Sail Away. Detlef Wolf

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ließ sich auf einen der beiden Stühle in dem winzigen Büro fallen.

      „Wenn Sie wollen, gehen wir ins Restaurant und essen was“, schlug Gabor vor. „Sozusagen als Generalprobe für morgen.“

      „Denken Sie, daß ich noch nie im Restaurant gegessen habe?“

      „Nee, sicher nicht. Aber bestimmt noch in keinem, wo alle Leute sich die Hälse verrenken, um mitzukriegen, was und wieviel Sie auf dem Teller haben. Besser also, Sie gewöhnen sich schnell daran.“

      „Und wen müssen wir einladen? Sie haben doch bestimmt schon wieder ‘ne Liste gemacht.“

      Gabor lachte. „Nein, diesmal nicht. Diesmal sind wir sozusagen inoffiziell dort.“

      Martin stand auf. „Na denn mal los.“

      Im Restaurant war tatsächlich ein ganzer, großer Tisch für zehn Personen als Kapitänstisch freigehalten worden. An den setzten sich die beiden Männer. Eilfertig kam ein Kellner herbei und reichte ihnen die Speisenkarte. Martin warf einen Blick darauf und klappte die Karte gleich wieder zu.

      „Wissen Sie worauf ich jetzt Hunger hätte? Ich möchte gern ein Steak, groß wie ein Lokusdeckel und blutig innen drin. Dazu einen Berg Pommes mit ordentlich Majo drauf und eine Schüssel Salat. Und einen Eimer voll Cola. Und á tempo, wenn sich’s irgendwie machen läßt, ich hab nämlich Kohldampf bis unter die Arme.“

      Der Kellner nickte und verschwand. Gabor versteckte sich grinsend hinter seiner Karte. Da würden die Gäste später in den Bars was zu lästern haben. Zum Glück hatte niemand mitbekommen, mit welchen Worten ihr Kapitän seine Mahlzeit bestellt hatte.

      Doch da täuschte sich der Hoteldirektor. Eine der älteren Damen, die in trauter Runde an einem der Nachbartische zusammen saßen, hatte es sehr wohl gehört. Sie hatte nämlich Ohren wie ein Luchs, wiewohl ständig vorgebend, schwerhörig zu sein. Und natürlich stand sie nicht an, es ihren Tischgenossinnen sogleich weiterzuerzählen. Das Urteil war eindeutig. Und vernichtend. Pommes Frites mit Mayonnaise, das durfte ja wohl nicht wahr sein. Ganz abgesehen von der Coca Cola, die zum Dinner ja nun wirklich indiskutabel war. Synchrones Kopfschütteln silbergelockter Häupter. Die jungen Kapitäne heutzutage sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren.

      Als das Essen serviert wurde, schraubte Martin die Augen nach oben. Der Chef hatte sich bemüht, es so dezent wie möglich anrichten zu lassen. Ein reichlich dimensioniertes Filetsteak befand sich auf einem großen Teller, garniert mit allerlei Kräutern. Die Pommes Frites in einer eigenen Schüssel daneben und die Mayonnaise getarnt in einem Töpfchen mit Deckel.

      Was für ein Zirkus!

      Martin sammelte die Kräuter von seinem Teller und deponierte sie auf dem Kleinen Brotteller links neben ihm. Stattdessen schaufelte er die Pommes Frites neben das Fleisch und leerte die Schale mit der Mayonnaise darüber. Mit gutem Appetit begann er zu essen, während der Hoteldirektor in seiner Vorspeise herumstocherte.

      „Was ist, schmeckt es Ihnen nicht?“ fragte ihn Martin. „Ich kann nicht klagen. Das Fleisch ist wunderbar zart, die Pommes schön knackig von außen und weich von innen und die Majo offensichtlich hausgemacht. Hätten Sie sich vielleicht auch bestellen sollen.“

      „Ich bewundere nur Ihren Appetit.“ Der Hotelmanager schüttelte den Kopf.

