DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH. Hedwig v. Knorre

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DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre

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       Sie hatten mir einiges zu verzeihen. Manchmal schrie ich sie an, ohne Grund. Später erklärte ich ihnen dann, dass sie nicht schuld daran waren, sondern dass ich unter Druck war. Ich sagte ihnen, was mir Druck machte, und ich entschuldigte mich für meine Fehler. Meine Kinder nahmen meine Entschuldigungen an. Sie erlebten, dass ich mir wirklich ehrlich Mühe gab, sie von dem Druck frei zu halten, der auf mir lastete. Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Offenheit – immer wieder neu begegnete ich ihnen in dieser positiven Haltung. Gleichzeitig verstand ich meine Kinder, wenn sie sich „nicht perfekt“ verhielten. Ob ein Kind mir Süßigkeiten aus der Schublade mopste, Wutanfälle kriegte oder ein Teenager in Kifferkreise geriet – ich verstand sie. Das war mir wichtig, super wichtig: im Verstehen finde ich Wege, die uns weiter führen, das war meine Überzeugung.

       Dieses Vertrauen war unser Schatz. Wir alle hüteten ihn sorgsam. Unser Leben war nicht nur einfach: als wir hatten umziehen mussten ins Hessenland, verstanden wir nicht einmal sie Sprache. Wir kannten keinen Menschen, wir waren Fremde in der Fremde. Wir trugen Sorge um einander, weil es uns allen nicht gut ging. JedeR von uns mühte sich, die anderen nicht zu belasten, statt dessen Stütze zu sein, immer wieder neu. Denn wir hüteten unseren Schatz: wir vertrauten einander!

      Später zerstörte Jochem, „mein Betrüger“, dieses Vertrauen, unseren kostbarsten Schatz, vorsätzlich und überaus trickreich. Bis heute ist dies in meinen Augen das größte aller Verbrechen, die er begangen hat. Doch in den Augen der Justiz zählte es überhaupt nicht. Im Gegenteil: sie erklärte mein Vertrauen zum Verbrechen...

      Vertrauensbruch

      Als wir kleine, abhängige Kinder waren, erlebten wir natürlich nicht nur pure Vertrauenswürdigkeit von unseren Müttern, Vätern und anderen Menschen. Wir erlebten auch Verletzungen. Unsere Erwartungen wurden immer wieder auch enttäuscht, mal mehr, mal weniger, bei manchen Kindern mehr als bei anderen.

      Damit arrangierten wir uns. Unsere VersorgerInnen und die übrigen Menschen um uns waren nicht immer nur sehr gut zu uns – daran gewöhnten wir uns, damit konnten wir leben. Wir lernten, mit einem bestimmten Maß an Vertrauen zureicht zu kommen, und wir entwickelten ein bestimmtes Maß an Misstrauen.

      In den meisten guten, tragenden Beziehungen kommt irgendwann einmal eine Situation, in der das Vertrauen erschüttert wird. Stress und Überlastung, aber auch Missachtung, Langeweile und Krisen verleiten normale Menschen hier und da zu verletzendem Verhalten. Daran kann Vertrauen, daran können Beziehungen zerbrechen. Nach einem vertrauenserschütternden Ereignis gibt es manchmal die heilsame Möglichkeit der Vergebung – zum Glück! Dazu später mehr.

      Vertrauenswürdigkeit • in Maßen

      Niemand ist zu 100 Prozent und in jeder Hinsicht vertrauenswürdig. Wir lernen früh, einzuschätzen, wer in welcher Hinsicht in welchem Maße vertrauenswürdig ist. Die eine erwachsene Person bringt zuverlässig Essen auf den Tisch, kümmert sich dafür nicht um die Geschwisterprügeleien. Die andere erwachsene Person ist selten zu Hause, aber wenn, dann zuverlässig freundlich, warm und zugewandt. Eine dritte erwachsene Person ist nicht täglich präsent, nur ab und zu, dann putzt sie alle Fußböden und spricht wenig. Eine weitere erwachsene Person bleibt manchmal ein paar Tage zu Besuch über Nacht auf dem Wohnzimmersofa, kann einerseits sehr freundlich sein und dann wieder ernst und hart. Ähnlich unterschiedlich erleben wir die Kinder, Tiere und die übrige Umgebung um uns herum wie den Straßenverkehr oder die Freibadsituation.

      Vertrauensfähigkeit • in Maßen

      Auf die Vertrauenswürdigkeit, die uns als Kind in gewissem Maße entgegengebracht wird, reagieren wir mit der Entwicklung des entsprechenden Maßes an Vertrauensfähigkeit.

