Die Servator Verschwörung. Jürgen Ruhr
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Читать онлайн книгу Die Servator Verschwörung - Jürgen Ruhr страница 10
Ganz Gentleman brachte er sie zu später Stunde zu einem Taxi. Es war noch ein vergnüglicher Abend geworden und sie hatten sich verabredet, dies bald zu wiederholen. Ron sollte sie aber auf keinen Fall wieder im Amtsgericht anrufen, sondern nach Dienstschluss auf ihrem privaten Handy. Er versprach es ihr. Zum Abschied gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Ron sah dem davonfahrenden Taxi noch lange nach.
Der nächste Tag begann direkt mit einer Überraschung. Kaum dass Ronald Nayst an seinem Arbeitsplatz saß, kam die Praktikantin mit der Aufforderung, sich beim Chef zu melden, zu ihm. Ron zuckte mit den Schultern, verschob die Frage nach einer Tasse Kaffee auf später und ging zum Büro des Chefredakteurs. Der schien ihn schon erwartet zu haben.
„Herr Nayst. Schön, dass sie auch schon da sind. Das ist ihr neuer Kollege.“ Fellger zeigte auf einen jungen Mann, der in einer Ecke neben der Tür stand. Ron hatte ihn beim Eintreten gar nicht bemerkt.
„Das ist der Herr Matthias Prokas. Er wird sie ab sofort im Onlinebereich unterstützen. Sie lernen ihn schnellstens an und helfen dann bei den Kollegen Meizel und Changa aus. Unser Herr Müller hat sich nämlich schon wieder krankgemeldet. Alles klar? Dann ran an die Arbeit!“
Ronald sah den Chefredakteur irritiert an. Der Aufbau der Onlineredaktion oblag alleine ihm. Das war auch Fellger mitgeteilt worden. Wollte der jetzt eine Anordnung von ‚ganz oben‘ unterlaufen?
„Herr Fellger, wir sollten vielleicht ein paar Worte unter vier Augen wechseln.“ Ron blieb ganz ruhig, obwohl er den Dicken am liebsten hinter seinem Schreibtisch hervorgezerrt und durchgeschüttelt hätte.
Der aber winkte ab: „Wenn sie etwas zu sagen haben, dann ruhig vor ihrem neuen Kollegen. Wir haben doch keine Geheimnisse voreinander, oder?“
Ron schüttelte ein wenig verwundert den Kopf, meinte dann aber: „Herr Fellger, sie wissen, dass der Aufbau der Onlineredaktion alleine mir überlassen bleibt. Sie können nicht einfach jemanden für diesen Bereich einstellen ohne das mit mir abzusprechen.“
Fellger erhob sich halb aus seinem Sessel und stützte dabei die Hände auf den Schreibtisch. „So? Kann ich nicht? Sind eigentlich sie jetzt der Chefredakteur oder bin ich das? In einer Woche sind sie wieder zurück in ihrem geliebten New York. Es kann ja nicht so schwer sein, die paar Seiten Online News zusammenzustellen. Sie schreiben ja ohnehin fast ausschließlich bei ihren Kollegen ab.“
Ron holte tief Luft. „So einfach geht das nicht, Herr Fellger. Sie kennen meine Position.“
Fellger hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. „So ist das also! Darauf habe ich nur gewartet. Jetzt drohen sie mir auch noch mit ihrem Vater! Ich lasse mich nicht erpressen. Und jetzt - raus!“ Die letzten Worte brüllte er mit hochrotem Kopf. Der junge Mann, Matthias Prokas, hatte sich schon nach draußen verdrückt. Dort wartete er eingeschüchtert auf Ron.
