Ave Maria für eine Leiche. Günther Tabery
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Читать онлайн книгу Ave Maria für eine Leiche - Günther Tabery страница 3
Martha Lindeau schwieg daraufhin und trank einen Schluck. Maximilian schenkte sich noch ein Glas Wein ein. Martin blickte weiter er, hörte zu seiner Linken:
„Hast du Familie? Mann und Kinder?“
„Nein“, erwiderte die andere.
„Warum nicht?“ fragte die eine verdutzt.
„Weil jetzt nicht die Zeit dazu ist. Ich habe viel zu tun auf der Arbeit. Und außerdem gehört dazu auch ein Vater. Und der ist momentan nicht in Sicht.“
„Aha“, erwiderte Karen Randur. „Ich habe drei ganz tolle Kinder und auch einen Hund und ich möchte sie um nichts auf der Welt wieder hergeben. Sie sind das Allerbeste, was mir in meinem Leben passieren konnte.“ In ihrer Stimme klang etwas Salbungsvolles. „Neulich geschah etwas ganz Tolles: Da kam Finn, mein Kleiner, zu mir, der ist erst vier und hat von ganz alleine `Mama´ auf ein Blatt Papier geschrieben. Ist das nicht toll?“ Ihre Stimme bebte. „Nicht, dass ich das unterstützen würde“, sie machte eine abwehrende Geste, „aber irgendwie ist das schon toll. Da habe ich ihn geküsst und er durfte sich aus unserem Süßigkeiten-Schrank etwas ganz Besonderes aussuchen.“
Petra Neuzinger konnte das ganz und gar nicht verstehen. Was ist schon besonderes daran, an einem frühreifen Kind, dachte sie. „Aha, das klingt ja interessant“, meinte sie nur kurz.
Martin schmunzelte in sich hinein. Die beiden scheinen Gegensätze zu sein, zumindest was das Thema Familie anbelangt. Dann wurden seine Gedanken unterbrochen. Eine junge Stimme fragte ihn:
„Ich habe gehört, du bist Fotograf?“
Martin drehte sich Ole Roggenstern zu, der mit offenen und einnehmenden Augen zu ihm herüber sah.
„Ja, das stimmt. Ich bin Fotograf in einem kleinen Studio in Karlsruhe.“ Bei diesem Thema kontrollierte er seine Tics und saß beinahe still da.
„Das muss ein toller Beruf sein“, mutmaßte Ole.
„Das stimmt“, bestätigte Martin. “Man benötigt ein gutes Auge, Sinn für Proportionen und ein Maß an Kreativität. Das Schöne daran ist, dass man mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun hat. Das mag ich sehr gerne. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und man muss versuchen, diesen gerecht zu werden.“
„Und hast du ein spezielles Aufgabengebiet?“
„Ich fotografiere gerne Hochzeiten. Das macht mir am meisten Spaß. Weniger gut gefällt es mir, Portraitaufnahmen bei uns im Studio zu schießen. Da kann man sich kaum mit seinen Ideen einbringen.“
Ole nickte interessiert und bestätigte: „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich möchte später auch gerne mit Menschen arbeiten.“
Martin fragte: „Ah, gut, was lernst oder studierst du?“
„Ich studiere Lehramt. Lehramt für Grundschule an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg."
„Dann studierst du Sport?“ Er sah Oles sportliche Figur.
„Ja, Sport und Mathematik. Eine sehr verbreitete Kombination.“ Er winkte ab.
