähl endlich du!

      Was ist es geworden? Professor für Mathematik? für Naturwissenschaften?

      Da warst du immer das Ass.“

      Lukas schüttelte den Kopf.

      „Könnte auch etwas wie Philosophie oder Germanistik geworden sein. Warst eigentlich in allen Fächern ein Ass. Jedenfalls warst du immer mehr von der Fraktion der Idealisten.“

      „Musik,“ sagte Lukas.

      „Musik? Kann man davon leben?“

      „Schon. Jedenfalls als Dozent.“

      „Dozent

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