      Es gibt Jugendliche und Kinder, die leider nur ein sehr geringes Maß an Vertrauenswürdigkeit erleben durften und nun entsprechend wenig vertrauensfähig sind. Das sind oft die „Schwierigen“, die „viel Blödsinn“ machen. Auf der anderen Seite gibt es Kinder und Jugendliche, die in einem besonders warmen, zuverlässigen, vertrauenswürdigen Umfeld aufwachsen. Im besten Fall trägt dies bis ins Erwachsenenalter, ins hohe Alter! Auch das kommt vor und wo mir dies begegnet, bin ich immer zutiefst angerührt. Dieser Personenkreis ist in einem besonders hohen Maße vertrauensfähig. Zu Unrecht wird ein hohes Maß an Vertrauensfähigkeit als „Naivität“ negativ bewertet, beruht es doch auf einem Fundus guter Erfahrungen.

      Naivität

      Zitat: „Jede Naivität läuft Gefahr, lächerlich zu werden, verdient es aber nicht, denn es liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und ein Zeichen von Unschuld.“

       Joseph Joubert, *07.Mai 1754, † 04.Mai 1824 (Französischer Schriftsteller)

      Diesem Zitat möchte ich nichts hinzufügen. Es ist so aussagekräftig!

      Vertrauenswürdigkeit – / Vertrauensfähigkeit +

      Trifft ein vertrauensfähiger Mensch auf eine Person, die nicht vertrauenswürdig ist, wird der Mensch diese Person meiden. Es wird sich keine tragfähige Vertrauensbeziehung entwickeln.

       Ein älterer Herr aus meinem Bekanntenkreis, ein Intellektueller im gehobenen Mittelstand, brachte sein Auto regelmäßig zur Inspektion. Er ließ an seinem Auto alle Reparaturen vornehmen, die der Automechaniker für notwendig erklärte. Nach einigen Jahren kam er darüber ins Gespräch mit seinem erwachsenen Sohn, der sich inzwischen gut mit Autos auskannte. Es stellte sich heraus, dass der Automechaniker die Unwissenheit seines Kunden sowie dessen gute Zahlungsmoral schmählich ausgenutzt hatte. Viel zu viele überflüssige, zu teure Reparaturen hatte er an dem Auto vorgenommen! Der intellektuelle Herr wechselte daraufhin den Automechaniker, hatte von da an weniger Reparaturen und kleinere Rechnungen.

      In diesem Beispiel zerbricht die geschäftliche Beziehung an der mangelnden Vertrauenswürdigkeit des Automechanikers. Der darf sich so was nicht zu oft erlauben, sonst verliert er alle Kunden und geht pleite.

      Vertrauenswürdigkeit + / Vertrauensfähigkeit –

      Ist ein Mensch nur eingeschränkt fähig, zu vertrauen, kann ich mich sehr um diesen Menschen bemühen. Ich kann mit vielen „vertrauensbildenden Maßnahmen“ meine Vertrauens-würdigkeit „beweisen“ und komme dieser Person vielleicht ein wenig näher. Gelingt es mir, ein wenig Vertrauen zu wecken, könnte ich im besten Fall die Vertrauensfähigkeit meines Gegenübers fördern. Dann könnte eine vorsichtige Vertrauens-beziehung entstehen – vorerst schwach, brüchig und wenig belastbar. Das ist die tägliche Arbeit vieler Sozialarbeiter, besonders in der Jugendhilfe, aber auch in anderen Bereichen wie mit Arbeitslosen, Gefängnisinsassen usw.

      Manchmal gelingt es engagierten Sozialarbeitern, die eingeschränkte Vertrauensfähigkeit ihres Klientels zu wecken und zu stärken. Dann kommt es vor, dass diese Personen tatsächlich fähig werden, starke tragenden Vertrauens-beziehungen zu anderen Menschen zu entwickeln und damit ein gesundes soziales Leben. Diese „Früchte ihrer Arbeit“ erleben die Sozialarbeiter in höchstem Maße befriedigend und genießen es sehr! Das fand ich schon immer gut.

      Wenn ein Mensch allerdings gar nicht fähig ist, zu vertrauen, kann ich so vertrauenswürdig sein, wie ich will. Ich kann mit unzähligen Mitteln über lange Zeit immer wieder neu „bewei-sen“, dass ich zuverlässig und positiv bin – es wird nichts nützen. Die „Rezeptoren“ des Gegenübers sind zerstört, es ist kein bisschen Vertrauensfähigkeit übrig. Keine Chance. Leider.

      Zerstörte

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