Sail Away. Detlef Wolf
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Sofort hörte sie mit dem Anrichten der Speisen auf und wollte sich um seinen Tee kümmern. Aber Martin wehrte ab.
„Lassen Sie mal, ich mach das schon. Da weiß ich dann auch, was ich kriege. Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?“
Sie richtete sich auf und deutete einen Knicks an. „Caroline, Herr Kapitän, aber alle sagen Caro zu mir.“
Martin lachte. „Dann heißen Sie so wie der Kaffee, den Sie mir gerade serviert haben.“
„So schlimm?“ Sie wollte den Teebeutel aus seiner Tasse nehmen, aber Martin fuhr ihr dazwischen.
„Drinlassen! Ich will ‘n Tee und kein Spülwasser. Ich bin Friese, müssen Sie wissen. Da ist man ordentlichen Tee gewöhnt.“
„Sie kommen aus Friesland? Von wo denn da? Ost- oder Nordfriese?“
„Weder noch. Ich komme aus Neustadt in Holstein. Aber mein Großvater, der kommt aus Husum. Den hat’s dann nach Holstein verschlagen. Der Liebe wegen. Aber er ist Friese geblieben. Und auch meinen Vater hat er zu einem gemacht. Und der mich. So ist das. Und Sie, wo kommen Sie her? Nicht von da jedenfalls, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nee, ich komm aus Österreich. Hört man das nicht?“
„Schon. Deshalb frag ich ja.“
„Ich hab da nur mal gearbeitet. Nach der Hotelfachschule. In so einem Nobelschuppen auf Sylt. Aber das hat mir nicht gefallen. Deshalb bin ich jetzt hier.“
„Schon lange?“
„Nee. Vor vier Tagen bin ich eingestiegen.“
„Na bravo“, machte er und ahmte dabei perfekt den österreichischen Dialekt nach. „Da schau her. Dann können wir uns ja zusammentun. Ich bin auch gerade erst eingestiegen und auch in Österreich zur Schule gegangen. In Klagenfurt, aufs Internat.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Ehrlich? Na das ist ja’n Zufall.“
Es klopfte. Werner Schäfer stand vor der Tür. „Käpt’n, Sie müssen.“
Die Stewardeß drängte sich an beiden vorbei und verschwand.
„Was muß ich?“
„Na, die Ansage ist fällig. Wie immer an Seetagen um zehn Uhr morgens. Position, Wetter, Kurs, et cetera. Der Zettel liegt auf der Brücke. Sie müssen’s nur vorlesen.“
„Was ist das denn für’n Blödsinn? Wer, außer uns, interessiert sich denn für sowas?“
Schäfer zuckte die Achseln. „Die Leute wollen’s so. Und zwar vom Kapitän höchstselbst. Also machen wir’s.“
„Na dann.“
Martin warf noch einen bedauernden Blick auf sein Frühstück. Dann folgte er Schäfer auf die Brücke. Der Zettel lag neben dem Mikrophon. Schäfer reichte ihn Martin. Er wartete noch ein paar Sekunden, bis die Uhr exakt zehn zeigte. Dann schaltete er das Mikrophon ein und nickte Martin zu.
„Guten Morgen, verehrte Gäste, hier spricht der Kapitän von der Brücke. Soeben war es zehn Uhr am Morgen des…“
Martin durchfuhr ein seltsames Gefühl, als er sich so reden hörte. ‚Hier spricht der Kapitän von der Brücke‘. Und der Kapitän, das war er. Kapitän Martin Schöller aus Neustadt in Holstein. Während die eine Hälfte seines Gehirns damit beschäftigt war, den auf dem Zettel stehenden Text fehlerfrei abzulesen, versuchte die andere Hälfte mit dieser Tatsache fertig zu werden. Irgendwie wollte das noch nicht so richtig gelingen. Also beendete er den Versuch zusammen mit seiner Durchsage.
Es blieb ihm auch nichts weiter übrig, denn sobald er das Mikrophon ausgeschaltet hatte, wurde er vom Hoteldirektor mit Beschlag belegt.
„Guten Morgen, Herr Kapitän, ich müßte dringend mit Ihnen reden.“
Martin seufzte. „Das kann ich mir vorstellen. Wo? Hier? Beim mir? Oder bei Ihnen?“
Im Vorbeigehen sah er den Wachhabenden sich köstlich amüsieren.
„Grinsen Sie nicht so blöd“, raunzte er ihn an. „Das ist kein Date. Der Typ will zwar was von mir, aber nicht das, was Sie meinen.“
Worauf der Wachhabende anfing zu prusten. Martin gab ihm einen Schlag auf die Schulter. „Knalltüte“, meinte er.
Dann rief er Gabor zu: „Kommen Sie, lassen Sie uns aus diesem Kindergarten verschwinden.“ Und stürmte hinaus.
Zwei Passagiere, die sich auf der zu dieser Zeit offenen Brücke aufhielten, hatten die kurze Szene ebenfalls amüsiert beobachtet.
„Wie ist der denn drauf?“ fragte einer von ihnen den Wachhabenden.
„Och, der ist schon ganz okay“, antwortete der Offizier. „Humor scheint er jedenfalls zu haben. Und Dampfer fahren kann er auch. War zwar nicht besonders schwierig, aus dem Hafen rauszukommen, gestern Abend, aber dafür daß er dieses Schiff noch nie gefahren hat, hat er’s erstaunlich gut hingekriegt. Er benimmt sich zwar noch ein bißchen so, als wenn er auf seinem Frachter wäre, aber das wird bestimmt noch.“
„Sie meinen, seine “Uniform“, gestern Abend, beim Auslaufen?“
„Naja, seine war ja bei der Schneiderin. Wegen der vier Streifen. Und seine Mütze hat er ja aufgehabt. Obwohl die anderen Kapitäne gerade die meistens weglassen.“
***
Unterdessen saß Martin mit dem Hotelmanager, dem Kreuzfahrtdirektor und der Reiseleiterin zusammen in seiner Kabine. Es ging um die weitere Reiseroute, und die Diskussion verlief gemäßigt. Martin erläuterte den Plan, den er mit seinem Ersten Offizier in der Nacht ausgearbeitet hatte. Die Anderen waren überrascht. Damit hatten sie nicht gerechnet, daß der neue Kapitän bereits nach so kurzer Zeit an Bord schon Pläne vorlegte. Und dann auch noch solche, die Hand und Fuß hatten. Man brauchte nicht lange, um sich endgültig zu einigen. Das größte Problem stellte die Organisation der Ausflüge, die Beschaffung der notwendigen Transportmittel und die Verpflichtung von lokalen Reiseleitern dar. Allerdings war die Tour Managerin des Schiffes keine Frau, die sich lange mit Problemen aufhielt. Sie werde das schon hinkriegen, meinte sie.
„Gut, damit wär das dann ja geklärt“, beschloß Martin die Diskussion. Schäfer kann sich dann um die Formalitäten in den Häfen kümmern. Lotsen, Liegeplätze und so weiter.“
„Liegeplätze ist gut, meinte die Reiseleiterin. „Wir liegen fast überall auf Reede. Erst in Papeete gehen wir wieder an die Pier.“
„Um so besser. Dann können wir wenigstens machen was wir wollen.“ Er stand auf. „War’s das? Ich muß nämlich rennen. Ich hab noch unheimlich was auf dem Plan, heute. Vor allem will ich mich mit den Leuten treffen. Das ist mir das Wichtigste.“
„Einen Plan hätte ich auch für Sie, Käpt’n“, sagte der Hoteldirektor und schwenkte mit einem Blatt Papier.
Martin