Meier im Quadrat. Jörg Müller

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erinnern.“

      Harry gab Klara das Versprechen und fast im gleichen Moment verstarb Klara mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht. Die kleine Klara war zu diesem Zeitpunkt fast genau ein halbes Jahr alt.

      Harry bat seine Tante Amanda, die schon Adele großgezogen hatte, um Hilfe. Aber Amanda war auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht in der Lage, die Verantwortung für die kleine Klara zu übernehmen. Und so übernahm seine Schwester Adele in der ersten Zeit die Erziehung ihrer Nichte. Aber schon bald stellte sich heraus, dass Adele diese Aufgabe überforderte. Sie war vom Typ her genau das Gegenteil ihres Bruders. Das Ruhrgebiet war ihr zu bieder, die Leute, die hier lebten, zu primitiv. Sie wollte hinaus in die Welt der Schönen und Reichen, und dabei war ihr ihre Nichte nur im Weg. Harry zahlte Adele ihren Erbteil aus, und sie zog Richtung Tegernsee, wo sie das Glück hatte, schnell einen zwar sehr rustikalen aber auch sehr reichen einheimischen Gastronomen kennenzulernen, der einen Narren an ihr gefressen hatte. Der Altersunterschied von fast dreißig Jahren spielte für sie und ihren zukünftigen Ehemann keine entscheidende Rolle. Nachdem sie anfänglich aus taktischen Gründen zögerte, gab sie seinem Geld das „Ja-Wort“. Ihr Mann öffnete ihr alle Türen zur Münchener Schickeria und verwöhnte sie, wo er nur konnte.

      Harry kümmerte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten so gut es ging um seine kleine Tochter. Die Kleine hing sehr an ihm. Am 22. Dezember machte sich Harry auf den Weg zu seinen Schwiegereltern nach Hamburg. Sie hatten ihre Tochter mit allen Konsequenzen verstoßen und deshalb weder bei der Geburt ihres Enkelkindes noch beim Tod ihrer Tochter irgendeine Reaktion gezeigt. Der Empfang in Hamburg war noch eisiger als der Dezemberwind. Da bekam Harry unerwartet Unterstützung von dem 85-jährigen Familienoberhaupt Conrad Kaufmann, dem Urgroßvater der kleinen Klara. Harry hatte ihn als Tyrannen übelster Sorte in Erinnerung. Gerade in dem Moment, als Harry die Tür geöffnet wurde, kam Conrad Kaufmann die Treppe herunter. Seine Neugier war sofort geweckt.

      „Was will dieser Nichtsnutz, der mir mein Lieblingsenkelkind weggenommen hat, hier in meinem Haus?“

      Harry blieb ganz ruhig. Ohne darauf einzugehen, betrat er das Haus und schritt, seine kleine Tochter auf dem Arm haltend, auf den alten Mann zu. Ohne ein Wort zu sagen, legte Harry ihm das Mädchen vorsichtig in den Arm.

      Harrys Schwiegermutter stockte der Atem. Ihr Schwiegervater hatte noch nie ein kleines Kind auf dem Arm gehalten. Aber der Alte schlug sich tapfer. Er hielt die Kleine fest und stand ganz still. Die kleine Klara lachte ihn an. Da veränderte sich der grimmige Gesichtsausdruck des alten Mannes. Er drückte die kleine Klara ganz fest an sich und fing an zu weinen. Dann dreht er sich um und ging langsam in das Wohnzimmer, wo er sich auf seinen Lieblingssessel setzte. Das Mädchen schien sich in den Armen ihres Urgroßvaters sehr wohl zu fühlen und sah ihn neugierig an. Harry und seine Schwiegereltern folgten dem Alten neugierig ins Nachbarzimmer. Conrad hob den Kopf und strahlte in Harrys Richtung.

      „Bitte setz dich zu mir und erzähl mir alles über die Kleine.“

      „Da gibt es nicht viel zu berichten. Nach dem Tod deiner Enkelin Klara wollte ich meine Tochter in die Obhut meiner Tante geben, die schon meine Schwester an Mutter statt aufgezogen hat. Aber meine Tante war dazu aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in Lage. Dann habe ich meine ledige Schwester gebeten, die Erziehung meiner Tochter zu übernehmen. Aber meine Schwester eignete sich überhaupt nicht für diese anspruchsvolle und anstrengende Aufgabe. Sie fühlt sich eher in den Ballsälen und Opernhäusern dieser Welt als in einem Kinderzimmer zu Hause. Und ich habe nicht das Geschick und die Zeit, Klara die Mutter zu ersetzen.“

      Wieder wurden die Augen des alten Mannes feucht.

