Ein tödlicher Job. Sylvia Giesecke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein tödlicher Job - Sylvia Giesecke страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Ein tödlicher Job - Sylvia Giesecke

Скачать книгу

stellt sich mir allerdings die Frage, wie sie den Inhalt ihres Kleiderschranks finanziert hat. Ebenfalls brennend interessieren würde mich der Zweck, dem er dient.“

      Auch jetzt reagierte sie lediglich mit einem Schulterzucken, „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“

      Smillas Geduldsfaden stand bereits unter extremer Spannung, „Frau Porschke, wären sie wohl so nett mich anzuschauen, wenn sie mit mir sprechen.“

      Erkennbar widerwillig drehte Erin sich um und ihr Blick fiel sofort auf Tiberius’ Beute, „Was, … was wollen sie denn mit Paulas Computer? Dürfen sie den einfach so mitnehmen?“

      Bei so viel gelebter Ignoranz musste einem der Kragen irgendwann platzen. Hier ging es schließlich nicht um ein geklautes Päckchen Zigaretten. Smilla wollte ihrer aufkeimenden Wut freien Lauf lassen, deshalb schlug sie ordentlich mit der geballten Faust auf den Tisch, „Verdammt noch mal, Erin, was soll diese Lügerei und dieses ganze Schmierentheater? Damit sie endlich kapieren, worum es hier geht, werde ich es ihnen jetzt noch einmal detailliert erklären. Ihre beste Freundin Paula Hankenfeld wurde brutal misshandelt, mehrfach vergewaltigt und auf grausame Weise getötet. Anschließend hat man sie wie stinkenden Abfall entsorgt. Derjenige, der ihr das angetan hat, läuft da draußen fröhlich umher und sucht sich vielleicht gerade das nächste Opfer. Es ist unsere heilige Aufgabe den Mörder zu finden, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Und das am Besten, bevor noch ein weiteres Mädchen ihr Leben verliert. Anstatt uns hier in einer Tour für dumm zu verkaufen, sollten sie uns lieber helfen.“

      „Ich, … ich will nicht, dass sie schlecht über Paula denken. Sie ist, … sie war ein fleißiges und sehr anständiges Mädchen.“ Erin vermied jeglichen Blickkontakt, die Situation schien ihr äußerst peinlich zu sein.

      Die von Smilla geduldete Schweigeminute war inzwischen überschritten, deshalb versuchte sie Erins schleppende Motivation ein wenig anzuschubsen „Warum sollten wir schlecht über Paula denken?“

      Der Dramatik entsprechend begann sie ihre Ausführungen mit einem deutlich hörbaren Seufzer, „Sie wissen ja selber, wie das ist, ständig wird alles teurer. Strom, Lebensmittel, Busfahrkarten, … am Ende des Geldes ist meistens noch ein großes Stückchen Monat übrig. Bereits ein halbes Jahr vor Beginn der Renovierungsarbeiten haben die uns eine Verdopplung der Miete angekündigt. Für mich und den Tim kein großes Problem, weil meine, genauso wie seine Eltern die Kosten fürs Wohnen von Anfang an übernommen haben. Paulas Mutter konnte sich das aber nicht leisten, deshalb hat Paula auch in jeder freien Minute im Café Bernstein gearbeitet. Sie mochte diesen Job wirklich gerne, aber die drohende Mieterhöhung hätte sie damit auf keinen Fall auffangen können. Eines Tages kam dann dieser total reiche und gut aussehende Typ ins Café Bernstein. Er lud sie in ein richtig teures Restaurant ein und machte ihr ein ziemlich verlockendes Angebot. Er würde recht regelmäßig größere Partys veranstalten und bräuchte dringend noch eine attraktive Gesellschafterin für seine gut situierten Gäste. Pro Party sollte sie dreihundert Euro bekommen, mögliche Trinkgelder noch nicht inbegriffen. Als sie einwilligte, schob er ihr einen Umschlag mit zweitausend Euro für neue Kleider über den Tisch.“

      Ein interessanter Ansatzpunkt, der in jedem Fall hinterfragt werden musste. „Wissen sie wie dieser Mann heißt und wo diese Partys stattfanden?“

      Erin schaute der Kommissarin offen ins Gesicht, „Nein, Paula wollte nicht darüber sprechen. Ich weiß nur, dass sie vor jeder Veranstaltung eine E-Mail bekommen hat.“

      Tiberius räusperte sich dezent, „Wissen sie, ob Sex auf diesen Partys eine Rolle gespielt hat?“

      „Sie denken, dass sie sich prostituiert hat“, die junge Frau schüttelte energisch den Kopf, „nicht Paula, so etwas hätte sie niemals getan.“

