Unter dem Ostwind. Wilhelm Thöring

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Unter dem Ostwind - Wilhelm Thöring

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mehr Leute, noch mehr Ärger“, sagt Amalie. „Dein Bruder klagt über seine Leute, und jetzt willst du dir ähnliches an den Hals laden ... Bitte, tu mir den Gefallen, und fahre nicht allein, Jendrik. Ich habe gehört, dass sich Gesindel bei Lodz herumtreibt.“

      Zuerst hat der Witold ihn begleiten sollen, dann aber hat Jendrik es sich anders überlegt und den Berthold, seinen Ältesten, mitgenommen; der Junge ist alt genug, auch ernsthafte Gespräche zu hören; es schadet auch den Witold nicht, wenn er einen Tag allein mit den Webern zurechtkommen muss, sagte Jendrik sich. Am Abend, so hat er seine Frau und die Leute wissen lassen, würde er zurück sein.

      „Witold“, hat Jendrik sich von seinem Gehilfen verabschiedet, „damit hast du wieder eine Gelegenheit, deine Umsicht und deine Verantwortung zu beweisen.“

      An diesem Tag ist der Witold damit beschäftigt, ein Loch im Zaun des hinteren Hofes abzudichten. Die Hausfrau hat darüber geklagt, dass ein Fuchs ihr wieder eine Henne gerissen und fortgeschleppt hätte. Am frühen Morgen sei es gewesen. Sie habe die Hühner füttern wollen, da sei der rote Satan mit der toten Henne durch das Loch entwischt. Sie habe ihm Holzscheite hinterher geworfen, aber der Fuchs sei, die Henne neben sich herschleifend, da hinten in den Büschen verschwunden.

      Dem Edmund ist nicht verborgen geblieben, dass der Witold sich hinter den Kohlstauden am Zaun zu schaffen macht; unbemerkt ist er zwischen die Stangenbohnen geschlichen; mit belustigtem, und wer dem Jungen nicht grün ist, der würde sagen: mit verschlagenem Blick, beide Hände tief in den Hosentaschen, sieht der Edmund zu, wie der Witold sich müht, die bei jedem Hammerschlag federnden Latten so zu verlängern, dass sie einige Hände breit in die Erde reichen, um den Fuchs daran zu hindern, sich unter dem Zaun einen Zugang zu graben. Der Edmund ist erfinderisch; er hat auch jetzt wieder einen Plan, eine umwerfende Idee, wie er glaubt.

      „Witold!“ ruft er aus seinem Versteck heraus, so dass der Angerufene sich vor Schreck hinsetzt. „Witold, wenn du eine Klappe an dem Loch anbringst, dann könnten wir den Fuchs fangen!“ Ein wenig aufgeblasen kommt der Edmund durch den Kohl gestelzt.

      „Wozu das denn? Was willst du mit dem Fuchs?“

      „Wir könnten ihm den Pelz abziehen. Dann hätte meine Mutter auch einen Fuchs, den sie sich auf die Schultern legen kann.“

      „Und wie willst du ihn fangen, he?“

      „Du nagelst eine Feder an die Klappe, und wenn der Fuchs die berührt, peng, dann knallt die Klappe zu! Um ihn anzulocken, musst du nur etwas Fleisch, ein totes Huhn vielleicht, in den Garten legen. Sonst kommt der nicht. Pass einmal auf ...“

      Edmund hockt sich neben Witold auf den Boden und entwickelt ihm seinen Plan für die Falle.

      Anfangs hört der Witold zu, dann macht er sich unbeeindruckt daran, das Loch weiter zuzunageln.

      „Warum hörst du nicht zu, Witold? Warum probierst du das nicht mit der Falle?“

      „Weil du Kokolores redest.“

      Der Edmund ist beleidigt. Er hockt schweigend neben dem Gehilfen und sieht ihm bei der Arbeit zu und wartet darauf, dass etwas schief gehen, oder dass der Witold sich verletzen könnte.

      „Drück mal mit einem Stein gegen die Latte“, fordert der den Jungen auf. „Dann federt sie nicht, und ich kann die Nägel besser einschlagen.“

      Der Edmund ist aufgestanden. Zum Zeichen, dass er überhaupt nicht daran denke, vergräbt er seine Hände wieder in die Hosentaschen. „Alles, was ihr macht, ist so ... so einfach, so blöd!“ mault der Junge und zieht sich gekränkt zurück.

      Damit ist der Witold eine Zeitlang beschäftigt gewesen.

