Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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zu finden, die mit langen Fingern und spitzen Klingen auf jene Beutel aus waren, in denen die Bürger die imperialen Münzen aufbewahrten.

      Die Federträger mühten sich redlich, solche Diebe zu ergreifen und die Strafen des Kaisers waren drakonisch. Einem einmaligen Dieb wurde der lange Finger abgeschnitten, einem Wiederholungstäter drohte der Verlust der ganzen Hand. Dennoch gab es immer wieder Menschen, die, aus Gier oder Not, nach dem Eigentum anderer fingerten.

      Densen war die von Bäumen gesäumte Allee herunter geschlendert, die vom imperialen Palast, vorbei am Senatsgebäude, in das Viertel der Hochgeborenen führte. Ihre Häuser bestanden aus weißem Marmor oder wenigstens weiß gekalktem Stein, und die Vordächer ruhten auf sorgsam behauenen Säulen. Vorgärten zogen sich um die Gebäude herum und Brunnen, deren Wasserspender verschiedene Motive zeigten, plätscherten munter. Dieses Viertel war relativ ruhig, aber je näher Densen dem großen Marktplatz kam, desto geschäftiger schien die Stadt zu werden.

      Der Hauptmann der imperialen Leibgarde bemerkte den Blick einer jungen Frau, die ihn aufmunternd ansah und er lächelte zurück. Er war durchaus ein Mann, nach dem sich die Frauen umsahen und er wusste das andere Geschlecht zu schätzen. Die eine oder andere Liebschaft hatte er bereits erlebt, aber bislang keine, bei der er den Wunsch einer dauerhaften Bindung verspürt hätte.

      Die bisherigen Jahre prägten sein Leben. Mit dem Eintritt in das 7te Regiment der Lanzenreiter war der Kampf gegen die Walven zu seiner Bestimmung geworden. Der Imperator hatte mit dem Regiment gekämpft, Seite an Seite mit Densen, und der Kampf, und andere gemeinsame Erlebnisse, schweißten die beiden Männer zusammen. Nachdem die Grenzen ruhig schienen, war der Hauptmann der Lanzenreiter, Densen Jolas, dem Angebot seines Imperators gefolgt und hatte das Kommando über dessen Leibgarde übernommen.

      Densen schätzte den Kaiser als Herrscher und Freund, und es war ihm eine Ehre, für dessen Sicherheit zu sorgen. Dennoch vermisste er gelegentlich die Freiheit, fern der Hauptstadt Newam mit einer Gruppe von Lanzenreitern und ihren Einhörnern auf Streife zu ziehen. Die Mauern der Stadt engten ihn ein, aber er erduldete die quirlige Unruhe der Stadt, um dem Imperator nahe zu sein. Donderem-Vob brauchte Densen und die offenen Worte, welche die alten Kampfgefährten miteinander wechseln konnten.

      Densen kam an einem Laden vorbei, vor dem zwei Männer feine Lederwaren herstellten. Einem von ihnen fehlte eine Hand und man hätte ihn für einen bestraften Dieb halten können, aber der Mann trug eine Tätowierung an der Stirn, die das imperiale Wappen darstellte und ihn als Veteranen der Lanzenreiter offenbarte. Männer und Frauen, die aufgrund einer schweren Verletzung keinen Dienst mehr leisten konnten, erhielten dieses Zeichen und die lebenslange Fürsorge des Imperators. Eigentlich hätte der Veteran nicht arbeiten müssen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber Densen wusste, dass Untätigkeit dem Wertgefühl eines Menschen verhängnisvoll zusetzen konnte.

      Er überquerte die gepflasterte Straße und trat zu den beiden Männern. Sie waren sich schon oft begegnet und Densen war als Hauptmann der imperialen Leibgarde eine bekannte Persönlichkeit der Stadt. Er nickte den beiden zu und deutete auf den Ledergürtel, den der Invalide bearbeitete. „Eine hervorragende Arbeit, Numes. Ich frage mich, wie du es schaffst, die Feinheiten eines Einhorns so detailliert herauszuarbeiten.“

      Der Veteran grinste erfreut. „Ja, ich schaffe mit einer Hand, was andere nicht mit zweien zuwege bringen.“ Er hob den breiten Ledergürtel an und hielt ihn Densen entgegen. „Man muss sich zu helfen wissen, Hauptmann. Man darf niemals aufgeben.“

      „Niemals aufgeben.“ Densen betrachtete die feine Punzarbeit und Stickerei des Gürtels. „Der Wahlspruch der 24sten Lanzenreiter.“ Er lächelte. „Man kommt von seinem alten Regiment einfach nicht los, nicht wahr, Numes?“

