Meier im Quadrat. Jörg Müller

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Meier im Quadrat - Jörg Müller

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neuen Mitarbeiter auf Grund der gesteigerten Nachfrage eingestellt. Jason bedankte sich persönlich bei Hans:

      „Ich mag die Deutschen immer noch nicht. Aber bei dir mache ich eine Ausnahme. Wenn du meine Hilfe brauchst, ruf mich an, egal, um was es sich handelt.“

      Dem Auftrag in England folgten weitere Auslandsaufträge. Die Ertragslage der Maschbau GmbH entwickelte sich hervorragend. Hans hatte zwar keine Probleme, genügend Ingenieure zu finden, die er in sein Konzept integrieren konnte, aber schon bald kamen die beiden Meier zu dem Entschluss, die Anzahl der Aufträge, die sie bearbeiten wollten, auf ihre aktuellen Kapazitäten zu begrenzen, um nicht den Überblick zu verlieren und die Erfolgsgeschichte zu gefährden. Harry Menzel konnte ihrer Argumentation anfänglich nicht folgen, aber Heinz Meier gelang es, seinen Chef schnell mit seinen Argumenten zu überzeugen:

      „Herr Menzel, wir haben zurzeit eine gute Balance, was das Verhältnis Umsatz/Kosten angeht. Eine weitere Expansion würde dazu führen, dass wir unser Personal deutlich aufstocken müssen und das Vorfinanzierungsvolumen sich erheblich erhöht. Eine direkte Konsequenz wäre eine Erhöhung der Kreditlinien bei unseren Hausbanken, was wiederum zur Folge hätte, dass die Banken umgehend Sicherheiten von Ihnen verlangen werden. Außerdem stößt Hans Meier langsam an die Grenze seiner Belastbarkeit, auch wenn er dies nie zugeben würde.“

      . . . . . . .

      An einem Frühlingstag im darauffolgenden Jahr saß Hans am frühen Nachmittag auf dem Londoner Flughafen Heathrow und wartete auf sein Flugzeug, das ihn nach Düsseldorf bringen sollte. Doch dann kam alles anders: Bombenalarm.

      Die Passagiere wurden umgehend mit Bussen in einen anderen Bereich des Flughafens evakuiert. Alle betroffenen Passagiere hatten denkbar schlechte Laune und machten ihrem Unmut lauthals Luft, bis auf zwei. Der eine der beiden war Hans Meier. An diesem Abend veranstaltete Birgit ihre vierteljährliche Pekinesenparty. Bei den letzten Partys waren in der Regel bis zu zehn dieser Kläffer mit ihren Frauchen anwesend und blieben bis weit nach 22.00 Uhr. Wenn er Glück hatte, würde sein Flug auf den nächsten Tag verschoben. Neben Hans saß ein Hüne, der mit seinem lauten Organ den anderen Wartenden immer wieder mittteilte, welchen Spaß ihm dieser Bombenalarm bereitete. Nur seine Körpergröße, verbunden mit seiner muskulösen Figur, hielten einige männliche Passagiere davon ab, diesem blonden Idioten das Maul zu stopfen. Der Wunsch von Hans ging in Erfüllung. Als der Bombenalarm endlich aufgehoben wurde, flog am gleichen Tag keine Maschine mehr von London nach Düsseldorf. Hans bekam ein sehr schönes Hotel zugewiesen und rief seine Frau an, um ihr mitzuteilen, dass er leider die Pekinesenparty verpassen würde. Bombenalarm, da könne man nichts machen. Birgit hatte davon schon in den Nachrichten gehört und war nicht weiter traurig. Hans war auf jeder Pekinesenparty ein Störfaktor. An der Hotelbar traf er den blonden Hünen wieder, der ihn auch gleich wiedererkannte. Jetzt konnte Hans sehen, dass der Mann mindestens zwei Meter groß war. Schnell kamen die beiden ins Gespräch. Der Blonde stellte sich sogleich auf Englisch vor.

      „Mein Name ist Mikael Nielsson und ich komme aus Finnland. Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schweden. Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet mit einem Goldstück und habe zwei Töchter, die drei und vier Jahre alt sind. Meine Privatmaschine ist leider zurzeit defekt, deshalb bin ich zum ersten Mal seit über fünf Jahren mit einer Linienmaschine geflogen. Und dann gleich ein Bombenalarm. Aber ich habe Zeit und genieße heute Abend den schottischen Whisky. Und wer bist du?“

      Die Finnen schienen sich alle zu duzen.

