Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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der Männer an dem einfachen Tresen gab dem Koch einen Wink. „Gib mir noch so einen Spieß. Du hast übrigens Glück, dass ihr heute in Newam seid. Der große Otwaga wird heute seine Vorstellung geben. Ein unvergleichliches Erlebnis. Da habt ihr zu Hause einiges zu erzählen.“

      Irgendwo hatte Densen den Namen schon einmal gehört und überlegte. Der Koch aus der Provinz kam ihm zuvor. „Otwanga? Wer soll das sein?“

      „Otwaga“, korrigierte der Einwohner Newams. „Einer der Hochgeborenen Newams. Nun ja, eigentlich kommt er aus Azamon und ist nur zugereist. Kein Einheimischer, ihr versteht? Er schreibt Stücke für die Schausteller. Hält sich für einen großen Poeten.“ Der Mann lachte spöttisch. „Eigentlich ist er ein Idiot, denn er meint seine Stücke ernst. Dabei sind sie ausgesprochen vergnüglich und alle lachen über sie. Otwaga war anfangs erbost, weil man sein Talent nicht erkennen wollte, aber nachdem seine Stücke inzwischen auch bei anderen Hochgeborenen ankommen, sonnt er sich in deren Anerkennung.“

      Fröhliches Gelächter brandete auf. Offensichtlich kannten die meisten der Umstehenden Otwaga. Densen hörte ein leises Hüsteln hinter sich und wandte sich um. Überrascht erkannte er einen der Federträger. Der imperiale Leibgardist sah seinen Hauptmann nervös an. „Verzeih, Hauptmann Jolas, aber du wirst sofort im Palast gebraucht.“

      Der Gardist war in Begleitung einer zweiten Wache, die ebenso unruhig wirkte. Densen sah, dass der andere Mann seine Hand nervös um den Schwertgriff gelegt hatte. Er nickte den beiden Männern zu. „Ich komme mit euch, Männer.“ Er nickte den Umstehenden freundlich zu. „Ich werde wohl nicht in den Genuss kommen, Otwagas Stück anzusehen. Aber ich hoffe, ihr lasst mir etwas von dem Fleisch für später übrig.“

      Die beiden imperialen Leibgardisten hielten sich einen Schritt hinter Densen, wie es der Rang ihres Vorgesetzten verlangte. Der Hauptmann wandte sich halb um. „Also gut, Hermen, ich sehe, du bist nervös. Was geht im Palast vor sich?“

      „Es ist der Kaiser“, stieß der Gardist hervor und man sah ihm an, wie betroffen er war. „Ihre Imperialität… Der Kaiser… Er ist tot.“

      Kapitel 5 Die Hüterin des Eis

      Die Raan erhob sich auf einen Hinterlauf, gab ihrem Körper mit dem Schwanz eine Drehbewegung und führte mit dem anderen Hinterlauf eine kreisförmige Bewegung aus. Die fast dreißig Zentimeter lange, sichelförmige Kampfkralle traf den weichen Unterleib des anderen Weibchens, das zu langsam reagierte. Die Kralle war dick gepolstert, sonst hätte die Getroffene eine tödliche Verletzung erlitten. Auch so war der Treffer schmerzhaft genug und das Weibchen maunzte schrill, während sein Körper gegen die Wand der Übungskammer geworfen wurde.

      „Zu langsam“, stellte die Kriegerin fest und bleckte ihre Reißzähne. „Du bist immer zu langsam.“

      Die Getroffene richtete sich auf und ignorierte den Schmerz, den sie spürte. „Du hat gesagt, wir übten den Schädelkampf. Du hast aber die Kralle genommen, Hüterin.“

      Nadaii-Sha, die Hüterin des Geleges der Sha, lachte pfeifend. „Meinst du, ein Feind würde dir mitteilen, wo er dich angreifen will?“ Sie bleckte spöttisch ihre Lefzen. „Im Kampf musst du immer mit dem Unerwarteten rechnen, Kriegerin. Also beschwere dich nicht, sondern lerne, auf den Feind zu reagieren.“

      Der Übungsraum befand sich in der unteren Ebene des Stadtkegels, in direkter Nähe zu den beiden Toren des Geleges. Gaben die Wachen Alarm, konnten die übenden Kriegerinnen sofort in den Kampf eingreifen. Der Raum hatte die Abmessungen einer großen Halle und der Innenraum war mit Säulen unterteilt. Der Boden war dick mit Sand bestreut, um die Klauen zu schonen und gelegentlich fließendes Blut aufzunehmen. Nadaii-Sha, die Kommandantin der Kriegerinnen und somit Hüterin des Eis, legte Wert auf realistische Übungen und duldete nur die notwendigsten Polsterungen. Das ging nicht ohne Verletzungen ab, aber Nadaii wollte, dass ihre Klauen, wie man die Truppen der Gelege nannte, auf alles vorbereitet waren.

