Schatten und Licht. Gerhard Kunit

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Schatten und Licht - Gerhard Kunit

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rief ein junger Soldat über die halbe Lichtung. Er stürzte aufgeregt herbei. „Leutnant!“

      Alle sahen auf. In den Gesichtern spiegelte sich jähe Besorgnis. Torin unterdrückte den Impuls aufzuspringen und erhob sich so gelassen, wie er konnte. „Meldung, Soldat!“ Er hasste den förmlichen Befehlston, aber in ihrer angespannten Lage musste er die Disziplin wahren.

      Der Mann nahm Haltung an. „Leutnant, ich bitte um Erlaubnis zu sprechen.“

      Torin heftete seinen Blick auf die linke Schulter des Spähers, wo Bogen und Köcher sein sollten. „Was gibt’s?“

      „Es ist mir gerade eingefallen. Ich kenne die Gegend.“

      Als Torin ihm ermutigend zunickte, sprudelte es aus ihm heraus: „Ich war vor zwei Jahren bei meinem Onkel in Jakom. Das ist ein kleines Dörfchen in den Vorbergen, einen Tagesmarsch westlich von hier. Wir haben ausgedehnte Jagdausflüge unternommen. Einmal sind wir hier vorbei gekommen.“

      „Und?“ Der Leutnant wurde hellhörig.

      „Weiter oben, eine gute Stunde von hier, zweigt ein Waldpfad ab, nicht mehr als ein Tierwechsel. Er führt in ein Nachbartal.“

      „Pferde?“

      „Wir waren zu Fuß. Ich kann mich nicht an jede Passage erinnern, aber wenn wir sie führen, müsste es gehen.“

      „Danke, das sind gute Neuigkeiten. Du hast uns sehr geholfen.“ Torin nickte dem Mann wohlwollend zu. „Fertigmachen! Wir brechen auf!“

      Während er Sylva auf die Beine half, hallte der durchdringende Ton des Signalhorns durch das Tal. Verdammt, das ist nah, schoss es ihm durch den Kopf. Die Männer liefen durcheinander. Einige suchten ihre Pferde, andere griffen zu den Waffen, und ihre Unruhe steckte die Tiere an. Obwohl Torin keine Ahnung hatte, was los war, musste er Befehle erteilen, um der aufkommende Panik Herr zu werden. „Gruppe drei: Schützenreihe, zehn Schritt vor dem nördlichen Zugang. Gruppe eins und zwei auf die Pferde!“

      Seine Anweisungen wurden ohne Verzögerung umgesetzt, doch es gab den ersten Verletzten, als ein Soldat unter die Hufe seines steigenden Tieres geriet.

      Torin hörte den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes. Dann jagte Larn um die Wegbiegung. Er lag tief über dem Hals seines Tieres und trieb es zur äußersten Eile an. Einer der Schützen ließ den Pfeil von der Sehne schnellen, der glücklicherweise verfehlte.

      Dann war Larn heran. Ein Pfeil steckte in der Kruppe seines Tieres. Weitere Reiter stürmten um die Biegung, nicht mehr als ein Dutzend, aber sie erwischten Torin auf dem falschen Fuß. Sie senkten die Lanzen und griffen an.

      „Pfeile los“, brüllte er, doch die überhastete Salve lag zu hoch, und kaum eines der Geschosse fand sein Ziel. Die Schützen hatten keine Zeit für einen zweiten Schuss und waren in unmittelbarer Gefahr.

      „Eins Unterstützungsfeuer, zwei Gegenangriff!“

      Einzelne Pfeile zischten den feindlichen Reitern entgegen. Der Leutnant riss sein Schwert aus der Scheide, doch sein Trupp formierte sich zu spät. Nichts was er noch tat, konnte die Abgesessenen davor bewahren, niedergeritten zu werden. Zwei oder drei versuchten Pfeile einzulegen, einige wandten sich zur sinnlosen Flucht und andere zogen ihre Schwerter, die ihnen gegen die anstürmenden Lanzenreiter nichts nützten.

      „Übertölpelt wie ein Rekrut!“, fluchte Torin und trieb sein Pferd den Anstürmenden entgegen. Die Angreifer waren in der Unterzahl und mussten letztlich unterliegen, aber zuvor würde seine Truppe unnötige Verluste erleiden, weil er versagt hatte.

