Die Servator Verschwörung. Jürgen Ruhr

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Die Servator Verschwörung - Jürgen Ruhr

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hakte nach: „Welchen Ärger habe ich denn?“

      „Ach, so dies und jenes. Jedenfalls hat er gesagt, dass es besser wäre, wenn ich mich mit dir nicht mehr unterhalte. Schließlich beginnt am Fünfzehnten meine neue Probezeit.“

      Ron verstand nur Bahnhof. „Deine Probezeit?“

      „Ihre!“

      Jetzt verstand er noch weniger. „Wessen? Ihre?“

      Maike nickte heftig und verschüttete dabei etwas blutroten Nagellack: „Ja, wir siezen uns doch, da heißt es ‚ihre Probezeit‘ und nicht deine.“

      Ron seufzte gequält auf. Spielten denn jetzt plötzlich alle verrückt? Er hakte noch einmal nach: „Also, was für eine Probezeit?“

      „Meine. Als Redakteurin. Dieser Inder hat doch gekündigt und ab dem Fünfzehnten bin ich die neue Kollegin. Also nicht wirklich so neu, aber als neu...“

      Ron unterbrach das Geschwafel der Blonden: „So also läuft der Hase. Hat Fellger dich zu der Sache mit Zinad angestiftet?“

      Sie zog einen Schmollmund und blies auf die lackierten Nägel. Dann bemerkte die Blonde leise: „Das sage ich nicht. Wer ist denn Zinad?“

      Ron konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. „Zinad Changa.“

      „Und wer ist Zinad Changa?“

      „Der Inder!“

      „Ach so, das hätten sie auch gleich sagen können.“

      Ronald spürte, wie er allmählich einen roten Kopf bekam. Diese Praktikantin sollte plötzlich als Journalistin arbeiten? Wollte Fellger das Blatt eigentlich komplett ruinieren? Mühsam unterdrückte er, sie laut anzubrüllen. „Hat er nun oder nicht?“

      Maike unterbrach ihre Tätigkeit des Lackierens und sah Ron an: „Das sage ich nicht.“

      Ron holte tief Luft, dann meinte er gefährlich leise: „Jetzt höre mir einmal gut zu! Ich kann ja verstehen, dass du es zu etwas bringen möchtest. Allerdings wirst du erst dein Praktikum beenden und danach eine entsprechende Ausbildung durchlaufen müssen. Zum Journalismus gehört mehr als nur Kaffee zu kochen. Und jetzt frage ich nur noch einmal, denn danach wirst du dem Staatsanwalt Rede und Antwort stehen müssen. Also: Wie ist die Sache abgelaufen? Und wehe, du lügst mich an.“

      Maike blickte hilfesuchend zur Türe, aber da war niemand. Vor allem kein Chefredakteur, der ihr zur Seite springen konnte. Leise und stockend brachte sie schließlich hervor: „Fellger meinte, es gäbe eine Chance, dass ich in Kürze Redakteurin werden könnte. Ich müsse dem Inder nur schöne Augen machen und mit ihm ein wenig poussieren. Leider hat der sich nicht darauf eingelassen, der Inder scheint ein wirklicher Gentleman zu sein. Als Fellger zu ungeduldig wurde, kam er auf die Idee mit der Belästigung. Was ja schließlich auch geklappt hat. Eigentlich ist das doch nicht wirklich schlimm, oder?“

      „Und ob“, Ron sprach ganz ruhig, obwohl er innerlich kochte. „Mit der Sache kannst du ohne weiteres vor Gericht landen. Und ob dich dann noch jemals jemand in einer Redaktion einstellt, steht in den Sternen. Nicht einmal mehr zum Kaffeekochen!“

      Maike sah ihn leichenblass an. Ein wenig tat sie Ron doch Leid, schließlich hatte er etwas zu dick aufgetragen. Aber dann wischte er die Gedanken fort und sah einen Weg, die Situation zu nutzen.

      „Die Sache kann unter uns bleiben“, erklärte er. „Wir schreiben jetzt das alles auf und du unterschreibst es.“

      „Dann werde ich keine Redakteurin?“

      „Bestimmt nicht jetzt. Aber du kannst dein Praktikum beenden und nach einem Studium bewirbst du dich hier neu. Die Chancen für einen Job stehen bei ehemaligen Praktikantinnen hier sehr gut.“ Ron wusste, dass sie niemals Journalistin werden würde.

