Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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Verschenke kleine Sonnenstrahlen - Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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Mädchen und Jungen, und mit ihrem Humor zaubert sie Lachen in fast jedes Gesicht. Von den beiden Klassenlehrerinnen werden die Namen der Schulkinder einzeln aufgerufen, und sie werden mit einem „Hallo, und ich freue mich schon auf dich“, in die erste Klasse aufgenommen. Danach genießt die versammelte Gemeinschaft im bis auf den letzten Platz gefüllten Allzweckraum das wunderschöne Märchen „Die Gänsemagd“ der Gebrüder Grimm, von Kindern der dritten und vierten Klasse, spielerisch gut einstudiert und aufgeführt. Damit ereichen die jungen Künstler nicht nur die Herzen der Schulanfänger, sondern auch so manche Mutter und Großmutter ist von dem Märchen begeistert. Stürmischer Applaus ist ein spürbarer Lohn für die Mühe ihres guten Rollenstudiums.

      Nachdem die neuen Erstklässler unter Anleitung ihrer freundlichen Lehrerin die frischen Eindrücke von der Gänsemagd mit Hilfe von Buntstiften auf einen großen weißen Bogen Papier gemalt haben, stürmen sie wieder zu ihren wartenden Familien, die sich in der Zwischenzeit an einem leckeren Büffet gestärkt haben. Aber jetzt kommen die Väter und Mütter endlich zu ihrem Recht. Mit der Schultüte im Arm und einem Lächeln auf dem Gesicht werden wahrlich einmalige Momente mit dem Fotoapparat festgehalten. Und die Großmutter, die im Herbst 1944, als der 2. Weltkrieg tobte, eingeschult wurde, erinnert sich noch heute, dass in ihrer Zuckertüte etliche Kümmelkekse den spitzen Teil ausfüllen mussten, weil ihre Mutter nur ein paar Bonbons auftreiben konnte. Diese Generation schätzt den Frieden in unserer heutigen Zeit, in der sie selber, ihre Kinder und Enkelkinder leben, als das höchste und wertvollste Gut ein. Zum Abschluss singt noch der Schulchor einige frohe Kinderlieder.

      Larissas Vater hat einen Tisch in einem gemütlichen Restaurant vorbestellt, damit die Freude nicht so schnell verebbt. Besonders für die Frauen, die sonst ja immer für das leibliche Wohl sorgen, ergibt sich dadurch eine lockere Atmosphäre, in der viel Platz für erinnerungsträchtige Gespräche ist. Das frischgebackene Schulmädchen lässt großzügig alle Familienmitglieder in die volle Schultüte greifen. Clever meint die Schenkende: „Die Omis bekommen von den Süßigkeiten ja keine schlechten Zähne mehr, die dürfen sich zwei Bonbons nehmen.“ Alle lachen, ausgenommen der kleine Bruder, der diese Aussage noch nicht verstehen kann.

      Später fährt der stolze Vater die Großmütter mit dem Auto heim. „Lieber Manfred, danke für dieses wunderschöne Familienfest“, so verabschiedet sich seine Schwiegermutter. Und seine eigene Mutter sagt beim Aussteigen: „Es war ein herrlicher Tag, vielleicht träume ich heute Nacht ja noch von meiner eigenen Einschulung, an die ich mich noch ganz genau erinnern kann. Es gab so viele Berührungspunkte für mich. Aber ich finde es trotzdem sehr schade, lieber Manfred, dass wir nicht zum Schulanfängergottesdienst gegangen sind, den eure Gemeinde doch auch anbietet.“

      Eine Pfarrfamilie

      Diese wahre Geschichte spielt Mitte der dreißiger Jahre in einer kleinen lebendigen Dorfgemeinde in der Pfalz. Es gibt weder Computer, und der junge Pfarrer besitzt auch keine eigene Schreibmaschine. Er lebt zufrieden mit seiner jungen Frau und den gemeinsamen drei Kindern seit einem Jahr in dieser waldreichen schönen Gegend. In den Schulferien findet immer ein elternloses Mädchen in dieser munteren Familie liebevolle Aufnahme. An dem großen runden Tisch in der geräumigen Küche versammeln sich alle zu den gemeinsamen Mahlzeiten. Und Cordula blüht in den Ferien zwischen den drei Pfarrerskindern auf, so wie eine duftende schöne Rose. Eine Katze mit einem glänzenden schwarzen Fell gehört ebenso zur Familie. Manchmal ist das Tier mit den funkelnden grünen Augen Spielgefährte für die Kinder. Die Mieze genießt mit Inbrunst die Streicheleinheiten der tierliebenden Großfamilie. Aber sie hat auch anstrengende Aufgaben im und um das Pfarrhaus zu erledigen. Das fast hundert Jahre alte Fachwerkhaus bietet genug Schlupflöcher und Unterkunft für zahlreiche Mäuse. Ihre spezielle Schüssel bekommt die unverzichtbare Katze zuverlässig mit Milch gefüllt. Den „Braten“ jagt das Tier sich meistens in der Nacht.

