Schatten und Licht. Gerhard Kunit

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Schatten und Licht - Gerhard Kunit страница 43

Автор:
Серия:
Издательство:
Schatten und Licht - Gerhard Kunit

Скачать книгу

die sie nicht mehr mit Magie füllen konnte, bis sie jemand beiseite zog und ins Gras bettete. „Verweis von der Akademie! Ausschluss aus der Gilde!“, keifte die Südfahrer durch den Tumult.

      „RUHE!“ Die kräftige Stimme des Schulleiters beendete die Debatte. „Wertes Kollegium, wir haben gesehen, was einen Bethaner Absolventen ausmacht. Disziplinierte Magieanwendung im Sinne der Aufgabe bis zur Erschöpfung der magischen Energien und darüber hinaus.“

      Sylva fühlte eine Flasche an ihrem Mund.

      „Ausdauernder, aufopferungsvoller Kampf gegen einen überlegenen Gegner.“

      Sie schluckte den wärmenden Trank und spürte augenblicklich seine heilende Wirkung. Ihr Kopf wurde klarer.

      „Einhaltung der Regeln des Kampfes, so lange es ihr möglich war. Und die Verletzung dieser Regeln, als es der Schutz eines Unschuldigen erforderte und kein anderes Mittel mehr zu Gebot stand. Wer möchte der frischgebackenen Magistra zu ihrer mit Auszeichnung bestandenen Abschlussprüfung gratulieren?“

      Magistra Südfahrer sog scharf die Luft ein. Dann stand Magister Reimer vor Sylva und zog sie auf ihre noch wackeligen Beine. Fassungslos starrte sie auf die riesige Beule an seiner Stirn. „Ich bin so stolz auf Dich, Mädchen“, strahlte er und zog sie in seine Arme. „Der Blitz war mutig. Du konntest nicht wissen, ob Du meinen Geist bezwingen kannst. Du hast damit nicht nur Lothran gerettet, sondern auch einen aussichtlosen Kampf für Dich entschieden.“

       * * *

      Die Magierin saß aufrecht im Sattel ihres schwarzen Hengstes. Beinahe hätte die junge Frau in der weißen Robe stolz und eindrucksvoll gewirkt, doch der müde Blick von Ross und Reiterin trübte das Bild. Hier, in den Ausläufern des baelischen Kammes, war die Landschaft lieblich und freundlich. Unter ihnen lag ein herrlich schönes Tal und an den tiefer gelegenen Nordhängen durchbrachen Weinberge und von saftige Wiesen den Mischwald.

      „Sylva?“ Torins Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Wir müssen weiter.“

      Obwohl Rhodenas Krönung und ihre Abschlussprüfung keine drei Monde zurücklagen, schienen die Erinnerungen daran in ein anderes, früheres Leben zu gehören. Die abgekämpften Reiter, deren müde Tiere sich widerwillig über den Anstieg quälten, verdeutlichten Sylva, dass die Jahre des Friedens vorbei waren. Als die Reihe der berittenen Schützen vorübergezogen war, trieben die Beiden ihre Pferde an um aufzuschließen.

      Sylva sollte erste Kampferfahrungen machen und hatte sich gefreut, als sie dem Kommando ihres Freundes zugeteilt worden war, aber der Einsatz entwickelte sich zu einem Desaster. Militärisch betrachtet war ihr Trupp von etwa dreißig Kundschaftern unbedeutend und ihr Auftrag, feindliche Bewegungen südöstlich der Stadt Chur aufzuklären, hatte schon lange seine Bedeutung verloren.

      Eine mehrfache Übermacht drängte sie nach Süden ab und die Reiter aus Sirnan verfolgten sie jetzt seit sechs Tagen. Obwohl Torins Leute jeden Trick anwandten, der ihnen in den Sinn kam, ließ sich der hartnäckige Gegner nicht abschütteln. Wie es aussah, mussten sie noch tiefer in das unwegsamer werdende Hügelland zurückfallen.

      „Das ergibt keinen Sinn“, fluchte Torin. „Wieso jagen die hinter uns paar Figuren drei ganze Abteilungen her?“

      Sylva zuckte mit den Achseln. Sie wusste keine Antwort.

      „Haben die sicher einen Magier dabei?“ bohrte der junge Leutnant nach.

