Franzi und die Ponys - Band V. Eike Ruckenbrod

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Franzi und die Ponys - Band V - Eike Ruckenbrod страница 6

Franzi und die Ponys - Band V - Eike Ruckenbrod

Скачать книгу

wach auf“, sprach er eindringlich. Sie öffnete die Lider. Schwärze drang in ihre Augen. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange. Ihr wurde mulmig. Ihr Herz fing an zu rasen.

      „Jamil?“, flüsterte sie.

      „Ja, ich bin` s. Komm, wir reiten weiter.“ Sie nickte, was er aber nicht sehen konnte. So gut es im Dunkeln ging, packten sie ihre Sachen zusammen, sattelten das Kamel und banden Svartur an dessen Sattel fest.

      „Warum machst du nicht eine Öllampe an?“, fragte sie, da sie Angst vor Spinnen, Schlangen und Skorpionen hatte.

      „Auch so ein kleines Licht würde man meilenweit sehen“, erklärte der Junge, während er die Spuren verwischte. Franzi kletterte auf das Kamel und wartete lauschend.

      Ob man die Schwarzen wohl hört, wenn sie angreifen?, fragte sie sich gerade, als Jamil das Kamel bestieg.

      „Alles klar?“, fragte er.

      „Bei mir schon. Mir geht´s wieder gut.“

      „Was ist mit Merlin?“

      „Der macht auch einen ausgeruhten Eindruck.“

      „Okay, dann reiten wir ein gutes Stück.“ Er gab Lahthan ein Kommando und tippte ihn mit einem kurzen Stock an. Das Tier erhob sich brummend und trottete los.

      Nach einer Weile fragte Franzi: „Woran orientierst du dich? Ich sehe absolut nichts.“

      Jamil blickte nach oben. „Nach den Sternen und dem Mond.“ Franzi war tief beeindruckt. Der junge Beduine lachte leise. „Ach was, Lahthan kennt den Weg in- und auswendig. Er läuft ihn schon so lange.“ Franzi knuffte ihn in die Seite und lachte. „Veralber kleine Mädchen nicht!“

      „So klein bist du ja gar nicht.“ Schweigend ritten sie weiter.

       Jetzt wäre der richtige Augenblick, um ihn nach seinem Alter zu fragen.

      „Wie alt bist du?“, erkundigte sich Franzi.

      „Ich weiß es nicht genau. Bei uns ist das nicht wichtig. Ich bin auf jeden Fall älter als meine drei Schwestern.“ Franzi schwieg, da er sie nicht nach ihrem Alter fragte.

      Die erste Stunde zog sich wie Kaugummi, aber je länger sie durch die Dunkelheit ritten, desto schneller verging die Zeit. Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Finsternis und auch ihr Gehör wurde viel feiner.

      Nach drei Stunden legten sie eine kurze Pause ein, aßen eine Kleinigkeit und kümmerten sich um die Tiere. Dann ging es schon weiter.

      Nach einer weiteren Stunde wurde es allmählich hell. Franzi konnte den Umriss des Jungen erkennen und als sie sich ganz umdrehte auch Svartur. Bald würde es wieder unerträglich heiß werden und das Pony extrem leiden. Franzi seufzte.

      „Was ist?“, fragte der Junge.

      „Ich dachte gerade an die Hitze und an mein Pony mit seinem langen F ...“ Franzi blieb das Wort im Hals stecken, denn genau in diesem Moment knallte ein Schuss. Lahthan rannte panisch los. Jamil drehte sich hastig im Sattel um.

      „Mist, sie sind uns auf den Fersen. Halt dich fest!“ Er trieb das Kamel noch mehr an. Es galoppierte mit raumgreifenden Sprüngen. Die nach vorne gebeugten Reiter wurden hin und her geschleudert. Noch konnte das Pony mithalten. Wieder knallte es und eine Kugel zischte in der Nähe ihrer Köpfe vorbei. Hastig duckten sie sich noch weiter. Lahthan rannte so schnell er konnte. Svartur hatte Probleme, mit dem großen Tier Schritt zu halten. Die Tücher um die Körbe lockerten sich und lösten sich schließlich. Kurz darauf flogen die Körbe davon. Svartur kam ins Straucheln. Jamil sah es, zog den Säbel und schnitt das Seil, das ihn am Kamelsattel hielt, los.

