Rauch und Asche. Gitte Loew
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Hanna schlenderte zu den Männern der Spurensicherung. »Wie sieht es bei euch aus? «
»Der Regen macht uns die Arbeit auch nicht leichter. Trotzdem werden wir die Gegend noch weitläufig absuchen. Heute Morgen ist noch niemand hier entlanggefahren. Wenn du verschwinden möchtest, ordere bitte einen Wagen für uns, damit wir ins Präsidium zurückkommen. «
»Kann der Laster vom Gartenbau passieren? «
»Ja, am Weg haben wir alles gründlich abgesucht. Keine weiteren Reifenspuren. Der Täter muss den Rückweg zu Fuß angetreten haben. «
Hanna Wolf winkte den Kleinlaster vorbei. Dann ging sie zu dem übermüdeten Olbrich. »Es bringt nichts, weiter hier herumzustehen. Ich nehme Sie mit und setze Sie am Revier ab. «
Sie stiegen ins Auto und die Kommissarin wendete das Fahrzeug. Sie fuhr hoch zur Eisenbahnbrücke, die über die Bahngleise führte. Die dahinter stehenden Hochhäuser ragten im Regen wenig einladend in die Höhe. Hanna musste an der roten Ampel anhalten.
»Vielleicht hat unser Brandstifter überhaupt nicht die S-Bahn benutzt, sondern haust in einem der Wohnsilos. Was meinen Sie? «
»Das glaube ich nicht. Wir haben die Leute aus der Siedlung Frankfurter Berg gut im Griff. Es herrscht Ruhe hier. «
»Glauben Sie das wirklich? «
»Aber ja doch, nicht weit von ihr entfernt ist die Unterkunft der Bundespolizei. Die Beamten sind in den ehemaligen amerikanischen Kasernen stationiert. So viel Polizei, wie in dieser Gegend, gibt es vermutlich in der ganzen Stadt nicht. « Er grinste sie zufrieden an.
Kommissarin Wolf hielt vor dem 15. Polizeirevier und Olbrich stieg aus. Sie ließ das Seitenfenster runter. »So gut wie Sie, möchte ich es auch mal haben. Sie können mitten im Grünen arbeiten, direkt neben Kirche und Kindergarten. Traumhafte Zustände. «
Olbrich lachte und verschwand hinter der Eingangstür des Reviers.
Montag, 3. Juni
In Frankfurt stieg die Temperatur stetig an. Die Sommerhitze wurde unerträglich. In der Nacht fiel das Thermometer kaum unter 24 Grad. Die Stadt kühlte nicht mehr ab. Hanna saß an ihrem Schreibtisch mit Schweißperlen auf der Stirn. Im Moment telefonierte sie mit der Firma Mercedes. Das Gespräch zog sich schon eine ganze Weile hin. Die Nummernschilder des verbrannten Wagens waren verschwunden. Hanna hatte jedoch von der Spurensicherung die Fahrgestellnummer erhalten. So konnte sie über die Autofirma den Erstkäufer des Wagens ermitteln. Der Mann hieß Edgar Walter und war vor 5 Jahren gestorben. Ihre Nachfrage bei der Zulassungsstelle erbrachte weitere Hinweise. Das Fahrzeug gehörte mittlerweile der Witwe des Verstorbenen.
»Können Sie mir die Adresse der Halterin geben? «
»Ja natürlich, Berger Straße 79 A, in Frankfurt am Main. «
»Vielen Dank, Frau Heinrich. « Kommissarin Wolf stand auf und verließ ihr Büro. Sie öffnete die Tür zum Nebenzimmer.
