Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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Verschenke kleine Sonnenstrahlen - Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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einem Dach

      Fürsorglich wie eine Glucke sitzt das spitze Satteldach auf den stabilen Steinmauern des Einfamilienhauses. Es schützt vor Regen, Sonne, Wind und Kälte.

      In dem rostroten Wohnhaus leben drei Generationen dicht beieinander. Die hoch betagte Großmutter hält sich vormittags gerne in der hellen wohnlichen Küche auf. Mit ausdauerndem Fleiß hilft sie ihrer zwanzig Jahre jüngeren Tochter bei den umfangreichen Vorbereitungen für das Mittagessen der Großfamilie. Kartoffeln schälen und Gemüse putzen sind Tätigkeiten, die die alte Dame bequem im Sitzen erledigt. So spürt sie täglich neu, dass sie noch gebraucht wird. Und während die beiden Frauen sich angeregt unterhalten, merkt die Ältere manchmal gar nicht, wie schnell sich der Kartoffeltopf füllt. „Mutter, magst du noch die Äpfel für den Blechkuchen schälen?“, fragt die tüchtige Bäckerin. „Ja, natürlich selbstverständlich, du weißt doch, wie gerne wir alle deinen saftigen Apfelkuchen essen.“ Charlotte streichelt ihrer Mutter schnell und zart zugleich mit ihrer bemehlten Hand die Wange. Diese zwischenmenschliche Wärme liebkost die Seelen der beiden Frauen.

      Mittags bringt die erwachsene blonde Enkeltochter ihre fröhliche Stimmung aus dem Kindergarten als erfrischende Vorspeise zum Mittagessen mit an den runden Familientisch. Die vitale Großmutter, die schon immer ein großes Herz für Kinder hatte, interessiert sich auch heute noch für die Arbeit der jungen Kindergärtnerin. Und Anna wird so alle Freuden und auch Nöte los, die die Kinder ihr bereiten. Der einzige Mann im Hause, der den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet hat, setzt sich körperlich erschöpft und sehr hungrig auf seinen Platz. Still genießt der betagte Familienvater das intensive Gespräch zwischen seiner aufgeschlossenen Schwiegermutter und seiner jüngsten Tochter. Bevor sich alle von den dampfenden selbst geernteten Kartoffeln auffüllen, spricht der Hausherr dankbar ein Tischgebet.

      Dorothea fährt ihren Kleinwagen in die Garage. „Für heute mal wieder geschafft“, mit diesem Seufzer der Erleichterung auf den jungen Lippen, kuschelt sich die ältere Tochter in die behagliche Atmosphäre ihrer Großfamilie. Die engagierte Altenpflegerin lässt alles, was sie im harten Schichtdienst beschwert, von sich abfallen. Die Eltern und auch die Großmutter haben wunderbar zuhörende Ohren. Nur wenn Dorothea ausreichend abladen darf, kann sie am nächsten Tag wieder fröhlich in ihren schweren Dienst fahren. Die junge Frau wird nämlich auch immer wieder mit dem Tod alter Menschen konfrontiert, die sie oftmals über Monate oder sogar über Jahre hinweg gepflegt hat. Auch dabei hilft ihr ihre verständnisvolle Familie, die nach dem christlichen Leitsatz lebt: „Einer trage des anderen Last.“

      Obwohl die kleine zarte Großmutter zwei gemütliche Zimmer für sich alleine hat, benutzt sie eigentlich nur das eine zum Schlafen. Viel lieber sitzt sie auch abends noch mit dem Strickzeug beschäftigt, so mitten in dem behaglichen großen Wohnzimmer, das der Treffpunkt aller Familienmitglieder ist. „Großmutter, kann ich mit deiner Hilfe rechnen, wenn ich für unser Fest im Kindergarten so viel Tischschmuck zu basteln habe?“ Diese gezielte Frage kommt von der jüngsten Enkeltochter ganz spontan. Bevor die emsige Strickerin antworten kann, präsentiert Mutter Charlotte einen Vorschlag. Wir können doch alle zusammen einen Abend mit Anna basteln?“ Sogar Vater Christof stimmt dafür. Eine Woche später schneiden zehn fleißige Hände buntes Tonpapier, kleben Blumen und Schmetterlinge auf Tischkarten, und Anna erzählt kleine frohe Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag im Kindergarten. Unter der schönen alten Tischlampe wird an diesem Abend besonders viel gelacht. Vier Frauenstimmen werden von einer kräftigen Männerstimme beim Abendliedersingen unterstützt. So lassen sie den Tag gemeinsam harmonisch ausklingen.

