Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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      „Ihr habt viele Kämpfe siegreich bestanden, Eure Imperialität, und Ihr werdet auch diese Schlacht bestehen.“

      Donderem-Vob nickte und lächelte freudlos. „Wenn nicht, mein Freund, dann habe ich ernstliche Sorgen um unsere Zukunft. Wenn wir unsere Truppen schwächen, wird das den Walven nicht lange verborgen bleiben.“

      Kapitel 3 Die Patrouille der Einhorn-Reiter

      Der Gebirgszug von Norkam erstreckte sich nordöstlich der Provinz Endan und bildete die dortige Grenze des Imperiums. Die Eisbedeckten Gipfel stiegen Kilometerhoch auf, dazwischen hatten sich steile Grate mit schroffen Felsvorsprüngen gebildet. Die Erosion ließ immer wieder Steine aus den Wänden brechen, die andere mit sich rissen und als tödliche Lawinen in die Tiefe glitten. Gewitter von verheerender Gewalt entstanden scheinbar aus dem Nichts und wichen ebenso rasch strahlendblauem Himmel. Nur wenige größere Tiere fanden hier eine Heimat. Es war die Domäne der kleinen Nagetiere, Schlangen und Raubvögel.

      Es war eine natürliche und nahezu unpassierbare Grenze. Kein zweibeiniges Wesen war in der Lage, sie zu überschreiten, wenn man von den wenigen Stellen absah, an denen Pfade durch das Gebirge führten. Selbst diese waren mühselig und gefährlich. Sie wanden sich, dem Verlauf der Berge folgend, an den Felsen entlang, und führten gelegentlich über den Grund eines der winzigen Gebirgstäler. Einzelne Menschen oder Walven vermochten sie zu nutzen, vielleicht sogar eine kleine Truppe, aber keine Armee von Bedeutung konnte sie überqueren. Im Norkamgebirge existierte nur eine einzige Stelle, an der das möglich war. Der Pass von Norkam, der von der gleichnamigen Festung und ihrer Besatzung bewacht wurde.

      Norkam-Reet war eine der typischen Grenzfestungen des Imperiums. Letzter Außenposten menschlicher Zivilisation und erstes Bollwerk zu ihrem Schutz. Gebaut aus dem Material, dass in ihrem Umfeld so reichlich vorhanden war, ragte das Reet aus grauem Felsgestein auf. Die Quadern waren aufwendig bearbeitet, sodass die Festungsmauer fast fugenlos aufragte. In acht Metern Höhe, noch ein Stück unterhalb der Wallkrone, waren stählerne Stützen und Streben in das Mauerwerk eingelassen. Eine Verteidigungseinrichtung, deren Konstruktion es der Festungsbesatzung ermöglichte, das Anstellen von Sturmleitern zu verhindern oder sie, wenn man die Streben bewegte, umzustürzen. Die Zinnen auf dem Wall ragten hoch auf und waren breit, die Schießscharten schmal und konisch geformt, um den Verteidigern ein Maximum an Schutz und Schusswinkel zu gewähren.

      Fünf Männer konnten bequem hintereinander auf der Mauerkrone stehen und dort kämpfen. Die Mauer bestand aus drei Lagen. Vorderseite und Rückseite aus Felsquadern, dazwischen eine Füllung aus Sand. Die Erfahrung hatte die Festungsbauer des Imperiums gelehrt, dass dies den Aufprallschock eines Geschosses dämpfte und die Mauer dadurch besser standhielt.

      Die freie Fläche des Innenraums von Norkam-Reet war verhältnismäßig klein, denn sie wurde zum größten Teil durch das quadratische Gebäude des Festungsturms eingenommen. In der Form ähnelte er einer Scheibe mit einer gewaltigen Kerze in der Mitte. Im unteren Segment waren die Unterkünfte und Ställe untergebracht, Vorräte und Brunnen in dem mächtigen Aufbau des Turms. Schießscharten zogen sich um das Rund und oben, auf der Plattform, war ein Signalfeuer vorbereitet, um im Falle eines Angriffes die Provinz zu warnen.

      Ein steter Wind wehte aus Nordost, mal stärker, mal schwächer und hatte dafür gesorgt, dass diese Seite von Norkam-Reet mit Moosen bewachsen war. Die Besatzung mochte diesen Wind und fürchtete ihn zugleich. Im Sommer brachte er Linderung und im Winter eisige Kälte. Doch vor allem warnte er die Besatzung vor drohender Gefahr, denn wenn der Luftstrom den scharfen Geruch der Walven zu ihnen trug, waren die Bestien noch weit genug entfernt, um sich auf die Verteidigung vorbereiten zu können.

      Norkam-Reet sperrte den gleichnamigen Pass, und von der Anlage aus hatte man einen guten Überblick auf einen Teil des Weges und die Provinz Endan.

