Oskar trifft die Todesgöttin. Jörgen Dingler

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Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler

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konnte.

      Der Chauffeur sprang aus dem Wagen und hielt die dem Helikopter zugewandte Tür der Limousine auf. Sie stiegen aus. Zuerst Jean-Pierre, der auch sonst alle Kennzeichen eines Bodyguards erkennen ließ: Chauffeur kühl annicken, Jackett schließen, Kopf nach beiden Seiten drehen, Lage peilen. Er nickte erneut jemanden kühl an. Oskar bemerkte den vor dem Helikopter mit verschränkten Armen wartenden und erwartungsfrohen Piloten des Luftgefährts. Dessen Erwartungsfreude sollte nicht übererfüllt werden. Er hielt Christine zurück und erinnerte sie an ihre nicht nur herzerfrischende Offenheit. Sie war im Begriff, durchzurutschen und auszusteigen, hielt inne und drehte ihren Kopf zu Oskar. Er flüsterte ihr ins Ohr.

      »Darling, denk an die Freilichtbühne.«

      »Ups!«, kiekste sie. »Hätte ich beinahe vergessen.«

      »Dachte ich mir. Ich weiß ja, wie schwungvoll du bist.«

      Sie kicherte und stieg betont vorsichtig aus, mit – so weit es ging – geschlossenen Beinen. Dabei sah sie Oskar albern an, sodass er seinen Kopf schütteln und grinsen musste. Abgesehen von aller Gefahr und mehr als trüben Aussichten, war es für ihn wirklich die Traumbeziehung schlechthin – Liebe, Leidenschaft, Verbundenheit, jede Menge Lachen und Spaß. Die in allem beste Frau, die er sich nur wünschen konnte. Eine schwerreiche obendrein. Eine, die alles hatte, was einem das Leben noch zusätzlich versüßen konnte. Auch wenn man‘s nicht darauf anlegt, ist sowas kein wirklicher Nachteil. Aber es war auch eine Traumbeziehung in anderer Hinsicht. Eine Beziehung, die man nur träumen und nicht leben konnte. Weil sie enden würde, enden musste. Bald. Sehr bald.

       Tja, irgendwas ist ja immer. W ä r ja auch zu sch ö n gewesen

      Der Pilot bemerkte, wie sich Christine übervorsichtig wie eine Debüttantin aus dem Wagen schälte und quittierte das Ganze mit einem fragenden Blick. Dann strahlte er sie an und breitete seine Arme aus. Wirkte sie ein wenig überrascht?

      »Hola, jefa!«

      »Hola, Pedro!« Christine drückte den Piloten eher distanziert, indem sie ihn an seinen Oberarmen knapp über den Armbeugen fasste (bessere Hebelwirkung). Auf die Art kann man jemanden auf Distanz halten, der einen an sich heranziehen will. Oskar wollte es aus naheliegenden Gründen nicht nur so interpretieren. Als Profi im freischaffenden Tötungsgewerbe kannte er mehr als nur ein paar Grundregeln, wie man sich jemanden dezent auf Abstand halten konnte. Er ging bei der Chefin der besten Killerin davon aus, dass sie einiges davon kannte. Und er kannte natürlich nicht nur die dezenten Arten, jemanden auf Abstand zu halten. Auch bekam er den Eindruck, als ob sie dem Kuss des Latinlovers auswich. Das blitzschnelle Ausweichmanöver war selbst für seine Augen kaum zu sehen. Ein Ausweichen vor einem Kuss, der ursprünglich nicht die Wange treffen sollte. So sah es zumindest aus.

      Pedro. Wie konnte der fliegende Caballero auch sonst heißen? Ungefähr Oskars Alter, markantes Gesicht, dunkle Haare mit grauen Strähnen, nicht gerade klein, also etwas größer als er, ebensowenig uninteressant wie hässlich. Überhaupt war Pedro körperlich nicht von schlechten Eltern. All das brachte erneut die masochistische Frage auf: War er mal ein sinnlicher Ausgleich für die vielbeschäftigte Christine Vaarenkroog? Zumindest war auch für einen Blinden erkennbar, dass Pedro auf Christine abfuhr. Aber das will nichts heißen. Eine Frau wie sie zog unweigerlich begehrende Männerblicke auf sich.

      Pedro sah zu dem Mann, der mit Christine im Fond der Limousine gesessen hatte.

      »Oskar?«, fragte der mediterrane Bilderbuchmann in der schwarz-dunkelroten Piloten-Lederjacke – todschick, Marke Vaarenkroog natürlich. Auch der Pilot war vorgewarnt. Alle in Christines Umfeld schienen seinen Namen zu kennen.

