Severin. Myron Bünnagel

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Severin - Myron Bünnagel

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seine Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Seine geröteten Augen starrten den Mann ihm gegenüber an, dessen Miene milden Unglauben ausdrückte. „Ich weiß auch, dass man nicht einfach so hypnotisiert werden kann. Aber … vielleicht hing es mit diesem Parfüm oder was es war zusammen.“

      „Was für ein Parfüm denn schon wieder?“, fragte Kramer genervt. „Davon haben Sie uns noch gar nichts erzählt. Es wird ja immer schöner.“ Der Expander quietschte entrüstet.

      „Daran habe ich mich vorher nicht erinnert.“ Severin richtete sich auf. „Da war ein Duft, sehr intensiv. Anfangs hielt ich ihn für ein Parfüm, aber jetzt bin ich mir sicher, dass es keins war. Es war auch vorher überhaupt noch nicht da. Erst als er mit seinen Tricks anfing.“

      „Das ist doch der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Warum buchten wir den Kerl nicht wieder ein?“, schnaubte der Beamte.

      „Hören Sie, Kramer, ich weiß, dass es verrückt klingt. Aber Sie kennen doch die Geschichten über Sexuallockstoffe und so. Vielleicht hatten die Kerle ja so etwas. Etwas, das so ähnlich wirkt. Und zusammen mit seiner Stimme und dem Glitzern seines Rings …“

      „… hat man Sie hypnotisiert und zum Mord an Ihrer ehemaligen Verlobten gezwungen.“ Feldberg lachte laut auf. „Aber vorher wollten die noch, dass Sie mit ihr schlafen. Oder konnten Sie wegen des Lockstoffs nicht an sich halten?“

      Jacob schluckte schwer, seine Kehle war wie ausgetrocknet. „Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte phantastisch klingt, aber ich weiß, dass ich nicht falsch liege. Hypnose … damit können die auch Erinnerungen löschen, oder nicht? Darum habe ich diese Lücken.“

      „Mumpitz! Ich sage Ihnen, warum Sie diese Lücken haben: Weil Sie zu feige sind, sich zu erinnern.“

      „Nein, ich kann es nicht! Der ganze Abend ist so … so wenig greifbar. Ich kann kein klares Bild fassen. Ich kann mich nicht erinnern!“ Er hob die Hände, um sich über das schweißnasse Gesicht zu fahren, bemerkte die Handschellen und ließ entsetzt die Arme sinken.

      Feldbergs leise, schneidende Worte in seinem Rücken: „Sie sind nur ein mieser kleiner Mörder, nichts weiter. Und wir kriegen Sie dafür am Arsch.“

      „Nein! Nein!“ Severin schüttelte heftig den Kopf. „Ich war es nicht! Glauben Sie, ich würde dann eine solche Geschichte erzählen? Die … die benutzen mich als Sündenbock!“

      „Es gibt keine sie. Außer Ihnen und der Toten war niemand in der Wohnung.“

      „Waren sie doch! Zwei Männer. Der Zauberer und noch ein anderer - ich glaube, er war Franzose. Er hatte einen französischen Namen.“ Jacobs Stimme zitterte.

      „Wir haben sämtliche Varietes abgeklappert, nirgends ein Hinweis auf einen solchen Mann.“

      „Vielleicht tritt er nicht auf. Oder er war nicht von hier.“

      Kramer winkte ab. „Auch einschlägige Agenturen haben nichts ausgespuckt. Es gibt keinen, auf den Ihre Beschreibung passt.“

      „Es muss ihn geben! Sie müssen intensiver nach ihm suchen.“ Seine Finger gruben sich krampfhaft ineinander.

      „Wir werden nichts dergleichen tun.“ Dem Satz des Staatsanwaltes folgte ein beklemmendes Schweigen.