      „FEUERBALL!“, hörte er Sylvas Stimme, so laut und schrill, wie er sie noch nie vernommen hatte. Eine fremde Macht berührte ihn, als etwas Heißes an seiner Wange vorbeischoss. Keine fünf Schritt vor seiner Schützenlinie explodierte ein Feuerball und verwandelte den Zugang zur Lichtung in ein Inferno, in dem der Angriff der Reiter zusammenbrach. Schmerzensschreie und panisches Wiehern drangen aus den Flammen und kündeten von Untergang und Tod.

       * * *

      Das magische Feuer erlosch so plötzlich, wie es gekommen war und hinterließ eine Stätte der totalen Verwüstung. Zwei von Torins Männern waren zu nahe gewesen. Teile ihrer Uniformen brannten, aber ihre Kameraden erstickten die Flammen.

      Nur zwei der Angreifer hatten ihre Tiere zügeln können und suchten ihr Heil in der Flucht. Pfeile zischten hinter ihnen her, doch der Leutnant ließ den Beschuss einstellen. „Schwerverletzte? Sofortige Versorgung?“

      Die Männer verneinten.

      „Abrücken!“ befahl Torin mit belegter Stimme.

      Sylva hielt eine Hand gegen die Brust gepresst. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und in ihren Augen standen Tränen.

      „Bist Du verletzt?“, fragte er besorgt. „Nein“, wehrte sie ab. „Es ist nur der magische Rückschlag. Aber wir müssen den Verwundeten helfen.“

      „Wir müssen weg und zwar sofort.“

      „Einige leben noch“, beharrte Sylva. „Sie brauchen Hilfe.“

      Besorgt sah er zu der Biegung, an der jederzeit neue Feinde auftauchen konnten. Er sah die Gefahr, aber er kannte seine Freundin. Sie würde nicht nachgeben.

      „Ich bleib hier und pass auf die Lady auf.“ Der Rammbock trat an Sylvas Seite und zwei weitere Schützen folgten seinem Beispiel.

      „Tut, was Ihr nicht lassen könnt!“, bellte Torin. „Beeilt Euch. Bei der Abzweigung wartet ein Mann auf Euch, aber nicht länger als eine halbe Stunde.“ Er setzte sich an die Spitze und verließ die Lichtung ohne sich umzusehen.

       * * *

      Torin kochte vor Wut. Er ärgerte sich über sein Versagen, das beinahe zur Katastrophe geführt hätte. Larn hatte sie zu spät gewarnt und Sylva brachte durch ihren Starrsinn nicht nur sich in Gefahr, sondern auch die Männer, die bei ihr waren. Die sture, hartnäckige Ausdauer der Verfolger, erinnerte eher an ein ausgehungertes Wolfsrudel, als an eine militärische Aktion, doch am meisten ärgerte ihn, dass er die Magierin angeschnauzt hatte, anstatt ihr seine Liebe zu gestehen. Wenn sie wüsste, wie sehr er sich um ihre Sicherheit sorgte. Wie er sich nach ihr verzehrte, wenn er den Nachthimmel betrachtete und ihren Atemzügen lauschte, während sie schlief.

      Aber soweit durfte es nicht kommen. Der Standesunterschied war zu groß. Sobald er diese Grenze überschritt, musste sie in abweisen und dann verlöre er sie auch als Freundin. Es war besser, die törichten Gefühle im Zaum zu halten und in ihrer Nähe zu bleiben.

      „Larn!“ Torin zuckte zusammen, da seine Stimme ungewollt schroff klang. Er musste seine Laune in den Griff bekommen. Die Männer waren schon beunruhigt genug.

      Larn kämpfte sich an den Reitern vorbei und Torin wartete auf ihn. „Was ist passiert? Wieso hast Du nicht früher Alarm geblasen?“

      Der Mann schwieg und hielt sein Pferd an. Erst nachdem die Schützen vorüber waren und sie gut zwanzig Pferdelängen zurücklagen, setzte er sich wieder in Bewegung.

      „Die Straße war gut einsehbar. Als die Reiter um die Biegung kamen, hab’ ich ins Horn geblasen, nur war nix zu hören. Stille. Nicht einmal unseren eigenen Atem haben wir gehört. Gespenstisch war

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