Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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betonte seine Worte, um zu betonen, dass die Witwe des Imperators noch nicht an dessen Stelle getreten war. Sie würde es tun, aber noch war das nicht der Fall, und in Densen regte sich Widerstand, in der jungen Frau die künftige Herrin des Imperiums zu sehen.

      Der Hauptmann bemerkte den unsichern Blick des Mannes. „Es ist gut“, sagte er leise. „Ich kenne den Weg.“

      Er wollte diese Schritte alleine zurücklegen, ohne die neugierigen Blicke des Mannes zu spüren. Die Freundschaft des Imperators mit seinem Hauptmann der Leibgarde war allgemein bekannt. Ebenso Densens Zurückhaltung der Hochgeborenen Vesana-Vob gegenüber. Je näher er dem Privatbad kam, desto bewusster wurde es Densen, dass es nun Veränderungen im Imperium geben würde. Vielleicht sogar gravierende Veränderungen, denn Vesana-Vob würde den Kaiser niemals ersetzen können. Ja, sie mochte seinen Thron einnehmen, aber die Weisheit des alten Kämpfers würde ihr fehlen.

      Eine gemischte Gruppe aus Gardisten und Hofangehörigen drängte sich vor der Doppeltür des kaiserlichen Privatbades. Als sie den Hauptmann erkannte, öffnete man rasch die Tür. Densen trat ein, bemüht, um seine Fassung zu ringen, als die letzten Zweifel, von einer irrationalen Hoffnung genährt, beim Anblick Donderem-Vobs schwanden.

      Der Raum war groß und durch die gläserne Kuppel von Licht überflutet. Palmen waren entlang der Wände gepflanzt und ein Teil des Bades mit weißem Sand ausgestreut. Liegebänke luden zur Entspannung ein. In der Mitte befand sich das ovale Becken aus blauem Marmor. Goldene Wasserspender, in der Form von Einhörnern, spien warmes Wasser in das Bad. An der Oberfläche trieben duftende Blüten. Die Luft war schwül und drückend und trieb Densen sofort den Schweiß aus den Poren.

      Donderem-Vob lag inmitten einer Wasserlache neben dem Becken. Er lag auf dem Rücken und seine weit aufgerissenen Augen blickten starr und leer. Man hatte den Toten mit dem imperialen Wappenmantel bedeckt. Zwei Gardisten hielten Ehrenwache.

      Densen erkannte die Hochgeborene, die auf einer der Liegen ruhte und von zwei Dienerinnen betreut wurde. Sie war nur notdürftig bekleidet und weinte leise. Kanzler Wilbur stand bei ihr und blickte auf, als Densen eintrat.

      „Ein entsetzliches Unglück, Hauptmann“, sagte Wilbur leise und sah mitfühlend auf die Kaiserin. „Ein immenser Verlust für das Imperium und Ihre Imperialität, die Kaiserin.“

      Densen, obwohl noch in Zivil, sah die Imperatorin an und salutierte. „Meine Anteilnahme zu diesem Verlust, Hochgeborene.“

      Die junge Witwe nahm ihn kaum wahr, nickte kurz, um erneut in Tränen auszubrechen. Wilbur legte seine Hand vertraulich an Densens Arm und führte den Hauptmann etwas zur Seite. „Ihre Imperialität benötigt nun Ruhe. Der schreckliche Unfall ereignete sich in ihrer Anwesenheit.“

      Densen nickte. „Wie ist es geschehen?“

      „Wahrscheinlich hat einfach das Herz des Kaisers versagt“, seufzte Wilbur. „Mitten beim gemeinsamen Bade. Die Hochgeborene, Vesana-Vob, merkte es erst, als es zu spät war. Natürlich waren die Garden sofort da, und auch der Kundige, aber man konnte dem Imperator nicht mehr helfen.“

      Ein Badeunfall. Densen Jolas schloss kurz die Augen. Ein schlichter Badeunfall hatte das Leben des Imperators beendet. Ein Unfall, wie er immer wieder vorkam. Gerade die heißen Bäder, die der Kaiser so sehr geschätzt hatte, belasteten den Kreislauf nicht unerheblich. Das Leben eines hochgeschätzten Helden und Imperators hatte ein ruhmloses Ende gefunden. Aber das Wirken des Kaisers würde den Menschen in Erinnerung bleiben.

      Densen musterte Wilbur. Der imperiale Kanzler besaß keine große Bedeutung im Imperium. Eigentlich musste er nur die Wünsche des Kaisers in die geschraubt wirkende Amtssprache des Reiches umsetzen. Für Densen war der Mann nicht mehr, als ein imperialer Sekretär, auch wenn Wilbur sich den Anschein einer wichtigen Persönlichkeit gab. Aber der Imperator hatte nicht viel auf den Rat Wilburs gegeben.

