Sail Away. Detlef Wolf

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Was soll das denn?“ Er tippte auf eine Zeile des Textes. „Friseur und Schneiderin? Was ist das für’n Quatsch? Die Schneiderin hat meine Uniform heute Nacht schon verarztet, das sehen Sie ja.“ Er streckte seine Arme aus, so daß die neuen Streifen am Ärmel zu sehen waren. „Und beim Friseur war ich erst vor sechs Wochen.“

      „Ja, das sieht man“, platzte die Reiseleiterin heraus und hielt sich gleich die Hand vor den Mund in Erwartung einer heftigen Reaktion des Kapitäns.

      Die blieb allerdings aus. Stattdessen stellte sich Martin vor einen Spiegel und strich sich über die üppigen blonden Locken, die ein Stück über den Kragen seiner Uniformjacke hinausreichten.

      „Echt? Aber so lang sind die doch noch gar nicht.“

      „Doch, sind sie. Sie sehen aus wie ein Rauschgoldengel auf dem Christkindlsmarkt.“ Die Reiseleiterin war jetzt mutiger geworden, nachdem es keinen Anraunzer gegeben hatte. „So können Sie hier unmöglich rumlaufen.“

      Martin stieß einen Seufzer aus. „Auf was man hier alles achten muß.“

      „Ein Kreuzfahrtschiff ist eben kein Containerfrachter“, meinte Gabor.

      „Ach was, Frachter bleibt Frachter“, entgegnete Martin und zwinkerte ihm dabei zu.

      Gabor drohte mit der Faust. „Sie!“

      Die beiden anderen waren verwirrt. „Wie jetzt, Frachter bleibt Frachter?“ fragte der Kreuzfahrtdirektor. „Das hier ist doch kein Frachter.“

      „In seinen Augen schon“, antwortete Gabor und deutete auf Martin.

      „Ich habe unser Schiff gestern Abend als Fleischfrachter bezeichnet“, erklärte Martin. „Herr Gabor fand das höchst unpassend.“

      Die Tour Managerin plusterte sich auf. „Das ist es ja wohl auch.“

      Martin nickte. „Ja, ist es. Und jetzt wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich mit diesem Sklaventreiber von Hotelmanager alleine ließen, damit wir endlich meinen Tagesplan fertigstellen können.“

      Nachdem die Beiden gegangen waren, ließ er sich in seinen Schreibtischstuhl fallen und sah den Hotelmanager an.

      „Also, was ist das jetzt mit der Schneiderin, Herr Gabor?“

      „Sie brauchen eine Galauniform. Für den Willkommensabend. Eigentlich hätte der heute stattfinden sollen, aber das schafft sie unmöglich, hat sie gesagt. Also haben wir uns gedacht, wir machen das morgen. Bis dahin ist die Uniform fertig.“

      „Wer ist wir, und was soll das mit dem Willkommensabend? Ich hab die Leute doch schon begrüßt.“ Er deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. „Und setzen Sie sich endlich, Sie machen mich nervös.“

      Gehorsam nahm der Hotelmanager Platz. „Also. Wir, das waren der Kreuzfahrtdirektor und ich. Und der Willkommensabend ist eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse auf jeder Kreuzfahrt. Da begrüßt der Kapitän jeden Passagier einzeln. Anschließend lädt er die Passagiere zu einem Cocktail ein und erläutert ihnen die Einzelheiten der bevorstehenden Reise.“

      „Sie haben ja wohl nicht alle Tassen im Schrank!“ Martin war empört. „Ich lad doch nicht die ganze Bande zum Freibier ein. Ich denk ja gar nicht dran. Die sehen alle so aus, als wenn sie genug Knete hätten, um ihre Cocktails selber zu bezahlen.“

      „Haben sie auch und müssen Sie auch nicht. Für den Kapitänscocktail haben die Gäste längst bezahlt. Als Teil des Reisepreises. Außerdem gibt’s da kein Freibier, sondern Champagner und Cocktails. Es ist ein Spiel, und so sind die Spielregeln. Ein Kapitän in Galauniform gehört jedenfalls dazu. Und deshalb wäre es besser, wenn Sie sich möglichst schnell mit der Schneiderin träfen.“

