Oskar trifft die Todesgöttin. Jörgen Dingler

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Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler

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sein müssen, wie nahe sie jemanden an sich heranließ. Aus einer körperlichen Nähe können – wie gesehen – Besitzansprüche abgeleitet werden. Diese Vorsicht war mittlerweile hinfällig, wenn nicht Makulatur, denn sie hatte inzwischen jemanden viel näher an sich herangelassen als jemals zuvor. Zwar ungeplant, aber wenn‘s nach ihr ging, sollte diese ungewohnte, nicht nur körperliche Nähe Bestand haben.

      Lieblingsinterpretation Ende.

      Das Aufrechterhalten dieser Nähe würde schwerlich möglich sein. Noch einen Schlenker zu Pedro: Vielleicht dachte sich Christine sogar, dass sie Pedro aufgrund der von ihr registrierten, wenn auch kaum merklichen Szene entlassen musste. Ihr Pilot maß sich mit ihrem Herzbuben – ein klares No-go. Die unerwünschte Zuneigungsbezeugung in Form eines beabsichtigten Kusses auf den Mund, obendrein im Beisein Oskars, war ein mindestens ebensolcher Fauxpas.

      Wenn auch plump und dreist: mutig war der ‚gute‘ Pedro, das musste man ihm lassen. Oskar verstand ihn. Dass man für Christine Wagnisse einging, sie diese mehr als wert war, konnte er nachvollziehen. Pedro hatte gewagt und verloren. Wie kalt Christine bei der Wahrung ihrer Interessen entscheiden und handeln konnte, wusste Oskar mittlerweile aus eigener Erfahrung. Zu ihren Interessen gehörte klarerweise auch der Mann, den sie liebte. In die hatte niemand herein zu pfuschen, ein Bediensteter schon mal gar nicht. Alles sah danach aus, dass Pedro im Gegensatz zu Jean-Pierre genau das war: ein normaler Bediensteter. Gemeinsames Sex-Erlebnis hin oder her. Auch in diesem Punkt konnte Christine Vaarenkroog eiskalt differenzieren. So revidierte Oskar seine Vermutung: Pedro hatte hier und jetzt nicht nur als ihr Pilot, sondern auch als reaktivierter Lover verschissen, falls es Oskar erwischen sollte. Dieser Gedanke ließ ihn schmunzeln. Nur: Wer würde jetzt fliegen?

       Ah! Jean-Pierre nat ü rlich.

      Der Große öffnete die Tür zum Pilotensitz des eleganten Helikopters – allerdings nicht für sich selbst, sondern für seine Chefin. Er begab sich auf einen der hinteren Plätze, insofern war klar, wer den Platz neben Christine besetzen würde. Oskar schwang sich auf den Copilotensitz, während sie sich das Headset aufsetzte und geschäftig einige Knöpfe drückte – genauso, wie man es aus Filmen kannte. Erst ein paar Schalter über Kopf an der Decke des Cockpits umlegen, dann einige Knöpfe und Schalter am Armaturenbrett betätigen, Steuerknüppel in die Hand nehmen. Sie spreizte ihre nackten Beine aufreizend, als sie den Steuerknüppel an sich heranzog und sah Oskar – der sie natürlich beobachtete – verwegen lächelnd an, schob ihre Sonnenbrille auf die Nasenspitze und zwinkerte. Der schmunzelte schief, schob ebenfalls seine Sonnenbrille auf die Nase und kniff ein Auge zu. Sie lachte leise und signalisierte ihm, das zweite Headset aufzusetzen – wozu auch immer. Zur Führung dieses Luftfahrzeuges konnte er kaum etwas beitragen. Wahrscheinlich wollte sie nur seinen Erlebnisfaktor erhöhen.

      »Anschnallen, Ladies!«, blaffte sie im Stile eines Ausbilders der US-Marines.

      Oskar sah fragend zu Jean-Pierre nach hinten. Der nickte nur cool wie gewohnt und fläzte in seinem Sitz wie nach dem Einsteigen in Sofias Schlangenjet. Er war bereits angeschnallt, Blick in Richtung Christine: sie auch. Insofern war Oskar die einzige noch nicht angeschnallte ‚Lady‘ in diesem Vehikel. Klick!

      »Good afternoon, Arrecife Tower, this is Varicopter two. Ready for take off to Maryfuego, coming«, sprach sie in ihr Headset. Zur Bestätigung ihrer Worte lief der Rotor an und wirbelte gleichsam mit dem ansteigenden, düsenähnlichen Geräusch immer schneller. Ein sanfter Ruck ging durch den Helikopter.