      „Nein, das darfst du nicht! Er muss mitkommen“, schrie Franzi und versuchte vergeblich, ihn abzuhalten. Das Seilende peitschte auf den Sand. Der Rappe wurde augenblicklich langsamer. Die Beduinen sprengten kurz darauf an dem Pony vorbei, ohne es zu beachten. Wieder flog ein Schuss in ihre Richtung. Franzis Herz raste wild. Sie bezweifelte, dass ihnen die Flucht gelingen würde. Die wilden Beduinen waren ihnen schon dicht auf den Fersen. Jamil zog am Seil. Das Kamel bog scharf nach rechts ab. Franzi krallte sich in den Sattel, um nicht heruntergeschleudert zu werden. Sie blickte sich um. Hier gab es keine so hohen Dünen mehr. Der Sand war eher gelb als rot und so locker, dass er bis zu den Reitern hochwirbelte. Franzi quälte ein heftiger Hustenreiz.

      Bald darauf lag eine flache Sandfläche vor ihnen. Die Verfolger blieben abrupt stehen. Eine Staubwolke bildete sich über ihren Köpfen. Sie schossen noch zweimal in die Luft, dann machten sie kehrt und galoppierten davon.

      „Was ist los, warum halten sie an?“, krächzte Franzi verwirrt. Jamil riss hart am Seil, aber es war schon zu spät. Das schwere Tier versank bei jedem Schritt tiefer im Sand. „Was ist das?“, schrie Franzi hysterisch.

      „Wir sind im Treibsand gelandet.“ Jamil blickte sich hektisch um.

      „Und jetzt? Wie kommen wir hier raus?“, fragte sie mit schriller Stimme.

      „Wir müssen absteigen und versuchen, an den Rand zu kommen.“

      „Und dein Kamel? Wir müssen es retten!“

      „Mir wird schon was einfallen.“ Flink kletterten sie von dem großen Tier und legten sich flach auf den Bauch. Lahthan versank immer weiter. Der Sog des Sandes zog auch Franzi und Jamil ein Stück zurück.

      „Ich rutsche zurück“, schrie Franzi panisch und ruderte mit den Armen.

      „Bleib ruhig liegen! Sonst versinkst du“, herrschte der Junge sie an. Franzi musste sich dazu zwingen, ruhig liegen zu bleiben. Zentimeter für Zentimeter arbeiteten sie sich vorsichtig voran, bis sie endlich auf festere Sandschichten trafen. Das Kamel steckte bis zum Bauch fest. Es schrie und brummte voller Angst.

      Zitternd und hustend warf sich Franzi auf den Rücken und blieb erschöpft liegen. Sie hatten es geschafft, aber was war mit Lahthan, der fest im Sand steckte? Gottseidank versank er nicht noch weiter, die großen Lastenkörbe schienen es wie Schwimmärmel an der Oberfläche zu halten. Jamil setzte sich auf und blickte verzweifelt zu seinem Freund. Ihm wollte einfach nichts einfallen. Franzi schloss die Lider und dachte angestrengt nach, als sie ein Schnauben vernahm. Gespannt riss sie die Augen auf und wurde nicht enttäuscht, denn Svartur stand keuchend neben ihr. Voller Freude sprang sie auf und umarmte ihr klitschnasses Pony. Wieder waren seine Nüstern blutverklebt.

      „Du lebst, wie schön. Mein Gott, wie schön.“ Eine heiße Glückswoge durchströmte ihren geschwächten Körper. Jamil blickte mit einem weinenden und einem lachenden Auge zu den beiden.

       Wie kann ich nur Lahthan retten? Ohne ihn sind wir so gut wie tot.

      Franzi umarmte Svartur gerade wieder, als ihr eine Idee kam. „Vielleicht kann Merlin helfen, Lahthan zu befreien.“ Jamil blickte zweifelnd auf das kleine keuchende Pony, das wahrlich nicht so aussah, als könne es noch irgendjemanden retten.

      „Wie glaubst du, soll das funktionieren? Kann er etwa doch zaubern?“

      „Wir könnten gemeinsam mit Merlin versuchen, ihn rauszuziehen. Vielleicht klappt es. Lahthan steckt ja nicht ganz drin“, schlug Franzi vor. Der Junge bezweifelte es, meinte dann aber: „Was bleibt uns anderes übrig? Wie bekommen wir das Seil an Lahthan?“

Скачать книгу