      „Was glauben Sie, Mann? Ich hab seit gestern Abend nichts Ordentliches gekriegt. Das ist mir sonst noch nie passiert.“

      „Ich hoffe, daß Sie morgen Abend nicht ganz so ausgehungert zu Tisch gehen. Mit Cola und Majo können Sie da jedenfalls nicht rechnen.“

      „Nicht nötig, Herr Gabor“, beruhigte ihn Martin. „Auch wenn Sie’s kaum glauben, ich weiß schon, wie man sich in Gesellschaft benimmt. André Schindler hat mir da einiges beigebracht.“

      „André Schindler? Sie kennen André Schindler? Den Schweizer Finanzmagnaten?“

      Martin sah ihn an und zuckte die Achseln. „Ja, ziemlich gut sogar. Er behauptet immer, er sei sowas wie mein väterlicher Freund. Ich find das zwar ein klein bißchen übertrieben, aber ich mag ihn sehr. Und ich besuche ihn oft. Er hat mir sehr geholfen, damals, als…“ Er unterbrach sich und schob seinen Teller zur Seite. „Ach, lassen wir das. Das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls hat er mir beigebracht, wie man sich in den feineren Kreisen bewegt. Und in solchen befinden wir uns ja jetzt offensichtlich, oder?“

      Gabor nickte. „Kann man so sagen.“

      „Also, morgen werde ich mir keine Pommes mit Majo bestellen, sondern schön was von der Speisenkarte. Und den Wein kann ich auch aussuchen, wenn’s nötig ist.“

      „Ist es. Und ich habe Ihnen dazu auch schon ein paar Vorschläge ausgearbeitet.“

      Gabor zog einen Zettel aus der Tasche seinen Anzugjacke und reichte ihn Martin. Der nahm ihn an und studierte ihn ausgiebig.

      „Na prima. Das hilft immer. Danke Ihnen. Also wissen Sie schon, was es gibt?“

      „Ich habe vorhin mit dem Chef gesprochen.“

      „Und?“

      Gabor reichte ihm ein weiteres Blatt Papier. Martin sah es an und verglich es mit den Weinvorschlägen.

      „Also, was den Weißwein angeht, ist das okay. Ein Rheingauer Riesling, Spätlese, das ist schön. Obwohl ich mir eher einen Chardonnay aus dem Casablanca Valley gewünscht hätte. Nur der Burgunder zum Hauptgericht, den Sie vorschlagen, der paßt ja sowas von überhaupt nicht. Ich schlage vor, wir nehmen stattdessen einen Carmenére aus dem Maipo Valley. Dann haben wir wenigstens einen chilenischen Wein, das paßt zu unserer Reise, und ich hoffe, Sie haben welchen an Bord. Wenn nicht, fahren wir stracks zurück nach Valparaíso und bunkern welchen.“

      Keine Sorge, wir haben den. Wollen Sie ihn kosten?“

      „Unbedingt.“

      Gabor winkte den Steward heran. „Bringen Sie uns diesen chilenischen Rotwein. Den Carmenére.“

      Kurz darauf hatten sie beide ein Glas davon vor sich stehen. Martin kostete ihn mit Kennermiene.

      „Ja, der ist okay. Den können Sie bringen“, stellte er fest.

      Die älteren Damen am Nachbartisch registrierten es mit Wohlbehagen. Der neue, junge Kapitän war offensichtlich doch nicht ganz so ein Tölpel wie sie zuerst angenommen hatten. Man würde sehen.

      ***

      Tatsächlich präsentierte sich am Abend des folgenden Tages ein Kapitän, der witzig war, geistreich und voller Esprit, aufgeräumt und gestanden, trotz der knapp dreißig Jahre, die er erst alt war.

      Adrett sah er aus in seiner neuen Gala-Uniform, die, natürlich, rechtzeitig fertig geworden war und die ihm wie angegossen paßte. Die wilden Blondlocken waren gezähmt, und seine strahlend blauen Augen gaben ihm etwas von einem Wikinger. Mindestens achtzig Prozent der an Bord befindlichen Damen verliebten sich spontan in ihn, trotz der Pommes mit Majo vom Vorabend, die natürlich alle mit Grausen zur Kenntnis genommen hatten, nachdem sich die Geschichte darüber wie ein Lauffeuer an Bord verbreitet hatte.

      Er ließ sich mit allen photographieren und strahlte dabei wie ein Filmstar. Er hielt eine launige Rede, die, öfter als

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