Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein

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Verfluchtes Erbe - T.D. Amrein Krügers Fälle

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nur gelegentlich. Sie brauchte es schließlich nicht wirklich und von Liebhabern abhängig war sie schon gar nicht.

      Genau eine Woche hielt sie aus, dann rief sie den Spanier an. Er schien sich zu freuen, während sie irgendwie an eine läufige Hündin dachte.

      Wieder trafen sie sich noch am gleichen Abend. Dieses Mal nahm er sich allerdings deutlich weniger Zeit. Cécile fühlte sich nicht völlig enttäuscht. Aber etwas mehr hatte sie doch erwartet. Sie lag reglos auf dem Rücken, während er wie immer, gleich danach in der Dusche verschwunden war.

      Er legte sich kurz darauf wieder neben sie, jedoch in deutlichem Abstand. „Warum bist du so lange nicht zu mir gekommen?“, fragte er schließlich. „Hast du einen Anderen gefunden?“

      „Es gibt keinen Anderen“, antwortete sie schroff. „Aber es ist etwas passiert. Ich hatte einfach keine Zeit mehr.“

      „Keine Zeit für die Liebe?“, gab er zurück.

      Cécile zögerte. Sollte sie ihm von Erich erzählen? War er gekränkt und hatte er sie deshalb nur so knapp abgefertigt.

      Sie wusste, dass er sich für einen begnadeten Liebhaber hielt. Was er ja auch sein konnte, wenn er wollte.

      Es ging dabei keineswegs um Eifersucht, sondern lediglich um seine Potenz.

      Also entschloss sie sich, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Nur damit er sie verstehen konnte. Nicht um ihre Sorgen, mit ihm zu teilen. „Mein Mann war jahrelang verschollen“, begann sie.

      ***

      „Wenn ich zu dir komme, denke ich, er sieht mir an, was ich vorhabe. Darum schleiche ich heimlich aus dem Haus“, schloss sie ihre Erklärung.

      „Aber er bekommt doch nichts mit?“, antwortete Jesus. „Wenn ich richtig verstanden habe?“

      „Trotzdem. Zu hundert Prozent sicher bin ich nicht, auch wenn alle sagen, dass es so ist“, sinnierte Cécile. „Wenigstens kannst du dir das leisten. Eine komplette Intensivstation zu Hause. Die Schwestern. Sonst müsstest du ja die ganze Zeit an seinem Bett sitzen“, stellte er nüchtern fest.

      „Was machst du, wenn er doch plötzlich stirbt? Dann war ja alles umsonst?“, fuhr er fort.

      Cécile zuckte zusammen. „Er ist mein Mann. Da ist mir egal, was das kostet“, antwortete sie bestimmt.

      „Du bist eine tolle Frau“, sagte er anerkennend.

      „Findest du? Warum?“

      „Weil du dich dermaßen um ihn kümmerst. Du könntest ihn ja einfach in einer Klinik liegen lassen, wie alle anderen.“

      „Könnte ich?“, antwortete sie leise. Das Lob freute sie, obwohl sie ihn für völlig oberflächlich hielt. Natürlich hörte sie das dauernd in ihrer Umgebung. Aber von ihm?

      Unvermittelt griff er nach ihren Brüsten. Sie stöhnte auf und ließ ihn gewähren.

      Gut gelaunt dachte sie auf dem Nachhauseweg an das Erlebte zurück. Also war es richtig gewesen, ihn einzuweihen.

      Er hielt sie sogar für eine tolle Frau.

      Ohne Probleme konnte er auch eine viel Jüngere bekommen. Also musste sie über etwas verfügen, das ihn besonders reizte.

      Was es sein könnte, konnte sie sich allerdings nicht vorstellen.

      Bis ihr plötzlich einfiel, dass sie ihm bisher sehr bewusst verschwiegen hatte, wieviel sie besaß.

