Severin. Myron Bünnagel
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„Wir glauben etwas anderes: Sie haben Ihre ehemalige Verlobte in Ihre Wohnung eingeladen.“
„Nein, es war das Loft meiner Mutter.“
Kramers Entgegnung troff vor Sarkasmus: „Sie waren also ganz zufällig dort und unerwartet kam Ihre Verlobte vorbei, blieb zum Abendessen, sie haben miteinander geschlafen und sie spontan umgebracht. Danach schließlich noch die Leiche in Ihr eigenes Apartment geschleppt.“
„Nein, so war es nicht.“
„Oder Sie waren von Anfang an nur scharf darauf, sie zu vögeln. Haben ihr gesagt, dass sie sich mit ihr versöhnen wollten. Frauen stehen ja auf so etwas. Ein bisschen gutes Essen, etwas zu viel Wein und dann ab in die Kiste …“
Jacob schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich habe nicht …“ Das Bild kam immer näher.
„Nicht mit ihr geschlafen?“ Kramer wartete Jacobs Reaktion gar nicht erst ab. „Dann waren das wohl alte Spermaspuren von Ihnen, die wir da in der Toten gefunden haben?“
„Ich …“ Es war Angelicas Gesicht, das nun deutlich vor ihm stand. Der Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Ihr leicht geöffneter Mund, die sommersprossige Nase und ihre rehbraunen Augen, die einen Glanz in sich trugen, den er nur zu gut kannte. „Ich … wollte nicht … Die haben mich dazu gezwungen.“ Jacob spürte, dass weitere Erinnerungsfetzen aus der Dunkelheit aufstiegen. Eindrücke, die das Blut in seinen Ohren rauschen ließen. Sein Schwanz zuckte unruhig in seiner durchschwitzten Hose. „Die haben mich zu alledem gezwungen …“
„Jetzt erinnern Sie sich also doch, mit ihr geschlafen zu haben?“
Severins weit aufgerissene Augen tränten. Sein Atem ging schwer, rasselte in seiner pochenden Brust, aus der die Bilder emporstiegen. Angelica. Ihr Name rauschte in seinen Ohren, flutete durch seinen Schädel, erstickte alle anderen Gedanken. Er begann heftig zu zittern, spürte Ekel und hilflose Wut in sich aufsteigen. Ein zäher Brei, in den sich das Gift der Erregung schlich. Angelica. Ihr Name pulsierte durch seinen Körper. Das Glitzern brennender Lust in ihren Augen.
Hitze. Das Lichtermeer der Kerzen verbreitete träge, schweißtreibende Wärme. Sein Glanz blendend, verschwommen. Die Luft geschwängert von einem zähen, süßen Duft. Hinter den Flammen, die unzählig wie die Sterne am Nachthimmel wirkten, verlor sich das Schlafzimmer in unklaren Schatten. Und über allem ein durchdringender Takt, stetig, bestimmend. Severin hörte den Pulsschlag, seinen Pulsschlag. Er lag über allem, erstickte Worte und Laute, das Rauschen der Seide, die klatschenden Berührungen der Leiber, die im unwirklichen Flammenschein wie gegossene Bronze schimmerten. Er spürte, wie das Pulsieren ihn durchdrang, jeden Winkel in ihm ausfüllte, ihn erzittern ließ. Vorwärts trieb. Sein Blick sog sie in sich auf, heftete sich erst auf ihre Brüste, folgte den deutlichen Rundungen, bis sie sein Blickfeld ausfüllten, monströse Ausmaße erreichten. Seine Hände nahmen die Schweiß bedeckte Haut in Besitz, umfassten das weiche Fleisch. Begannen, die Spitzen zu kosen, anfangs zögernd, bald grob und unbeherrscht. Unter dem Jagen seines Pulses hörte er ihr Echo, ein hastiges Keuchen, voller Lust und sachtem Schmerz. Seine Augen ließen schließlich davon ab, wanderten weiter hinunter, strichen über die makellose Wölbung ihres Bauches. Beschrieben einen Bogen, um sich ihrem Geschlecht von unten herauf zu nähern. Die empfindsame Haut ihrer Schenkel entlang. Glatte, zyklopische Säulen, deren Endlosigkeit in feuchter, geschwollener Erwartung endete. Geöffnete Blütenblätter, deren benetzte Geheimnisse riefen. Jacobs Hände glitten über die seidene Haut, um sich im nächsten Moment in die empfindliche Oberfläche zu graben, ihre Beine auseinander zu treiben. Das unruhige, zuckende Geschlecht weiter zu offenbaren. Der Takt in seinem Kopf steigerte sich zu einem tosenden Hämmern. Er spürte, wie er seine Gedanken zerschlug