      Vater Christoph wird von einer Bekannten nach dem Geheimnis seiner heilen Familie gefragt. „Christoph, wie kommt es, dass ihr so friedlich miteinander unter einem Dach lebt? Ihr seid doch immerhin fünf erwachsene Menschen aus drei verschiedenen Generationen.“ Der lebenserfahrene Mann mit den gütigen Augen, denkt ein wenig nach und antwortet dann ruhig und offen. „Doch es gibt auch bei uns immer wieder mal Meinungsverschiedenheiten, es fällt auch mal ein hartes Wort, es kommt auch vor, dass eine Tür heftig zugeschlagen wird, und die Töchter lassen manchmal der Großmutter gegenüber Aggressionen ab. Aber wir vertragen uns schnell wieder, wir entschuldigen uns auch, wenn wir merken, dass wir dem anderen wehgetan haben. Wir nehmen meistens auch aufeinander Rücksicht. Trotzdem werden auch wir aneinander schuldig. Doch ich glaube, dass wir drei Älteren jeden neuen Tag mit der Tageslosung beginnen, das wirkt sich segensreich für uns alle aus. Wir sitzen gemeinsam im Haus unseres Glaubens, das uns schützt wie ein gutes Dach, welches uns trägt auf einem starken verlässlichen Fundament.“

      Die Kette mit dem Pinguin

      Die achtjährige Kathrin war mit ihren Eltern für vier Wochen in einem südlichen sonnigen Ausland. Das intensive fröhliche Miteinander mit Vater und Mutter hat die bewegungsfreudige Tochter auf den Wanderungen besonders genossen. So viel Zeit haben ihre Eltern sonst nicht für ihr selbständiges Mädchen. Nach den großen Sommerferien läuft die jetzt Drittklässlerin wieder wissbegierig zur Schule. Aber in der ersten Schulwoche fehlt Kathrin der Kontakt zu einem besonders lieben Mitschüler. Durch die Klassenlehrerin erfährt das enttäuschte Mädchen, dass Paul krank ist und seine Mutter ihn entschuldigt hat. Nach ein paar Tagen des Abwartens greift die Sehnsüchtige eines Nachmittags selber mutig zum Telefon. Und sie hat Glück. Paul meldet sich am Apparat. „Wie geht es dir, Paul, und wann kommst du wieder zur Schule? Ohne dich ist es ziemlich langweilig für mich, besonders in den Pausen“, sagt die kleine Freundin mit fester Stimme. Der Junge spürt, wie die Freude über diesen lieben Anruf in sein Herz hüpft. „Kathrin, vielleicht dauert es leider doch noch etwas, bis ich wieder gesund bin.“ – „Ich wünsch' dir gute Besserung, und komm bald wieder“, sagt die Enttäuschte und legt den Hörer wieder auf.

      Pauls Mutter ist total überrascht, als sie ihren bis vorhin noch kranken Jungen, jetzt schon völlig angezogen bei ihrer Heimkehr vom Einkauf in seinem Zimmer vorfindet. „Mutti, ich hab doch kein Fieber mehr, kann ich nicht morgen wieder zur Schule gehen?“ Mit diesen Worten begrüßt der noch leicht Hustende seine erstaunte Mutter. „Paul, wir wollen aber erst heute gegen Abend noch mal zur Sicherheit bei dir die Temperatur messen.“ – „Mutti, Kathrin hat mich angerufen und ihr ist es ohne mich so langweilig in den Pausen.“ Voller Verständnis streichelt die Mutter dem plötzlich Gesunden über seinen blonden dichten Haarschopf. „Mein großer Junge, dann kannst du wahrscheinlich auch schon morgen Kathrin wieder begrüßen.“

      Abends in der Badewanne sagt das Mädchen spontan zu seiner Mutter: „Vielleicht kommt Paul erst in ein paar Tagen wieder zur Schule, er ist noch krank.“ Die einfühlsame Mutter sieht und spürt die Traurigkeit, die ihre Tochter ausstrahlt. Abends kommt dann noch die frohe telefonische Mitteilung von Paul, dass er am nächsten Morgen schon eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof sein wird. Beide Kinder schlafen mit dieser Aussicht auf den kommenden Tag glücklich ein. Auch Kathrin steht zu diesem ersehnten Wiedersehen nach fast sieben Wochen der Trennung gerne früher auf. So haben die längst miteinander vertrauten Klassenkameraden noch Zeit, sich ihre Erlebnisse aus den Ferien zu erzählen. Und sie schütten sich ihr Herz aus. Sie haben leider keine Geschwister und sie brauchen diese schöne Kameradschaft umso mehr.

      Nach dem heutigen Unterricht warten sie beide darauf, dass ihre Mitschüler den Schulhof verlassen. Dann sind sie endlich ohne Zuschauer. Der sensible Paul hält in seinen Händen ein hübsch verpacktes Etwas. Ganz zart sagt er zu seiner Freundin: „Kathrin, dies habe ich für dich aus dem Urlaub mitgebracht.“ Gespannt reißt das Mädchen das Papier auf. Und siehe da, eine kleine Halskette mit einem Pinguin-Anhänger lässt das Herz des Mädchens schneller schlagen. Die Freude gebiert die erste Umarmung. „Danke

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