Schatten und Licht. Gerhard Kunit

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Schatten und Licht - Gerhard Kunit

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sein Pferd. Das Biest ist aufgestiegen, hinten übergekippt und auf ihn draufgefallen. Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Die Pferde von denen waren auch komisch. Sind gelaufen, wie frisch ausgeruht, obwohl sie genauso kaputt ausgesehen haben wie unsere. Den Rest kennst Du. Wenn uns die Lady nicht rausgehauen hätte, wär’s bös ausgegangen.“

      Torin überdachte das Gehörte. „Kein Wort davon, außer zu Sylva. Sie hat schon vermutet, dass die Zauberin von heute Vormittag nicht die einzige Magiebegabte bei den Verfolgern war und wird mit Dir darüber reden wollen. Wenn Dich die Männer auf den verpatzten Alarm ansprechen, schickst Du sie zu mir.“

      Schweigend ritten sie nebeneinander her. Unter anderen Umständen hätte Torin die wilde Schönheit des Bergtales genossen, aber jetzt wirkten die hohen Nadelbäume beengend und feindselig. Da zerriss ein greller Blitz das Grau und der Donner rollte mehrfach durch das enge Tal. Schwere Tropfen fielen vom Himmel und hinterließen Flecken auf den staubigen Lederrüstungen.

      „Torin?“

      „Ja?“

      „Ich hol sie.“ Larn wendete sein erschöpftes Pferd und trieb es den eben erst erklommenen Anstieg hinunter. Nachdenklich sah ihm der Leutnant nach. Viel Glück, wünschte er im Stillen und meinte nicht nur den tapferen Reiter.

       * * *

      Der Junge fand die Abzweigung auf Anhieb, und der schmale Pfad war trotz des Wolkenbruchs auch für die Pferde gangbar. Waren sie bisher einem Tal gefolgt, das dem Hauptkamm und der baelischen Grenze zustrebte, bog dieser Weg entlang der Flanke eines mächtigen Granitstocks zurück nach Norden bis in das Nachbartal. Von dort, so hoffte Torin, könnte er die Truppe zurück in die Ebene führen.

      Einmal mehr versuchten die Kundschafter ihre Verfolger zu täuschen. Eine Gruppe folgte dem Hauptweg, hinterließ eine deutliche Spur und kehrte später um. Einen guten Fährtenleser hielt man damit bestenfalls auf, aber bei dem starken Regen könnte es auch klappen. Die Anderen saßen ab und begannen oberhalb des Pfades Bäume zu fällen. Torin schloss sich dieser Gruppe an. Die Axtschläge hallten weit durch das Tal, doch die vielfachen Echos erschwerten die Bestimmung ihres Ursprungs.

       * * *

      Der Regen hörte so rasch auf, wie er begonnen hatte, und von den Hängen stiegen Nebelschwaden auf. Dennoch sah Torin einige tieferliegende Abschnitte der Straße ein. Er wartete ungeduldig auf Sylva und ihre Begleiter, doch zunächst sah er weiter unten die Reihen der Verfolger. Er schätzte seinen Vorsprung auf anderthalb Stunden, war sich aber nicht sicher, ob diese Reiter tatsächlich die Spitze der feindlichen Kolonne bildeten.

      Im Licht der tiefstehenden Sonne, die schon unterhalb der dichten Wolkendecke stand, entdeckte er endlich den weißen Umhang der Magierin. Kurz darauf sah er auch Ern und die anderen. Nachdem der kleine Trupp aufgeschlossen hatte, brachten sie die angeschlagenen Bäume zu Fall. Die Stämme verkeilten sich in dem steilen Gelände zu einem ernstzunehmenden Hindernis.

      Noch einmal verlangten sie ihren Tieren das Letzte ab und schlossen noch in der Dämmerung zu den übrigen Männern auf.

       * * *

      Sie lagen in ihre Decken gehüllt auf nacktem Fels. Der war allemal besser, als feuchte Erde oder nasses Gras.

