Die Servator Verschwörung. Jürgen Ruhr
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Читать онлайн книгу Die Servator Verschwörung - Jürgen Ruhr страница 12
„Das ist ja interessant“, zeigte Ron sich interessiert und deutete auf das Haus neben dem des Generalstaatsanwalts. „Und in dieser prächtigen Villa, wer wohnt dort?“
Der Alte zog seinen Hund von einem kleinen Busch fort und machte eine unwillige Geste. „Da wohnt so ein Kraftfahrzeughandwerker. Hat irgendwo eine eigene Werkstatt.“
Ron ließ einen Laut der Enttäuschung hören, dann zeigte er auf Bornsings Villa: „Und dort. Das ist ja auch ein tolles Haus.“
Der Mann zeigte wieder etwas mehr Begeisterung: „Da wohnt ein Generalstaatsanwalt.“
„Ein Generalstaatsanwalt?“, wiederholt Ron. „Na, die Villa passt auch zu ihm. Allerdings ein wenig protzig, nicht wahr? Alles aber top gepflegt ...“
Wieder wurde der Hund etwas zurückgezogen. Dann setzte der Rentner sich in Bewegung. Ron folgte ihm an der Seite.
„Generalstaatsanwalt Bornsing, ein sehr netter Mann“, gab der Alte bereitwillig Auskunft. Plötzlich blickte er Ron von der Seite an: „Was machen sie eigentlich beruflich?“
„Ich bin Assistenzarzt im Vivantes Klinikum. Entschuldigen sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Dr. Rienatz.“ Ein besserer Name, als der von der Praktikantin fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
„Dr. Köllner“, stellte sich der Hundebesitzer jetzt vor. „Willkommen in Berlin, Herr Kollege.“
Ron hielt dem Mann die Hand hin. „Danke, Herr Kollege. Das mit der Villa habe ich nicht so gemeint. So protzig ist sie ja auch wieder nicht“, führte er das Gespräch geschickt wieder auf den Staatsanwalt zurück. „Dieser Generalstaatsanwalt ist bestimmt auch ziemlich beschäftigt ...“
Sie hatten jetzt schon ein ganzes Stück zurückgelegt und bogen in eine Seitenstraße ab.
„Ich habe den Mann lange nicht mehr gesehen. Im Februar wurde bei ihm eingebrochen, da war er noch in Urlaub. Seitdem habe ich ihn aber nicht mehr gesehen.“
Ron nickte: „Vielleicht haben sie ihn ja auch einfach nur übersehen. Mir ist aufgefallen, dass das Grundstück ja doch sehr gepflegt wirkt.“
Der Hundebesitzer winkte mit einer Hand ab: „Ach das. Nun, Bornsing beschäftigt natürlich entsprechendes Personal. In seiner Position! Putzfrau, Gärtner und was weiß ich noch. Ich kann mir gerade einmal jemanden leisten, der hin und wieder meinen Garten pflegt.“
Ron konnte sich nur dunkel an das Haus erinnern, aus dem der Rentner gekommen war. „Ihr Garten ist aber auch toll gepflegt“, schmeichelte er und hoffte nicht daneben zu liegen. „Machen sie denn noch viel selber?“
„So gut ich kann. Den Rasen mähe ich zum Beispiel noch alleine. Aber andere Sachen, wie Reparaturen am Haus, muss ich auch machen lassen. Da unterscheide ich mich kaum von Bornsing“, lachte er dann leise.
