Amor ist auf den Hund gekommen. Christa Mollay

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Amor ist auf den Hund gekommen - Christa Mollay

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war es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

      Ihr exotisches Flair hatte ihn sofort in ihren Bann gezogen.

      Hier in Wien, fernab der elterlichen Obhut lebte sie sich allerdings erst einmal so richtig aus.

      Sofias Vater war ein Fan der Loren gewesen, daher der Name Sofia.

      Zu der gesamten Erscheinung passte allerdings der Background nicht so ganz.

      Sofia Hinterhauser, Bäckermeistertochter aus dem kleinen idyllischen niederösterreichischen Örtchen Unterstinkenbrunn.

      Alles im Leben hat eben zwei Seiten.

      Sofia hatte ihre besonders ausgeprägt.

      Einmal liebes, unschuldiges Mädchen aus der Provinz.

      Dann wieder femme fatale der Großstadt.

      Mit der Provinzversion kam Walter perfekt zurecht.

      Die Großstadtvariante machte ihm mitunter schwer zu schaffen.

      Sofia feierte gerne und tanzte dann auch auf den Tischen.

      Sie kippte gerne ein Gläschen oder mehr.

      Wenn sie in Fahrt war, dann eher mehr.

      Ihren Modestil änderte sie mindestens zweimal am Tag, ebenso die Länge ihrer Röcke.

      Ihr Make-up machte sie zu einer Mischung aus Punkerin und Bordsteinschwalbe.

      Aber er war verrückt nach ihr.

      Sie war eben auch nicht nur in Sachen Mode äußerst experimentierfreudig.

      Seine Mutter hatte Sofia noch nicht zu Gesicht bekommen.

      Das vermied er tunlichst.

      Margarethe witterte allerdings schon bald eine unbekannte Gefahr und hatte ihre Antennen ausgefahren.

      Immerhin blieb Walter auch über Nacht weg.

      Brunhilde hatte er Sofia, als die wieder ihren Wienbesuch abstattete, vorgestellt.

      Der gefiel die junge Wilde.

      Die Tante meinte: „Die ist ein liebes Mädchen, die ist noch jung, die wird schon ruhiger. Lass die Kleine noch ein wenig austoben.“

      Wieder war es ein Freitag, der dreizehnte!

      Sofias Boiler im Bad musste ausgetauscht werden. Sofia wollte aber duschen.

      „Ich dusche bei dir“, verkündete sie ihm.

      Sollte kein allzu großes Problem werden.

      Seine Mutter war mit ihrer Schwester auf dem Weg zu einer Cousine. Seinen Berechnungen nach konnten sie nicht vor dem frühen Abend zurück sein.

      Aber Margarethe hatte ihre Herztropfen vergessen.

      Gerade als sich Sofia, frisch geduscht, aber noch perfekt bordsteinschwalbenmässig geschminkt, nur mit einem Handtuch umwickelt, auf Walters Schoss setzte, kamen Mutter und Tante zurück.

      Sofia kannte Brunhilde ja schon und streckte der unbekümmert, so wie Gott sie schuf, die Hand entgegen: „Hallo Bruni“, sagte sie erfreut und wandte sich dann Walters Mutter zu.

      „Und sie sind Walters…“ Weiter kam sie nicht.

      Margarethe kreischte wie von hunderten Taranteln gestochen und rang japsend nach Luft.

      „Raus, raus!“, schrie sie mit hoher hysterischer Stimme.

      Mit der scheinbar allerletzten Kraft schleppte sie sich noch ins Bad, packte Sofias Sachen und warf diese in den Stiegenaufgang.

      Dann sackte sie in der Diele zu Boden.

      Sofia stand noch immer starr und halbnackt im Wohnzimmer.

      Brunhilde herrschte ihre Schwester an: „Reiß dich zusammen, du Cholerikerin, was ist denn schon passiert, dass du dich so aufführst!“

      „Hol die Sachen der Kleinen, geht essen, ich kümmere mich schon um diese Komikerin“, forderte sie ihren Neffen auf.

      Margarethe richtete sich auf und krächzte: „Waaalteeer“, dann schlossen sich ihre Augen und sie blieb regungslos liegen.

      „Das ist nur Bluff! Los, sorge dich lieber um die Kleine, mach dir keinen Kopf, ich kenne mich mit meiner Schwester aus!“

      Walter saß zwischen den Stühlen.

      Aber es siegte seine Mutter, hinter der, so wie es für ihn aussah, der Sensenmann bereits hoffnungsvoll stand.

      Der Sensenmann, ebenso wie der herbei gerufene Notarzt marschierten ohne Margarethe ab.

      Den Weg ohne Wiederkehr hatte aber Sofia angetreten.

      Brunhilde hatte ihre Kleider eingesammelt und dem Mädchen zugeredet, dieses Happening nicht allzu ernst zu nehmen.

      ,Aber Sofia konnte ihm nicht verzeihen, dass er sich um sie überhaupt nicht gekümmert hatte.

      Sofia wollte einen echten Mann und kein Muttersöhnchen.

      Aus, vorbei, Ende im Gelände!

      Walter konnte machen was er wollte, es gab kein Zurück.

      Der erste so richtige Liebeskummer war es für ihn gewesen.

      Brunhilde war damals außer sich vor Wut gewesen.

      Die Schwestern mieden daraufhin längere Zeit eine familiäre Zusammenkunft.

      Walter und Tante hielten den Kontakt per Brief aufrecht.

      Postlagernd.

      Sicherheitshalber.

      Brunhilde kam erst Jahre später zu seiner Vermählung wieder.

      Nach der Trennung von Sofia und absolviertem Studium hatte er eine Anstellung an einem Gymnasium in seinem Bezirk angenommen.

      Tristesse war wieder in sein Leben gezogen.

      Die Schüler waren an manchen Tagen besonders verhaltenskreativ, nicht nur in ihrem Benehmen, auch in ihren schriftlichen Ergüssen.

      Er überlegte oft, ob sie ihn nur ärgern wollten, oder ob diese Mistkröten tatsächlich nicht mehr auf dem Kasten hatten.

      Die Korrektur der Hausaufgaben gab ihm so manches Rätsel auf.

      Ein Aufsatz über Märtyrer war die Aufgabe.

      Einer schrieb über Mehrtürer, abgeschrieben aus Autowerbungen.

      Oder wie einmal zu lesen war, dass der Pfarrer die heiligen Hostessen austeilte.

      Oder eine ungustiöse Variante, als das Fleisch auf dem Feuer

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