PISHTACO. Peter Splitt
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„Guten Morgen, Herr Kollege! Wie geht es dir am ersten Tag deines restlichen Lebens?“
„Du meine Güte“, Klaus räusperte sich. „Wie spät ist es überhaupt?“
Peter schaute auf die Küchenuhr. „Gleich halb acht.“
„Ach, doch noch so früh? Ehrlich gesagt, mir hat es wesentlich besser gefallen, als Irene noch bei dir wohnte. Da bist du niemals vor halb zehn hier unten erschienen. – Oh verdammt, es tut mir wirklich leid!“ Er bemerkte seinen Fehler sofort. Irene hatte sich erst vor kurzem von ihm getrennt und noch immer fühlte der den Schmerz ihrer Abwesenheit. Auch wenn sie sich in der letzten Zeit meistens nur noch gestritten haben. Das Stigma des Verlassenen saß tief in ihm drin. Klaus erhob sich von dem Sofa und trottete auf das Badezimmer zu. „Ich spring nur schnell in den Pool“, sagte er und strahlte Peter an. Der musste lachen und betätigte abermals den Startknopf der Espressomaschine. Diesmal hoffte er auf ein Getränk, dass nicht nach seinem eher masochistischen Kaffeegeschmack gebraut werden würde. Als er die kleine Tasse für Klaus auf den Tisch stellte und sich gerade setzen wollte, klingelte das Telefon. Das verdammte Ding stand mitsamt der Ladestation auf dem Kühlschrank. Peter sprang auf, ging hinüber zum Kühlschrank, nahm das drahtlose Gerät aus seiner Station und hielt es sich ans Ohr.
„Ja, hallo?“
„Guten Morgen Peter“, tönte eine sanfte weibliche Stimme aus dem Hörer. Sie gehörte seiner Sekretärin Michelle Fitt, ohne die in seinem Büro rein gar nichts lief.
„Big Daddy hat gerade angerufen und nach dir gefragt. Du sollst so schnell wie möglich in sein Büro kommen.“
Peter Baumann schluckte. „Guten Morgen Michelle. Wie, ist der denn hier in Bonn?“
„Sieht so aus, oder?“ Sie ließ ein gekünzeltes Seufzen hören.
„Hat er gesagt um was es geht?“
„Ach was, wo denkst du hin? Mir sagt er doch nichts, aber seiner Stimme nach zu urteilen…Es herrscht mächtig dicke Luft, wenn Du mich fragst. Am besten, Du kommst schnell her!“
Mit Big Daddy meinte sie Staatssekretär Von Sanden, den großen Boss schlechthin. Peter kannte seinen charismatischen Vorgesetzten beruflich und privat aus gewissen Kreisen und hatte ihm immer große Sympathien entgegengebracht. Und wenn der schon so früh am Morgen nach ihm verlangte, war mit Sicherheit etwas im Gange. Einen Augenblick lang blieb er regungslos an seinem Küchentisch sitzen. Er war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie Klaus frisch geduscht in die Küche kam.
„Mein Gott, was ist denn hier los?“, fragte er. Als Peter nicht sofort antwortete, fragte er weiter. „Ist dir nicht gut? Du scheinst mir ein wenig durcheinander zu sein?“
„Big Daddy bittet um sofortige Audienz“, antwortete Peter zögerlich.
„Hä? Ich verstehe nur Bahnhof. Da geht man kurz unter die Dusche und wenn man zurück kommt, hast du ein Techtelmechtel mit dem Staatssekretär. Was wollte er denn?“
„Natürlich hat er mich nicht persönlich angerufen. Ich hatte Michelle an der Strippe. Aber allem Anschein nach ist es dringend.“
„Was? Und da sitzt du noch hier herum? Klaus nippte an seinem Espresso. Der war schon fast kalt.
„Am besten, Du machst dich schleunigst vom Acker. Ich halte hier in der Zwischenzeit die Stellung. Das ist wirklich kein Problem für mich.
