Ein tödlicher Job. Sylvia Giesecke
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Tiberius empfing sie mit vorwurfsvollem Blick, „Da bist du ja endlich, … ich habe schon zig Mal versucht dich anzurufen.“
Es wäre ja auch zu schön gewesen. „Entschuldige, aber mein Handy ist mir, … mein Handy ist irgendwie ein bisschen nass geworden …“
„Dein Handy ist irgendwie ein bisschen nass geworden?“ Sein Grinsen lud zum ultimativen Faustschlag ein, „Es ist ins Klo gefallen, … stimmt‘s?“ Da Smillas Blick tödliche Ausmaße annahm, zog es Tiberius vor das Thema zu wechseln. „Äh ja, … wie ist es denn bei dir gelaufen? Konntest du irgendetwas Hilfreiches in Erfahrung bringen?“
Jemand klopfte an die Bürotür und Smilla bat um Geduld. „Einen Moment bitte.“ Sie nutzte die Ecke des Schreibtisches als Sitzgelegenheit, „Leider nicht, alle haben Paula Hankenfeld als nettes und umgängliches Mädchen beschrieben. Wirklich weitergebracht hat uns das nicht. Was ist mit dir, … hast du in der Zwischenzeit was erreicht?“ Es klopfte erneut. „Rede ich vielleicht chinesisch oder was? Einen verdammten Moment bitte!“
Da Tiberius seine Vorgesetzte nicht länger auf die Folter spannen wollte, kam er direkt auf den Punkt, „Wir haben den Absender von Paulas E-Mails ausfindig gemacht.“
Smilla sprang auf und ihr erwartungsvoller Blick klebte wie zuckersüßer Honig an seinen Lippen, „Ja und?“
„Ich habe ihn telefonisch herbestellt und vermute stark, dass er derjenige ist, der da gerade klopfend um Einlass bittet.“
„Warum sagst du das denn nicht gleich? Herein!“
Er sah einfach fantastisch aus. Groß, schlank, wahnsinnig durchtrainierter Körper, schwarzes schulterlanges Haar und dunkelbraune Augen. Ein echtes Bild von einem Kerl. Tiberius übernahm die Vorstellung der Protagonisten mit den dazugehörigen Handbewegungen, „Smilla, … das ist Damian von Auersbach. Bei ihm war unser Opfer mehr oder weniger angestellt. Herr von Auersbach, … das ist Smilla Berggrün, die verantwortliche Hauptkommissarin in bewusstem Fall.“
Damian von Auersbach nahm die Hand der sichtlich verwirrten Hauptverantwortlichen in die Seine und bedachte sie mit dem Hauch eines Kusses, „Ich freue mich außerordentlich sie kennenlernen zu dürfen, Frau Berggrün. Obwohl der furchtbare Anlass sicherlich jeglicher Freude entbehrt.“
Die sonst so taffe Halbschwedin rang kurzzeitig nach Luft und zeigte sogar deutliche Anzeichen von anormaler Wangenröte. „Ja, … äh, … ist schön, sie kennenzulernen. Wie, … ich meine in welchem Verhältnis standen sie zu Paula Hankenfeld?“
Sein nahezu unwiderstehliches Lächeln brachte garantiert jeden Eisberg dieser Erde zum Schmelzen, „Nun, das ist schnell und einfach erklärt. Sie hat sich um das Wohlbefinden meiner geschätzten Partygäste gekümmert und ich habe sie für diesen Dienst angemessen entlohnt.“
„Bitte nehmen sie doch Platz“, Smilla deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, „und erzählen uns ein bisschen mehr über ihre Partys. Welcher Art sind diese Veranstaltungen, und was kommen für Gäste?“
Während er ihrer Aufforderung nachkam, ließ er sie nicht eine Sekunde aus seinen faszinierenden Augen. „Nun ja, in der Regel handelt es sich um ganz normale Zusammenkünfte mit Freunden und Geschäftspartnern. Und damit es auf Dauer nicht langweilig wird, setze ich die eine odere andere Party unter ein gewisses Motto. Im Grunde stelle ich lediglich gewisse Räumlichkeiten zur Verfügung und sorge für das leibliche Wohl. Ich selbst befinde mich ausschließlich in der Rolle des stillen Beobachters.“