      Der Mann neben dem Veteranen seufzte. „Bah, den ganzen Tag muss ich mir anhören, was die 24sten Lanzen für Ruhmestaten vollbrachten.“ Er zwinkerte dem Hauptmann zu. „Und wenn er abends in der Schenke war, und einen oder zwei Becher guten Wein getrunken hat, dann fängt er auch noch an, zu singen. Wirklich, Hauptmann Jolas, seine Stimme ist weit weniger beeindruckend, als seine Lederarbeiten.“

      Densen stimmte in das Lachen der Männer ein. Erneut musterte er den Gürtel anerkennend und ließ das dicke Leder durch die Hände gleiten. „Dickes Leder, aber erstaunlich geschmeidig. Das wurde sehr sorgfältig bearbeitet.“

      „Dafür sind wir bekannt.“ Der Invalide deutete auf die Schnalle des Gürtels. „Das imperiale Wappen. Man kann es an den Schwingen des Einhorns teilen und den Gürtel öffnen.“ Er zuckte verlegen die Schultern. „Das habe ich allerdings nicht selber fertigen können.“

      „In jedem Fall eine sehr schöne Arbeit.“ Densen fuhr die Konturen mit den Fingerspitzen entlang. Der Gürtel zeigte Lanzenreiter auf ihren Einhörnern, die ihn zu umrunden und dabei der Gürtelschnalle entgegen zu streben schienen. Der Veteran hatte keine Einzelheit vergessen und selbst Gesichtszüge und Gurtzeug eingearbeitet. Es war eine Meisterleistung und Densen bedauerte, dass das Tragen des Gürtels dieses kleine Kunstwerk beeinträchtigen würde. Die Benutzung würde Risse und Narben in dem Leder hinterlassen. Es war kein Gürtel für den täglichen Gebrauch, eher einer von der Sorte, die man bei festlichen Gelegenheiten trug.

      „Nimm ihn.“ Densen hob fragend den Kopf und der Veteran nickte. „Nimm ihn, Hauptmann. Du weißt diese Arbeit wenigstens wirklich zu schätzen.“

      „Mein Freund, für diese Arbeit kannst du einen hohen Preis verlangen. Ich kann den Gürtel nicht annehmen.“

      Numes zuckte die Schultern. „Warum nicht? So ist es wenigstens ein Lanzenreiter, der ihn nutzt.“

      Der andere nickte. „Zudem ist es keine schlechte Werbung für unseren Laden, wenn der Hauptmann der imperialen Leibgarde unseren Gürtel trägt, nicht wahr?“

      Densen Jolas leckte sich zögernd über die Lippen. In diesem Gürtel steckten eine Menge Zeit und Arbeit. Ein guter Verdienst für die beiden Männer, der ihnen entging, wenn er das Geschenk annahm. Er war in einer Zwickmühle. Verweigerte er die Annahme, fühlte sich der Veteran vielleicht verletzt, gab er ihm Geld dafür, dann fühlte er sich zu Recht beleidigt.

      Densen nickte zögernd. „Gut, ich will ihn gerne nehmen und in Ehren tragen. Aber ich knüpfe eine Bedingung daran. Macht mir eine dazu passende Scheide für mein Schwert.“

      Der Veteran nickte erfreut. „Das mache ich gerne, Hauptmann. Bring mir dein Schwert vorbei, damit ich die Maße nehmen kann, und ich werde die Scheide danach fertigen.“

      „Dann ist es so beschlossen“, stimmte Densen zu. Die Scheide war eine Auftragsarbeit und er würde den Männern gutes Geld dafür geben. So konnte er sie auch für den Gürtel entlohnen und sie alle konnten dabei ihr Gesicht wahren.

      Während Densen seinen alten Gürtel öffnete und den neuen anlegte, blickte Numes die Straße entlang. „Willst du zum Markt hinunter, Hauptmann? Dann gib Acht, es sind einige Beutelschneider in der Stadt, wie ich hörte. Zwar streifen die Federträger umher, aber die langen Finger wissen ihre Nähe zu meiden.“

      „Sind ja auch nicht zu übersehen“, brummte der andere Mann und nahm ein unbearbeitetes Stück Leder aus dem Korb, der zwischen ihnen stand.

      „Ich werde an euren Rat denken“, versicherte Densen. Er befestigte seinen Geldbeutel an dem neuen Gürtel, nickte den Männern nochmals zum Abschied zu und ging weiter die Straße entlang.

      Aus einer kleinen Querstraße hörte er leises Zischen und Stampfen. Dort befand sich eine der Schmieden. Sie musste einem wohlhabenden Mann gehören, denn die Geräusche stammten offensichtlich von einer der neuartigen Dampfmaschinen. Erst vor zwei Jahren hatte man entdeckt, wie man

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