Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein
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Zuhause hatte er beschlossen, niemanden zu empfangen. Nach ein paar Tagen zeigte sich, dass auch Keiner vorbeikam.
Ich muss mein Leben neu ordnen, sagte er sich immer wieder. Aber wie?
Solange er Polizist blieb, was sollte sich ändern?
Etwas Anderes suchen? Etwas Neues?
Als Hauptkommissar hatte er viele Freiheiten. Eigentlich mochte er seinen Beruf. Wenn nur diese Arbeitszeiten sich ändern ließen.
„Du spinnst, Krüger!“, sagte er laut zu sich selbst. „Geh doch auf den Bau!“
Zum ersten Mal seit dem Unfall grinste er wieder.
Nur kurz. Dann tauchte ein entstelltes Gesicht vor ihm auf.
Schlagartig entstand ein stechender Kopfschmerz. Ohne Hoffnung auf Schlaf legte er sich hin. Wie so oft in diesen Tagen.
***
Alarm auf der Intensivstation. Die Geräte zeigten an, dass mit Nadja Siller etwas nicht stimmte. Fieber, schwacher Puls, offensichtlich eine Infektion.
Der behandelnde Arzt regte sich über die Schwestern auf. „Wie ist das möglich! So spät? Wer ist zuständig für die Patientin? Keiner!“, brüllte er hemmungslos.
Die herbeigeeilte Oberschwester scheuchte ihre Küken weg. „Ich werde es herausfinden, Herr Doktor. Aber zuerst braucht uns die Patientin.“
Der Arzt sah sie mit großen Augen an. „Denken Sie etwa, dass mir das nicht klar ist?“
„Natürlich nicht, Herr Doktor! Bitte, beruhigen Sie sich. Was soll ich ihr geben?“
„Versuchen wir es erst mit einem Antibiotika das ein breites Spektrum abdecken kann. Dann sehen wir weiter“, antwortete der Arzt, während er etwas auf seinen Rezeptblock kritzelte. „Sie kümmern sich persönlich um die Patientin, bis sich ihr Zustand stabilisiert hat!“
„Selbstverständlich, Herr Doktor!“, antwortete die Schwester unterwürfig. Froh, dass sich der Arzt so schnell beruhigt hatte.
***
Ihrer Ablösung für den Nachtdienst, einer erfahrenen Schwester, verschwieg sie den Vorfall. Sie erwähnte nur beiläufig, dass die Patientin Fieber habe.
In der letzten Zeit wuchsen ihr die privaten Probleme über den Kopf. Deshalb konnte sie sich nur noch schwer auf ihre Arbeit konzentrieren. Der Oberarzt hatte sie kürzlich in sein Büro gerufen. Noch so eine Panne, dann könne sie wieder als Hilfsschwester anfangen, hatte er ihr an den Kopf geworfen.
Ihr Chef war ein schwieriger Mensch. Eine weitere Begegnung dieser Art wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
***
Noch in der gleichen Nacht starb Nadja. Die Notmaßnahmen der Nachtschicht konnten sie nicht mehr retten.
Ihre herrlichen, tiefgrünen Augen. Für immer erloschen. Die sie diese durch farbige Kontaktlinsen nur vorgetäuscht hatte, wusste kaum jemand.
***
Krüger erhielt die Nachricht persönlich von seinem Chef, der ihn zum ersten Mal Zuhause besuchte.
Jetzt saßen sie sich stumm gegenüber. Krüger zutiefst geschockt, sein Chef froh, die unangenehme Pflicht erledigt zu haben.
Zum Glück hatte Krüger nichts zu trinken in der Wohnung. Jetzt hätte er nicht mehr widerstehen können.
„Gehen Sie zu unserer Psychologin“, fand sein Chef endlich die Sprache wieder.
„Wozu?“, antwortete Krüger. „Was sollte das ändern?“
„Allein können Sie das nicht verarbeiten, Max“, stellte sein Chef lakonisch fest.
„Das kann ich auch mit der Psychologin niemals wieder gutmachen“, gab Krüger trotzig zurück.
„Wiedergutmachen kann das niemand. Da haben Sie Recht. Aber das Leben geht weiter. Es muss weitergehen.“
Krüger gab keine Antwort.
„Ich mache Ihnen einen Termin. Sie wird Sie anrufen.“
Es klang wie eine dienstliche Anweisung. „Sie können mich nicht zwingen“, trotzte Krüger.
„Das ist doch völliger Blödsinn! Wer will Sie zwingen. Aber Sie brauchen das jetzt!“
„Ich brauche jetzt ...“ antwortete Krüger, ohne den Satz zu beenden. „Jemanden, der sich mit solchen Dingen auskennt“, erwiderte sein Chef.
2. Kapitel
Eilig verließ Cécile Merz die Wohnung ihres Lovers, bei dem sie übernachtet hatte. Sie musste vor sieben zu Hause sein, um noch rechtzeitig ins Büro zu kommen. Sie war keineswegs verliebt. Aber der regelmäßige Sex ließ sie richtiggehend aufblühen.
Vor ihrem Umfeld hielt sie die Beziehung jedoch geheim. Außerdem suchte sie wirklich nur körperliche Befriedigung. Zum Zusammenleben taugte der knackige Spanier ohnehin nicht. Sie war wohl auch nicht die Einzige, die er bediente, aber auch das störte sie nicht. Ihr Mann Erich, blieb inzwischen seit vier Jahren verschollen. Deshalb gestattete sie sich ab und zu eine deftige Portion Mann.
Nach der Dusche betrachtete sie sich im Spiegel. Wenn ich doch nur etwas mehr Busen hätte, dachte sie zum x-ten Mal. Ihren Bauch fand sie immer noch flach. Den Hintern knackig. Sogar an den Oberschenkeln zeigte sich die Haut glatt und praktisch ohne Leberflecke. Nirgends Speckrollen und kein Ansatz zum Doppelkinn. Eigentlich konnte sie zufrieden sein. „Noch dieses Jahr lasse ich mich operieren“, sagte sie leise zum Spiegel.
Wenn nur nicht diese Angst vor dem Eingriff gewesen wäre, die sie auf diese Weise zu bekämpfen versuchte.
Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Ungläubig schaute sie auf die Uhr im Wohnzimmer. Gerade sieben Uhr morgens. Wer ruft um diese Zeit an?
Sie kam gar nicht dazu, etwas zu sagen. Die aufgeregte Stimme ihrer Freundin Nadine machte keine Pause: „Cécile, bist du da? Wir haben ihn gefunden! Er sieht genauso aus! Er muss es sein! Erich lebt! Cécile hörst du mich? Sag etwas!“
Nackt, wie sie war, setzte Cécile sich auf den Boden. Schwindel ergriff sie. Sie konnte gar nicht antworten. „Cécile!“, wieder rief Nadine ihren Namen. „Bleib da! Ich bin in fünf Minuten bei dir!“
Als ihre Freundin läutete, saß sie immer noch auf dem Boden. Sie konnte es nicht fassen. Erich lebt, hatte Nadine gesagt. Endlich stand sie auf und tastete sich zur Tür.
Nadine sah sie aus aufgerissenen Augen an. „Du bist ja völlig nackt. Was wenn ein Nachbar geläutet hätte?“
Schnell schob sie Cécile ins Wohnzimmer und holte ihr einen Morgenmantel aus dem Schrank.
Schon zwei Stunden später saßen sie gemeinsam im Zug nach Salzburg. Beide viel zu aufgeregt, um selbst fahren zu können.