      Jacob sackte ein Stück weit in sich zusammen. „Sie … glauben mir nicht.“

      „Nein.“ Seine Hände trommelten leise auf die Kante der Tischplatte. „Und ich werde Ihnen sagen, warum, Severin. Da war niemand außer Ihnen und Ihrem Mordopfer.“

      „Ich habe Angelica nicht …“, begehrte er auf, aber der andere schnitt ihm das Wort ab. „Halten Sie den Mund. Ich habe mir Ihre Geschichte angehört, weil Ihre Familie nicht unbedeutend in dieser Stadt ist. Ich habe erlaubt, dass Kramer und Feldberg nach Ihrem Hirngespinst suchen. Aber jetzt genügt es. Ich kann Ihnen nicht mehr helfen. Und ich will es auch nicht. Sie sind erledigt, Severin.“

      „Ich … bin …“

      „… erledigt“, ergänzte der Beamte und drückte vergnügt seinen Expander.

      „Nein. Nein! Die waren da, ganz bestimmt.“ Angst kroch aus ihm hervor, griff nach seiner Stimme und riss tiefe Wunden hinein. Schweiß lief ihm in Bahnen das Gesicht hinab, klebte seine Hose an der Sitzfläche des Stuhles fest. „Sie müssen mir glauben! Die wollen mich fertig machen. Die haben Angelica das angetan.“ Jacob zerrte an den unerbittlichen Stahlbändern an seinen Handgelenken.

      „Es gibt keine die. Nur Sie und die Tote.“

      „Meine Mutter! Meine Mutter kann bezeugen, dass sie da waren. Um Gottes Willen, fragen Sie sie!“ Severin sah sich gehetzt um, Tränen standen in seinen Augen, verschleierten das kleine Büro und die drei Männer, die ihn voller Abscheu musterten.

      „Ihre Mutter, Severin, ist auf Weltreise.“

      „Auf … Weltreise? Aber … Deshalb ist sie nicht hier.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. Sie hatte ihm nichts davon gesagt. Gar nichts. „Aber Sie können sie doch erreichen. Anrufen oder kabeln. Sie wird Ihnen alles sagen!“

      „Sie ist bereits seit drei Wochen auf Weltreise.“

      „Was?!?“ Severin sprang auf, krümmte sich aber gleich darauf wieder zusammen und fiel auf seinen Stuhl zurück, als hätte ihn ein unsichtbarer Hieb in den Magen getroffen. „Was erzählen Sie da für einen Unsinn, Mann?“, presste er heraus.

      Kramer verzog verwundert das Gesicht, aber in seinen Augen glitzerte es gefährlich. „Was erzählen Sie da für einen Unsinn, ist wohl die Frage.“

      Jacobs Wangen brannten wie Feuer. „Das … das kann nicht sein. Ich … sie war da an diesem Abend! Sie war da!“

      Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf. „Sie war weder vor zwei Tagen, noch vor vier oder sechs Tagen hier.“

      „Aber …“ Er starrte in ungläubigem Entsetzen den Mann hinter dem Schreibtisch an.

      „Ihre ohnehin schon bescheuerte Geschichte geht damit endgültig den Bach runter. Schade für Sie.“ Feldberg bemühte sich nicht, sein Vergnügen zu verbergen.

      „Nein! Ich könnte Angelica niemals etwas antun. Wir … Ich liebe sie noch immer, verstehen Sie? Ich war nur verbittert, weil wir uns getrennt haben.“ Jacob bekam kaum Luft. Der unnachgiebige Stahl der Handfesseln hatte sich wie ein brennendkalter Ring um sein Herz gezogen.

      „Ich sage Ihnen was, Severin: Sie haben sie gehasst. Nicht nur, dass Sie unerträglich eifersüchtig waren, Sie haben auch mit Morddrohungen um sich geworfen, als die Beziehung in die Brüche ging.“

      „Sie hat mich betrogen, Kramer!“

      „Deshalb bedroht man noch lange niemanden mit dem Tod.“

      „Wer hat …“

      Der Beamte winkte ab: „Wir haben so unsere Quellen.“

      Jacob sah bestürzt auf den Linoleumboden zwischen seinen Füßen. Die Maserung darin schmerzte in seinen vertränten Augen. Ein Bild stieg in ihm auf, floss langsam aus der Verschwommenheit zusammen. Er riss die Lider weit auf,

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