Forever Collide. Celine Ziegler
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Als Susan bemerkt, dass es mir nicht entgangen ist, lässt sie die Schultern hängen.
„Sagtest du nicht, er wäre in Therapie und es würde alles bestens laufen?", frage ich sie vorwurfsvoll. „Es hört sich nämlich nicht so an, als würde alles bestens laufen."
Sie lässt den Kopf hängen. „Ich ... Ich wollte einfach nicht, dass du dir Gedanken machst. Du warst in New York und so glücklich mit Raven, ich wollte dir nicht mit den Problemen deines Vaters zur Last fallen."
Ich atme tief ein und aus. „Egal. Ich bin jetzt wieder da und ich möchte ab sofort ständig darüber informiert werden, wenn etwas nicht stimmt. Okay?"
Schuldbewusst nickt sie. „Er ist im Wohnzimmer ... Vielleicht schaffst du es wieder ihn zu beruhigen."
Nickend gehe ich an ihr vorbei durch den Flur ins Wohnzimmer. Und dort sitzt er. Hin und her schwankend mit blutunterlaufenen Augen, sein Blick auf den Fernseher gerichtet. Vor ihm ein Glas auf dem Tisch mit dazugehöriger Whiskeyflasche.
Sein Blick fällt auf mich. Er sieht sehr gleichgültig aus.
Doch genauso gleichgültig gehe ich auch auf ihn zu und setze mich zu ihm auf die Couch, betrachte den Fernseher. Es läuft Fußball. „Drei Pfund, dass Manchester verliert."
Dad geht nicht darauf ein. Er starrt nur weiter auf den flackernden Bildschirm. Nach einer Weile sagt er lallend: „Du hast das Geld für den Grabstein deiner Schwester genommen."
„Ja, das habe ich."
Er sieht mich mit roten und traurigen Augen an. „Wieso?"
„Ich habe es benötigt."
Verbittert lacht er auf, sieht wieder nach vorne zum Fernseher. Sein vernebelter Gleichgewichtssinn bringt ihn wieder zum Schwanken. „Was ist so wichtig, dass du das hart ersparte Geld für deine Schwester nehmen musst?"
Ich sehe auf die Flasche vor ihm. Sie ist noch dreiviertel voll, das bedeutet, er ist zwar noch ganz da, gleichzeitig sagt er aber Dinge, die er im nüchternen Kopf niemals sagen würde. „Ich werde das Geld zurückzahlen", lasse ich ihn ruhig wissen.
„Bist du nicht irgendwie reich oder so?", lallt er. „Wieso zur Hölle brauchst du überhaupt dieses Geld?"
„Ich habe all mein Geld durch eine Geldstrafe in Amerika verloren", sage ich wahrheitsgemäß. „Mir haben neuntausend Dollar gefehlt, sonst hätte ich ins Gefängnis gehen müssen."
„Was?" Mein Vater blickt mich vernichtend an. Seine Augen sind so verdammt rot und seine Fahne ist enorm.
Ich richte mich etwas mehr auf, denn ich spüre den folgenden Disput schon in den Fingerspitzen. „Ja. Ich habe das Büro meines Vorgesetzten zerstört und bin vertragsbrüchig geworden. Ich musste über 400.000,00 Dollar bezahlen."
Die Augen meines Vaters verengen sich und er beginnt zu schnaufen, seine Fäuste ballen sich. „Deine Schwester bekommt keinen Grabstein, weil du ..." – Er beginnt laut zu schreien – „Weil du zu blöd warst dich in Amerika ordentlich zu verhalten!"
Ich bleibe ruhig. „Hör auf zu schreien. Susan möchte schlafen."
„Ich scheiß drauf, ob Susan schlafen will!", schreit er laut und schmeißt sein Glas fest an die Wand, worauf es in tausend kleine Teile zerspringt. Ein dunkelgrauer Fleck ist jetzt an der Wand, durch die Flüssigkeit. „Deine Schwester hat dir doch nie etwas bedeutet! Ich müsste dich rausschmeißen dafür, dass du so ein wertloser Bastard bist! Du hättest es verdient ins Gefängnis zu kommen, dafür dass du so respektlos bist!"