„Inwiefern? Lässt dieser Herr Bornsing so viel reparieren?“
Wieder lachte der Alte leise. „Nein, nein. Aber im Februar, kurz nach dem Einbruch, waren plötzlich viele Handwerker dort. Sogar eine Scheibe wurde ausgewechselt. Und das obwohl der Generalstaatsanwalt wahrscheinlich nicht zu Hause war.“
„Vielleicht wurde das von der Putzfrau oder dem Gärtner organisiert“, warf Ron leichtfertig ein und beobachtete seinen Gesprächspartner von der Seite. „Das ist doch ganz normal, oder nicht?“
Der Arzt im Ruhestand zog erneut seinen Hund zurück, überlegte einen Moment und meinte dann: „Das kann ich nicht sagen. Es war alles so merkwürdig damals. Erst nachts der Lärm. Ich meine den Einbruch. Ich bin durch die Sirene des Polizeiwagens geweckt worden. Erst die Polizei und am Morgen zwei Wagen mit Leuten in Anzügen. Aber vielleicht war das ja auch die Kriminalpolizei, die den Einbruch untersucht hatte. Und am gleichen Tag kamen dann schon die Handwerker. Die haben Schubkarren voller Unrat aus dem Haus gekarrt.“
„Schubkarren?“ Ron konnte sich keinen Reim auf das Gesagte machen. „Hat es dort gebrannt und musste deswegen renoviert werden? War das Bauschutt?“
„Nein, nein. Keine Ahnung. Genau genommen habe ich auch nur eine Schubkarre gesehen. Aber auf der lag ein ziemlich großer Müllsack. Aber wenn da etwas nicht gestimmt hätte, dann wäre Bornsing doch eingeschritten. Oder nicht?“
Ron sagte nichts. Eine merkwürdige Angelegenheit war das schon. Aber wo fand sich das Motiv für all diese Aktivitäten? Ging man einmal von einem normalen Einbruch aus, dann müsste doch lediglich ein aufgebrochenes Schloss oder eine Tür repariert werden. Oder hatte Inat das Fenster eingeschlagen? Aber wieso karrten dann Handwerker säckeweise Schutt aus dem Haus? Ron nahm sich vor, noch einmal mit Vera zu sprechen, vielleicht konnte sie in Erfahrung bringen, auf welchem Weg Inat in das Haus eingedrungen war. Ron plante ohnehin, sie anzurufen und zu der Veranstaltung am Samstag einzuladen. So könnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Beruflich der Darbietung dieser Laienmusiker beiwohnen und die Gesellschaft Veras genießen. Wenn sie denn zusagte.
Mit dem Hinweis darauf, dass er am ersten Arbeitstag nicht zu spät erscheinen wolle, verabschiedete Ron sich schließlich hastig.
Der Tag im Büro verging mehr schlecht als recht. Der Chefredakteur glänzte durch Abwesenheit, die beiden Kollegen Changa und Meizel recherchierten wieder in dieser Korruptionsaffäre und der neue Onlineredakteur Matthias Prokas schien plötzlich seine Vorliebe für das Kaffeekochen entdeckt zu haben. Jedenfalls verbrachte er die meiste Zeit mit Maike in der Kaffeeküche. Ron warf einen Blick auf die von Prokas verfassten - oder besser: abgeschriebenen - Artikel und schüttelte den Kopf. Rechtschreibfehler reihte sich an Rechtschreibfehler. Er entschied, dass es wohl besser wäre, wenn dieser neue Kollege bei der Praktikantin in der Kaffeeküche bliebe. Rasch schrieb Ron einige Artikel und stellte sie Online. Nachdem seine Arbeit soweit erledigt war, verabschiedete er sich zeitig in den Feierabend. Es galt noch einige Dinge zu besorgen, denn Ron plante, dem Haus des Generalstaatsanwaltes in der Nacht einen weiteren Besuch abzustatten.
Kurz nach zwölf Uhr saß der Onlineredakteur zitternd in dem selben Gebüsch, in dem der Einbrecher Inat im Februar die halbe Nacht verbracht hatte. Aber Ron zitterte nicht vor Kälte, sondern vor Nervosität. Diese Situation war etwas Neues für ihn. Obwohl er ja nicht plante, in das Haus einzubrechen. Trotzdem, allein schon hier auf dem fremden Grundstück zu sitzen und den Geräuschen der Umgebung zu lauschen, war für ihn eine ungewohnte Situation. Ron versuchte sich in den Einbrecher hinein zu versetzen. Wie dachte so jemand, wie wollte er ins Haus gelangen? Irgendwo erklang das Fauchen zweier Katzen, die sich stritten. Bei Nacht drangen die Geräusche doppelt so weit wie tagsüber. Könnte er als Einbrecher ein Fenster einschlagen? Wäre das nicht viel zu laut?
Über den eigentlichen Einbruch wusste er nicht allzu viel, in den wenigen Unterlagen war darüber auch nichts zu finden gewesen. Vera hatte er am Abend nicht erreicht und lediglich auf ihren Anrufbeantworter gesprochen. Darum musste er sich jetzt auf Spekulationen verlassen. Konnte man eine Scheibe einschlagen, indem man ein Handtuch zur Geräuschdämmung benutzte? Oder war es einfacher, die Hintertür aufzubrechen? Ron beschloss, mit der Türe zu beginnen. War sie aufgebrochen worden, so mussten sich doch irgendwo noch Spuren finden lassen.
Am frühen Abend hatte er sich für diese Aktion heute Nacht entsprechend ausgestattet: Schwarze, unauffällige Kleidung, eine Sturmhaube, ein Paar Handschuhe, eine kleine Taschenlampe und ein Messer für alle Fälle. Außerdem trug er nagelneue, dunkle Turnschuhe, die er nach dieser Sache unauffällig verschwinden lassen wollte. Falls jemand etwas bemerkte und die Polizei verständigte, wollte er nicht anhand von Fußabdrücken