Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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ungeschützten Männer in der Mitte des Passes und hätte der Unterführerin am liebsten zugerufen, sie in Deckung zu befehlen. Es war ein Fehler, vier Kämpfer so offen zu positionieren, und der Regimentskommandeur hatte sich gerade entschlossen, einzugreifen, als es geschah.

      Tellen machte eine rasche Bewegung, schien sich aufrichten und zu der Streife hasten zu wollen, als er plötzlich die Augen weit aufriss und dann lautlos vornüber stürzte. Zwischen seinen Schultern ragte der Schaft einer Wurflanze empor. Noch während die Beine des Jägers ein letztes Mal zuckten, war das Poltern von Steinen zu hören und der enge Pass schien sich übergangslos mit Walven zu füllen.

      Svenem hatte schon oft gegen sie gekämpft und doch erfüllte ihn ihre Kampfesweise immer wieder mit neuem Staunen. Gewöhnlich schrien Kämpfer ihren Kampfeswillen oder auch ihre Furcht hinaus und stürmten brüllen auf den Feind ein. Aber das galt nicht für die Walven. Als sollte es die Unmenschlichkeit ihrer Art unterstreichen, hasteten die Bestien in grimmigem Schweigen auf die Stellung der Lanzenreiter zu. Nur das schwere Atmen und das Hasten ihrer Schritte waren zu hören, dazwischen das Klingen metallener Rüstungsteile und Waffen.

      Äußerlich ähnelten die Walven den Menschen, auch wenn ihre Haut ungewöhnlich blass und ihre Ohren lang und spitz waren. Svenem hatte genug verstümmelte Kadaver der Bestien gesehen, um zu wissen, dass sie über zwei Herzen verfügten und ihr gelbes Blut eine stark ätzende Wirkung besaß. Blutspritzer auf menschlichem Gewebe bewirkten schwere Verletzungen, und nur Stahl konnte dem Blut der Bestien widerstehen. Dies war auch der Grund, warum die Truppen des Imperiums vollständige Rüstungen trugen, wenn sie gegen die Walven zogen.

      Die vier Lanzer in der Mitte des Pfades feuerten beim Anblick des anstürmenden Feindes eine unregelmäßige Salve. Svenem sah entsetzt, wie einer der Männer versuchte, seine Lanze nachzuladen. Ein verhängnisvoller Anfängerfehler, der einfach nicht geschehen durfte. Der Nachladevorgang dauerte viel zu lang. Die drei anderen Männer wirkten seltsam unentschlossen, starrten zu den schweigend heranhastenden Walven und dann in Svenems Richtung.

      Der Regimentskommandeur stöhnte auf, als der erste der Lanzer sich zur Flucht wandte und die anderen drei nach kurzem Zögern folgten.

      „Diese verfluchten Bastarde“, stieß Svenem grimmig hervor und es war nicht sicher, ob er die fliehenden Lanzen oder die angreifenden Walven meinte.

      Als der Senior-Hauptmann sich aufrichten wollte, riss Lanzenreiter Talis ihn in Deckung zurück. „Unten bleiben, verdammt“, zischte der Mann und sah Svenem wütend an. „Willst du alles ruinieren?“

      Svenem wollte protestieren, aber Talis drückte ihn Rücksichtslos nach unten. „Runter und unten bleiben! Du kommst schon noch zu deinem Gemetzel.“

      Einer der vier fliehenden Lanzenreiter ließ in Panik seine Waffe fallen, wohl um rascher entkommen zu können. Die Männer hasteten auf Svenem und seine beiden Begleiter zu, hatten keinen Blick für das, was hinter ihnen geschah.

      Von den Walven stieg ein seltsames Knurren auf. Jenes Knurren, das Svenem schon oft vernommen hatte, wenn die Bestien sich des Sieges sicher waren. Die Blicke auf die Fliehenden gerichtet, rannten die Walven an den Lanzern von Sonia vorbei, die mit diesen zwischen den Felsen verborgen blieb. Es mussten fünfzig oder sechzig Krieger sein, weit mehr als ein harmloser Erkundungstrupp.

      Über das Knurren der Walven erhob sich ein lauter Schrei von Talis. „Lanzen und Hörner zum Sturm!“

      Erst jetzt begriff Svenem Jolas die Brillanz der Unterführerin. Sie hatte aus dem gescheiterten Hinterhalt der Walven einen eigenen Hinterhalt gebildet. Talis hatte den richtigen Moment abgepasst und der Schlachtruf der Lanzenreiter wendete das Bild.

      Die scheinbar fliehenden Männer blieben stehen, wandten sich um, und stellten sich dem überraschten Feind. Zugleich sprangen Talis und Hogen aus der Deckung und Svenem beeilte sich, ihnen zu folgen und sich mit den anderen in der Mitte des Pfades zusammenzuschließen.

