Verfluchtes Erbe. T.D. Amrein

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Verfluchtes Erbe - T.D. Amrein Krügers Fälle

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dich aufopferst.“

      Cécile schüttelte den Kopf. „Hör bitte auf damit. Ich bin nicht so gut, wie du denkst.“ „Aber du bist doch jeden Tag bei ihm? Man sieht dich nie mehr am Abend. Wann hast du dir das letzte Mal freigenommen?“, antwortete Nadine verdutzt.

      „Ich bin nicht immer da. Ich habe einen Lover“, gab Cécile zurück.

      „Du hast was? Einen Lover? Erzähl ...“

      Jetzt war es heraus. Das hatte sie doch niemandem anvertrauen wollen. Nadine begann sofort zu bohren. „Wie sieht er aus? Seit wann?“ Alles wollte sie haarklein wissen. Schon bald wurde aus dem Abend, einer wie früher. Sie tranken und lachten. Zur Sicherheit soweit wie möglich weg, von Erichs Zimmer.

      Beide froh darüber, endlich wieder einmal von etwas anderem reden zu können. Ihre Freundschaft hatte kurz vor dem Aus gestanden, das fühlten sie beide.

      3. Kapitel

      Willhelm Dornbach traf drei Tage nach dem Begräbnis seines ehemaligen Chefs wieder auf seiner Insel ein. Er war von Wien nach Venedig geflogen, dann mit einer Kursfähre nach Triest, wo er seine Jacht zurückgelassen hatte.

      In Pula legte er einen Zwischenstopp ein. Die gespenstische Stimmung in der Stadt erinnerte ihn an den zweiten Weltkrieg. Klebebänder an den Fensterscheiben, menschenleere Straßen. Die Geschäfte alle geschlossen. Sollte er doch besser nach Wien zurückkehren?

      Aber auf seiner Insel würde bestimmt nichts passieren. Gegen Abend erreichte er ohne Schwierigkeiten sein Zuhause. Vorsichtig, wie immer, steuerte er den Bootssteg an. Von seinem Personal keine Spur. Er wurde offensichtlich noch nicht zurückerwartet. Der Bungalow, den er als Wohnung für seine Bediensteten zur Verfügung stellte, war verlassen. Niemand wohnte ständig hier, nur gelegentlich, wenn es spät wurde oder Gäste zu versorgen waren, blieb jemand auf der Insel. Auch seine Modelle verbrachten die meiste Zeit hier oder am Strand, in der Villa wollte er sie nicht ständig um sich haben, außer wenn er malte oder sie für die Nacht benutzte.

      Dazu gehörte auch ein eigenes kleines Bootshaus, das ebenfalls leer stand. Dornbach war leicht verärgert. Dieses kleine Motorboot durfte eigentlich nicht ohne seine Erlaubnis verwendet werden. Es war zum Einkaufen auf dem Festland oder für Gäste reserviert, die eine Tour unternehmen wollten. Manchmal benutzte er es auch selbst, für eine schnelle Ausfahrt oder zum Angeln.

      Offenbar sollte er seine Angestellten wieder einmal kräftig in die Schranken weisen. Im Alter war er immer umgänglicher geworden, das war jetzt die logische Folge. Kein Respekt mehr. Früher hätte sich niemand getraut, sich so zu benehmen, überlegte er, während er zum Haupthaus zurückspazierte.

      Dass er sein Abendessen selbst zubereiten musste, störte ihn nicht, ab und zu allein zu sein, fand er erholsam. Um eine passende Flasche Wein zu holen stieg er in den Keller, wo er seine Vorratsräume völlig leer vorfand. “Alles haben sie gestohlen!“, brüllte er, obwohl ihn niemand hören konnte. Bis auf den Tiefkühler und wenigstens den Wein, alles leer. Die Haustüre hatte er verschlossen vorgefunden, also konnten es keine Einbrecher gewesen sein. Sein Personal hatte ihn ausgeraubt.

      Fassungslos stand er in seinem Keller. Sein Arbeitszimmer? Schnell keuchte er hinauf, die Türe war unversehrt, nichts fehlte. Auch im Wohnzimmer, die Bilder, seine Uhren, alles da. Haben die denn nichts mehr zu essen? fragte er sich.

      Sein Blick fiel auf die gegenüberliegende Küste. Das Festland, südlich seiner Insel, in der Dämmerung kaum noch zu erkennen. Er fröstelte unwillkürlich. Alles dunkel, keine Lichter, das kannte er noch. Die rechnen mit Luftangriffen, das war ihm sofort klar. Er war doch nur eine Woche weggewesen. Verschwinden solange man noch kann, ging ihm durch den Kopf. Die Wertsachen im Bunker verstecken, dann gleich am frühen Morgen wieder auf die Jacht. Sollte er vielleicht besser gleich gehen. Er war hundemüde von der Reise, auf eine Nacht kam es jetzt auch nicht mehr an. Falls doch etwas passierte, konnte er immer noch in seinen Bunker fliehen.

