Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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Sohn und Tochter.“

      Der Imperator stapfte mit dem Fuß auf die Karte. „Wenn die Walven kommen, wird der Hochgeborene Tomas-Kent noch weit mehr verlieren. Und ich spüre, dass sie kommen werden.“

      Auch wenn der Kaiser dem Imperium vorstand, so war er nicht sein alleiniger Herrscher. Blutige Kriege hatten die Menschen gelehrt, dass eine Alleinherrschaft rasch zum Despotismus führen konnte. So hatte das Imperium die Gewalten geteilt. Dem Senat oblagen die zivile Verwaltung und Gesetzgebung, wobei ein Gesetz erst Gültigkeit erlangte, wenn der Kaiser ihm zustimmte. Der Imperator hingegen war der militärische Führer und Repräsentant des Imperiums. Meist bewährte sich diese Teilung der Gewalten, aber es gab Situationen, in denen Konflikte entstanden. Ein solcher Konflikt bahnte sich nun im Senat an.

      Das Imperium war ausgedehnt und erstreckte sich in der Nord-Süd-Achse über fast 4.000 Kilometer, in der West-Ost-Achse immerhin auf knappe 1.200. Ein gewaltiges Gebiet, das von der Hauptstadt Newam aus nicht zu regieren war. So war das Imperium in sechs Provinzen gegliedert, denen ein Präfekt vorstand. Diese Präfekten stellten den Senat.

      „Der Senat will ein Drittel der bestehenden Truppen entlassen“, brummte Donderem-Vob.

      „Ein Drittel?“ Densen Jolas sah den Herrscher schockiert an.

      „Ein Drittel.“ Der Kaiser nickte betrübt. „Ich habe bereits signalisiert, dass ich dem nicht zustimmen werde. Das Gesetz gibt mir das Recht, die Stärke der Truppen zu bestimmen.“ Er lachte freudlos. „Aber Tomas-Kent, dieser schlaue Bastard, hat einen Weg gefunden, mich auszutricksen. Er will Stadtbewohner aufrufen, sich bei Gefahr als Bürgermiliz aufzustellen. Damit kämen wir auf die momentane Lanzenstärke.“

      „Schreiner, Kaufleute, und was auch immer, können gegen Walven nicht bestehen.“

      „Natürlich nicht.“ Der Imperator sah seinen Freund mürrisch an. „Wir beide wissen das. Vielleicht weiß es sogar Tomas-Kent. Aber die braven Bürger der Städte wissen dies nicht. Zu lange leben wir schon im Frieden. Die kleinen Grenzgefechte zählen da nicht.“

      „Grenzgefechte, in denen unsere Lanzen sterben. Und die letzte größere Schlacht gegen die Walven liegt gerade sieben Jahre zurück. Sieben Jahre, Eure Imperialität.“

      „Wir verloren eine Stadt und viele gute Männer und Frauen.“ Donderem-Vob blickte traurig auf die Karte des Imperiums hinunter. „Weit geringere Verluste, als durch die Seuche.“ Er hob die Augen und sah Densen ernst an. „Das ist es, was Senator Tomas-Kent als Argument anführt. Das ist der Grund, warum der Senat die Gelder für die Lanzen des Imperiums kürzen will. Damit die Gelder in öffentliche Bäder gesteckt werden.“

      „Man kann schmutzig kämpfen, aber nicht ohne Geld.“

      Der Imperator lachte auf. „Stimmt, Densen, das ist wahr. Der Unterhalt der Regimenter und Garnisonen sowie Verpflegung und Ausrüstung, verschlingen viel Gold. Aber Schmutz und mangelnde Hygiene fördern die Gefahr von Seuchen, das weißt du ebenso.“

      Sie sahen sich schweigend an und Densen füllte unaufgefordert die Gläser nach. Gemeinsam traten sie an das riesige Fenster, das Ausblick auf das Senatsgebäude und die dahinter liegende Stadt bot.

      Einst war Newam eine kleine Stadt gewesen, mitten im Herzen des noch kleinen Reiches. Ihre günstige Lage in der Biegung des Flusses New hatte ihr Wachstum gefördert, denn der Fluss schützte die Stadt von drei Seiten. Drei Brücken überspannten den schnell fließenden Strom. Brücken, die leicht zu verteidigen waren und notfalls zerstört werden konnten. Nur im Westen gab es keinen Fluss, der die Ausweitung der Stadt verhindert hätte. Die Entwicklung Newams ließ sich an den Verteidigungsanlagen ablesen. An den drei Seiten, die dem Fluss zugewandt waren, gab es nur eine einzige, massige Wehrmauer, an der Landseite hingegen deren drei. Da alle Bürger den Schutz von Mauer und Türmen genießen wollten, hatte das Wachstum der Bevölkerung es erfordert, immer wieder eine neue Wehranlage weiter ins Land hinein zu errichten. Die neue äußerste Mauer war erst vor drei Jahren fertiggestellt worden und es zeichnete sich ab, dass man demnächst eine vierte beginnen musste.

