Sail Away. Detlef Wolf

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um den unvermeidlichen Duft von Maschinenöl zu übertünchen, der allen Chiefs der Welt immer und ewig anhaftet.“

      Die Leute prusteten los und applaudierten. Mehr und mehr schienen sie sich für den neuen “Alten“ zu erwärmen. Als er dann zum Schluß kam, hatte er die meisten von ihnen auf seiner Seite. Er stellte sich neben den Hoteldirektor.

      „So, verehrte Gäste, und den hier habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben. Willy Gabor, unser Hotelmanager. Sie kennen ihn längst, und ich jetzt auch. Eigentlich sollte er Theodor mit Vornamen heißen, das Gottesgeschenk. Denn sowas Ähnliches ist er. Für mich jedenfalls, weil er mich so nett und freundlich empfangen hat und mir erstmal kräftig aus der Bredouille rausgeholfen hat. Deshalb bin ich auch zuversichtlich, daß wir eine schöne Reise haben werden. Ob das eine Expeditionskreuzfahrt werden wird, das weiß ich noch nicht. Aber eine Abenteuerreise wird’s auf jeden Fall, das kann ich Ihnen schonmal versprechen. Für mich jedenfalls. Und darauf möchte ich jetzt mit Ihnen anstoßen.“

      Der Beifall, den es diesmal gab, war lang anhaltend. Martin prostete den Leuten zu, nahm einen winzigen Schluck aus seinem Glas und verließ dann zur Musik der Bordkapelle durch die Reihen der immer noch klatschenden Passagiere die Lounge. Draußen sprach ihn der Chief an.

      „Ist es wirklich wahr, daß ich so nach Maschinenöl rieche, Käpt‘n?“

      Martin sah ihn an und lachte. „Quatsch. Sie doch nicht. Aber unser Chief, der hat. Erbärmlich. Wenn Sie mit dem im Schlepptau in eine Bar gegangen sind, haben sich die Mädels immer gleich ans andere Ende der Theke verzogen. Da hatten Sie keine Chance. Aber ich fand, das war ein schöner Schnokes für die Leute, und sie haben ja auch drüber gelacht. Ich hoffe, Sie nehmen’s mir nicht übel.“

      „Ach was. Sowas doch nicht.“ Er streckte Martin die Hand hin. „Auf gute Zusammenarbeit.“

      Martin griff danach. „Auf gute Zusammenarbeit. Das würde mich sehr freuen.“

      ***

      Pünktlich eine Stunde vor Mitternacht gingen achtern die Leinen los. Martin stand auf dem Steuerbord-Brückennock und leitete das Ablegemanöver. Etliche Passagiere hatten sich auf dem Deck hinter der Brücke versammelt und sahen ihm dabei zu. Es störte ihn nicht. Erstens wußte er genau, was er tat, und zweitens war er so konzentriert, daß er die Leute überhaupt nicht wahrnahm.

      Die wunderten sich allerdings nicht schlecht, in welchem Aufzug ihr neuer Kapitän auf der Brücke erschienen war. Da er seine Uniform inzwischen der Schneiderin zur Änderung überantwortet hatte, trug er nun wieder Jeans, wie er es gewohnt war und, weil auch seine Hemden noch mit den richtigen Schulterklappen versehen werden mußten, ein T-Shirt auf dem in großen Lettern “What shall we do with a drunken Sailor?“ zu sehen war, nebst einer eindrucksvollen Karikatur seines Konterfeis. Einige wenige der Gäste fanden das ziemlich daneben, aber die meisten amüsierten sich köstlich darüber. Immerhin hatte er seine Mütze aufgesetzt, die allerdings im Hinblick auf seine übrige Garderobe eher deplaziert wirkte.

      Natürlich gelang das Ablegemanöver ohne Probleme. Obwohl sein “Alter“ diesmal nicht daneben stand, um eventuell eingreifen zu können, wenn’s brenzlig wurde. Diesmal war er selbst “Der Alte“. Aber es wurde auch nicht brenzlig. Erstens war das Schiff viel kleiner, zweitens der Hafen recht geräumig mit wenig Verkehr, drittens das Wetter geradezu ideal und viertens hatte er einen erfahrenen Hafenlotsen an Bord, der ruhig und besonnen seine Vorschläge machte.

