Sail Away. Detlef Wolf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sail Away - Detlef Wolf страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Sail Away - Detlef Wolf

Скачать книгу

nicht ersetzen. Soweit ist noch keiner von denen. Also brauchten wir einen von außerhalb. Einen mit dem richtigen Patent. Und da ist die Wahl wohl auf Sie gefallen. Sie haben doch ein A6-Patent?“

      Martin nickte. „Na klar hab ich. Sonst hätt‘ ich doch als Erster gar nicht fahren dürfen. Insofern ist das, was Sie hier mit dem Zweiten veranstalten auch nicht ganz regelkonform.“

      Sein Gegenüber winkte ab. „Ach was, in der Not frißt der Teufel Fliegen. Jedenfalls stelle ich fest, Schiffchen fahren können Sie also.“

      „Sicher kann ich. Aber Containerfrachter und sowas. Von einem “Fleischfrachter“ war nie die Rede. Das ist doch ganz was anderes.“

      „Also bei allem Respekt, Herr Kapitän, den “Fleischfrachter“ möchte ich mir aber jetzt ganz ausdrücklich verbitten. Natürlich weiß ich um die despektierlichen Redensarten von Euch Frachtschiffern über diese, unsere Art von Transportmitteln. Aber bitte gewöhnen Sie sich daran, daß es sich hierbei um ein Kreuzfahrtschiff handelt. Und noch dazu eines, das mit fünf Sternen eingestuft ist und somit eine Gattung von Passagieren befördert, die eine Bezeichnung als “Fleischfracht“ keinesfalls goutieren würden.“

      Martin zog den Kopf ein, schnitt eine Grimasse und sah den Mann in dem Sessel gegenüber an. Der Hoteldirektor war ein stattlicher Hüne, schätzungsweise Anfang sechzig mit vollem, grau meliertem Haar und einem gewaltigen Schnauzer, der verschmitzt lächelnd aus seiner tadellos sitzenden Uniform herauslugte.

      „Mein Name ist übrigens Gabor“, sagte er nach einer Pause. „Vorname Willy. Von Geburt Österreicher, jetzt Weltbürger. Ich fahre seit dreißig Jahren auf Kreuzfahrtschiffen und bin seit fuffzehn Jahren Hoteldirektor auf den Schiffen unserer verehrten Reederei.“

      „Na, dann kennen Sie sich ja reichlich gut aus“, antwortete Martin, sprang auf und streckte Gabor die Hand hin. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Und ich freue mich noch mehr, daß mir einer mit ausreichend Erfahrung zur Seite steht. Denn von den Sitten auf einem Fleisch…, hrm, einem Kreuzfahrtschiff hab ich echt keinen blassen Schimmer. Ich hoffe, Sie können mir das beibringen.“

      Gabor nahm Martins Hand und drückte und schüttelte sie. „Kann ich und werde ich. Und darum nochmal, ich heiße Sie auf der “Hanseatic“ ganz herzlich willkommen. Zum “Gesellschaftslöwen“ kann ich Sie machen, Herr Schöller. Das Schiffchen fahren müssen Sie aber schon alleine.“

      „Ach, das soll mein geringstes Problem sein“, winkte Martin ab. „Ich sag ja, Ihre “Hanseatic“ ist ein gutes Stück übersichtlicher als die gute, alte “Essen-Express“, auf der ich bis jetzt gefahren bin. Wann soll’s denn eigentlich losgehen?“

      „Soweit ich weiß, müssen wir den Liegeplatz bis spätestens Mitternacht geräumt haben. Aber das müssen Sie mit Ihren Offizieren besprechen. In siebzehn Tagen wär’s gut, wenn wir dann in Papeete auf Tahiti ankommen würden, diese Reise planmäßig zu Ende geht und von wo aus die Törns planmäßig weitergehen sollen. Wie’s dazwischen aussieht, darüber müssen wir noch reden.“

      „Hm“, machte Martin, sah auf seine Armbanduhr und dachte einen Moment nach. „Also gut. Dann schlage ich vor, wir legen um dreiundzwanzig Uhr ab. Jetzt ist es kurz vor sechs, das gibt mir genügend Zeit, mich bei der Besatzung vorzustellen und mit denen auszumachen, wohin wir überhaupt fahren.“

      Gabor klatschte in die Hände. „Ausgezeichnet. In weiser Voraussicht habe ich alle Passagiere schonmal für einundzwanzig Uhr an Bord zurückbestellt, die Besatzung schon gleich um achtzehn Uhr. Und für einundzwanzig Uhr dreißig steht die Begrüßung des Kapitäns auf dem Programm. Das dürfte sich zeitmäßig ausgehen.“

      „Die Was steht auf dem Programm?“ Martin sah den Hoteldirektor entsetzt an.