      Als er jetzt über den Hof kommt, hört er einen Webstuhl arbeiten. Langsam und gleichmäßig, wie es die Art der kränklichen Rosa ist. Er sieht das Kind am Webstuhl sitzen, mit schmalem, gebogenem Rücken, und den Kopf, weil sie schlecht sieht, tief auf das Garn gesenkt.

      Lauschend wartet der Witold eine geraume Zeit vor der Tür. In seiner Hand baumelt der Hammer von der Zaunarbeit. Im Stubenfenster taucht der Kopf der Martha auf. Als sie den Witold entdeckt, winkt sie ihm, dann ruft sie etwas, und weil er ihr nicht antwortet, ruft sie laut seinen Namen. Der Witold gibt ihr Zeichen, stille zu sein. Aber das Kind achtet nicht darauf. Sie formt die Hände vor ihrem Mund zum Trichter und brüllt wieder: „Witold! Witold! Witold!“

      Er muss gehen. Vorsichtig und lautlos tritt er in die Werkstatt.

      Ja, er sieht nur die bleiche Rosa gekrümmt über ihrer Arbeit; die Webstühle der drei polnischen Weber stehen verlassen.

      „Rosa! Wo sind die anderen?“ ruft er.

      Das Mädchen hört ihn nicht. Dafür taucht ein Kopf hinter dem Regal auf, in dem das Garn liegt. Es ist der Hendryk Wielopolski, der jüngste der polnischen Weber.

      „Hier sind wir!“ ruft der Hendryk.

      Alle drei sitzen um einen umgestülpten Eimer auf dem Boden und würfeln. Ignacy, der älteste von ihnen und meistens ihr Wortführer, ein Mensch mit einem genarbten und finsteren Gesicht, rückt zur Seite und sagt auf Polnisch: „Komm, du Großschnauze, und spiel einmal mit!“

      „Ihr habt zu arbeiten!“ brüllt der Witold ihn an. „Macht, dass ihr an eure Plätze kommt!“

      „Spielst dich auf, als wärst du der Herr“, sagt der Ignacy.

      Adam, der dritte von ihnen, lacht auch jetzt wieder sein meckerndes, ziegenhaftes Lachen mit hängender Unterlippe, das an ein hochnäsiges Tier denken lässt. Adam scheint zu spüren, dass es böse ausgehen könnte, und so versucht er zu beschwichtigen und die Angelegenheit zu verharmlosen, und wenn er dazu sein meckerndes Lachen hören lässt, wird der Witold die Sache nicht so ernst nehmen.

      Adam sagt: „Ein kleines Spielchen nur. Vergiss es! Wir werden die Zeit herausarbeiten, Witold!“

      „Was? Herausarbeiten?“ schreit der Ignacy. „Willst du vor dem Schleimlecker auf dem Bauch kriechen? Was ist der schon? Hier ist der Bengel ein nichts! Eben ein Bengel. Für sein Alter hat der eine viel zu große Fresse, die ich ihm gerne einmal stopfen möchte. Ich hab es schon lange satt, mir ständig das Gewäsch von diesem Rotzlöffel anzuhören!“

      Ignacy ist aufgestanden; drohend steht er vor dem Witold, drohend krempelt er seine Hemdsärmel höher; seine Narben im Gesicht sind noch röter geworden.

      „Willst du uns damit zur Arbeit zwingen?“ fragt er mit einem Blick auf Witolds Hammer. „Pass nur auf, dass wir dir damit nicht deinen Schädel einschlagen, du ... Du bist nicht mehr als wir auch: ein Polacke bist du, wie wir alle. Jawohl! Für die sind wir ohne Ausnahme nur Polacken! Wanzen. Wir sind nur so lange gut für sie, wie sie uns brauchen, dann ...“ Mit seiner Fußspitze vollführt er eine Drehung auf dem Lehmboden. „Aus! Weg damit!“

      Der Hendryk meldet sich: „Wartest wohl darauf, dass die Fräuleins erwachsen werden, um dich hier in ein gepolstertes Nest setzen zu können, was? Spielst nur darum den Hund für den Alten!“

      „Seid vernünftig, Männer. Kommt!“ mahnt der Adam. Er geht ohne sich um die anderen zu kümmern an seinen Webstuhl.

      „Ach du Rindvieh!“ schreit der Ignacy hinter ihm her. „Fürchtest dich vor dem Hammer, den der Dämlack mit sich herumschleppt? Wenn ich Pause mache, dann mache ich Pause! Und was ich in meiner Pause treibe,

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