Es dauerte nicht lange, da klopfte Peter Baumann zaghaft an eine gewisse Bürotür und öffnete sie. Drinnen verstummte das Gemurmel und alle Gesichter richteten sich auf ihn, als er eintrat. Staatssekretär Von Sanden kam sofort zur Sache. „Meine Herren, darf ich vorstellen: Das ist Peter Baumann, einer meiner fähigsten Mitarbeiter. Peter, das sind Rolf Meier vom BKA und Frank Schoppenhauer vom BND.“
Bauman grüßte freundlich und setzte sich auf einen schwarzen Lehnstuhl, der normalerweise für Besucher gedacht war. Im Grunde genommen war er ja auch gar nichts anderes. Die beiden anderen Herren kannte er nicht persönlich, doch im war so, als ob er ihre Gesichter schon einmal in der Zeitung gesehen hätte. In jedem Fall schienen sie mächtig wichtig zu sein, was darauf schließen ließ, dass sie vor einem großen Problem standen.
„Danke, dass Du so schnell herkommen konntest“, begrüßte ihn Von Sanden trocken. Dann wandte er sich an den Herrn, der zu seiner linken stand. „Rolf, wenn du für Herrn Baumann bitte noch einmal wiederholen könntest, was wir soeben besprochen haben?“
Rolf Meiner schenkte Baumann einen abschätzenden Blick. Dabei kratzte er sich am Rücken. Er hatte einen Sonnenbrand und pellte sich. Er war erst vor zwei Tagen von einem einwöchentlichen Urlaub auf Mallorca zurückgekehrt und seine Haut besaß noch die gleiche Farbe wie seine Haare, -rot. Er wollte gerade mit seinem Bericht beginnen, da schien Von Sanden es sich anders zu überlegen.
„Ach was, las gut sein Rolf. Hier nimm dieses Blatt, Peter und lies selbst.“
Er reichte Baumann ein Fax, welches an ihn persönlich gerichtet war und von der deutschen Botschaft in Lima stammte. Peter Baumann nahm die Nachricht an sich und las. Der Text war kurz und knapp gehalten.
„Deutscher Diplomat in einem Penthouse tot aufgefunden. Augenscheinlich wurde er ermordet. Erbeten Anweisung bezüglich weiterem Vorgehens.“
Peter Baumann überflog die Nachricht noch einmal und spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Der Tag hatte gerade erst begonnen und schon fühlte er sich seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen. Und es kam noch schlimmer. Er verstand Von Sandens Reaktion, als er den Rest der Geschichte zu hören bekam. Demnach war der Diplomat Robert Werner von einer Frau gefesselt und kopfüber an der Zimmerdecke hängend gefunden worden.
„Von einer Nutte“, fügte Rolf Meier schnell hinzu. Ich habe bereits mit den Kollegen in Lima telefoniert. Äh natürlich nicht ich selbst, sondern unser Dolmetscher. Sie wollen auf Bitten der deutschen Botschaft die Angelegenheit noch eine Zeitlang geheim halten.“
Jetzt wusste Baumann worum es ging. Eine hochrangige Persönlichkeit war ermordet und von einer Prostituierten tot aufgefunden worden. Diese Tatsache stellte nicht gerade die beste Art von Publicity dar und nun suchte man händeringend nach einem Ausweg, beziehungsweise nach einer Geschichte, die man der Öffentlichkeit präsentieren konnte. Aber genau das war das Problem mit dem berühmt sein. Man musste sich andauernd mit der Presse herumschlagen und die achteten peinlichst darauf, dass man sich keinen Fehltritt leistete. Und Mord war ein verdammt großer Fehltritt.
„Ich will ganz ehrlich zu dir sein, mein lieber Baumann. Wie du weißt, stehen in diesem Jahr Bundestagswahlen an. Da können wir keine Negativpresse gebrauchen. Du verstehst doch sicher, was ich meine?“
Das tat er allerdings. Man brauchte auch nur eins und eins zusammen zu zählen. Die Regierungskoalition