      »Si«, bestätigte Oskar und drehte sich dann zu Christine. »Sagst du ihm bitte, dass das schon ungefähr die Hälfte von meinem Spanisch war.«

      Christine lachte ihr hinreißendes Lachen und übersetzte.

      »No problem for me. Hello, Oskar!«, sagte Pedro mit starkem spanischen Akzent und streckte die rechte Hand nach Oskar aus. Augenpartie und Mund sprachen grundverschiedene Sprachen. Trotz Pedros verspiegelter Pilotenbrille konnte Oskar erkennen, dass keinerlei Mimik die Augen umspielte, während sich sein Mund zu einem Lachen verzog, das für sich gesehen herzlich und ehrlich gewirkt hätte. Aber: Zum Mund passende, lachende Augen hätten die unvermeidlichen ‚Krähenfüße‘ bis vor die Schläfen gegraben, erst recht bei nicht mehr ganz jungen Menschen. Das hatten sie aber nicht.

      »Hola, Pedro.«

       Ja! Er hatte mal was mit Christine! Kein Zweifel mehr

      Nicht nur die demonstrativ herzliche Begrüßung, mit der Pedro seine Dienstgeberin bedacht hatte, ließ darauf schließen, sondern auch wie er Oskar die Hand gab: betont kräftig, ähnlich Veras eifersüchtigem Gatten Walter. Ein typisch männliches Claim Abstecken, Eindruck beim anderen Männchen schinden. Hier also wieder das gleiche Spiel, nur war es einiges schwerer als bei Walter. Auch Pedro wusste, wie man greifen muss. Zudem war er ein paar Jahrzehnte jünger als der alte Griesgram an Veras Seite. Oskar fiel auf, wie Christine das kaum merkliche Spielchen beobachtete. Auch merkten sowohl sie als auch Jean-Pierre, was da soeben ablief. Beide waren Insider, warum Pedro Oskar abchecken musste. Jean-Pierre wusste als engster Vertrauter und Leibwächter um den ein oder anderen Mann im Leben seiner Chefin, wenn nicht gar um die meisten.

      Oskar hätte Pedro umgebracht, falls der seine Hand auch nur eine Sekunde länger und noch ein einziges Mal betont kräftig gedrückt hätte. Auf der Stelle und mit bloßen Händen. Zumindest hätte er es tun können, in mehrerlei Hinsicht. Auch das schienen Christine und Jean-Pierre zu spüren. Erstaunlicherweise war beiden das Bemerken dieses Umstandes – oder eher dieser Umstand an sich – nicht unangenehm. Wie gesagt: beiden. Wirklich erstaunlich.

      Vielleicht werden deine Dienste bald wieder gebraucht, Pedro. Nachdem Kali mich kaltgemacht hat.

      Als Pilot würde Pedro nicht mehr gebraucht werden. Aus der Mischkulanz seines Basiswissens mehrerer romanischer Sprachen bekam Oskar mit, wie Christine Pedro zu verstehen gab, dass seine Dienste heute nicht benötigt werden und er dableiben solle. Er bekam noch etwas mit: irgendwas von ‚Heli uno‘, demnach wohl Varicopter 1, für den sich Pedro bereithalten sollte. Sehr sonderbar, dass Pedro sich um einen nicht mehr im Vaarenkroogschen Besitz befindlichen Helikopter kümmern sollte. Oskar hatte Jean-Pierres Worten ohnehin keinen Glauben geschenkt. Kurzer Blick zu ihm, quasi die Gegenprobe: Ja, er konnte Jean-Pierres Augenrollen geradezu spüren, da dessen Augen von schwarzen Gläsern kaschiert wurden.

       So, das w ä r gekl ä rt. Nun zu Pedro.

      Er wandte seinen Blick wieder dem Spanier zu. Selbst wenn Oskar nicht das Geringste verstanden hätte, sprach Pedros Gesicht Bände, was Christine ihm unmissverständlich zu verstehen gab. Sie klang keinen Moment unfreundlich, aber kalt und sehr bestimmt.

      ‚Wir fliegen nach Maryfuego, und du bleibst hier!‘

      Ein Triumph für den Blonden, zweifelsohne. Pedro zog säuerlich ab, mit dem traurigen Macho-Gang eines äußerlich unverletzten, aber sieglosen Stierkämpfers. Christine sah ihm nach, die Arme hatte sie verschränkt. Ihr mimikloses Gesicht war schwer deutbar, ließ deswegen viele Interpretationsmöglichkeiten.

      Oskar legte sich die angenehmste zurecht.

      Er sah diese kleine Szene als ungeplanten Zwischenfall, den sich seine Liebste so nicht vorgestellt und schon gar nicht gewünscht hatte.

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