      Nachdem der Lotse von Bord gegangen war, hatte sich das Außendeck geleert. Auf der Brücke waren lediglich der Wachhabende und sein Rudergänger zurückgeblieben. Die konnte er jetzt getrost alleine lassen. Also verließ Martin die Brücke und machte sich auf die Suche nach dem Hotelmanager. Er fand ihn ein Deck tiefer in seinem Büro.

      „Sagen Sie, Herr Gabor, meinen Sie, daß ich hier noch irgendwo was zu essen bekomme? Bis jetzt hab ich noch keine Gelegenheit dazu gehabt, aber allmählich hab ich doch ziemlichen Hunger.“

      Gabor sah ihn kopfschüttelnd an. „Soll das ein Witz sein? Auf einem Kreuzfahrtschiff wie diesem kriegen Sie immer was zu essen. Tag und Nacht. Gehört selbstverständlich zum Service. Allemal für den Kapitän. Was wollen Sie denn?“

      Martin zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Was gibt’s denn? Was hat der Smut denn gekocht?“

      „Der Smut heißt hier Chef de Cuisine, und der macht Ihnen das was Sie wollen. Besser gesagt, er läßt es machen. Von dem, der gerade Dienst in der Küche hat. Also, was soll ich Ihnen bestellen?“

      „Na gut. Dann einen Hamburger mit ordentlich Zwiebeln und Gurke drauf und ‘ne große Portion Pommes mit Majo. Dazu nehm ich ‘ne Cola.“

      Der Hotelmanager sah seinen Kapitän entgeistert an. „Sagen Sie mal, Käpt’n, sind Sie noch ganz bei Trost? Wir sind doch hier nicht bei Mac Donald‘s. Hamburger mit Pommes und Cola. Ich glaub’s Ihnen ja wohl!“

      Martin zog eine Grimasse. „Nicht? Also die Hamburger von unserem Smut waren immer erste Klasse. Aber wenn Sie hier sowas nicht haben…“

      „Wissen Sie was, ich lasse Ihnen was von der heutigen Abendkarte zusammenstellen und zu Ihnen raufbringen.“

      Martin nickte. „Wahrscheinlich wird das das Beste sein.“ Er wollte schon gehen, da sprach ihn Gabor noch einmal an.

      „Sie haben das übrigens ziemlich gut gemacht, heute Abend.“

      Martin drehte sich wieder um. „Vielen Dank für die Blumen. Aber wie man ein Schiff von der Pier wegbringt, das weiß ich schon recht lange.“

      „Das mein ich nicht, das kann ich ja auch gar nicht beurteilen. Nein, ich meine Ihren Auftritt vor den Gästen. Ich glaube, die waren ziemlich beeindruckt.“

      „Fanden Sie? Haben die das gesagt?“

      „Einige schon mit denen ich hinterher gesprochen habe. Sie waren ziemlich angetan von Ihnen.“

      „Na, das sollte mich freuen. Besonders nach meinem Auftritt am Nachmittag. Denn der war ja wohl nicht so prickelnd.“

      Gabor lachte. „Kann man wohl sagen. Ebenso wie Ihr T-Shirt übrigens.“

      Martin sah an sich hinunter. „Wieso, was ist mit meinem T-Shirt? Hemden hab ich im Moment keine, das wissen Sie ja. Die sind bei der Schneiderin. Und das T-Shirt hier hat mir unser Chief zum Geburtstag geschenkt. Der Alte hat sich kaputtgelacht, als ich damit aufgekreuzt bin.“

      „Scheint ein Gemütsmensch zu sein, Ihr “Alter“. Hier kommt das weniger gut. Ein paar Leute haben ziemlich schräg geschaut. Und in Hamburg sind sie vermutlich auch nicht gerade begeistert, wenn sie erfahren, wie der Kapitän eines ihrer Kreuzfahrtschiffe auf der Brücke rumläuft.“

      „Wollen Sie mich etwa verpetzen?“

      Gabor lachte höhnisch. „Nein. Das ist gar nicht nötig. Das haben Andere schon längst getan. Sie werden sehen, spätestens morgen früh beim Aufstehen, werden Sie eine gepfefferte Nachricht diesbezüglich in Ihrer Mailbox finden. Besser, Sie stellen das heute Nacht noch klar.“

      Martin folgte diesem Rat umgehend. Noch während er auf sein Abendessen wartete, schickte er eine Notiz nach Hamburg:

      Sehr geehrte Damen und Herren!

      Falls sich jemand über meine Kleidung am vergangenen Abend beschwert, teilen Sie ihm bitte mit,

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