Ich schweige. Es macht keinen Sinn mit ihm einen Konflikt einzugehen. Er weiß nicht, was er tut und ich werde diese Diskussion nicht weiter vertiefen, um mich zu rechtfertigen, denn ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das Recht habe, etwas für mich sprechendes zu behaupten. Eigentlich hat er Recht. Ich habe das Geld genommen, weil ich einen verdammten Fehler getan habe, weil ich zu abgefuckt bin, damit umzugehen, dass Raven mich verlassen hat.
Schließlich stehe ich auf und gehe zu einem Glasschrank neben dem Fernseher. Ich hole zwei Whiskygläser heraus und stelle sie vor Dad und mich, während er jede Bewegung von mir verwirrt beobachtet.
„Was soll das werden?", raunt er, als ich den Deckel des Whiskys öffne und uns beiden etwas einschenke.
„Ich möchte mit dir einen Whisky trinken", erkläre ich. „Kann das ein Sohn nicht mal mit seinem Vater tun?"
„Du willst nicht, dass ich Alkohol trinke."
„Das stimmt." Ich schließe die Flasche wieder und reiche ihm das Glas. „Aber es muss einen Grund haben, wieso du trinkst, weil du Probleme hast. Ich habe auch Probleme. Vielleicht fange ich ja dann an dich zu verstehen."
Argwöhnisch nimmt er mir das Glas aus der Hand. „Du hast keine Probleme."
Unlustig lache ich auf. Wenn er nur wüsste. Wenn er nur von Tammy wüsste, von Raven, von Black Poe, von meinem verlorenen Buch, von meiner ganzen beschissenen Situation. „Wahrscheinlich hast du Recht", sage ich deshalb nur und halte ihm mein Glas hin, damit er anstoßen kann. „Trinken wir darauf, dass ich ein wertloser Bastard bin."
„Dad", murre ich und stumpe meinen Vater an, der mittlerweile mit dem Kopf auf der Schulter eingeschlafen ist. Er ist sturzbetrunken. Nein, wir sind beide sturzbetrunken. Meine Sicht dreht sich und es fällt mir schwer mich auf die ständig wechselnden Bilder des Fernsehers zu konzentrieren.
Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens und der Alkohol macht mich noch müder, als ich es sowieso schon bin. Doch genauso wie ich erschöpft bin, schwinden meine ständigen Gedanken zu ihr, zu Raven. Scheiße, sie fehlt mir einfach. Ich fühle mich, als hätte man mir meine Droge genommen und jetzt leide ich unter den Nebenwirkungen des Entzugs. Dauernd diese Erinnerungen an sie und an die Zeit die wir gemeinsam hatten.
Ich frage mich ständig, ob sie auch an mich denkt. Alec meinte, sie würde mich vermissen und das diese ganze Scheiße auch nicht einfach für sie ist, doch wieso zur Hölle bin ich im Nachhinein der einzige, der versucht noch irgendetwas zu retten, indem ich versuche sie anzurufen? Müsste sie nicht eigentlich wenigstens einmal mit mir reden wollen, weil sie meine Stimme hören will? Das, scheiße nochmal, tut man doch, wenn man jemanden liebt oder? Denn ich denke so. Ich vermisse ihre Stimme und die Worte aus ihrem Mund kommen. Doch die Tatsache, dass ich einfach der verkackt einzige in dieser Situation bin, der so denkt, macht mich krank.
Sie müsste doch verstehen, dass ich sie liebe, wieso versucht sie nicht mir zu glauben? Wie kann sie mich einfach verlassen, weil sie denkt, ich würde sie betrügen? Ich könnte sie niemals einfach verlassen, so wie sie es mit mir getan hat. Oder?
Ich versuche mich in ihre Lage zu versetzen. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich reagieren würde, wenn ich sie mit Ben so vorgefunden hätte.
Ich rümpfe angewidert die Nase.
Scheiße, ich kollabiere bei dieser Vorstellung, wie sie einen anderen Mann so berührt.
Aber es kann für sie einfach nicht so einfach sein. Sie liebt mich ... Wie konnte sie einfach zulassen, dass so etwas passiert? Wenn sie mir nur richtig zugehört hätte, wenn sie mir einfach nur verdammt nochmal richtig zugehört hätte. Doch sie ist einfach gegangen.
Mit