und die bloße, lodernde Lust darunter befreite. Schweiß strömte über seinen Körper, brannte die Fragmente des bloßen Frauenleibes in seine Augen. Weit entfernt waren Laute – animalisch, urtümlich, die sich im rasenden Rhythmus verloren. Die Erregung steigerte sich, fand ihr Zentrum in seinem schmerzenden, steifen Schwanz, dessen Ausmaße zwischen seinen Beinen ebenso monströs schienen, wie ihre Brüste und Schenkel. Jacobs Finger fassten die samtweiche Haut fester, eine Ankündigung der hemmungslosen Begierde. Alles in ihm drängte vorwärts, einverleibt in die ertränkende Mischung aus betäubendem Duft, träger Hitze, Schweiß und Pulsschlag. Er gierte nach Erlösung, danach, das Pochen zu überdauern, es endlich zur Kapitulation zu zwingen, den drängenden Schmerz in wilden Stößen herausströmen zu lassen. Bald waren da nur noch unzusammenhängende Bilder, denen er sich ergab, die im Takt des Hämmerns in seinen Gedanken aufblitzten. Jeder Eindruck ein stechender, kaum zu ertragender Hieb. Ihre Brüste, glatt und glänzend und groß, schließlich zusammengepresst, grob umgeformt durch seine unwirschen Finger. Jede Berührung hinterließ blassrote, leuchtende Abdrücke. Dazwischen die Hitze, ein zähes, stickiges Meer aus Ausdünstung, Kerzen und klebriger Süße. Ströme von Tränen und Schweiß auf seinem fiebrigen Leib. Dann, endlich, der Anfang der Erlösung. Sein zuckendes, bersten wollendes Glied an ihren geschwollenen Lippen. Ihre läufige, feuchte, umschlingende Wärme, nachgiebig, pulsierend. Jedes Drängen schmerzlich erlösend, ein sich steigerndes Stoßen, Fleisch gegen Fleisch. Sein unkontrollierter Körper, entseelt. Alle Mühe konzentriert auf jenen letzten Moment, jenes sprudelnde, erlösende Ausatmen. Seine Essenz kanalisiert in weiße Ströme, die aus seinem tiefsten Inneren hervorbrachen. Begleitet von Keuchen und Stöhnen und einem erschütternden Schrei. Unter ihm ihr Leib, puppenhaft, willenlos, hingegeben. Bebend unter jedem Stoß, verletzlich unter der heftigen Wucht, die geröteten Brüste ein einziges Wogen, die Rehaugen aufgerissen, strahlend bis auf den Grund des Universums. Ihre Lippen, rot wie der Geschmack in seinem Mund, als er sich endgültig in sie trieb, all seine Kraft in sie stieß. Geöffnet zu einem tonlosen Schrei, feucht und dunkel, voller Mysterien. Während die Flut aus ihm herausbrach, den Schmerz in klebriger Gischt fort katapultierte. Ihre Lippen, nah und glänzend und so rot.
ROT
ROT
ROT
„Kommen Sie, Severin. Es ist vorbei, endgültig.“ Kramers Stimme trieb das willkürliche Muster der Linoleumplatten auseinander. Die Formen in der Maserung entglitten ihm, zogen sich zurück, wie ein unwiederbringlich verlorenes Geheimnis. Jacob schloss für einen Moment die Augen, um die krampfhafte Trockenheit daraus zu vertreiben. Eine kräftige Hand zerrte an seiner Schulter, schüttelte ihn unsanft. „Los, Mann! Ihre Zelle wartet schon.“ Die Finger gruben sich in sein Jackett, rissen ihn in die Höhe. Er warf einen erneuten Blick auf das unruhige Muster, aber die Linien blieben am Rande seiner Wahrnehmung, unscharf, ungreifbar. Die durchschwitzte Kleidung klebte an seinem Körper, rieb bei jeder Bewegung schmerzhaft über seine Haut. Er kam auf die Beine, unsicher, das karge Zimmer schwankte. Ohne den Kopf zu heben, wandte er sich um. Kramers große, zerkratzte Schuhe tauchten neben ihm auf, jeder seiner Schritte begleitet vom leisen Protest des Expanders. „Na, los!“ Ein harter Stoß ließ ihn vorwärts taumeln. Ein mühsames Fortkommen, als lägen Eisengewichte um seine Knöchel. Der Stahl um seine Handgelenke schimmerte im kalten Licht des Tages, das durch die geöffnete Tür hereinfiel.
Feldberg ging vorneweg, seine teuren Halbschuhe blank poliert. Er wandte sich nicht um, sprach mehr zu sich selbst, aber laut genug, dass Jacob es hören konnte: „Hypnose, Magier – was für ein Schwachsinn.“
Sie traten aus dem stickigen Büro in einen langen Flur. Grauer Steinboden, weiße Wände,