Die Ei-Geborenen. Michael H. Schenk

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Die Ei-Geborenen - Michael H. Schenk

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der Stimme der jungen Frau schwang ein Ton von Hass mit. „Es waren Walven, Senior-Hauptmann. Meine Familie hatte ein Weingut in der Provinz Jonran. Sie starb, als die Festung Dergon-Reet fiel und die Walven in die Provinz eindrangen.“

      „Das ist nun sieben Jahre her“, brummte Svenem. „Ich kann mich noch gut daran erinnern. Die 7ten Lanzen gehörten zu den Entsatztruppen. Wir haben die Bestien in harten Gefechten zurückgedrängt.“

      „Zu spät für meine Familie“, sagte Sonia bitter. „Aber das war nicht deine Schuld, Kommandeur.“

      „Danach gingst du zum Regiment?“

      „Ja, danach ging ich zum Regiment.“ Ihre Augen blickten hart und schimmerten in kaltem Grau. „Meine Möglichkeit, Walven zu töten.“

      „Rache ist ein schlechter Ratgeber für einen Soldaten, Sonia Malten.“

      Die blonde Reiterin lachte auf. „Weil Rache blind macht, Kommandeur? Mich spornt sie an.“ Sie wies hinter sich, zu den anderen Mitgliedern der Streife. „Und meine Lanzen auch. Alle haben Angehörige durch die Bestien verloren.“

      „Viele Menschen des Imperiums kennen das.“ Svenem Jolas seufzte leise. „Der Kampf gegen die Bestien dauert schon Jahrhunderte, und ich fürchte, ein Ende ist nicht abzusehen. Immerhin“, er lächelte die Unterführerin an, „wir haben ihnen vor sieben Jahren eine schwere Niederlage beigebracht und vor drei Jahren ebenfalls. Seitdem halten sie Ruhe.“

      „Mehr oder weniger“, räumte Sonia ein.

      Svenem zuckte zusammen, als er ein leises Poltern hörte. Als er den Blick in die Richtung wandte, sah er eine kleine Steinlawine, die in das Tal hinabstürzte.

      Der Jäger Tellen winkte ab. „Erosion oder ein Tier. Das kam von ganz oben. So weit hinauf schafft es niemand, auch keine Bestie.“

      Sie näherten sich dem Ende des kleinen Tals. Der Weg wurde schmaler und die Felswände schienen aufeinander zuzuwachsen. Jene Seite, an welcher der Wind stetig entlang strich, war mit Moosen bewachsen. Einige wenige Dornensträucher wuchsen hier. Irgendwann hatte der Wind ihre Samen zu den Felsspalten getrieben, und die genügsamen Pflanzen hatten dort Halt gefunden und genug Nährstoffe, um zu überleben.

      Ragos schnaubte leise. Ein seltsamer Schimmer schien über sein Stirnhorn zu gleiten. Er war in dem Blickschlitz des metallenen Hornpanzers gut zu erkennen. Sonia Malten strich sanft über den Ansatz des Horns. „Ruhig, Ragos, ruhig. Ich spüre es auch.“ Sie wandte sich im Sattel um. „Ragos spürt etwas. Haltet Augen und Ohren offen und die Münder geschlossen. Streife, absitzen! Wir führen die Hörner.“ Sie sah Svenem an. „Der Weg wird zu schlecht, um noch zu reiten. Geh ein Stück nach hinten, Senior-Hauptmann.“

      Die Männer und Frauen saßen ab. Die linke Hand am Sattel ihrer Einhörner, hielten die rechten Hände die Schusslanzen bereit. Ein leises Klicken ertönte aus der Gruppe, als die Waffen feuerbereit gemacht wurden.

      Svenem Jolas leckte sich über die Lippen. Auch er hatte sich aus dem Sattel gleiten lassen. „Ich kann nichts riechen, Unterführerin, und die anderen ebenfalls nicht. Auch die Einhörner sind ruhig.“

      „Ragos spürt etwas, Senior-Hauptmann, und ich spüre es auch.“ Sonia sah ihren Vorgesetzten an. „Geh nach hinten, Kommandeur Jolas, das ist ein Befehl.“

      Sie führte die Streife. Es spielte keine Rolle, welchen Rang Svenem ihr gegenüber innehatte. Bei diesem Ritt musste er sich ihrer Entscheidung fügen, so verlangte es die Disziplin der Lanzenreiter.

      „Es gefällt mir nicht, mich hinter anderen zu verstecken“, brummte er missmutig.