„Das … das tut mir Leid. Also, ich wusste ja ni... Sind sie wirklich der Sohn vom Chef?“
Ron nickte: „Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Ich weiß nicht, warum Fellger das macht ...“ - „Was macht?“
„Sich über die Direktiven der Zentrale so hinwegzusetzen. Aber das sind Interna, die ich klären werde. Welche Qualifikationen haben sie denn? Wo haben sie studiert?“
Prokas druckste ein wenig herum: „Nun, also ...“
Ron musste feststellen, dass der junge Mann offensichtlich Probleme hatte, seine Sätze zu formulieren. Langsam begaben sie sich zu Rons Arbeitsplatz. „Also, Herr Prokas, wo liegt ihr Können?“
„Nun, ja, also eigentlich. Ich meine …“ Dann gab der junge Mann sich einen Ruck: „Eigentlich ist mein Vater ein guter Freund des Chefredakteurs und da ich zurzeit keine Arbeit habe und ihm zu Hause nicht auf der Tasche lie...“
Ron unterbrach den jungen Mann: „Was haben sie denn gelernt? Oder studiert? Was qualifiziert sie dazu, hier in der Redaktion zu arbeiten. Außer, dass ihr Vater ein guter Freund des Chefredakteurs ist?“
„Also, ja nun eigentlich. Gelernt habe ich Kfz Mechatroniker. Und in Deutsch hatte ich immer eine Zwei. Also einmal auch eine Vier, aber das lag an dem Lehrer. Un...“
Ron unterbrach ihn erneut: „Wäre es nicht sinnvoller, sie würden in ihrem erlernten Beruf arbeiten? Ich glaube, sie sind hier völlig fehl am Platz.“
„Ja, das dachte ich auch. Aber ich bekomme ja keine Stelle und deswegen hat mein Papa ja au...“
Ronald schüttelte den Kopf. Es wurde höchste Zeit, dass er mit seinem Vater sprach. Vielleicht schon heute Abend. Er dürfte nur die Zeitverschiebung nicht vergessen, denn sein alter Herr konnte sehr übellaunig werden, wenn man ihn aus dem Bett holte.
Trotz besseren Wissens erklärte Ron dem jungen Mann, worauf es bei der Onlinezeitung ankam und ließ ihn dann einige Artikel der Kollegen abschreiben und kürzen. So war der erst einmal beschäftigt.
Er selbst musste einige dringende Telefonate führen. Schließlich wählte er die Nummer der Generalstaatsanwaltschaft, die Vera ihm aufgeschrieben hatte. Eine freundliche Frauenstimme meldete sich in gewohntem Tenor und fragte dann, wie sie ihm helfen könne.
„Ich hätte gerne Generalstaatsanwalt Bornsing gesprochen“, erklärte Ron sein Anliegen, nachdem er seinen Namen genannt hatte. „Einen Moment bitte“, säuselte die Dame und in der Leitung ließ sich ein Knacken hören. Kurze Zeit später meldete sich eine Männerstimme.
„Generalstaatsanwalt Bornsing?“, fragte Ron, nur um ganz sicher zu gehen.
„Wer will das wissen?“
„Mein Name ist Ronald C. Nayst. Ich bin Onlineredakteur bei der Berliner Zweigstelle der New York News Paper“, erklärte er bereitwillig. „Im Februar wurde in ihr Haus eingebrochen un...“ Der Mann am anderen Ende der Leitung unterbrach ihn: „Dazu geben wir keine Auskunft. Schon gar nicht der Presse. Ob und wann bei dem Generalstaatsanwalt eingebrochen wurde, geht niemanden etwas an!“
Ron wurde hellhörig. Sprach der Mann jetzt von sich selbst in der dritten Person oder war das da am Ende gar nicht der Generalstaatsanwalt? Ron hakte noch einmal nach: „Mit wem spreche ich denn? Sie sind doch nicht Generalstaatsanwalt Bornsing.“
Ein Knacken in der Leitung zeigte ihm, dass sein Gesprächspartner aufgelegt hatte. Gut, der Mann hatte sich nicht wirklich als Bornsing zu erkennen gegeben, aber das auch nicht direkt dementiert. Ron beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Ein Gefühl, das ihm bisher immer zuverlässig gezeigt hatte, wenn an einer Story etwas dran war.
„Ich muss zu Recherchen dringend außer Haus“, beschied er dem sich am Computer abmühenden Prokas. Kurz warf er einen Blick auf den Text, der da am Bildschirm prangte und entdeckte prompt drei Rechtschreibfehler. Aber für Korrekturen oder Zurechtweisungen blieb jetzt keine Zeit. Ron hatte das journalistische Jagdfieber gepackt und sein nächster Weg würde ihn direkt in die Generalstaatsanwaltschaft führen.
„Prima machen sie das“, lobte er dann auch entgegen aller Vernunft den jungen Mann. „Ich schaue mir das später in aller Ruhe an. Und lassen sie auf jeden Fall die Rechtschreibprüfung drüber laufen ...“
Das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft war leicht zu finden, zumal Vera ja beim Herausfinden der Adresse gute Arbeit geleistet hatte. Ron nahm sich vor mit gezinkten Karten zu spielen - so, wie es die