Ein tödlicher Job. Sylvia Giesecke
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Ein tödlicher Job - Sylvia Giesecke страница 7
„Wenn der Job doch so harmlos ist, wie dieser Auersbach behauptet, dann verstehe ich ihre Zurückhaltung nicht. Na dann los. Bin gespannt, ob diese Lydia uns mit fehlendem Wissen versorgen kann.“
Kaum hatte Tiberius sich umständlich in den Mini gequetscht, rieb er sich den wohlgenährten Bauch, „Die sollen da einen besonders leckeren Kartoffelsalat mit Würstchen haben. Wenn die Zeit es erlaubt, dann werde ich mir eine kleine Portion davon gönnen.“
Smilla wurde wütend, „Die Zeit wird es möglicherweise erlauben, dein Cholesterinspiegel sicher nicht. In meiner Gegenwart wirst du dieses Zeug garantiert nicht in dich reinstopfen, ich dulde nämlich keinen Selbstmord auf Raten.“ Sie schlug ihm mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, „Man, Tiberius, werd endlich vernünftig und tu was für deine Gesundheit.“
„Ist ja gut, … musst nicht gleich handgreiflich werden“, er rieb sich den brennenden Schenkel und hüllte sich für den Rest der Fahrt in beleidigtes Schweigen.
Das Café Bernstein bot in gemütlicher Atmosphäre eine breite Palette an Kuchen und Snacks. Der überaus gute Ruf sorgte für ständigen Zulauf, weshalb man hier auch nur schwer einen Platz bekam. Um diese Zeit dominierten eindeutig die älteren, schmuckbehangenen Damen mit Hut die Szenerie. Smilla schaute sich suchend um. Eine hübsche Frau mit langen schwarzen Haaren saß allein am Tisch und spielte nervös mit ihrer Servierte. Da alle anderen weiblichen Anwesenden aus ersichtlichen Gründen nicht infrage kamen, steuerte Smilla sie auf direktem Wege an. „Frau Scheel?“ Die Angesprochene nickte. „Guten Tag, mein Name ist Berggrün und das ist mein Kollege Preussner. Mit ihm haben sie vorhin telefoniert. Dürfen wir uns zu ihnen setzen?“ Sie nickte erneut und deutete auf die freien Plätze. Während Tiberius sich hingebungsvoll der Speisekarte widmete, brachte die Hauptkommissarin es umgehend auf den Punkt. „Kennen sie diese Frau?“
Lydia Scheel erkannte sie wieder, „Ja, aber nur flüchtig. Ich treffe sie hin und wieder bei den Partys auf Gut Auersbach. Letzten Freitag habe ich sie dort gesehen, da hat sie sich um den netten Herrn Schrievers gekümmert. Warum fragen sie nach ihr?“
„Weil sie vermutlich unmittelbar nach dieser Party entführt, gefoltert und ermordet wurde.“
„Das ist ja furchtbar“, der jungen Frau blieb nur ein kurzer Augenblick zum Verdauen, denn in diesem Moment trat die Bedienung an ihren Tisch.