»Morgen, Robert. Ich habe die Besitzerin des Mercedes ausfindig gemacht. Bevor wir uns zur ersten Besprechung in der Sache treffen, möchte ich weitere Informationen einholen. «
Hauptkommissar Jäger lehnte sich im Stuhl zurück und überlegte einen Augenblick. »Ist der Wagen eigentlich als vermisst gemeldet worden? «
»Nein, die Halterin weiß noch nichts von ihrem Glück. «
»Naja, mir schwant da nichts Gutes. Hoffentlich triffst du die Frau noch lebend an. Wir setzen uns am besten heute Nachmittag zusammen und sehen uns die Meldungen an, die bis dahin eingegangen sind. Was meinst du, soll ich dich nicht lieber begleiten? «
»Das wäre gut Robert. Ich habe auch kein gutes Gefühl bei der Sache. «
»Geht in Ordnung. Organisiere ein Auto. Ich bin in 10 Minuten in der Tiefgarage. «
Hanna Wolf erledigte die Formalitäten und fuhr mit dem Aufzug ins Untergeschoss. Nachdem Jäger eingestiegen war, lenkte sie den Wagen aus der Tiefgarage des Präsidiums und fuhr auf die Adickesallee Richtung Bornheim. Selbst am Morgen war es nicht einfach, auf der Berger Straße einen Parkplatz zu finden. Doch sie hatte Glück, als ein kleiner Lieferwagen aus einer Parkbucht herausfuhr, huschte sie schnell in die freie Lücke. Die beiden Kommissare stiegen aus. Sie machten sich auf den Weg, um die Hausnummer zu suchen. Hanna entdeckte die Ladenadresse zuerst. Über dem Schaufenster hing ein Firmenschild mit der Aufschrift: „Frankfurter Burleske“. Hinter der Scheibe war auf schwarzem Samt ein rosa Büstenhalter drapiert. Daneben lagen Spitzenhemdchen und das passende Höschen. Jäger lachte vergnügt. »Läuft so ein Laden überhaupt noch? «
Hanna Wolf musste unwillkürlich auch grinsen. »Trägt deine Frau etwa nur baumwollene Unterhosen? «
»Natürlich nicht. Wobei ich mir schon öfter die Frage gestellt habe, warum die kleinen Fummel so teuer sind. Schau dir das an, die drei Teile kosten 175 Euro. «
Hanna zuckte mit den Schultern und drückte die Türklinke zur Boutique herunter, doch die Tür war verschlossen. »Noch zu, wie spät ist es denn? «
Jäger sah auf seine Armbanduhr. »Schon 10 Uhr. Wann macht das Geschäft denn auf? Siehst du irgendwo ein Schild mit den Öffnungszeiten? «
Hanna reckte den Hals und suchte nach einem Hinweis. »Nein, aber da ist noch ein Namensschild an den Klingeln. Frau Walter scheint auch ihre Privatwohnung hier im Haus zu haben. «
Hauptkommissar Jäger drückte auf den Klingelknopf. Kurz darauf summte es und die Tür ging auf. Die beiden Kriminalbeamten stiegen die Treppen nach oben. Die Wohnung befand sich im letzten Stockwerk. Eine kleine grauhaarige Frau guckte durch den Türspalt. Die Tür war von innen mit einem Schieber verriegelt.
»Guten Morgen, sind Sie Frau Walter? «
»Nein, sie ist nicht zu Hause, was wollen Sie? Soll ich ihr etwas ausrichten? «
Hanna Wolf zog ihren Ausweis aus der Tasche und hielt ihn der höchstens ein Meter fünfzig großen Person entgegen. »Ich bin Kommissarin Wolf von der Kriminalpolizei Frankfurt. Wir möchten mit Frau Walter sprechen. Wer sind Sie denn? «
»Ich bin die Putzfrau, Angelina Montano. Ich weiß nicht, wo Frau Walter hingegangen ist. Als ich heute Morgen kam, herrschte ein ziemliches Durcheinander, aber die Wohnung war leer. Ich dachte, Frau Walter würde bereits im Laden sein. Erst als ich den Müll nach unten gebracht habe, fiel mir auf, dass die Boutique noch geschlossen war. «
»Wäre es nicht besser, wenn wir uns in der Wohnung unterhalten würden? «
»Entschuldigen Sie bitte. » Frau Montano öffnete die Verriegelung und wich einen Schritt zurück. Die Kommissare betraten den Flur und sahen sich erstaunt um. Die Wohnung war mit Biedermeiermöbeln eingerichtet. Das passte irgendwie nicht zu einem Geschäft mit dem Namen Frankfurter Burleske. Frau Montano schien zu ahnen, was die beiden dachten. »Alles, was Sie hier sehen, ist aus Kirschbaumholz. Die Antiquitäten sind ein Hobby von Frau Walter. « Die Putzfrau lächelte stolz, als wenn die Möbel ihr selbst gehören würden.