      „Die Begrüßung der Passagiere durch den Kapitän“ erklärte Gabor. „Die Leute wollen schließlich wissen, wie das hier jetzt weitergeht und, viel wichtiger noch, wer denn jetzt der neue Kapitän ist. Was haben Sie denn gedacht?“ Er legte Martin beruhigend die Hand auf die Schulter. „Aber keine Sorge, das kriegen wir schon hin. Ich helfe Ihnen natürlich. Nur die Begrüßung, die müssen Sie schon alleine machen.“

      Martin pustete die Backen auf. „Mein lieber Scholli, da haben die Hamburger mich ja vielleicht in was reingeritten.“

      Lachend gab der Hoteldirektor seinem neuen Kapitän einen Klaps auf die Schulter.

      „Nehmen Sie’s nicht so schwer, Herr Schöller. Kommen Sie, ich bringe Sie jetzt mal auf die Brücke.“

      ***

      Genau dreieinhalb Stunden später betrat Martin mit seinen Offizieren und dem Hotelmanagement im Schlepptau die Bühne der Explorer Lounge, des größten Gesellschaftsraumes an Bord der Hanseatic. Die Lounge war bis auf den letzten Platz besetzt. Alle einhundertdreiundfünfzig Passagiere waren gekommen, um sich den neuen Kapitän anzusehen. Was man vom ihm zu halten hatte, wußte man inzwischen bereits. Martins Auftritt nach seiner Ankunft hatte sich herumgesprochen. Der Neue war ein stoffeliges, arrogantes Bürschchen, das nicht einmal ordentlich ‚Guten Tag‘ sagen konnte. Obwohl, einigermaßen fesch sah er ja schon aus in seiner Uniform, das mußte man zugeben. Eine Kapitänsuniform war das allerdings nicht, in der er steckte. Dreieinhalb Streifen nur. Die Kreuzfahrterfahrenen hatten es sofort bemerkt. Was das wohl jetzt wieder zu bedeuten hatte?

      Martin stellte sich an den vorderen Rand der Bühne und wartete, bis die Anderen um ihn herum Aufstellung genommen hatten. Er blinzelte in die auf ihn gerichteten Scheinwerfer.

      „Ich weiß nicht ob das Absicht ist“, begann er, als das allgemeine Gemurmel sich gelegt hatte, „aber diese dämlichen Lampen blenden mich dermaßen, daß ich Sie von hier aus überhaupt nicht sehen kann.“

      Er trat von der Bühne herunter ein Stück auf die davorliegende Tanzfläche, aus dem Bereich der Scheinwerfer heraus. Von dort aus sah er in die Runde. Erwartungsvolle Gesichter allenthalben.

      „So, jetzt kann ich Sie auch sehen. Sie mich vielleicht nicht mehr ganz so gut, aber bei meiner mangelnden Schönheit dürfte das kaum ein Problem darstellen.“

      Vereinzelt wurde gelacht. Verhalten zwar, aber immerhin.

      „Mein Name ist Martin Schöller und aufgrund eines unerfindlichen Ratschlusses der Hohen Priester unserer verehrten Reederei hat man mich zum neuen Kapitän auf Ihrem wunderschönen Schiff bestellt.“ Er streckte die Arme aus. „Wie Sie vielleicht an der Anzahl und der Größe der Kolbenringe hier auf meinen Ärmeln gesehen haben, bin ich eigentlich gar keiner. Jedenfalls war ich noch keiner, als ich vor einigen Stunden hier ankam. Ich hatte nämlich nicht den Hauch einer Ahnung, was mich hier erwarten würde. Den hab ich zwar jetzt, viel mehr aber auch nicht. Immerhin hat sich inzwischen die Schneiderin an Bord bereiterklärt, die Sache mit den Kolbenringen über Nacht in Ordnung zu bringen. Das ist ja schonmal ein Anfang. Was den Rest angeht, nun, darüber werden wir noch zu reden haben. Zumindest weiß ich schon, wann wir hier losmachen und wohin wir als nächstes fahren.“

      Er sagte es ihnen. Dann gab er einige Erklärungen zu seiner Person und bat um Entschuldigung für seinen verpatzten Auftritt am Nachmittag. Je länger er redete, desto öfter wurde er von Beifall unterbrochen. Vor allen Dingen bei der Vorstellung seiner Offiziere, deren Namen er von einem Zettel ablas, den Gabor ihm vorher zugesteckt hatte. Als er den Leitenden Ingenieur vorstellte, wies er mit dem Daumen auf ihn, nannte seinen Namen und sagte dann:

      „Also, das ist der Chief hier an Bord. Blöd, daß ausgerechnet ich den vorstelle. Ich kenn den Typ überhaupt nicht. Als ich vorhin kurz unten in der Maschine war, hat er sich wohlweislich

Скачать книгу