      »Arrecife Tower, roger, Varicopter two. You have permission for take off. Leave on one-fifty for coast three, I repeat one-fifty for Maryfuego. Go on eighthundred for the first three, coast three for flight level, coming«, hörte Oskar aus seinem Headset. »Buenos dias, Christine! Hola, chica!«, schob der Fluglotse eine persönliche Begrüßung nach. Christine lachte.

      »Roger, Arrecife tower. Varicopter two leaving in onehundredandfifty degrees, climbing on eighthundred feet for the first three miles, heading coastsector three for flight level. Costa tres, comprende, amigo«, quittierte sie in perfektem Englisch die Vorgaben des Towers und schickte einen spanischen Rückgruß hinterher. »Hola, chico! Que pasa, Manuelito?«

      »Alles klar, Mädchen! Lass knacken!«, antwortete der Fluglotse in einem witzig gestelztem Deutsch, das er sich allem Anschein nach von Touristen aus dem Ruhrgebiet angeeignet hatte.

      Christine lachte abermals auf, drückte wieder ein paar Knöpfe und zog den Steuerknüppel an sich heran. Der Helikopter hob ebenso schwungvoll ab, wie es seine heiße Pilotin anscheinend in allem war. Oskar umfasste reflexartig den Handgriff oberhalb der Tür. Auch wenn er – wie von Christine beabsichtigt – durch den ruckartigen Start überrascht wurde, war es ein

       Geiles Gef ü hl!

      Christine grinste stolz, was Oskar nicht verwunderlich fand. Wenn man mit so tollen Spielzeugen und obendrein noch mit dem Beherrschen dieser Spielzeuge glänzen kann, dann lässt das auch abgebrühte Zeitgenossen wie eine Christine Vaarenkroog nicht unberührt. Dass sich zwei ebenfalls recht abgebrühte Mitflieger an Bord befanden, nutzte die Pilotin für Flugmanöver mit herzhaft zu nennenden Beschleunigungskräften. Der Helikopter flog eine weite Kehre und gewann gleichzeitig schnell an Höhe. Christine hielt auf das Inselinnere zu. Vor ihnen tauchten rostrote Vulkanlandschaften auf – Dünen, Krater, schroffes Gestein. So müsste es wohl sein, wenn man mit einer Landefähre über den Mars fliegt. Christine drehte sich zu Oskar, während er die Vulkanlandschaft vor und unter sich bewunderte. Sie dürften in der Tat nur ein paar hundert Meter (eighthundred feet) hoch sein, so wie sich alles vor seinen Augen ausbreitete.

      »Wir müssen über die ganze Inselbreite zur Westküste fliegen, damit wir den an der Ostküste startenden und landenden Tourijets nicht ins Gehege kommen«, sprach über Bordfunk in das Headset. »Die meisten fliegen über den Osten an, und es ist viel los.« Sie sah zu Oskar, der suchte etwas, nestelte an seinem Mundstück. »Sprich einfach rein. Nur für die Kommunikation nach draußen muss man ein Knöpfchen drücken.«

      »Verstehe.«

      »So kommst du in den Genuss des vulkanischen Nationalparks von Lanzarote. Den würdest du kaum sehen, wenn wir an der Ostküste langfliegen würden«, erläuterte sie mit einem Lächeln und zeigte mit dem Finger auf schwarze Hügel mit kreisförmigen Mustern. »Das sind übrigens Weinberge.«

      »Was? Weinberge???«

      »Ja, mein Schatz. So sehen hier Weinberge aus. Natürlich auch vulkanisch.«

      Mitten in den nicht nach Weinbergen aussehenden Weinbergen waren Häuser zu erkennen. Manche davon wirkten wie großzügige Anwesen, wie Haciendas.

      »Hier im Weingebiet gibt es eine ebenso schicke wie urige Bodega, die wir mal besuchen müssen«, säuselte ihre Stimme aus den Kopfhörern in seine Ohren. »Die Weine der Insel sind okay, aber in der Mehrzahl nicht sooo toll. Manche Weine sind wiederum verdammt gut. Man muss nur wissen, welche.«

      »Und du weißt natürlich, welche gut sind«, schlussfolgerte er.

      »Klar doch.«

      »Dann gehe ich liebend gern mit dir in diese Bodega, mein Schatz.«

      Mittlerweile hatten sie die Westküste erreicht. Sie flogen über dem Meer nach Norden. Christine zog den Helikopter nach oben und legte ihn dann in eine leichte Schräglage, um ihrem Premierengast einen weiten Blick über die Insel zu ermöglichen. Oskar kam sich wie in einem Aufzug vor, einem äußerst schnellen Panoramaaufzug. Er brauchte nur aus seiner Seite rauszuschauen und hatte die halbe Insel vor sich ausgebreitet. Christines Flugkünste waren ebenso beeindruckend wie die Landschaft. Ersteres war

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