      Bisher. Er hatte nicht erstaunt gewirkt, als sie über die Einrichtung einer ganzen Intensivstation gesprochen hatte. Eine böse Ahnung überfiel sie.

      Andererseits, er befriedigte sie absolut vollkommen. Das konnte doch nur funktionieren, wenn der Mann richtig geil auf eine Frau ist, dachte sie trotzig.

      Auf jeden Fall würde es nicht so gut klappen, wenn er mich abstoßend fände.

      Und heute Nacht, das zweite Mal. Das hatte ihm auch Spaß gemacht. Zweifellos.

      ***

      Erst kurz bevor sie wieder ihr eigenes Haus verließ, sah sie nach Erich. Dieser lag genauso da, wie immer.

      Die Schwester erschien pünktlich. „Irgendetwas Besonderes, in dieser Nacht?“, fragte sie.

      Cécile schüttelte irritiert den Kopf. „Er hat eine ruhige Nacht hinter sich“, antwortete sie, nach kurzem Nachdenken.

      „Bringen Sie ihn heute wieder in den Garten?“, fragte Cécile noch nach, um Interesse zu zeigen.

      „Aber selbstverständlich!“, antwortete die Schwester erstaunt. „Wie immer, nach der Bewegungstherapie. Die Sonne tut ihm gut. Er hat ja sogar etwas Farbe bekommen.“ Cécile schämte sich. Das war ihr noch gar nicht aufgefallen. Diese Schwester kümmerte sich wirklich ernsthaft um ihren Mann.

      Auf jeden Fall besser, als sie selbst.

      Schließlich bezahle ich sie auch dafür, dachte Cécile trotzig. Aber gegen den schalen Geschmack im Mund half das nicht.

      Auf der Fahrt ins Büro dachte sie über ihr Verhalten nach. In solchen Momenten wollte sie sich ändern. Aber wenn die Zeit kam, dann wurde die Gier nach Sex einfach übermächtig.

      Ich brauche das, wiederholte sie für sich. Sonst halte ich die Situation nicht durch. Nicht zum ersten Mal schlich sich der Gedanke ein, wenn er doch bald sterben könnte?

      Könnte, nicht müsste. Diesen Unterschied fand sie sehr wichtig.

      Empfand er möglicherweise Schmerzen? Dann wäre es doch eine Erlösung für ihn.

      Im Büro lösten andere Gedanken die Grübelei rasch ab. Irgendwie gewöhnte sich Cécile sogar an diesen ewigen Diskurs mit sich selbst.

      ***

      An diesem Abend sah sie zuerst nach Erich, bevor sie sich umzog. Wirklich, eine leichte Bräunung hatte seine bisher so blassen Wangen überzogen. Er sieht nicht mehr wie eine Leiche aus, schoss ihr durch den Kopf. Wann hatte sie ihn eigentlich zuletzt genau angesehen? Schon einige Zeit her, dachte sie, sonst müsste mir das aufgefallen sein.

      Sein Geglotze ließ sich einfach kaum ertragen, wandte sie ein, bevor sich ihre innere Stimme mit Vorwürfen melden konnte.

      Ihre beste Freundin, Nadine, hatte sich für diesen Abend angemeldet. Nur zum Quatschen, hatte sie gesagt. Seit Erich im Haus lag, hatten sie sich nicht mehr so oft gesehen, wie früher. Irgendwie bemühten sie sich, das wieder zu ändern. Jedoch blieb das Thema einfach immer das Gleiche: immer Erich und noch einmal Erich.

      Kaum hatte Nadine das Haus betreten, ging es gleich wieder los. „Wie du das nur schaffst? Ich bewundere dich“, seufzte sie.

      Cécile stand kurz davor, sie anzuschreien. Beherrschte sich jedoch. „Nadine, hör zu!“, sagte sie schließlich ganz ruhig. „Ich kann das einfach nicht mehr hören. Was weißt du davon, wie ich mich wirklich um ihn kümmere?“

      Ihre Freundin blieb für einen Moment sprachlos.

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