      Die Besatzung der Festung war relativ klein und bestand lediglich aus fünf Schwadronen. Vier gehörten zu den Fußtruppen des Imperiums. Sie waren mit Schwertern, Lanzen und Armbrüsten bewaffnet. Die letzte Schwadron bestand aus Lanzenreitern. Reiter des berühmten siebenten Regiments, welches sich einst unter dem Imperator einen Namen gemacht, und seitdem seinen Ruhm noch gemehrt hatte. Die 7ten Lanzer gehörten zu den wenigen Einheiten, die noch mit Einhörnern beritten waren. Zwar keine wild aufgewachsenen Tiere, sondern solche aus der Zucht des Kaisers, aber sie hatten einige von den mentalen Fähigkeiten ihrer wilden Vorfahren geerbt und einen guten Teil deren Temperaments.

      Einst hatte es große Herden der Einhörner gegeben, die in Körperbau und Größe den Pferden glichen. Die Einhörner waren von reinem Weiß oder hellstem Grau und trugen an der Knochenplatte ihrer Stirn ein knapp ein Meter langes, gedrehtes Horn, welches sie, wie eine Lanze, im Kampf einsetzten. Sie ließen sich weder leicht einfangen, noch bereitwillig zähmen. Wer eines von ihnen reiten wollte, musste eine enge mentale Bindung mit ihm akzeptieren. Ein wesentlicher Teil der Ausbildung eines Lanzenreiters bestand darin, diese Beziehung mit seinem vierbeinigen Gefährten zu entwickeln. Es gelang nicht immer und der Lanzer, welcher scheiterte, musste mit einem gewöhnlichen Pferd vorlieb nehmen und einem jener Regimenter beitreten, die keine Einhörner ritten.

      In den vergangenen Jahrhunderten hatte die Anzahl der freien Einhörner stetig abgenommen. Es gab nur noch kleine Gruppen von ihnen. Vielleicht paarten die edlen Tiere sich aus diesem Grunde auch mit den Stuten normaler Pferde, obwohl es nie gelang, eine gemischte Schwadron mit beiden Reittieren zu bilden.

      Die 7ten Lanzer waren ein Eliteregiment und ritten ausschließlich von Einhörnern abstammende Tiere. Der enge Verbund von Reiter und Einhorn machte die Truppe besonders schlagkräftig, aber in anderer Hinsicht verwundbar. Der Tod eines der beiden Kampfgefährten führte unweigerlich dazu, dass der Überlebende keinen neuen Gefährten akzeptierte. Die Stärke der Schwadronen der 7ten Lanzenreiter schwankte daher weit mehr, als in den anderen Truppen des Kaisers.

      Im Innenhof von Norkam-Reet rief ein Signalhorn die Männer und Frauen einer Streife zusammen. Ihre Einhörner waren gesattelt, Gurtzeug und Ausrüstung überprüft. Die Lanzer vergewisserten sich, dass die Hufschuhe fest saßen. Die leicht gezahnten Metallsohlen der ledernen Konstruktionen sollten die empfindlichen Hufe der Einhörner schützen. Hier im Gebirge drohte zu schnell Verletzungsgefahr, durch spitze Steine und scharfkantiges Geröll. Als die Streifenführerin, in Begleitung eines stämmigen und eines hageren Mannes, aus dem Festungsturm trat, war die Gruppe bereit.

      Svenem Jolas hatte das mittelbraune Haar seines Bruders Densen, aber er hatte eine kräftigere Figur, und die tiefen Linien um seinen Mund und die Augen verrieten, dass seine besten Jahre hinter ihm lagen. Er begann einst als einfacher Lanzenreiter und war bis zum Regimentskommandeur aufgestiegen. Als Senior-Hauptmann befehligte er alle zwanzig Schwadronen des 7ten Regiments. An diesem Tag würde er die Unterführerin Sonia Malten bei deren Patrouillenritt begleiten. Er trug die einfache Uniform eines Lanzenreiters, mit grauer Hose und blauem Wams, verzichtete allerdings auf den üblichen Helm und die Lanze, sondern begnügte sich mit seinem Schwert. Jolas wollte ursprünglich die übliche Kampfuniform anlegen, mit vollem Harnisch und Helm, aber die Streifenführerin hatte ihn davon abgehalten. „Nimm den dicken Lederpanzer, den wir bei den Waffenübungen benutzen, Senior-Hauptmann. Glaube mir, das ist in den Bergen praktischer.“

      Sonia Malten war aus dem Raum geeilt, bevor Svenem etwas erwidern konnte und als er nun die anderen Mitglieder der kleinen Truppe sah, trugen diese ebenfalls nur einfache Übungsmonturen. Sie bestanden aus dickem Leder und sollten die Stöße und Hiebe dämpfen, welche eine unvermeidliche Folge der Waffenübungen waren. Die Ledermonturen waren bequemer und ließen sich leichter ausbessern, als die stählernen Kampfrüstungen.

      Svenem war nicht sonderlich überrascht, als auch die Einhörner der Gruppe keinen Vollschutz trugen. Im Kampfeinsatz erhielten die kostbaren Tiere normalerweise Kopfschutz und Brustpanzer, aber

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