„Aber Grundschullehrer müssen später ohnehin jedes Fach unterrichten oder?“ Ole bejahte. „Ich finde es toll, dass du Lehrer werden möchtest. Das ist ein sinnvoller Beruf und männliche Lehrer an Grundschulen werden gebraucht, nicht? Ich hoffe, dass du dran bleibst und den Mut nicht verlierst.“
Ole wehrte lachend ab: „Meine Mutter ist auch Lehrerin. Ich bin damit groß geworden.“
Beatrice Rissmann trat in den Aufenthaltsraum und räumte zusammen mit den Blums den Tisch ab. Danach erklärte sie den Gästen den Tagesablauf in ihrem Retreat-Center:
„Wer an den Kursen teilnehmen möchte, trägt sich bitte in die dafür vorgesehenen Listen ein. Die Listen hängen in der Halle aus.“
„Verzeih' bitte“, wandte Martha Lindeau ein, „Ist es möglich für mich am Nachmittag ein wenig in meinem Zimmer zu singen? Ich brauche jeden Tag mein Training."
Beatrice musterte Martha genau und meinte dann: „Aber natürlich meine Liebe. Ich denke nicht, dass dein Gesang jemanden hier stören wird.“
Sie schaute in die Runde und alle schüttelten die Köpfe und pflichteten Beatrice bei. Als der Tisch fertig abgeräumt war, ließ Beatrice die Gruppe wieder alleine.
„Dort liegen ja ein paar Spiele“, entdeckte Maximilian Dörflein. „Wir könnten doch eine Runde spielen!“
„Für mich ist das nichts. Ich werde lieber etwas lesen“, winkte Petra Neuzinger ab.
„Kennt jemand Doppelkopf?“, fragte Ole Roggenstern. „Das ist mein Lieblingsspiel.“
„Na klar.“ Martin kam heran und holte die Karten aus dem Schrank. „Wir brauchen noch zwei, die mitspielen."
Es meldeten sich noch Maximilian und Karen. Die vier setzten sich an den Tisch.
Ole, Karen Maximilian und Martin verbrachten einen vergnüglichen Abend mit Wein und Karten. Martha zog sich früh ins Bett zurück, um ihre Stimme zu schonen und Petra saß neben den Spielern auf der Couch und las ein Buch.
Als Martin am späten Abend in einem Bett lag, ließ er den Tag noch einmal Revue passieren. Er war sehr zufrieden. Es sind doch sehr unterschiedliche, aber sehr interessante Menschen hier. Die große Sängerin mit ihrem Verehrer: Martha und Maximilian. Die beiden Gegensätze: Petra und Karen. Und dann der interessierte Sportstudent mit den wachen, einnehmenden Augen.
3
Nach dem Frühstück betrat ein äußerst südländisch aussehender Mann den Aufenthaltsraum. Er hatte haselnussbraune Augen, eine markante gerade Nase und ein kantiges Kinn. Ihn umgab eine Aura von Sanftmütigkeit und Stärke zugleich. Zweifellos hatte er das gewisse Extra, das die meisten Frauen anziehend fanden. Ihn umgab ein Duft von Frische und Reinheit. Sogleich schwebte Beatrice lächelnd auf ihn zu und gab ihm zwei Küsse auf die Wangen.
„Darf ich euch unseren wunderbaren Kollegen und Freund vorstellen: Jörg Ballhaus. Er leitet unsere Yogakurse.“
Alle nickten bewundernd.
„Ich wünsche euch allen einen schönen guten Morgen. Ich hoffe natürlich, dass ich alle Gäste zu meinem Yogakurs treffen werden.“ Er schaute intensiv in die Runde. „Beginn ist um zehn Uhr. Da das Wetter heute warm genug ist, werden wir den Kurs auf der Wiese vor dem Haus durchführen. Ihr benötigt dazu bequeme Kleidung. Yogamatten habe ich für euch.“
Martha Lindeau meldete sich zu Wort: „Entschuldige bitte Jörg, ist das Yoga körperlich sehr anstrengend?“
„Ja und Nein“, erwiderte er. „Ich verfolge mit dem Yoga einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll. Es gibt Phasen der Tiefenentspannung, aber auch Atem- und Meditationsübungen. Durch den kontrollierten Atem soll die Konzentration verbessert werden. Außerdem arbeite ich auch mit Körperhaltungen und Bewegungsabläufen. Insgesamt strebe ich an, eure Vitalität zu verbessern und eure Gelassenheit zu fördern.“
Obwohl