      Martin nickte. „Gut. Dann aber gleich. Und danach geh ich zum Friseur. Bevor ich mir das nochmal anders überlege. Sonst noch was?“

      Gabor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Das Galadinner.“

      „Was ist damit? Wenn Sie eins abhalten wollen, dann tun Sie’s. Ich nehme an, auch dafür haben die Leute schon bezahlt. Was hab ich damit zu tun? Ich krieg doch mein Futter immer hier in meine Kammer gebracht. Bißchen öde ist das zwar, aber wenn das hier so Sitte ist…“

      „Das ist es keineswegs. Als Kapitän können Sie essen wo Sie wollen. Im “Marco Polo“-Restaurant oder im Bistro “Lemaire“ oder auch in der Offiziersmesse. Ganz nach Lust und Laune. Morgen Abend aber auf jeden Fall im Restaurant. Sie sind nämlich der Gastgeber…“

      „Was bin ich“, unterbrach Martin.

      „Sie sind der Gastgeber. Und als solcher nehmen Sie natürlich am Kapitänstisch Platz. Und wir müssen uns darüber einig werden, wer die Ehre haben soll, mit Ihnen am Tisch zu sitzen.“

      Martin winkte ab. „Mir völlig egal. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich hab mich bis jetzt noch mit jeder Tischgesellschaft vertragen.“

      Gabor lachte. „Wenn Sie an Bord ein Schlachtfest veranstalten wollen, dann müssen Sie das genau so sagen. Es würden beim Kampf um die Plätze am Kapitänstisch garantiert ein Dutzend Tote zurückbleiben. Kulant gerechnet. Von den Kollateralschäden gar nicht zu reden.“

      „Herr Gabor, hören Sie auf, mich zu verscheißern. Wer legt schon gesteigerten Wert darauf, mit dem Bootsfahrer zusammen am Tisch zu sitzen. Da gibt’s doch bestimmt interessantere Leute. Diesen Geologie Professor, zum Beispiel, der hier die Vorträge macht. Der hat wenigstens was zu erzählen. Zu dem würd ich mich an den Tisch setzen. Aber doch nicht zum Kapitän. Gut, ich hab mich auch immer zum Alten gesetzt, wenn noch Platz war und ich nicht gerade mit ihm überquer lag. Jeder hat das gemacht. Aber was besonderes war das doch nicht.“

      Der Hoteldirektor schüttelte amüsiert den Kopf. „Der Geologe fällt aus. Der gehört zum Personal.“

      „Na und? Ich doch auch“, erwiderte Martin, dem die ganze Sache langsam zu bunt wurde.

      „Aber Sie sind der Kapitän. Sozusagen der Boß von dem ganzen Laden hier. Wenn Sie das bitte endlich mal zur Kenntnis nehmen würden. Und eine Tischdame brauchen Sie außerdem noch.“

      Martin stöhnte. „Was ist das jetzt wieder für ein Blödsinn? Ich bin nicht verheiratet, und wie Sie gesehen haben, bin ich allein an Bord gekommen. Ist also nix mit Tischdame.“

      „Dann wird diese Rolle ein Mitglied des Teams an Bord übernehmen. So ist das üblich.“

      „Also doch jemand vom Personal.“ Martin grinste. „Na gut. Dann von mir aus die Kleine, die mir heute morgen das Frühstück gebracht hat. Die war ganz witzig. Caro heißt sie. Ich hab mir das gemerkt, weil sie genau so heißt wie der Kaffee, den sie serviert hat. Ein schauderhaftes Gesöff. Sagen Sie mal, gibt’s hier eigentlich auch anständigen Kaffee, oder muß ich mir den jedesmal auf der Brücke selber brauen?“

      „Natürlich kriegen Sie auch stärkeren Kaffee, wenn Sie den wollen…“

      „Will ich.“

      „…Aber lenken Sie nicht ab. Eine Stewardeß als Tischdame geht natürlich überhaupt nicht. Es sollte schon jemand vom Führungsteam sein.“

      „Ja, dann müssen Sie mir eine aussuchen. Ich kenn doch hier niemanden.

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