Severin. Myron Bünnagel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Severin - Myron Bünnagel страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Severin - Myron Bünnagel

Скачать книгу

      Jacob biss die Zähne zusammen, spürte Blut im Mund. Seine tauben Finger tasteten über den nassen Boden. Etwas berührte ihn an der Schulter. Undeutliche Worte. Er kämpfte sich in die Höhe, jemand stützte ihn, bewahrte ihn davor, zurück in die kochende Dunkelheit zu driften. Er sog gierig die Luft in seine gepeinigten Lungen. Nadelstichluft. Die Welt wurde deutlicher, schälte sich aus der Verschwommenheit, ihre Ränder nun klarer. Eine Straße, über die sich Fahrzeuge schoben. Die Fahrer hinter den Scheiben nur vage Eindrücke, Flecken in den sicheren Schatten. Hochhäuser, deren Spitzen begierig waren, die Wolkenschicht zu durchstoßen. Die Ampeln und Neonlichterblinkten in ihrem eigenen Herzschlag. Menschen auf dem Bürgersteig, hinter den Schaufenstern, als träger Strom in den U-Bahnschlund.

      Jacob richtete sich auf. Der Schmerz war allgegenwärtig, hallte in seinem Rücken, rief in seinen Beinen, schrie in seiner Brust. Aber … er lebte. Seine Hand stützte sich auf die Schulter des Alten. Graue Haare und müde, gütige Augen unter einem blauen Hut. Ein graubrauner Mantel um den ausgemergelten Körper. Er spürte den billigen Stoff unter seiner kribbelnden Haut. Das verbrauchte Gesicht war ganz nah, der Mund mit der zerkauten Unterlippe formte Worte, die Severin nicht verstand. Seine Aufmerksamkeit galt einem schrillen Ton, der über dam Toben in seinem Kopf zu hören war. Ein einschneidender Klang, der beharrlich heranwuchs, näher und näher kam. Seine Finger krallten sich in die Schulter des alten Mannes. „Was ist das?“ Näher. Verbunden mit tiefer Furcht, die in ihm empor kroch. „Was?“ Er schüttelte den Greis so heftig, dass ihm der Hut auf dem knochigen Schädel verrutschte.

      „Bleiben Sie ruhig, gleich kommt Hilfe.“

      „Was ist das?“ Der Lärm wurde lauter, schien nun alles um ihn herum auszufüllen, all die Geräusche um ihn herum auszulöschen. „Was?“

      Der Mann legte unsicher den Kopf schief, sah sich um. „Was meinen Sie?“

      „Der Lärm! Gott, dieser Lärm!“ Jacob presste sich die freie Hand auf das Ohr.

      „Aber … beruhigen Sie sich doch, es sind nur die Sirenen.“

      „Sirenen?“ Severin spürte, wie die Kraft aus seinem Körper zu entfliehen drohte.

      „Ja doch. Die sind gleich da, um Ihnen zu helfen.“

      Jacob grub seine Finger in das verbrauchte Fleisch. „Nein!“

      In den Augen des Alten löste Angst die Güte auf: „Bitte …“

      Das Heulen schnitt wie ein Messer in Severins pochenden Kopf. „Nein!“ Ein beklemmendes Gefühl packte ihn, legte sich wie ein Ring um seinen Hals.

      Passanten blieben stehen, misstrauische, feindselige Mienen. Die Sirenen waren nun ganz nah, die Glasfassaden fingen ihr zuckendes Licht ein, warfen es in die Pfützen.