      „Und mir würde es nicht gefallen, wenn der Kommandeur der 7ten Lanzer ausgerechnet bei meiner Streife im Felde bleibt“, erwiderte die junge Frau lakonisch. „Und jetzt befolge meinen Befehl.“

      Tellen, der Jäger, war ein Stück in den schmaler gewordenen Pass vorgedrungen. Er verharrte mitten auf dem Weg. Leicht gebückt und witternd, wie ein Raubtier. Auch er schien Gefahr zu spüren, obwohl nichts darauf hindeutete, außer dem Verhalten des Einhornhengstes Ragos.

      Sonia Malten vertraute den Fähigkeiten ihres Reittieres und die übrigen Angehörigen der Gruppe taten dies ebenfalls. Jolas kannte das Gespür kampferprobter Soldaten und er fragte sich, warum seine Instinkte nicht reagierten. Vielleicht war er der Grenze schon zu lange ferngeblieben.

      Der Regimentskommandeur bemerkte, wie zwei der Lanzenreiter ihn zwischen sich nahmen, um ihn zu decken. Die Männer hielten die zwei Meter langen Lanzen scheinbar lässig in den linken Armbeugen, aber Svenem konnte erkennen, dass ihre Finger neben den Auslösern lagen. Einen einzelnen Bolzenschuss konnte man mit den Lanzen abfeuern, danach wurden die Waffen zum Stoß, mit blanker Klinge, eingesetzt. Vor jedem Schuss musste eine kleine Kurbel am Lanzenende eingesteckt werden, mit der die Spiralfeder im Inneren gespannt wurde, bis sie im Auslöser einhakte. Dann legte man den stählernen Bolzen in die Führung und schloss sie. Der Vorgang nahm einige Zeit in Anspruch, und im Kampf blieb selten die Zeit, die Schusslanzen nachzuladen. Immerhin hatte der einzelne Bolzenschuss eine verheerende Wirkung, wenn er sein Ziel traf. Das stählerne Geschoss traf über fast hundert Meter genau und durchschlug dabei auch schwere Rüstungen und Schilde. Die Spitzen der Bolzen waren eingekerbt, wodurch sie furchtbare Wunden rissen.

      „Ich rieche noch immer nichts“, murmelte Svenem. „Und Tellen wohl auch nicht.“

      „Aber auch er spürt, dass etwas nicht stimmt“, sagte einer der Lanzer leise. Er wies zu dem Jäger, der noch immer unbewegt kauerte und inzwischen einen Pfeil auf die Sehne seines Jagdbogens gelegt hatte. „Die Bestien sind nicht dumm, Senior-Hauptmann. Die wissen genau, dass wir sie riechen können. Manchmal reiben sie sich mit einem Pflanzensekret ein, das überdeckt ihren typischen Gestank.“

      „Ruhe“, zischte Sonia Malten.

      „Mein Einhorn wird jetzt auch unruhig“, flüsterte eine schlanke Frau. „Die Bestien müssen da sein und sie kommen näher.“

      Svenem spürte den Wind, der aus dem Pass heran strich, aber er konnte den typischen, stechenden Geruch der Walven nicht wahrnehmen. Man wusste nicht, ob diese Körperausdünstung eine Eigenheit der Bestien war oder mit ihrer Ernährung zusammenhing. Aber der Geruch war unverwechselbar.

      „Vier halten den Grund, je drei nach rechts und links“, befahl Sonia leise. „Die Einhörner hinter die Linie. Hier ist es zu eng, als dass sie in den Kampf eingreifen könnten. Hogen und Talis, vierzig Schritte zurück. Ihr seid die Reserve. Und gebt mir auf den Kommandeur Acht.“

      „Ich kann selbst auf mich aufpassen“, knurrte Svenem verdrießlich. Mit sanftem Schaben glitt seine zweischneidige Klinge aus der Scheide. Der Handschutz zeigte das geflügelte Einhorn, das Symbol des Imperiums. Der Kaiser schenkte es dem Kommandeur des 7ten Regiments, nachdem dieser ihm in einer Schlacht das Leben gerettet hatte.

      Sonia strich sanft über Ragos Hornansatz. „Ich verlasse mich auf dich, Ragos.“

      Der Einhornhengst schnaubte leise und trabte dann mit den anderen Reittieren nach hinten, gefolgt von den Lanzenreitern Talis und Hogen sowie dem missmutigen Svenem.

      Tellen schien nun auf etwas aufmerksam geworden zu sein. Noch immer geduckt, begann er behutsam, Schritt für Schritt, aus dem engen Pass zurückzuweichen. Die Lanzer verteilten sich in Gefechtslinie quer über den Pass. Die vier in der Mitte waren nahezu ungeschützt und knieten mit schussbereiten Lanzen am Boden. Die anderen fanden Deckung hinter Felsen. Die

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