      „Zumindest einen“, erwiderte die Magierin. „Deshalb können wir sie auch nicht abschütteln.“

      Sie sah nach Süden. Über dem Gebirge ballten sich Gewitterwolken zusammen, die einen beeindruckenden Kontrast zu den lichtdurchfluteten Hängen und der stechenden Sonne darstellten. Die Nähe der baelischen Grenze bereitete ihnen jedoch größere Sorgen als das Wetter. Sie würde dem Zurückweichen ein jähes Ende bereiten.

      „Schau nicht nach oben“, sagte Sylva.

      „Was gibt’s?“, erkundigte sich Torin.

      „Die Krähe ist wieder da.“

      „Wieso interessiert Dich die?“ wollte Torin wissen. „Die habe ich in den letzten Tagen immer wieder einmal gesehen.“

      „Genau“, erwiderte Sylva. „Ich glaube, das Vieh ist der Grund, warum uns die Verfolger immer wieder aufspüren.“

      Sie setzten sich an die Spitze des kleinen Zuges. „Im nächsten Wäldchen zieht einer Deiner Reiter meinen Umhang über. Nimm meine Kleider und pass auf meinen Stab auf.“

      „Was hast Du vor?“

      Die Magierin blieb die Antwort schuldig und konzentrierte sich. Die Krähe gehörte vermutlich einem der Zauberkundigen im Trupp der Verfolger. Lieber hätte sie sich dem Magier selbst gestellt, aber das war nicht möglich, ohne sich gleichzeitig mit den Soldaten einzulassen, und die Vermutung, es könnte sich um mehrere Magiebegabte handeln, verbesserte ihre Chancen nicht. So unerfahren wie ich können die feindlichen Zauberer gar nicht sein, gestand sie sich widerwillig ein.

       * * *

      Tierverwandlungen faszinierten Sylva von Anfang an. Der Spruch gehörte nicht zum Kern ihrer Ausbildung, aber sie sollten die Thesis kennenlernen. Alle waren überrascht, als sie sich auf Anhieb in einen Kaiseradler mit pechschwarzem Gefieder und weißen Flügelspitzen verwandelte. Intuitiv hatte sie jenes Tier ausgesucht, mit dem ihre Seele in Verbindung stand, was derartige Verwandlungen begünstigte. Den Zauber zu kennen hieß aber nicht, auch den Körper des Tieres zu beherrschen. Besonders bei Vogelgestalten kam es zu Unfällen durch mangelnde Koordination oder Erfahrung und Sylva meisterte gerade einmal den normalen Flug, aber eine bessere Gelegenheit würde sie nicht bekommen.

       * * *

      Als sie die Bäume erreichten, stieg die Magierin ab und gab Torin ihren Stab. Einer der Reiter, Larn, legte ihren Mantel um. Als er seinen Helm abnahm, ergoss sich wallendes schwarzes Haar über seine Schultern.

      „Eine fast perfekte Täuschung, aber der Bart stört“, grinste Torin. Er stutzte. „Blick nach vorn!“ brüllte er, als er sah, dass sich Sylva entkleidete.

      „Ich weiß nicht, was Du vor hast, aber sei vorsichtig.“ Verlegen nahm er die Kleider der nackten Magierin entgegen. So sehr er diesen Anblick unter anderen Umständen herbeigesehnt hätte, so schwer lastete jetzt der Druck auf seiner Brust. Sie setzte sich einer unkalkulierbaren Gefahr aus, bei der er ihr nicht beistehen konnte.

       * * *

      Sylva sah den Reitern nach, kauerte sich zusammen und konzentrierte sich auf die wesentlichen Elemente des Zaubers. Wirkungsdauer abschätzen, die kann nachträglich nicht verlängert werden.

      Ihr Körper wurde leichter. Keine Spielchen. Der Gegner ist wendiger und kann besser fliegen.

      Ihre Beine verkrüppelten zu starken, krallenbewehrten Fängen. Mein Vorteil liegt in der Kraft und im höheren Gewicht.

      Es zog in ihren Armen, während sie sich unnatürlich verbogen und verrenkten. Wenn ich sie habe, darf ich nicht mehr loslassen.

      Schwarze Federn entsprossen ihrer Haut. Ihre Nase wurde lang und krümmte sich. Die Landschaft erstrahlte in ungewohnter Schärfe.

      Sie

Скачать книгу