      „Ich heiße Hans Meier und bin Deutscher, ebenfalls verheiratet, allerdings nicht mit einem Goldstück. Kinder habe ich keine, aber meine Frau besitzt zwei Pekinesen. Heute Abend steigt bei uns eine Pekinesenparty. Deshalb bin ich froh, dass ich jetzt hier an der Bar stehe und ein paar englische Pints trinken kann.“

      Der Finne sah ihn erst verblüfft an, fing dann laut an zu lachen, schlug Hans vor Begeisterung auf die Schulter und antwortete in fließendem Deutsch:

      „Pekinesenparty, das hat was. Ich kann diese kleinen Kläffer nicht ausstehen. Wir haben zu Hause Huskies und Rentiere, die sind mir lieber.“

      Die beiden verstanden sich sofort. Hans erzählte von seiner Arbeit und der Finne hörte sehr interessiert zu. Dann erzählte Mikael von seiner Familie und seinem beruflichen Werdegang. Als die beiden um 23.00 Uhr nach dem Genuss mehrerer Pints und Whiskys zu Bett gingen, kannte Hans Mikaels ganze Lebensgeschichte.

      Mikael gehörte einer erfolgreichen Unternehmerfamilie aus Helsinki an. Er war der älteste von drei Söhnen und wurde von seinem Vater behutsam auf die Leitung des Familienunternehmens vorbereitet. Da seinem Vater mehrere Sägewerke gehörten, arbeitete Mikael nach dem Abitur ein Jahr bei einem holzverarbeitenden Unternehmen im Sauerland als Praktikant und sprach deshalb so gut Deutsch. Anschließend absolvierte er ein weiteres Praktikum bei Geschäftsfreunden in St. Petersburg, um die russische Sprache zu erlernen, denn die Firma seines Vaters wickelte ein großes Geschäftsvolumen mit Partnern in der damaligen Sowjetunion ab. In Edinburgh studierte er Betriebswirtschaftslehre, um dann im Alter von 27 Jahren in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen. Mikaels Familie verbrachte alle Ferien in Lappland. Da war es von großem Vorteil, dass die Familie seit den frühen sechziger Jahren über ein eigenes Flugzeug verfügte. Die Natur und die Menschen in Lappland faszinierten Mikael genauso wie seinen Vater. In Lappland lernte er seine Frau Hete kennen. Ihre Familie besaß riesige Land- und Wasserflächen, und so lebte ihre Familie in der Hauptsache von der Rentierzucht und vom Fischfang. Hete war die ältere von zwei Töchtern. Im Alter von 28 Jahren heiratete Mikael die zwei Jahre jüngere Hete. Die beiden zogen in das Haus ihres Großvaters ein, der ein Jahr zuvor verstorben war. Mikael lebte von Freitagnachmittag bis Montagmittag in Lappland und die restliche Zeit der Woche arbeitete und wohnte er in Helsinki.

      Am nächsten Morgen teilten sich Hans und Mikael ein Taxi zum Flughafen. Zum Abschied lud Mikael Hans nach Lappland ein, mit Frau und, wenn es unbedingt sein musste, auch mit den Pekinesen.

      Mitte Juli meldete sich Mikael telefonisch bei Hans, um seine Einladung zu erneuern.

      „Wir feiern am Wochenende ein großes Fest. Kannst du kommen? Ich schicke dir unsere Maschine.“ Hans war wirklich urlaubsreif. Er machte eher Feierabend, um seine Frau sicher anzutreffen, denn an diesem Abend war wieder mal eine Tupperparty bei einer von Birgits zahlreichen Freundinnen angesagt.

      „Was hältst du von einem Kurzurlaub in Lappland? Wir werden mit einem Privatflugzeug in Düsseldorf abgeholt. Du kannst Lothar jun. und die beiden Hunde (er hatte sich den Ausdruck „Kläffer“ gerade noch verkniffen) auch mitnehmen.“

      Birgit sah Hans an wie einen Irren.

      „Wo willst du hin, nach Lappland?“

      Hans schaltete sofort um.

      „Natur pur, nette Tiere und Bären, die gerne mit kleinen Hunden spielen. Ich habe jedenfalls noch nie davon gehört, dass in Lappland ein Pekinese von einem Bären angefallen worden ist oder umgekehrt.“

      Birgit verließ empört das Zimmer und ging zu Lothar jun. in das Kinderzimmer. Der Junge war wie immer in ein Buch vertieft. Selbst in den Sommerferien las Lothar jun., während die anderen Kinder in seinem Alter draußen spielten. So war es nicht weiter verwunderlich, dass er keine Freunde hatte.

      „Hast du Lust, mit deinem Onkel Hans nach Lappland zu fahren?“

      Lothar jun. sah nur kurz auf:

      „Du weißt doch, dass ich deinen Mann nicht leiden kann. Was also soll diese dumme Frage?“

      Er wandte sich wieder seinem Buch zu und schien im gleichen Moment vergessen zu haben, dass seine

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