      An einem heißen sonnigen Tag in den Sommerferien spielen die vier Kinder mit ihren Bällen im schattigen Obstgarten und auf dem holprigen Hof. Zwischen zwei stämmigen hoch betagten Eichen ist hinter dem Pfarrhaus eine Schaukel angebracht. Hoch in die Lüfte sich schwingen, das bereitet allen Kindern Lust und Freude. In diesem weitläufigen schönen Paradies gedeihen die Kinder, die vielen bunten Blumen und die Obstbäume und all die wohlschmeckenden Gartenfrüchte besonders gut. Der süße Duft von blühendem gelbem Goldlack verströmt und verschenkt sich. Die Johannisbeeren leuchten verlockend rot und reif an den zahlreichen Sträuchern. Die Mutter hat ohne Murren schnell acht fleißige Hände mehr zum Pflücken. Natürlich schmecken den Kindern die saftigen süßen Früchte als Lohn zwischendurch. Und so verschwindet eine Johannisbeertraube nach der anderen in ihren „Futterluken“. Trotzdem füllen sich die Ernteeimer ziemlich schnell.

      Der Pfarrer brütet indessen wie eine Glucke über dem Nest schon seit Stunden an seiner Sonntagspredigt. Die Auslegung des schwierigen Textes will ihm heute nicht wie sonst gelingen. In seiner Amtsstube öffnet er das kleine niedrige Fenster, damit frischer Sauerstoff hineinfluten kann. „Eine Verschnaufpause wird mir sicherlich gut tun, mich vielleicht auf einen guten Gedanken bringen“, sagt der Geistliche laut und flüchtet in den sommerlichen Garten. Ein harmonisches Bild beschenkt seine Augen und Seele. Seine fleißige Frau, die sich inzwischen zu einer passionierten Gärtnerin entwickelt hat und die vier Kinder sind so emsig mit der Beerenernte beschäftigt, dass sie ihn gar nicht sehen. Seine jüngste Tochter Hiltrud bemerkt ihn zuerst und sie steckt ihrem Papa fürsorglich ein besonders großes rotes Prachtexemplar in den Mund. „Oh, wie süß und saftig die Früchte schmecken“, und „ich helfe euch gerne ein wenig beim Pflücken.“ Beladen und frohen Mutes geht der Pfarrer später mit zwei vollen Eimern frisch gepflückten Beerenobstes ins Haus zurück. Die vollen Ernteeimer stellt er in der Küche ab.

      Mit neuem Schwung öffnet der Hausherr die Tür zu seinem kleinen, aber gemütlichen Amtszimmer. Er traut seinen Augen nicht. Die fast fertige Sonntagspredigt gleicht einem See aus blauer frischer Tinte. Und auf diesem Kunstwerk sitzt als Krönung die Katze, die ihn unschuldig anschaut. Daneben steht das völlig leere Tintenfass. Da platzt dem stets tierlieben Predigtschreiber der Kragen der Geduld und Nachsicht. „Nichts ist mehr lesbar, du dumme Katze hast mir die anstrengende Arbeit von mehreren Stunden zerstört. Und der Holzfußboden ist auch noch bekleckert. Raus mit dir auf den Hof.“ Die Übeltäterin schleicht auf leisen Pfoten davon. Zum erneuten Aufschreiben der Predigt reicht die knappe Zeit nicht mehr aus. Wichtige Amtshandlungen stehen noch auf seinem Terminkalender.

      Am Sonntagmorgen betritt der Gemeindepastor sehr frühzeitig mit einem bangen Gefühl der Unsicherheit seine vertraute Kirche. Fast alle Kirchenbänke sind schon besetzt. Zu seiner großen Freude stellt er auf der Kanzel fest, dass sein einmal aufgeschriebenes Predigtkonzept in seinem Gedächtnis wunderbar abgespeichert ist. „Liebe Gemeinde, unsere Katze hat mir einen herben Streich gespielt. Sie hat auf meine fast fertig geschriebene Predigt ein volles Fass blauer Tinte ausgegossen. Bitte üben Sie Nachsicht mit mir, denn ich werde jetzt erstmalig frei zu Ihnen predigen.“ Nach dem klangvollen Schlusslied steht er im Talar an der Kirchentür und verabschiedet jeden einzelnen Gottesdienstbesucher mit einem Händedruck und einem freundlichen Wort für die Woche. „Herr Pfarrer, heute haben Sie mir ins Gesicht geschaut und so locker und inbrünstig aus Ihrem eigenen Herzen gepredigt, dass ich wunderbar zugehört habe, ich war überhaupt nicht abgelenkt. Predigen sie bitte immer so.“ Dieses Kompliment macht ihm ein älterer Herr. Aber auch andere Gemeindemitglieder zollen ihm Lob und Dank. Eine unübersehbare dankbare Freude leuchtet auf seinem entspannten Gesicht. Im Pfarrhaus feiert er mit der schwarzen Katze Versöhnung, bedankt sich bei ihr mit ausgiebigem Streicheln über ihr schönes glänzendes Fell. Und dieses Freudengeschenk strömt aus seinem Herzen, und er teilt es mit seiner verständnisvollen Frau und den vier frohen Kindern.

      Wenn du verzeihst,

      weicht der Groll aus

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