      Wozu brauchst du einen Bunker? hörte er Kreidel noch sagen, als sie über den Bauplänen gesessen hatten. Er löschte alle Lichter, eine Kerze genügte. Zum Kochen war ihm die Lust vergangen. Etwas Käse und getrocknetes Fleisch lag noch im Kühlschrank. Dann legte er sich früh schlafen, um am Morgen wieder fit zu sein.

      Kaum eingeschlafen, schreckte er wieder hoch, regelmäßige Explosionen, Bomben, das war ihm sofort klar. Ein gigantisches Feuerwerk im Süden, seine Fensterscheiben klirrten, Schlag auf Schlag kamen die Detonationen näher. Was sollte er mitnehmen? Schnell raffte er das Kerzenpaket zusammen, das Feuerzeug, das er in der Küche liegengelassen hatte, eine Wasserflasche die daneben stand, alles in den Händen, rannte er die Kellertreppe hinunter. Bevor er die massive Betontüre hinter sich schloss, zögerte er noch einmal. Das Leben riskieren für ein Stück Trockenfleisch?

      Der erste Einschlag direkt neben der Insel nahm ihm die Entscheidung ab. Die deutlich spürbare Druckwelle sprengte alle Gläser im Haus. Gerade noch Zeit, den Bunker zu verriegeln, dann eine Explosion, die ihn für einige Zeit taub werden ließ, er spürte die weiteren Bomben mehr, als er sie hörte. Dann Stille.

      Zitternd entzündete er eine Kerze. Wann kam die nächste Welle? Deutlich begann es nach Rauch zu riechen. Durch das einfache Lüftungsrohr, das er senkrecht durch die Decke gebohrt hatte, ohne Ventil, drang dieser unverwechselbare Brandgeruch in sein Versteck. Genau wie in den vielen Bombennächten, die er in Deutschland erlebt hatte. Erst nach Stunden, kehrte sein Gehör langsam zurück, ohne Uhr wusste er nicht, wie lange es gedauert hatte.

      Offenbar gab es keine zweite Welle. Vorsichtig spähte er in das Lüftungsrohr, draußen schien es bereits zu dämmern. Nur noch weg, so schnell wie möglich. Entschlossen entriegelte er die Bunkertüre. Trotzdem ließ sie sich keinen Millimeter weit bewegen. Er versuchte es mit aller Kraft. Ohne Erfolg. Ein schreckliches Bild tauchte vor ihm auf. Die Panzerplatte über der Türe, die er wohlweislich eingeplant hatte, war von Kreidels Bauarbeitern schlicht vergessen worden. Wenn das Haus eingestürzt war, dann war er hier unten gefangen wie eine Ratte.

      Der Fluchttunnel war erst ein kurzes Stück weit fertig. Manchmal, wenn ihm nach körperlicher Arbeit war, hatte er einige Stunden daran gearbeitet. Natürlich mit einer guten Spitzmaschine. Die befand sich sogar im Raum. Aber ohne Strom war sie wertlos. Über ihm rund drei Meter Kalkstein, die Türe einbetoniert mit dicken Bewehrungseisen. Die kürzeste Distanz, die Wand zum Weinkeller, einen guten Meter dick, konnte er vielleicht schaffen, bevor er verdurstet war.

      Wenigstens hatte er einen Hammer im Raum gelassen, das Werkzeug der Maschine konnte er auch als Handspitzer verwenden. Trotzdem versuchte er nochmals mit dieser Stange die Türe zu bewegen. Ein klein wenig gab sie nach, Staub rieselte in den Bunker. Also doch. Die Tür musste durch heruntergebrochenen Schutt versperrt sein. Mit einer seltsamen Klarheit teilte er seine Möglichkeiten ein. Etwa ein Liter Wasser, genügend Kerzen, Hammer und Meißel gegen einen Meter Felsen. Drei Tage schätzte er, konnte er durchhalten, wenn er Wasser und Kräfte sorgfältig einsetzte. Also dreißig Zentimeter pro Tag. Mit einem tiefen Seufzer setzte er das Eisen in Brusthöhe an. Der Hammer war eigentlich für diese Arbeit zu klein. Trotzdem, bereits nach den ersten paar Schlägen schmerzte seine Schulter. Der Felsen war noch kaum angekratzt.

      Entmutigt legte er sein Werkzeug hin. Gab es sonst einen Weg, überlegte er noch einmal. Einfach auf Hilfe warten. Wer sollte den kommen? Kreidel wusste nichts von seiner Lage. Das Wasser reichte vielleicht für eine Woche, wenn er sich nicht bewegte. Schaudernd erinnerte er sich jetzt, wie die Häftlinge ausgesehen hatten, die sie im Krieg absichtlich verdursten ließen. Also weiter, so wollte er doch nicht enden.

      Erst

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