SILBER UND STAHL. Nicole Seidel
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![SILBER UND STAHL - Nicole Seidel SILBER UND STAHL - Nicole Seidel](/cover_pre1113459.jpg)
Die Bruxae kommt schnell auf die Beine. Fauchend springt sie dem angeschlagenen Hexer entgegen. Greift nach ihm. Seine Klinge trennt ihren linken Arm an der Schulter ab. Ihr nackter Leib zeigt erste Anzeichen von Alterung und Austrocknung. Eine Drehung und Geralt trifft sie an der Brust.
Nun ergreift sie die Flucht, krabbelt wie ein dreibeiniger Käfer zum Ausgang der Scheune. Der Hexer holt seine Armbrust hervor und spickt das Monster mit Pfeilen. Die zwei Bolzen mit den Silberspitzen dringen ihr in die Seite und den Rücken, halten ihre Flucht auf, während Geralt ihr langsameren Schrittes folgt. Der Hexer ist angeschlagen. Sie versucht ihm zu entkommen, kann aber nur noch kriechen.
Vögel schweigen die ganze Nacht
Bis die erste Kuh am Morgen erwacht
Völlig entkräftet fällt der Hexer neben der sterbenden Bruxae zu Boden. Ihr trauriger, ungläubige Blick ruht auf ihm. Er dreht sich auf den Rücken, erliegt seiner Erschöpfung. Schläft ein.
Doch eine Seele wacht voller Furcht
Anders der Hexer, mutig und kühn
Bezahlt in Gold für seine Müh‘
Die Sonne geht auf und wirft ihre warmen Strahlen über die staubige Erde. Zerteilt die Wände der Scheune, das Gatter darum und die umliegende Bäume in ein einladendes Spiel von Licht und Schatten. Geralt erwacht plötzlich, fährt auf. Die Klauen der Vampirin zeichnen noch sein bärtiges Gesicht. Ein Blick zur Seite, doch bereits knöchern sind die Überreste der Bruxae.
Er schlägt dich, zerhackt dich
Teilt dich entzwei
Isst dich im Ganzen
Am Stück und im Ganzen…
Geralt steht auf, schwingt sich auf sein Pferd Plötze und reitet zur nahegelegenen Stadt zurück, um sich seine Belohnung abzuholen.
I - Sieben Raben
Ein Müller hatte sieben Söhne
Söhne groß, gescheit und stark
Doch im Tausch für eine Tochter
Baut er jedem Sohn den Sarg
Die Mutter weint um jeden Buben
Sieben Tränen in ein Tuch
Und zur Rettung ihrer Söhne
Sprich sie einen bösen Fluch
Den Söhnen schwarze Federn wachsen
Flügel schlagen in der Luft
Erheben sich als sieben Raben
Entkommen so des Vaters Gruft
Kein Wort verliert sich über Schrecken
Die in jener Nacht gescheh’n
Die Tochter sucht die sieben Brüder
Die sie nie mehr würde sehn
Sieben Jahre will ich schweigen
Sieben Jahr kein Lächeln zeigen
Sieben Jahre Trauer tragen
Sieben Jahre und ein Tag
Sieben Raben sollen steigen
Sieben Jahre will ich leiden
Sieben Jahre nicht verzagen
Sieben Raben
Und im Lauf von sieben Jahren
Reift das Töchterlein zur Frau
Entdeckt im Schuppen sieben Särge
Und weiß um ihr Tun genau
Spricht die selben Zauberworte
Die die Brüder einst verflucht
Will sich opfern für die Burschen
Die sie hat solang gesucht
Niemals hat sie mehr gesprochen
Ihr Gemahl trägt’s mit Geduld
Doch seine Mutter schiebt ihr heimlich
Beweise zu für schlimme Schuld
Kann vor Gericht sich nicht verteidigen
Wird verurteilt und bleibt stumm
Und mit dem ersten Schlag des Henkers
Sind die sieben Jahre um
(Saltatio Mortis)
I
Die Sommersonne stach vom wolkenlosen Himmel herab und die steppengleiche Landschaft tat ihr übriges um jeden Wanderer in dieser Ödnis einzulullen. Vier schwarze Punkte kreisten über diesen unbarmherzigen Horizont und kamen näher dem Abgrund, als sie dort eines einsamen Reiters gewahr wurden. Die braune Stute ließ am langen Zügel den Kopf hängen und setzte träge einen Huf vor den anderen. Sein Reiter hatte sich die Kapuze seines dunklen Umhangs über den Kopf gezogen, um sich so vor der prallen Sonne zu schützen. Unter seinem Umhang blitzten seine Nietenmanschetten an den Armen hervor und Strähnen weißen Haares drangen seitlich des gesenkten Gesichts hervor. Am Sattel hingen eine kleine Holztruhe und ein großes Eisenschwert.
Die vier schwarzen Punkte kamen schnell näher und identifizierten sich schließlich als vier schwarze Vögel: als vier Raben. Sie kreisten über dem Reiter und machten krächzend Lärm.
„Krah, das ist er!“ krähte einer.
„Bist du dir – krah – sicher?“ wandte ein zweiter ein.
„Krah! Er muss es sein, krah!“ erwiderte der dritte.
Der vierte Rabe schwieg und stieß herab auf den ahnungslosen Reiter. Seine Krallen schlugen sich in den groben Stoff der Kapuze und zogen daran.
„Verdammt!“ Der überraschte Mann schlug nach dem Vogel, der frei kam und sich wieder in die Luft erhob.
Die Stute tänzelte und der Kämpfer sprang elegant aus dem Sattel und hielt unerwartet das Eisenschwert in der Hand. Mit der freien Linken streifte