      Densen sah zu der Witwe hinüber. Es konnte sein, dass sich das nun änderte. Wilbur hatte das Ohr von Vesana-Vob, das war allgemein bekannt. Vielleicht würde der Tod des Kaisers nun für mehr Einfluss des Kanzlers sorgen.

      „Wir werden den Imperator rasch auf das Begräbnis vorbereiten. Bei der herrschenden Witterung wären die Begleitumstände einer langen Aufbahrung sonst ausgesprochen unangenehm“, sagte Wilbur leise. „Glücklicherweise sind die Senatoren in der Stadt, sodass wir dem toten Kaiser morgen die letzte Ehre erweisen können.“

      „Morgen?“ Densen sah den Kanzler überrascht an. „Die Zeit ist zu knapp, Kanzler Wilbur. Das Volk wird Abschied nehmen wollen. Es ist üblich, einen toten Imperator aufzubahren und…“

      Die Stimme der Hochgeborenen war kühl und beherrscht. „Mein Volk soll den Kaiser in guter Erinnerung behalten. Als den Helden und vitalen Mann, der er immer war. Ich wünsche nicht, dass man ihn als stinkenden Leichnam in Erinnerung hat.“

      Densen Jolas zwang sich zur Ruhe. Der Wunsch der künftigen Imperatorin war ungewöhnlich, aber immerhin verständlich. „Dennoch…“

      „Du wirst meinem Wunsch entsprechen, Hauptmann Jolas“, sagte Vesana-Vob leise. „Kanzler Wilbur ist angewiesen, alle Vorbereitungen zu treffen. Du, Hauptmann, wirst die Garde unterrichten und dafür Sorge tragen, dass die Zeremonie morgen in aller Ordnung ablaufen wird. Anschließend werde ich eine wichtige Rede vor dem Senat halten. Sorge also für meinen Schutz.“

      „Ich werde meine Pflichten erfüllen, Hochgeborene.“ Densen schluckte seinen aufsteigenden Zorn hinunter. Wahrscheinlich war es der Verlust über den Freund, der seinen Widerspruch weckte. Doch sein Verlust war sicherlich nicht geringer, als der ihre. Es war seine Pflicht, der Witwe ein Mindestmaß an Respekt zu zeigen. Auch wenn sie ihn mit dem vertraulichen und allgemein üblichen „Du“ ansprach, war es sicher angebracht, ihr in der „Sie“-Form zu begegnen, die nur dem Imperator zustand und dessen besondere Stellung betonte. „Verzeiht, ich wollte nicht ungebührlich…“

      „Ich kann deinen Schmerz nachvollziehen“, unterbrach ihn die junge Frau erneut und ihre Stimme klang versöhnlich. „Ich weiß, wie sehr du meinem Gemahl verbunden warst. Glaube mir, Hauptmann, mein Schmerz ist nicht geringer, als der deine.“

      „Ihr habt recht. Ich vergaß mich.“ Densen nickte ihr entschuldigend zu und wandte sich dann an den Kanzler. „Ich werde mich nun kurz zurückziehen und dann sofort meine Pflichten erfüllen.“

      „Geh, Hauptmann“, sagte Wilbur freundlich. „An diesem Tag ist der Schmerz allgegenwärtig und verständlich. Sei in zwei Stunden in meinem Amtsraum. Dort können wir die morgige Zeremonie besprechen.“

      Densen grüßte kurz und verließ dann das Bad.

      Er ignorierte die Fragen, die man ihm stellte und ging in den Nebenflügel hinüber, wo sich seine Privaträume befanden. Die Türen des Palastes hatten keine Schlösser, obwohl diese in Privathäusern durchaus genutzt wurden. Der Imperator hatte Wert darauf gelegt, dass die imperiale Garde jederzeit jeden Raum aufsuchen konnte. Er öffnete den einfachen Riegel und trat ein.

      Wie der Kaiser, so hatte auch Densen keine besonderen Ansprüche gestellt. Die beiden Räume waren bescheiden, aber gemütlich eingerichtet. Der vordere Raum beinhaltete eine kleine Sitzgruppe, mit den üblichen Liegen, einen Tisch aus seltenen Hölzern, und ein Regal, in dem der Hauptmann einige Bücher und Schriftrollen aufbewahrte. Auf dem Boden lag das Fell eines Bären, den er einst mit dem Schwert erlegt hatte. An der Wand hingen zwei Waffen und ein Schild, die an Schlachten gegen die Walven erinnerten. Auf einer kleinen Säule stand ein aus Holz geschnitztes Einhorn. Es war das Abschiedsgeschenk von Densens alter Schwadron, als er den Dienst bei den Lanzenreitern aufgab, um in die imperiale Leibgarde einzutreten.

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