      „Und weiter?“

      „Ihr könnt euch vorstellen, dass es mir nicht leichtgefallen ist, nach Hamburg zu kommen. Euer Verhalten gegenüber meiner Frau war unter aller Würde. Sie hat sehr darunter gelitten, dass sie von euch verstoßen wurde. Aber jetzt geht es nicht um mich, sondern um die Zukunft der kleinen Klara. Könnt ihr sie aufnehmen und euch um sie kümmern? Ich komme auch in jeder freien Minute, um euch zu unterstützen.“

      Harrys Schwiegermutter wollte gerade ihrer Empörung über diesen unglaublichen Vorschlag Luft machen, als sie durch eine Handbewegung ihres Schwiegervaters zum Schweigen gebracht wurde. Er wandte sich wieder Harry zu.

      „Mein lieber Harry, leider können wir unser unmögliches Verhalten deiner Frau und dir gegenüber nicht wieder gut machen. Aber mit der Anwesenheit deiner kleinen Tochter hier in meinem Haus gibt mir der liebe Gott ein Zeichen und eine zweite Chance. Dafür bin ich ihm und dir sehr dankbar. Wir werden uns um die kleine Klara kümmern und umgehend das beste Kindermädchen engagieren, damit sich Klara bei uns wohl fühlt. Und du bist uns natürlich jederzeit in unserem Haus willkommen. Möchtest du über Weihnachten bleiben?“

      Harry wollte.

      Die kleine Klara entwickelte sich prächtig und Harry besuchte sie in Hamburg so oft er konnte. Als das Mädchen sechs Jahre alt war, verstarb Conrad Kaufmann nach kurzer und schwerer Krankheit. Harrys Schwiegereltern brauchten nun auf den Alten keine Rücksicht mehr zu nehmen und schickten das Mädchen gegen Harrys anfänglichen Widerstand auf ein Edelinternat in die Schweiz. Dort entwickelte sich Klara ganz im Sinn ihrer Großeltern in eine ganz andere Richtung. Der Umgang mit dem Nachwuchs der Reichen und Schönen dieser Welt prägte sie. Bei jedem Besuch in der Schweiz musste Harry zu seinem Leidwesen feststellen, dass sich seine Tochter immer mehr von ihm distanzierte. Harrys Schwester Adele beobachtete die Entwicklung ihrer Nichte mit großem Interesse. Das Mädchen und ihr Umgang entsprachen jetzt genau ihren Vorstellungen, und so beschloss sie, den Kontakt mit ihrer Nichte zu intensivieren.

      Harry hatte nicht die Kraft und die Zeit, sich dieser Entwicklung entgegenzustemmen und resignierte. Für ihn gab es seitdem nur noch zwei Dinge, die seinen Alltag bestimmten: Die Arbeit und die Jagd. Letztere wurde immer mehr zur Sucht.

      „Lieber Herr Meier, Sie haben sicher auch schon davon gehört, dass mich die Entwicklung meiner jetzt acht Jahre alten Tochter sehr betrübt. Ich verkrieche mich in der Arbeit, verbringe jede freie Minute im meinem Jagdrevier und spüre immer deutlicher, dass ich mit meinen Kräften am Ende bin. Natürlich weiß ich, dass sich in der Maschbau GmbH etwas ändern muss, aber ich schaffe es nicht allein. Setzen Sie sich mit Ihrem Namensvetter zusammen und entwickeln Sie schnell ein Konzept. Meinen Segen haben Sie.“

      Nachdenklich verließ Hans das Büro und machte sich auf den Weg zu seinem Freund Heinz. Eine Woche später saßen die beiden Meier im Büro ihres Chefs. Das Konzept, das die beiden Freunde präsentierten, war nachvollziehbar und erfolgversprechend. Nach zwei Stunden stand ein merklich entspannter Harry Menzel auf, ging zu seinem Schrank, holte seinen Mantel heraus, zog ihn an und ging auf die beiden zu.

      „Meine Herren, ich bin von Ihrem Konzept begeistert und lege die Geschicke der Maschbau GmbH für die nächste Zeit versuchsweise in Ihre Hände. Ich fahre jetzt erst einmal für längere Zeit in die Schweiz, um die Entwicklung meiner Tochter zu beobachten und meiner Schwester auf die Finger zu schauen. Wir sehen dann weiter.“

      Die beiden Meier bedankten sich für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen und machten sich an die Arbeit.

      Hans reiste von Kunde zu Kunde, um das neue Geschäftsfeld der Maschbau GmbH vorzustellen. Mit seiner offenen und kompetenten Art weckte er das Interesse seiner Kunden. Parallel zu seinen Kundenbesuchen versammelte er im Beisein seines Freundes Heinz alle Techniker um sich und erläuterte ihnen die neue Strategie der Firma. Die Mitarbeiter zogen begeistert mit. Es dauerte nicht lange und die Maschbau GmbH bot ihren Kunden die ersten Optimierungskonzepte an, die auch sofort zu Aufträgen führten. Dieser Erfolg sprach sich schnell herum und lockte junge Ingenieure und Kaufleute an, so dass Hans und Heinz personell aus dem Vollen schöpfen konnten. Die beiden legten großen Wert darauf, dass es nicht zu Reibungsverlusten

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