      „Sylva?“

      „Ja?“

      „Danke.“

      „Wofür?“

      „Du hast heute Vielen das Leben gerettet, vielleicht uns allen.“

      Fahles Mondlicht schimmerte durch die treibenden Wolken. Torin war besorgt, als sie schwieg. „Geht‘s Dir gut?“

      „Ja, warum?“

      „Die Schmerzen in Deiner Brust. Ist das was Ernstes?“

      „Nein. Ja. Das ist kompliziert.“ Sylvas Stimme war kaum noch hörbar.

      „Erzähl‘s mir“, bohrte er nach.

      „Wenn wir mit unserer Magie verletzen, gibt es einen Rückschlag. Besonders schlimm ist es, wenn wir töten. Heute waren es so viele.“

      Ihr Gesicht lag im Dunkeln. Torin wusste, dass sie weinte und unterdrückte das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen. „Das erste Mal?“

      „Nein.“ Sie zögerte. „Es war vor drei Monaten in Hesgard.“

      „Erzähl“, ermutigte er sie. „Das hilft.“

      „Es war am Abend vor der Krönung. Wir kamen im Haus eines Bethaners unter. Magister Reimer ging mit den Anderen zu den Feierlichkeiten, aber ich hatte ein interessantes Buch entdeckt und blieb im Haus. Am späten Abend hörte ich ein Geräusch aus dem Erdgeschoss und dachte, Reimer wäre zurück. Ich wollte ihn etwas zu einer Thesis fragen, ging hinunter und sah plötzlich eine unbekannte Frau. Als ich sie ansprechen wollte, lief sie weg.“ Sylva stockte.

      „Weiter“, drängte Torin. Es half darüber zu reden. Außerdem war seine Neugier geweckt.

      „Ich begriff, dass sie eine Einbrecherin war und sprach einen Kältezauber. Der verursacht oberflächliche Schmerzen und schränkt die Beweglichkeit des Gegners ein, ideal um jemand einzuschüchtern. Aber ich verwendete ihn zum ersten Mal im Ernstfall und Etwas ging daneben. Mein Zauber entriss mir fast die gesamte magische Energie und tötete die Frau auf der Stelle. Es war so sinnlos.“

      Torin hörte ihr Schluchzen und griff nach ihrer Hand. „Da konntest du doch nichts dafür“, wollte er sie beruhigen. „Was ist weiter passiert?“

      „Dann tauchte ein zweiter Einbrecher auf. Ich hatte nur mehr wenig Magie zur Verfügung und forderte ihn auf, sich zu ergeben, aber er hat mich nur angestarrt. Zu meinem Glück aktivierte ich die magische Rüstung. Dann spürte ich einen Schlag am Rücken, ein vergifteter Wurfdolch, wie sich später herausstellte. Ohne den Schutzzauber wäre ich jetzt tot.“

      Wieder stockte Sylva, fuhr aber doch fort.

      „Ich war in Panik. Ich wusste nicht, wie viele Gauner noch im Haus waren. Der Flammenschlag gegen den Schurken in meinem Rücken war nicht mehr als ein Reflex. Er hat meine letzten Reserven erschöpft, reichte aber aus, um ihn außer Gefecht zu setzen. Die Schurken flohen. Ich habe mich in den ersten Stock zurückgezogen und in der Bibliothek eingeschlossen. Die halbe Nacht hatte ich Angst, sie kämen zurück. Ich wäre ihnen schutzlos ausgeliefert gewesen. Erst als Reimer und die anderen kamen, war ich in Sicherheit.“

      Der Druck ihrer Hand verstärkte sich und Torin suchte nach Worten, doch als er endlich eine passende Formulierung gefunden hatte, ging ihr Atem ruhig und gleichmäßig. Ein wenig Trost hätte sie wohl erwarten dürfen, wenn sie ihrem Freund das Herz ausschüttet, schalt er sich.

       * * *

      Die Wolkenfetzen verzogen sich und der Mond tauchte den Lagerplatz in sanftes Licht. Der Posten war im Schatten der Bäume kaum zu erkennen. Torin setzte sich auf und ließ seinen Blick über die schlafenden Männer schweifen. Sylva wirkte in ihrer Decke schmal und zerbrechlich. Alles war friedlich, aber der Tod konnte jederzeit zuschlagen.

      „Torin?“

      Sie war also doch noch wach. „Ja?“

      „Danke.

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