      Einige Hundert Kriegerinnen übten in der Halle und es war nicht die einzige des Geleges. In einer anderen wurde mit den Rüstungen und Waffen geübt, welche die Sha-Männchen in den Schmieden herstellten. Die Rüstungen waren eher bescheiden, denn die Weibchen schätzten es nicht, wenn sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurden. Auch wenn sie inzwischen Wurflanzen und Schleuderkugeln benutzten, setzten sie bevorzugt die scharfen, dolchartigen Zähne und die tödlichen Klauen der Hinterbeine ein. Ihr metallener Körperschutz beschränkte sich daher auf einen kurzen Brustschild und einen Augenschutz, der die natürlichen Knochenwülste über den Augen verstärkte.

      Nadaii war eine außergewöhnlich große Raan, aber das war auch kein Wunder, denn sie war aus einem außergewöhnlich großen Ei geboren worden. Schon früh hatte sie sich als exzellente Kämpferin erwiesen und zunächst eine einzelne Klaue aus zweihundert Kriegerinnen geführt. Die Erstürmung des Dorsa-Geleges war ihr Verdienst und hatte ihr das Kommando über alle Klauen der Sha eingetragen. Nadaii war es irgendwie gelungen, sich die Alarmrutsche des feindlichen Geleges hinaufzuarbeiten und hatte, während man in den unteren Ebenen um den Besitz der Gelegetore kämpfte, die Mutter des Dorsa-Geleges in deren oberen Räumen getötet.

      „Hüterin?“

      Nadaii-Sha wandte sich um und sah ein Weibchen mit dem Halsband der Leibwache der Großen Mutter. Die Wächterin ging ehrerbietig in Habacht. Auf einem Hinterlauf stehend und den Körper mit dem Schwanz ausbalancierend, hob sie den rechten Hinterlauf und präsentierte ihre Kampfkralle auf Augenhöhe. Es war ein Ehrensalut, und nur wenn die Wache gleichzeitig die Reißzähne entblößt hätte, wäre die Haltung zu einer Drohgebärde geworden.

      Die Hüterin des Eis musterte die Wache, aber deren Haltung war untadelig. Keine ihrer Nickhäute zuckte und sie wartete darauf, dass die Kommandeurin ihr die Erlaubnis zum Sprechen gab.

      „Was gibt es?“, knurrte Nadaii ärgerlich. „Du störst unsere Übung.“

      „Die Große Mutter wünscht dich zu sehen, Hüterin des Eis.“

      „Jetzt? Mitten in der Übung?“

      „Sie sagte es.“ Die Wache blinzelte vertraulich mit einer Nickhaut. „Es muss wirklich wichtig sein.“

      Nadaii stieß ein warnendes Zischen aus. „Halte Disziplin, Wächterin. Niemals eigene Vermutungen äußern, verstanden? Verstanden?!“

      Durch die Wache schien ein unmerklicher Ruck zu gehen. „Ich habe verstanden, Hüterin.“

      „Dann geh zurück auf deinen Posten und berichte der Großen Mutter, dass ich sofort kommen werde. Ich will mich nur rasch reinigen, dann folge ich.“

      Die Wache löste sich aus dem Habacht und eilte davon. Nadaii sah ihr einen Moment nach. Die Bewegungen waren richtig. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Keine Nachlässigkeit und kein zur Schau gestellter Eifer. Das richtige Maß und darauf kam es an. Eine Kriegerin brauchte Disziplin, im Gelege, wie im Kampf. Man konnte es nicht oft genug betonen, sonst wurden sie nachlässig. Der letzte Kampf lag einfach zu lange zurück. Es wurde Zeit, dass man wieder die Klauen in Blut senkte.

      Nadaii-Sha gab einen tremolierenden Pfiff von sich und der Lärm in der Halle verstummte. „Ihr werdet weiter den Klauen- und Zahnkampf üben, Kriegerinnen. Wenn ich zurück bin, werden wir uns mit den Wurfkugeln befassen. Shana, du bist verletzt!“

      Eine Kriegerin, deren Flanke blutete, hob rasch die Vorderläufe. „Nichts Ernstes, Hüterin. Das Polster saß nicht richtig und kostete mich etwas Fett und Muskelfleisch. Keine Sorge, ich werde dem Gelege nicht zur Last fallen. Ich kann noch

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