Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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Verschenke kleine Sonnenstrahlen - Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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auf dem Aquarellpapier getrocknet. Der Pinsel hält Ruhepause. Die Besitzerin der „Kleinen Residenz“ zeigt mir, nicht ganz ohne Stolz, die romantischen Puppenstuben im Inneren des Hauses. Gemütlich eingerichtete Zimmer mit zartem Flair, denen man ansieht, dass man sich hier rundum wohl fühlen kann. An den frisch gestrichenen weißen Wänden kann ich den Fleiß und die Phantasie der Hobbymalerin wieder finden. Getrocknete Rosen breiten in Körben ihren verführerischen Duft aus. Das ganze Häuschen lädt zum Verwöhnen ein.

      Mit einer kostbaren Weißweinflasche und zwei Gläsern begeben wir uns wieder in die Fülle des duftenden Sommers hinein, zwischen hohe Gräser, blaue Lupinen und stolze Margeriten. Und wir beiden Frauen kommen uns sehr nahe.

      „Ich habe mir die „Kleine Residenz“ zu meinem 60. Geburtstag selber geschenkt, damit ich nicht als Witwe so einsam bin.“ Elf Jahre harte Arbeit als Designerin hat sie schon als allein lebende Frau hinter sich, und von diesem Lohn hat sie sich nun diesen Wunsch für die nächste Phase ihres Lebens erfüllt. Eine erfüllende Aufgabe gegen das Alleinsein! Dass aus diesen warmen braunen Augen heute Morgen noch Tränen auf das weiße Kopfkissen gefallen sind, kann ich trotzdem verstehen. Danach hat diese mütterliche Frau sich aber mit viel Elan an das Verwöhnungsfrühstück für ihre Gäste gemacht. Diese schöne Verpflichtung hat sie aus ihrem Bett gelockt. Die Inhaberin dieser außergewöhnlichen Pension hat vor allem noch Zeit für Gespräche, wenn ihre Gäste sie wünschen. Wo die Liebe und das Mitgefühl residieren, sind die Räume warm und bunt. Mit fällt es schwer, mich von dieser beherzten Frau zu verabschieden. Lange schenken wir uns körperliche Berührungen, ehe ich winkend und nachdenklich in die schmale Straße stolpere.

      Wenn du mich mit Liebe beherbergst,

      kannst du trockenes Brot auf den Tisch stellen.

      Es wird süß schmecken.

      Heimweh

      Nach einem für mich gut verträglichen Flug von 4.000 Kilometern landet die Maschine erstaunlich sanft auf dem Rollfeld. Ein vereintes unüberhörbares Dankeschön bekommt der versierte Pilot von allen Fluggästen mit einem Applaus. Nachdem ich den Flughafen neugierig verlasse, blendet mich mitten im Januar die nicht gewohnte starke Sonneneinstrahlung. Sommerliche Temperaturen locken die vielen Touristen auf die spanische Insel Gran Canaria. So weit habe ich mich bisher noch nicht von Deutschland fort gewagt.

      Meine Augen trinken im Januar den Anblick der bezaubernden, in allen Rottönen blühenden, Bougainvilla-Blüten, die auf zahlreichen Klettersträuchern dicht beieinander sitzen. Auf der Autofahrt ins Hotel begrüßen mich am Straßenrand junge und betagte Palmen in ihrem schönen grünen Fächergewand.

      Ein Hotel soll in den kommenden Wochen meine Bleibe sein. Die kahlen fast schmucklosen Wände in dem gemieteten Appartement lassen gleich meine selbst gestalteten farbenfrohen Batikwandbehänge sehnsüchtig vor meinem inneren Auge aufleuchten. Vor allem mein eigenes Bett, in dem ich mich so geborgen und wohl fühle, entbehre ich schon nach der ersten Nacht. Und die harten Holzstühle ohne jegliche Kissenverwöhnung, lassen mich an meine bequemen gepolsterten Sitzmöbel in der Heimat denken. Und zu allem Übel schmeckt der Beuteltee leider nach Chlor. Außerdem funktioniert die Dusche im Bad nicht einwandfrei. In der Küche suche ich vergeblich nach einem Küchenmesser, um mir eine Apfelsine zu schälen. Mit einem tiefen Seufzer, dass ich daheim alles so schön praktisch und griffbereit und auch gemütlich habe, setze ich mich abends auf den harten weißen Küchenstuhl, an den runden Plastiktisch, unter die einzige Lampe, die mir ein Lesen in meinem spannenden Buch ermöglicht.