      Für den Moment hatten sie genug gehört. Smilla überreichte Erin ihre Visitenkarte, „Wenn ihnen noch irgendetwas Wichtiges einfallen sollte, dürfen sie mich jederzeit anrufen. Außerdem würde ich sie bitten, dass sie im Laufe des Tages im Präsidium vorbeikommen, damit wir ihre Aussage zu Protokoll nehmen können.“ Sie war bereits in Begriff zu gehen, „Ach ja, … die Kollegen von der Spurensicherung werden Paulas Zimmer noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Bitte lassen sie die Jungs ihre Arbeit machen.“

      „Natürlich“, Erin Porschke begleitete die beiden bis zur Tür, „ich möchte mich auch noch für mein blödes Benehmen entschuldigen, es ist nur …“

      „Ist schon gut, wir verstehen ihre Motivation.“ Smilla tätschelte ihre Schulter und verließ die Wohnung. Auf der Treppe hielt sie kurz inne, „Eines würde mich aber doch noch interessieren, … sind sie nie auf die Idee gekommen, es Paula gleich zu tun? Das hört sich schließlich nach leicht verdientem Geld an.“

      „Paula hat ihm mal ein Foto von mir gezeigt, aber irgendwie passte ich wohl nicht in das gesuchte Profil“, sie seufzte erneut, „… wer weiß, wofür das gut war.“

      „Das können sie laut sagen“, sie verabschiedete sich mit einem verhaltenen Lächeln, „vielen Dank, Erin, sie haben uns trotz der Anlaufschwierigkeiten sehr geholfen. Auf Wiedersehen.“

      Zurück auf der Straße genehmigte sich Smilla die erste Zigarette des Tages. Als bekennender Nichtraucher reagierte Tiberius mit einem verständnislosen Kopfschütteln, „Ich kann echt nicht verstehen, was man daran finden kann. Bei diesen paar Glimmstängeln, die du rauchst, könntest du theoretisch auch aufhören.“

      „Könnte ich, … aber du weißt doch selbst am allerbesten, dass zwischen Theorie und Praxis manchmal ganze Universen liegen. Also hör auf zu meckern“, sie provozierte mit einem besonders tiefen und genüsslichen Zug, ehe sie die Glut mit ihrem Schuh erstickte. „Ich werde jetzt in die Uni fahren, um mich dort mal ein bisschen bei ihren Kommilitonen und den Lehrkräften umzuhören. Du bringst bitte diesen Laptop ins Präsidium. Der Kollege Fischer soll sich umgehend darum kümmern.“

      „Etwa zu Fuß? Das ist doch wohl nicht dein Ernst?“

      „Und ob das mein Ernst ist. Von hier aus sind das höchstens fünfzehn läppische, aber dennoch cholesterinsenkende Minuten.“ Smilla konnte sich das Grinsen unmöglich verkneifen und bekräftigte es noch mit einer entsprechenden Handbewegung, „Tschakka, du schaffst das!“

      Tiberius winkte ab, „Ja, ja, Smilla, … ich hab dich auch ganz furchtbar lieb.“ Fühlbar widerwillig machte er sich daran, seinen auferlegten Pilgerweg anzutreten. „Wir sehen uns dann später, du alte Sklaventreiberin, … ich wünsche dir trotzdem viel Erfolg.“

      Eine knappe Viertelstunde später hatte auch die Kommissarin ihr Ziel erreicht. Da der morgendliche Kaffee sich inzwischen mit Hochdruck bemerkbar machte, suchte sie eilig die nächste Toilette auf. Während sie mit dem viel zu engen Knopfloch ihrer Jeanshose kämpfte, hüpfte sie nervös von einem Fuß auf den anderen. In einer solchen Situation zählte nun mal jede Sekunde. Sie zerrte hastig an ihrer Hose und wollte den Dingen gerade freien Lauf lassen, als ein plumpsendes Geräusch sie regelrecht erstarren ließ. Nein, bitte nicht! Bedauerlicherweise bestätigte der Blick in die Kloschüssel ihre schlimmste Befürchtung, denn ihr Handy lag auf dem unappetitlichen Grund derselbigen „Man, Smilla, so dämlich kann ein einzelner Mensch doch gar nicht sein!“ Etwas angewidert tauchte sie ihre Hand ins Becken, um zu retten, was hoffentlich noch zu retten war. Sicherheitshalber schaltete sie es erst einmal aus und versuchte es halbwegs trocken zu bekommen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre nicht vorhandene Erreichbarkeit niemandem auffallen würde, denn sonst müsste sie sich am Ende womöglich noch selbst denunzieren. Doch jetzt zählten andere Prioritäten, jetzt sollte sie sich erst einmal um die wirklich wichtigen Dinge kümmern und das Umfeld der Toten genauer unter dem Mikroskop betrachten. Also tat sie, was getan werden musste und führte zahllose Gespräche. Sie kommunizierte

Скачать книгу