Eine freundlich lächelnde Dame mit weißem Häubchen und frisch gestärkter Schürze erkundigte sich nach ihren Wünschen. Tiberius bestellte sich ein Schwarzbrot mit Salat und Hähnchenbrust zum Mitnehmen inklusive eines kleinen Wassers, Smilla lehnte dankend ab. Sie konzentrierte sich lieber wieder auf ihr Gegenüber. „Wurden sie auf einer dieser Partys schon mal zum Geschlechtsverkehr aufgefordert oder hatten sogar welchen?“
Sie wies diese Vermutung mit weit aufgerissenen Augen von sich, „Gott bewahre, nein. So etwas würde ich niemals tun.“
Smilla fixierte sie mit festem Blick, „Und warum möchten sie dann unbedingt verhindern, dass ihre Eltern etwas von diesem Job erfahren?“
Lydia zog es vor den Ihren zu senken, ihr schien diese Situation ziemlich peinlich zu sein. „Wir wohnen in einer ländlichen Gegend. Meine Eltern sind streng gläubig und äußerst konservativ. Sie würden es nicht verstehen. Ich bin nicht Stolz auf diese Lügerei, aber es ist leicht verdientes Geld und …“
„Hey, ich mache ihnen keinen Vorwurf, ich wollte es einfach nur wissen. Ist ihnen schon mal jemand unangenehm aufgefallen? Jemand der rumgepöbelt hat oder möglicherweise aufdringlich wurde? Vielleicht hat ihnen ja eine Kollegin mal etwas erzählt.“
Ohne großartig darüber nachzudenken, schüttelte die junge Frau ihren Kopf, „Nein, nicht dass ich wüsste.“
„Was können sie mir über ihren Arbeitgeber erzählen?“
Ein fast schon verträumt anmutendes Lächeln huschte über Lydias feine Gesichtszüge, „Nur Gutes. Herr von Auersbach ist ein sehr netter und höflicher Mann. Und er überweist immer pünktlich mein Geld. Also ich mag ihn ganz gerne.“
Die Kommissarin hatte sich eindeutig mehr erhofft. Sichtlich enttäuscht zog sie eine Visitenkarte aus ihrer Tasche, „Hier, falls ihnen noch etwas einfällt. Sagen sie, gehen sie heute Abend zu diesem Maskenball?“
„Nein, unsere Partys finden ausschließlich am Wochenende statt.“
„Vielen Dank, Frau Scheel, ich wünsche ihnen einen schönen Tag und passen sie auf sich auf.“
Die junge Frau erwiderte ihr Lächeln und nickte, „Ich wünsche ihnen ebenfalls einen schönen Tag.“
Wieder im Auto angekommen, wirkte Smilla sichtlich angespannt, „Das ist mir alles eine Spur zu glatt.“
Tiberius wollte eigentlich gerade in sein Brot beißen, ließ sein Vorhaben aber schweren Herzens für einen kurzen Moment ruhen, „Was meinst du?
„Na ja, ein paar gut situierte Böcke feiern mit jungen Mädchen Partys, bei denen es angeblich nicht um Sex geht. Worum geht es dann?“
Der Anblick dieser sogar gesunden Köstlichkeit ließ seinen Magen lautstark rumoren. Es galt zu befürchten, dass sich die Rinnsale in seinem Mund jeden Augenblick in regelrechte Sturzbäche verwandeln könnten. Er hatte Hunger und wollte endlich dieses Prachtstück genießen. „Du glaubst wohl auch, dass jedes männliche Wesen ausschließlich mit seinem Geschlechtsteil denkt. Ich kann dir aber versichern, dass das nicht so ist. Die haben einfach ein bisschen Spaß, lachen, flirten, trinken und unterhalten sich. Kann es sein, dass du sauer bist, weil du diesem Herrn von Auersbach nicht ans Bein pinkeln kannst?“
„Blödsinn“, noch ehe Tiberius reagieren konnte, schnappte sich Smilla das Brot und biss hinein.
„Hey, kauf dir gefälligst selber eins“, er entriss ihr das Objekt seiner Begierde und signalisierte seine Bereitschaft, es mit seinem Leben zu verteidigen, „wenn du das noch mal versuchst, muss ich dich leider töten.“
Sie grinste, „Seit wann stehst du auf gesundes Essen?“
„Seit du mir den Kartoffelsalat vermiest hast. Ich habe Hunger, verdammt noch mal. Mein Magen schleift bereits seit Stunden über den Boden.“ Tiberius verschaffte sich endlich Erlösung und sein Gesichtsausdruck verriet die angenehme Überraschung, „Mmh, schmeckt ja richtig gut das Zeug.“ Er versuchte die einzelnen Bestandteile zu analysieren, „Salat, Kresse, Tomaten, Radieschen, Lauch und Hähnchenfleisch mit einem Hauch von Joghurtdressing. Ich muss nachher unbedingt noch einkaufen.“
„Na siehst du, geht doch.“ Smilla nahm die Liste zur Hand, „Dann können wir uns ja jetzt ganz entspannt der nächsten Dame, einer gewissen Kerstin Lohenbrink zuwenden. Sie wohnt nur fünf Minuten von hier entfernt.“
Dieser Job schien überaus lukrativ zu sein, denn Kerstin Lohenbrink verbrachte gerade einen zweiwöchigen Urlaub auf den Malediven. Auch die anschließende Befragung von drei weiteren Mädchen führte nicht zu neuen Erkenntnissen. Tiberius schaute auf seine Armbanduhr, „Wenn wir noch auf