Verschenke kleine Sonnenstrahlen. Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski
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Im kommenden Sommer, als das Grau des Hofes weitgehend von zahlreichen bunten Blumen überwuchert ist, feiert die gesamte Nachbarschaft ein kleines Sommerfest in ihrem Innenhof. An den unteren Balkonen hängen Lampions, und so sind nach Sonnenuntergang auch noch alle Blumen in einem romantischen Licht zu sehen. Besonders zauberhaft leuchtet die eifrig kletternde Klematis mit ihren blauen sternförmigen Blütenblättern in dieser Sommernacht. Beate, die kreative arbeitslose Designerin, hält hinter ihrem Rücken eine Überraschung für die Initiatorin des geglückten Projektes „Freundliches Wohnen“. Auf einer Holztafel, lieblich mit Blumen verziert steht: „Elfriedenhof“. Markus, der handwerklich Geschickte, befestigt diese wohlverdiente Auszeichnung schön sichtbar an der großen Mauer. Dadurch bekommt die Gärtnerin aus Berufung jeden Tag neuen Elan, der für sie in ihrem Alter ein richtiges Verjüngungsmittel bedeutet. Ja, Elfriede Bromberg kommt sich nicht mehr überflüssig vor, und aus dieser schönen Tätigkeit haben sich ganz natürlich neue Kontakte, auch mit jungen Leuten, ergeben. Annette, die Berufstätige, nennt Elfriede Bromberg auf dem gelungenen Sommerfest sehr liebevoll „unser fleißiges Lieschen“, und sie überreicht einen Korb mit zehn rosafarbenen Pflanzen dieser blühwilligen Gattung.
Zarte Ackerwinde kann
nur hoch empor ranken,
wenn die unscheinbare
standhafte Brennnessel
ihr genug Halt bietet.
Mal bist du Ackerwinde,
dann wieder Brennnessel.
Trinke an deinen Freudenquellen
Es kann passieren, dass wir zu viel arbeiten, im Beruf, im Haushalt und in der Familie. Wenn in diese Bereiche zu viel von unserer verfügbaren Kraft hineinfließt, kann es sein, dass nach einiger Zeit, manchmal erst nach Jahren, unsere Seele aufschreit, sich wehrt. Wir können nicht pausenlos Leistungen erbringen. Wir können nicht unaufhörlich funktionieren. Manchmal ist erst ein Zusammenbruch nötig. Unsere Seele zieht die Notbremse. Unser Körper und auch unsere Seele lassen sich auf Dauer nicht überfordern. So ein schrecklicher Zusammenbruch ist ein notwendiger Hilfeschrei. Manchmal müssen Menschen so tief am Boden liegen, damit sie zur kritischen, wie auch positiven Besinnung sich die ausreichende Zeit nehmen. Pausenloser Einsatz fordert irgendwann eine unausweichliche lange Arbeitspause. Stellen wir vielleicht zu hohe Anforderungen an uns selber? Oder glauben wir beweisen zu müssen, dass wir so tüchtig sind? Vielleicht hilft uns eine Gesprächstherapie, in der wir die Ursachen für unser Verhalten aufspüren können.
Kürzlich war ich bei meiner fünfjährigen Enkeltochter zu Besuch. Sie begrüßte mich mit einem Strahlen in ihren Augen. Die Wiedersehensfreude hüpfte in ihrem schlanken Körper. Ich beobachtete das Kind, wie es mit einer wunderbaren Leichtigkeit ins Basteln versunken war. Bäuchlings auf dem Teppich liegend, malte Stella mit bunten Stiften für ihre Mama und ihren Papa jeweils einen Adventskalender, ganz nach ihren Vorstellungen. Ohne irgendwelchen Leistungsanspruch und ohne Zeitdruck entsteht ein Geschenk, das aus dem Herzen strömt. Sie möchte ihre Eltern erfreuen. Keinerlei Anspannung kann ich bei dem Mädchen beobachten. Mit einer bezaubernden Leichtigkeit schenkt es aus der Fülle seines Herzens. Eine anschauliche Lernstunde ist diese unbezahlbare Begegnung für mich.