      „Kann ich das nicht zunächst mit dem Chefredakteur besprechen?“

      Ron lachte: „Natürlich. Aber dann gibt es keine Vereinbarung zwischen uns. Und ich bin schließlich der Sohn des großen Bosses. Eines Tages bin ich selbst der große Boss!“ Er spürte, dass die blonde Praktikantin fast überzeugt war. Aber eben nur fast.

      „Aber Fellger hat gesagt, dass du hier nichts zu sagen hast. Allein sein Wort ist entscheidend!“

      Ron schmunzelte, denn Maike war unwillkürlich doch wieder zum ‚Du‘ übergegangen. „Das ist das kleine Restrisiko das bleibt. Entweder glaubst du einem fast ehemaligen Chefredakteur oder einem baldigen Bigboss. Fellgers Zeit hier ist so gut wie abgelaufen.“

      Maike betrachtete ihre Fingernägel und meinte leise: „Aber er hat einen Brief aus New York. Ich habe ihn selbst lesen dürfen.“

      Ron wandte sich zur Tür. „Deine Entscheidung. Aber beklage dich später nicht bei mir. Komm jetzt mit oder lasse es sein.“ Damit machte er einen Schritt in das Großraumbüro.

      „Warte“, hörte er sie hinter sich sagen und er wusste, dass er gewonnen hatte.

      An seinem neuen Arbeitsplatz verfasste Ron eine kurze Erklärung zu den Vorgängen. Er betonte extra, dass Fellger den Inder schon seit Längerem aus der Redaktion heraushaben wollte und er die Praktikantin angestiftet hatte. Zögernd unterschrieb Maike und stürmte danach in die sichere Zuflucht ihrer Kaffeeküche.

      Ron war zufrieden. Jetzt besaß er etwas, das auch seinen Vater überzeugen würde. Er überlegte kurz, ob er mit ihm heute schon in Kontakt treten sollte, entschied sich dann aber für eine in seinen Augen bessere Lösung: Er würde sich den morgigen Tag frei nehmen und selbst nach New York fliegen. Dort könnte er mit seinem Vater persönlich sprechen. Vielleicht wäre Vera ja zu einem Kurztrip zu überreden, könnte sich den Freitag ebenfalls frei nehmen und ihn begleiten.

      Allerdings gab es noch keinen Anruf von Vera. Obwohl kein Hinweis über eine Mitteilung auf seiner Voicebox im Handy stand, hörte er sie trotzdem ab. Doch sie hatte sich wirklich noch nicht gemeldet. Ron blickte auf die Uhr. Es war noch zu früh, den Anruf bei ihr würde er auf später verschieben müssen.

      Da er jetzt eigentlich nichts mehr zu tun hatte, schaute er sich die Onlineausgabe des Berliner New York News Paper an. Was er da sah, ließ ihn förmlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nicht nur, dass die von Matthias Prokas verfassten Artikel durchweg schlecht und niveaulos formuliert waren, nein sie strotzten auch nur so von Fehlern. Aus reinem Pflichtgefühl heraus, korrigierte er die Artikel so gut es ging.

      Im Laufe des Nachmittags informierte er Zinad darüber, dass er den morgigen Tag frei nehmen würde. Einen Grund nannte er nicht und der Kollege sollte den Chefredakteur auch nur auf Nachfrage darüber informieren. Ron glaubte aber nicht, dass Fellger nach ihm fragen würde. Schließlich beendete er seine Arbeit, fuhr den Computer herunter und schloss seinen Schreibtisch ab. In seiner Hosentasche fand er noch den Luftpolsterumschlag, in dem die Zettel gewesen waren. Er überlegte, ob er den Umschlag nicht ebenfalls Zinad überlassen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es stand keine Adresse darauf, ebenso keine weiteren Hinweise. Also zerriss er den Umschlag, um das Papier von der Folie zu trennen. Hier in Deutschland wurde ja alles gesondert entsorgt. Sicher, in Amerika gab es das auch irgendwie. Aber halt nur irgendwie und lange nicht so penibel wie hier in Deutschland.

      Ron ließ das Papier in den entsprechenden Mülleimer fallen und wollte gerade die Folie in den extra für Plastikmüll bereitstehenden Eimer werfen,

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