      Die Walven zögerten nicht. Dicht gedrängt stürmten sie auf die sieben Feinde zu. Hogen und Talis feuerten ihre schussbereiten Lanzen ab und töteten zwei Gegner, dann zogen sie die Lanzen zum ersten Stoß eng an die Körper. Automatisch trat Svenem hinter die Lanzenkämpfer. Mit dem Schwert war er in vorderster Linie fehl am Platz, aber wurde einer der Lanzenträger zurückgedrängt und öffnete sich eine Lücke, dann konnte Svenems Klinge sie schließen.

      Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Gegner aufeinanderprallten. Augenblicke, in denen sich Svenem viele Details einprägten. Die nervös zuckenden Ohrspitzen des Walvenführers, die schartige Klinge, die der Mann schwang. Die aufgerissenen Augen der Bestien, mit ihren violett schimmernden Pupillen. Lederne und metallene Rüstungsteile und Helme, Äxte, Schwerter und Spieße, die sich den Lanzenreitern entgegen reckten.

      Die scheinbare Flucht der Lanzenreiter hatte die Walven vierzig Schritte in das kleine Tal hinein gelockt. Vierzig Schritte, die für den Kriegstrupp der Bestien den Tod bedeuteten. Vierzig Schritte, die den Einhörnern Gelegenheit gaben, ihre Hörner in die Leiber der Walven zu senken.

      Selbst Svenem war überrascht, war ganz auf den stürmenden Feind fixiert, und registrierte die Attacke der Einhörner erst, als diese schon in den Feind einbrachen.

      Die Walven hatten beabsichtigt, die kleine Gruppe Lanzenreiter zu überflügeln, und hierzu ihre Formation auseinandergezogen. Ihre Flanken wurden vom Ansturm der Einhörner aufgespießt und zerfetzt. Die metallbewehrten Hörner durchbohrten die Leiber der Walven, metallbewehrte Hufschuhe zertrümmerten Rüstungen und Schädel, und in der Mitte der Walvenformation zuckten die Lanzen der Männer vor und forderten ihren blutigen Tribut.

      Der Schock für den Feind war immens und Svenem bemerkte, wie die Gruppe der Walven sofort zerfiel, auseinandergedrängt von den wütenden Einhörnern.

      „Lanzen und Hörner zum Sturm!“, brüllte der Regimentskommandeur erregt. „Macht die Bestien nieder! Sie dürfen sich nicht sammeln!“

      Die Waffe eines Lanzenreiters wurde von einem Walven ergriffen, der mit brutaler Kraft an ihr zog und den Lanzer aus dem Gleichgewicht brachte. Eine Axt zuckte nieder und zertrümmerte den Schädel, aber bevor der Walve sie aus dem toten Körper befreien konnte, stieß eine andere Lanze durch seine Rüstung und Brust. Gekonnt befreite der Lanzenreiter die Klinge mit einer leichten Drehbewegung, zog sie zurück und stieß sie dem nächsten Feind entgegen.

      Svenem parierte den Stoß einer Walvenlanze, drückte sie zur Seite, rammte seine Klinge in den Halsansatz der Bestie. Er sah, wie sich die violetten Pupillen weiteten, wie Blut aus der Halswunde hervor sprühte, und sprang rasch zurück. Er war zu langsam, ein Spritzer traf seine Brust.

      Ohne metallene Rüstung war das Blut tückisch und die ledernen Übungsharnische schützten nur wenig. Immerhin brauchte das ätzende Blut Zeit, sich durch das dicke Leder zu fressen. Svenem spürte einen brutalen Stoß, als ein Mann ihn auf den Boden warf.

      „Auf den Bauch, Mann!“, schrie der Lanzenreiter. „Den Harnisch ab, sonst ist es zu spät.“

      Svenem musste alleine klarkommen, denn der Mann musste sich einem Gegner zuwenden. Er hörte Schreie und Waffenlärm um sich. Staub wirbelte auf und nahm zunehmend die Sicht. Er wusste nicht, wie es um den Kampf stand, nur, dass er den von Blut besudelten Lederharnisch schnellstens loswerden musste. Mit hastigen Bewegungen öffnete er die Schnallen, hörte das Zischen, mit dem sich das Walvenblut durch das Leder fraß. Gerade rechtzeitig löste sich der Panzer und Svenem warf ihn instinktiv von sich, richtete sich auf, um sich erneut dem Feind zu stellen.

      Der heftige Kampf wandelte sich. Die Schreie der Erregung machten zunehmend angestrengtem Grunzen Platz. So kurz die Auseinandersetzung

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