„Man müsste die Menschen lehren, die Freude zu finden.“ Diese Lebensweisheit habe ich einmal in einem alten Buch gelesen. Ich möchte dich mitnehmen auf meine Suche nach der verlorenen Freude. Vielleicht erinnerst du dich an ein besonderes Glücksgefühl, das du in deiner Kindheit empfunden hast? Es kann das eigene Spielen auf einem Musikinstrument sein. Vielleicht hast du in einem Kinderchor mit Hingabe gesungen. Das Malen mit vielen bunten Farbstiften war deine große Leidenschaft. Oder das tragende Element Wasser hat wahre Freudensprünge in dir hervorgezaubert. Die Volkshochschulen und auch die Kursprogramme der Kirchengemeinden haben unzählige Angebote auf dem kreativen Gebiet. Habe Mut, krempele deine Ärmel hoch, lass dich erneut ohne jeglichen Leistungsdruck auf etwas Neues ein. Deine Phantasie wird dir dabei helfen. Bitte, probiere doch mal aus, was dir ganz persönlich innige Freude schenkt.
Vor etlichen Jahren, als es mir psychisch ziemlich schlecht ging, habe ich ganz viele Therapie-Angebote ausprobiert. Das Batiken kannte ich vorher noch gar nicht. Mit einer kurzen Einweisung in die Technik, wurde meine Neugierde geweckt. Ein Stück Stoff von einem alten weißen Bettlaken, ein kleiner Entwurf, und schon stürzte ich mich in das verführerische bunte Farbenspiel. Ich bekam Biss bei dieser schöpferischen Tätigkeit und es entstanden zwei bezaubernde farbenfrohe Wandbehänge. Danach ließ ich mich auf den Glasabdruck, das Seidenmalen und Emaillieren ein. Mit den eigenen Händen etwas ganz Individuelles, ein Unikat schaffen, das lässt die verlorene Freude wieder spüren. Leichtigkeit, Wärme und eine nicht zu übersehende Zufriedenheit werden sich in dir ausbreiten. Das wird auch deinen nächsten Mitmenschen nicht verborgen bleiben. Deine Augen werden wieder leuchten und dein Gang wird beschwingter.
Abschied in der Nacht
In den Schulferien fliegt die Familie immer wieder gerne auf die Insel Mallorca. An diesem, von der Sonne begünstigten Fleckchen Erde, kann die neunjährige Tochter nach Herzenslust den ganzen Tag unter dem offenen blauen Himmelszelt verbringen.
Aber Frauke hat leider keine Geschwister. Und so fehlen ihr in diesen schönen Wochen trotzdem ihre vertrauten Schulkameraden und Freundinnen. Der Vater, der sonst im Beruf stark eingespannt ist, genießt seine lernbegierige Tochter besonders beim Schachspiel. Mit der Mutter entdeckt die aufmerksame Frauke alles, was der Strand an Naturgeschenken zu bieten hat. Nach seltenen Muschelexemplaren in wunderschönen Pastelltönen und verschiedenen Formen bückt sich die fleißige Sammlerin. „Frauke, aus diesen herrlichen Naturschönheiten kannst du ein Kästchen für die Oma basteln.“ – „Danke, Mutti, für deine tolle Idee. Dann habe ich für Omi ein selbst gemachtes Geschenk.“
Zwischen all diesen abwechslungsreichen Aktivitäten läuft das interessierte Mädchen aber auch gerne mal alleine draußen umher. So findet sie nach ein paar Tagen einen lebendigen Freund. Dem streichelt sie mit ihren zarten Händen das pechschwarze glänzende Fell. Das Schnurren ist das Dankeschön für diesen Liebesdienst. Mit seinem weichen Körper schenkt der attraktive Kater der Tierliebhaberin Wärme und Nähe. In den folgenden Wochen spielt Frauke lieber mit ihrem neuen Freund, als mit ihren Eltern. Das Mädchen hat diesen zahmen Kater gleich in ihr warmes Herz geschlossen. Beide suchen immer wieder den Platz auf, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet sind. Auf leisen Pfoten kommt das schöne Tier angeschlichen, schaut seine neue Freundin mit seinen smaragdgrünen schräg stehenden Augen aufmerksam an. Und schon beeindruckt der ausgezeichnete Springer Frauke mit seinen gewagten Kunststücken.
Doch nach vier gemeinsamen Wochen des zärtlichen Miteinanders und fröhlichen Spielens steht das Ende ihrer Liebe fest. Der Rückflug ist für morgen gebucht. Das Mädchen schläft nach diesem letzten gemeinsamen schönen Tag längst in ihrem Bett. Die Mutter packt noch ein paar Sachen in die rustikalen Reisekoffer und in den Rucksack. Draußen auf der Wäscheleine flattern noch die weißen Badetücher. „Wie