      Trotz der Seuche, der viele Menschen zum Opfer gefallen waren, vermehrten sich die Menschen rasch. Selbst der Imperator wusste nicht genau zu sagen, wie viele Bürger inzwischen in Newam lebten. Um die Stadt herum existierten Bauernhöfe und Viehzuchten, um den Hunger der Menschen zu stillen, in der Stadt selbst, gaben Handwerk und Kunst den Ton an.

      Eine Vielzahl von Waren wurde produziert und mit den anderen Provinzen gehandelt. Umschlagplatz waren die großen Märkte. Auf jedes Handelsgut erhob der Kaiser seinen Anteil, wodurch er seinen imperialen Hof, die öffentlichen Einrichtungen und die Truppen finanzierte. Zum Unglück für den Imperator erhielt auch der Senat einen gewissen Anteil, wodurch er ein Mitspracherecht bei der Verteilung erworben hatte.

      Die Gebäude Newams waren überwiegend aus gebrannten Tonsteinen errichtet. Ton fand man reichlich in der Nähe des Flusses und man konnte ihn ohne großen Aufwand brennen und färben. Die farbliche Gestaltung der privaten Häuser war daher sehr unterschiedlich und die in schlichtem Weiß gekalkten öffentlichen Gebäude schienen aus der Farbenpracht hervorzuleuchten. Fast alle Häuser hatten eine geringe Grundfläche, denn innerhalb der schützenden Mauern ließ sich der Senat den Baugrund gut bezahlen. Dafür wuchsen sie bis zu drei Ebenen empor. Einige, wie das Senatsgebäude, ragten noch höher auf, doch sie waren aus massiven Felsquadern errichtet, die man mühsam aus dem Gebirge herbeigeschafft hatte. Da der Grundwasserspiegel niedrig lag, gab es reichlich Brunnen. Nach einem verheerenden Brand in einem der Stadtviertel hatte der Präfekt von Newam strenge Bestimmungen zum Brandschutz erlassen.

      Auch Mauerabschnitte und Türme bestanden aus Felsquadern, die sorgfältig behauen und geschichtet worden waren. Newams Mauern waren 12 Meter hoch und entsprechend tief hatte man die Grundsteine in die Erde legen müssen, damit die Anlage festen Halt fand.

      Über der Stadt lag ein strahlend blauer Himmel, in den der Dunst aus den zahlreichen Feuerstellen emporstieg. Über den Kaminen war der Rauch tiefbraun, aber er zerfaserte rasch, wenn der stete Wind ihn zerteilte.

      „Wenn der Wind einmal ruht, werden wir unter einer Rauchwolke begraben“, sagte Densen lakonisch und wies über die Stadt. „Dann brauchen wir keinen Feind, der uns aus unseren Mauern vertreibt.“

      Der Kaiser lachte fröhlich auf. „Es wäre mir nur Recht, wenn ich dabei sehen könnte, wie der Senat die Flucht ergreift.“

      Zwischen dem Palast und dem Senatsgebäude erstreckte sich eine breite Straße. Wie alle Straßen in den vornehmen Bereichen Newams, war sie gepflastert und wurde regelmäßig mit Stroh ausgestreut. Dadurch konnte der Dung der Reit- und Nutztiere leichter entfernt werden und der Lärm beschlagenen Hufe oder Eisenreifen wurde gedämpft.

      Donderem-Vob legte Densen die Hand auf die Schulter. „Morgen tritt der Senat zusammen, mein Freund. Dann werde ich mein Veto einlegen. Damit kann ich die Entscheidung, unsere Truppen zu reduzieren, wenigstens blockieren. Aber dafür wird der Senat mich bluten lassen. Sie werden ihr eigenes Vetorecht geltend machen, um im Gegenzug meine Anträge zu blockieren. Ich werde um jede unserer Lanzen kämpfen, aber es wird nicht leicht werden. Der Senat hat Unterstützung an meinem eigenen Hof.“

      Densen runzelte die Stirn. „Wen?“

      „Kanzler Wilbur“, seufzte der Kaiser. „Ein guter Verwalter, gewiss, aber ein schlechter Stratege. Ich fürchte, er dringt auf Vesana ein, den Senat zu unterstützen.“

      „Die Hochgeborene ist Eure Gemahlin, Donderem. Sie kennt Eure Ansicht und wird Euch unterstützen.“

      Der Kaiser raffte fröstelnd sein

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