      Weil es für mich in der Mittagssonne draußen zu heiß ist, lese ich im kühlen Hotel meine mitgebrachte Lektüre emsig weiter. Aber mein Lesestoff ist bald verbraucht. Zum Glück rettet mich mein Büchlein mit den Tageslosungen, das ich dann bis Mitte des Jahres im Voraus in vollen Zügen nachdenklich und intensiv studiere. Eine segensreiche Beschäftigung tut sich da für mich auf. Welch ein Geschenk!

      Nach einer Woche Aufenthalt besteige ich wieder das Flugzeug, das mich und mein Heimweh nach Hause fliegt. Ich denke, dass ich gut kuriert bin. Lieber bleibe ich in der Heimat, auch im kalten Winter. Hier kann ich den Raureif auf den kahlen Zweigen bewundern und die hungrige Meise beim Körnerpicken beobachten. Plötzlich laufen meine Gedanken ganz weit zurück in meine Kindheit, in der ich beim Rodeln im glitzernden Schnee so viel Freude empfunden habe. – Heute jedoch lugt die Wintersonne zwischen den Wolken hervor. Damit will der unverzichtbare Himmelskörper uns sagen, dass er uns mit seinen wärmenden Strahlen im Frühling wieder großzügig bescheinen wird. Die Vorfreude auf den gewiss kommenden Frühling: Mit seinen frohen Farben, vielfältigen Schönheiten, den ersten Veilchen, die meine Augen küssen, dem bezaubernden Singen der Vögel, dem Grünen und Wachsen von Tag zu Tag, liegt er jetzt schon hoffnungsvoll in meinem Herzen. Von Kindesbeinen an bin ich an ihn gewöhnt, und ich lebe sehr gerne in dem vorgegebenen natürlichen Rhythmus der sich abwechselnden Jahreszeiten. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sie haben alle vier ihren eigenen unverwechselbaren prachtvollen Charakter. Ja, ich würde die bunte Herbstlaubfärbung besonders schmerzlich vermissen. Die milde Wärme in der dritten Jahreszeit bekommt meinem alternden Körper so gut. Das Rascheln des trockenen Laubes unter meinen Wanderschritten ist eine altjunge Musik, die mich wärmend an meine Kindheit erinnert.

      Ich habe ihn sehr vermisst

      Der türkische Kleinbauer bemüht sich mit viel Fleiß und nach Kräften, die zehnköpfige Familie durch die Erträge, die das Land und das Vieh erbringen zu ernähren. Seine acht Kinder sind im Wachstumsalter und brauchen nicht nur Brot, sondern auch Schuhe und Bücher. Doch die Ernte fällt manchmal sehr spärlich aus, und so leben sie von der Hand in den Mund. Sorgenvoll sitzen die Eltern abends nach der Tagesarbeit zusammen, und sie überlegen, wie es weiter gehen soll. Schweren Herzens entschließt sich der Familienvater, nach Deutschland zu gehen, in das Land, das noch Gastarbeiter sucht.

      In einer Baumschule sind seine kräftigen fleißigen Hände sehr willkommen. Viele Überstunden macht der stille Mann mit den wehmütigen großen brauen Augen. Oftmals sehnt er sich nach seiner Frau und seinen Kindern und auch nach der vertrauten Heimat. Bei dem Baumschulenbesitzer hat er eine preiswerte gute Unterkunft gefunden. So schickt er jeden Monat pünktlich den größten Teil seines Verdienstes in die Heimat. Die gestandene Familienmutter kann endlich ihren Söhnen und Töchtern dringend benötigte Schuhe kaufen. Äußerlich geht es der Großfamilie endlich besser. Aber das ganze Jahr über wächst die Sehnsucht nach dem Vater, der nur zu einem recht kurzen Urlaub bei seiner Familie sein kann.

      Das Getrenntleben hat erst nach 18 Jahren ein Ende, als Frau und Kinder nach Deutschland dürfen. Hier lernen die Kinder in einer speziellen Ausländerklasse alle schnell und gut die fremde Sprache. Der Vater findet in einem Krankenhaus einen Arbeitsplatz als Betriebshelfer. So ist er mit zunehmendem Alter nicht ständig Wind, Kälte und Regen ausgesetzt.

      In meiner Nachbarschaft hat ein junger freundlicher Türke eine günstig gelegene Änderungsschneiderei eröffnet. Mit einem seiner Brüder schafft er es, alle anfallenden Änderungswünsche seiner inzwischen großen Kundschaft zu erfüllen. Der Laden läuft gut. Auch ich bringe gerne Teile meiner Garderobe zu diesen beiden gelernten Schneidern. Und ich freue mich, wenn nach der Bezahlung auch noch ein wenig Zeit für ein Gespräch übrig ist. Mich interessieren die Gedanken dieser Menschen, die ihren Urlaub jedes Jahr in ihrem Herkunftsland verleben. So erfahre ich auch diese Geschichte seines Vaters,

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