Die Hauptkommissarin sah sich nicht in der Lage seinem Blick standzuhalten, deshalb wühlte sie vollkommen unkoordiniert in einem Stapel älterer Akten, „Spielt Sex auf ihren Partys eine Rolle? Oder anders gefragt, haben sie Paula dafür bezahlt, dass sie mit den Männern schläft?“
Er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte, „Das Wort Sex klingt so furchtbar banal, … finden sie nicht? Ich würde es eher als ein erotisches, spannungsgeladenes Miteinander bezeichnen. Was Paula betrifft, neben ihr gibt es noch sieben andere Mädchen, die ich ausschließlich dafür bezahle, dass sie gut aussehen und mit den Gästen flirten. Was hinter möglichen verschlossenen Türen geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Eventuelle Fälle von sexueller Belästigung sind mir aber bis dato nicht zu Ohren gekommen.“
„Gut“, Smilla beendete ihr sinnloses Aktenwälzen, „ich brauche eine Liste mit den Namen aller anwesenden Partygäste und die Namen sämtlicher Mädchen. Und kommen sie mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchem Gerede von Diskretion und Anonymitäten die gewahrt werden müssen. Zur Not besorge ich mir den nötigen Beschluss.“
„Warum sind denn so furchtbar garstig, Frau Hauptkommissarin? Selbstverständlich werde ich ihnen die gewünschten Listen umgehend per Mail zukommen lassen. Es ist schließlich auch in meinem Interesse, dass sie Paulas Mörder dingfest machen.“ Er schien zu überlegen, „Hm, … ich glaube, auf der letzten Party hat sie ihre Aufmerksamkeit dem guten alten Doktor Schrievers gewidmet. Der ist mindestens siebzig und tut garantiert keiner Fliege etwas zuleide.“
„Vielen Dank für ihre Einschätzung, aber es wird unsere Aufgabe sein, das zu überprüfen.“ Sie schob ihm ihre Visitenkarte über den Tisch, „Da steht die Mailadresse für die Listen drauf. Das wär’s dann auch fürs Erste. Falls wir noch Fragen haben, werden wir uns gegebenenfalls bei ihnen melden. Also halten sie sich bitte zu unserer Verfügung.“
Damian von Auersbach erhob sich vom Stuhl und verbeugte sich galant, „Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen, ihnen jederzeit zur Verfügung stehen zu dürfen, Frau Hauptkommissarin. Ich wünsche ihnen beiden noch einen wunderschönen und erfolgreichen Tag, … auf Wiedersehen.“ Er hielt die Türklinke bereits in der Hand, „Ach ja, … heute Abend findet auf meinem Gut ein Maskenball statt. Kommen sie doch einfach vorbei und machen sich ein persönliches Bild von dem Treiben.“
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, lehnte Smilla das Angebot ab, „Kein Interesse, vielen Dank.“
Jetzt fühlte sich Tiberius genötigt einzugreifen, „Ich finde, wir sollten uns dort auf jeden Fall mal umschauen und so ein Maskenball ist doch die perfekte Gelegenheit.“
Begeisterung hatte definitiv ein anderes Gesicht, „Wir werden es uns durch den Kopf gehen lassen. Auf Wiedersehen, Herr von Auersbach.“
Endlich allein stellte Tiberius sie zur Rede, „Sag mal, Smilla, was war das denn gerade?“
Sie fauchte wie eine in die Enge getriebene Katze, „Was?!“
„Erst benimmst du dich wie ein verlegener Teenager, dann wirst du plötzlich zur unfreundlichen Furie. Zuckerbrot und Peitsche, … so kenne ich dich gar nicht. Kann es sein, dass du dich ein wenig in diesen Typen verguckt hast?“
Sie verneinte energisch, „Blödsinn, mir sind solche Machos total zuwider. Der denkt doch, dass er jede haben kann.“ Es klopfte und Smilla seufzte genervt, „Man, was will der denn jetzt noch? Ja, bitte!“
Ein schlaksiger junger Mann betrat den Raum, „Hallöchen zusammen. Man hat mich beauftragt, ihnen den vorläufigen Obduktionsbericht von Paula Hankenfeld vorbeizubringen.“
Smilla nahm ihn entgegen und rang sich ein Lächeln ab, „Vielen Dank, Simon.“
„Gern