      Jacob sah sich hektisch um, Panik flutete in seinen zerschundenen Körper. „Nein!“ Seine Stimme ein raues Keuchen. Jemand trat von hinten an ihn heran, er sah den Schatten aus den Augenwinkeln, spürte die unmittelbare Nähe. Hastigem zerrte er den Alten herum, stieß ihn hinter sich. Der Mann schrie, prallte er gegen die andere Gestalt. Jacob sah beide zu Boden gehen, dann begann er zu laufen. Die ersten Schritte noch zäh und langsam, als käme er kaum von der Stelle, die Beine leblos und weich. Seine Arme schoben die Passanten zur Seite, bahnten sich grob einen Weg durch die reglosen Leiber und starren, unbeteiligten Gesichter. „Lasst mich … durch!“ Er stieß eine junge Frau von sich, die ihm entgegentrat, ließ ihren Körper in einem Rauschen aus blondem Haar und blauem Kleid auf den Bürgersteig stürzen. Weiter. Jemand fasste nach ihm, aber Severin stieß einen Ellenbogen in den Angreifer. Seine Schultern verbreiterten die Gasse, drängten die Menschen zurück. Dann war er durch. Weniger Passanten, zufällig verteilt auf dem glitzernden Asphalt. Er schlug nun Haken, hastete schwer atmend an ihnen vorbei. Da war ein Murmeln und Rufen, ganz am Rande des Sirenengeheuls. Entsetzte, verängstige Blicke. Bleiche Frauengesichter mit geweiteten Augen. Unsicherheit, Ärger, Desinteresse. Er erreichte eine Seitenstraße, hielt inne, um sich hektisch umzusehen. Da, an ihrem Anfang, keine fünfzig Meter von ihm entfernt, bogen zwei Männer um die Ecke. Keine Uniformen, aber eine eindeutige Bestimmtheit in ihrem Gang. Sie sahen ihn, erkannten ihn. Einer wedelte mit dem Arm, deutete auf Jacob, dann fingen sie an zu laufen. Er schaute sich um, warf einen eiligen Blick zurück. Eine Menschentraube an der Stelle, an der der Alte lag. Und auch sie teilte sich, ließ einen weiteren Mann hindurch, dessen Hand an seinem Jackett zerrte, versuchte, darunter zu fassen.

      Severin erwachte aus seiner Erstarrung, bewegte sich nun wieder. Über die Straße, im Schein der roten Ampeln. Das Hupen eines Wagens. Mit einem Satz wich er dem bremsenden Fahrzeug aus. Die Geschäftsfassaden entlang, zwischen den Spaziergängern hindurch. Hinter sich Schreie, vor sich das schrille Heulen einer Sirene. Die unruhigen Lichter eines Streifenwagens, der mit quietschenden Reifen zum Halten kam. Jacob wartete nicht, bis die Männer ausgestiegen waren. Er rannte.

      Dunkelheit. Allgegenwärtige Schwärze, betäubend in ihrer Intensität. Ein Dahindriften, endlos, ewig, wie in den eisigen Schatten zwischen den Sternen. Hinaus in lichtlose Abgründe. Frei, friedlich. Aber dann: ein Ziehen, ein Klammern. Etwas riss aus dieser letzten, wohltuenden Reise, an deren Ende das Vergessen wartete. Zerrte davon fort, verwandelte die befreiende Endlosigkeit in einen quälenden, erstickenden Druck, raubte den Atem, presste ihn mit brutaler Kraft heraus. Jacob rang nach Luft, riss den Mund auf, noch ehe sich seine klebrigen Lider öffneten. Sog sterile Trockenheit in seine lichterloh brennenden Lungen, kämpfte in Panik gegen die Last auf seinem Brustkorb. Gleißende Lanzen schossen in seine Augen, explodierten in seinem Schädel. Stechende Helligkeit vertrieb den letzten Rest der Dunkelheit. Er krümmte sich, stieß einen erstickten Schrei aus, die Hand auf die Brust gepresst. Kalter Stoff unter seinen Fingern. Dann plötzlich war der Schmerz fort und er sank wieder zurück, schloss die Augen und kostete begierig den befreienden Atem.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA2sC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDx+iii goKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiig AooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKAC iiigAooo

Скачать книгу